zu spät kommen

verloren


fremd ist mir dieser Ort
dabei war ich hier
jeden Tag

die kleinen Runden
haben meine Erinnerung in Watte gepackt
leicht wurde sie
flog fort
ich wollte sie nicht wieder einfangen

die Schachteln sind leer
nun kommt sie wieder
die Erinnerung

behutsam erhebt sie sich vom Kopfsteinpflaster
schwebt vor meine Augen
alles was ich sehe ist rot
wie das Auto
das sich in deines krallte

kann dich nicht erkennen
nicht einmal im Traum
hast du dein Gesicht

ich wollte doch Abschied nehmen
nicht von den Bildern
die in meiner Wohnung stehen
auch nicht von deinem Pullover
der jetzt mit mir schläft

ich kam zu spät
sie deckten dich zu
bevor ich mich wieder fand

Hallo Anonymus

Eindringlich, und gleichzeitig behutsam und leise, dieses Gedicht; das macht es besonders.

Allein der Titel ruft eher Assoziationen an Unpünktlichkeit hervor, weshalb mir ein "Verloren" an seiner Stelle besser gefiele. Er bezöge sich auch doppelt: auf den verlorenen Menschen und den schönen Schlusssatz.

sie deckten dich zu
bevor ich mich wieder fand

Zum Vergrößern anklicken....

Gruß von Elke

Danke, liebe Elke,

ich habe den Titel geändert.

LG