Tag- und Nachtbilder
Liebe Vera-Lena,
ja, ich fühle mich - also das Gedicht, der Text fühlt sich verstanden.
Es war mein Anliegen, dass man das Tag- und Nachtbild auf hell und dunkel, Leben und Tod bezieht.
Wobei auch die Lesart Tag / Nacht : Wachen - Schlaf möglich wäre, in diesem Fall würde der Tag gehen - und mit ihm würde sich der Besucher verabschieden, würde die Wendung "zeit zu gehen" auf seinen Abschied beziehen.
Was die Frage des Begleitens am Sterbebett angeht:
Ich möchte, nach meiner Denkweise von heute, auch einen lieben Menschen neben mir haben - und wünsche das jedem.
- Aber ich habe auch öfter schon davon gehört - und es auch einmal selbst erlebt, dass Sterbende erst "gehen", wenn sie allein sind, sich regelrecht den Moment des Alleinseins von nahen Angehörigen suchen, um "loszulassen".
Ich kenne auch das Gefühl, dass dies Hinübergehen ein sehr privater, ein sehr intimer Moment ist, wo man sich auch als außenstehend empfinden kann und das Gefühl bekommen kann, jetzt wäre es an der Zeit, nicht mehr dabei zu sein, hinzusehen, Kontakt zu halten (Hand oder Arm, Haut zu Haut, warm zu warm), mitzufühlen - weil der Sterbende ganz "bei sich" ist und man nicht urteilen kann, ob man vielleicht stört in seiner Arbeit, in seiner Ruhe oder in seinem Kampf.
Es gibt wohl keine Einheitslösung.
Gruß vom Jongleur