zweiter weihnachtsfeiertag

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schleier wandern vorm hausberg
zur nächsten wolkenburg
schneefrei bewahrt der göttersitz
sein altes geheimnis
engel aus lichtschlangen unten im dorf
weder flugtauglich noch feierlich
warten darauf in kartons zu verschwinden
beim nachbar dudelt das radio dschingel bells
und im haus der bäckerswitwe
flackert die wehmut alter filme
humpelnd bewacht ihr Hundegreis
den garten hinterm jägerzaun

noch hält die buchenhecke
ihre braunen blätter
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Karl,

eine stimmige deutsche "Kleinstadt-Feiertagsidylle".
Sehr gerne gelesen!!

Liebe Grüße
Manfred
 
Lieber Manfred,
ja, die Kleinbürger hier bei uns auf dem Dorf.
Ich danke dir für dein Lob und wünsche noch eine allerletzte Restweihnacht
Karl
 

Perry

Mitglied
Hallo Karl,

"dschingel bells" ist eine interessante Schreibweise.
Ja das Weihnachtsprogramm im Fernsehen besteht überwiegend aus Märchenfilmen und TV-Klassikern. Dem Hund und der Buchenhecke dürften die Feiertage dagegen ziemlich egal sein.
Gutes Stimmungsgedicht!
LG
Manfred
 
Lieber Karl
Leider haben deine Gedichte in letzter Zeit eine negative Ausstrahlung.
So wirken sie zumindest auf mich.

Weihnachtslieder dudeln.
Hundegreis humpelt.
Bäckerswitwe sieht wehmütige Filme.
Warum nicht ein Witwer, die sind viel rührseliger.

Es grüßt dich Marie-Luise und wünscht
dir einen guten Rutsch ins Jahr 2012
 
Lieber Manfred,
ich danke dir für deine Zeilen. Nun ich habe es bei jedem Weihnachtslied mal in "Lautschrift" versucht...
Dir einen guten Rutsch in ein glückliches Jahr
Karl
 
Liebe Marie-Luise,
zurzeit lebe ich in einem Dorf, aus dem die jungen Leute in Richtung Stadt ausziehen und die Alten zurückbleiben.
Hier stehen mehrere wunderschöne stattliche Fachwerkhäuser leer, weil die Erben sie nicht mehr haben wollen.
Und für Witwen habe ich mich entschieden, da sie nun einmal gegenüber Witwern eindeutig in der Überzahl sind. Frauen leben bekanntlich länger und eben auch länger allein.
Mir ist es bei aller Lyrik wichtig, hinter die Idyllen, die es hier auch gibt, zu sehen.
Dennoch wünsche ich auch dir ehrlich und von Herzen einen guten Rutsch in ein glückliches Jahr
Karl
 

Mandelbaum

Mitglied
Hallo Karl,
mein Empfinden scheint dem von Marie-Luise zu gleichen, mir fehlt der "Lichtblick" - vielleicht ein Blick nach innen oder ein Naturerlebnis, letzteres hat doch jedes noch so trostlose Dorf zu bieten oder täusche ich mich?
Lieben Gruß,
Mandelbaum
 
Hallo Mandelbaum,
"Wo bleibt denn das Positive?" ist für mich keine literarische Frage. Und im übrigen sind die beiden letzten Zeilen gar nicht ohne Zuversicht. Wenn eine Party vorbei ist, sind die verbleibenden Reste auch kein erfreulicher Anblick.
Und es gibt sie wirklich: Die sterbenden Dörfer.
Nichtsdestotrotz bin ich kein Pessimist und wünsche dir einen guten Rutsch in ein glückliches neues Jahr
Karl
 

Mandelbaum

Mitglied
Hallo Karl,
vielleicht ist es nicht mehr zeitgemäß, dennoch ist es für mich so, dass ich mit dem Begriff "Weihnachten" etwas verbinde. (In Deiner Überschrift taucht das Wort "Weihnachten" auf.)
Es lässt sich in aller Kürze annähernd so benennen: in tiefste Finsternis hinein wird etwas Lichtvolles geboren.
Der Begriff "etwas Positives" deckt das nicht ab. Diese Formulierung stammt von Dir.

Vielen Dank für die guten Wünsche zum Neuen Jahr.
Auch ich wünsche Dir alles Gute,
Mandelbaum
 
Lieber Karl,
am 2. Weihnachtstag verschwindet noch nichts in den Kartons.
Bei mir dürfen die Englein bis zum Dreikönigsfest im Zimmer schweben.
(Natürlich ist es nicht so wie in Bölls "Nicht nur zur Weihnachtszeit)

Zwischen den Jahren grüßt noch einmal
Marie-Luise
 
A

AchterZwerg

Gast
@ Mary, @ mandelbaum
In meinen Augen ist es nicht die Aufgabe eines Dichters, für weihnachtliche Stimmung zu sorgen. Und Karl ist einer, wenn er sich auch manchmal etwas im Kreise bewegt.
Stoff und Motiv eines Textes liegen ganz allein in der Hand des Poeten; er spiegelt (in einem erweiterten Sinne) seine eigene und in diesem Fall auch eine gesellschaftliche Realität wider.
Dies Freiheit sollte man ihm schon lassen.

Bitte versteht diese Anmerkung nicht als Kritik an euren persönlichen Vorstellungen, die genauso ihre Berechtigung haben wie jede andere.
Ohne Freiraum ist Kunst jedoch nicht möglich.
Liebe Grüße, der 8.
 
Liebe Heidrun,

Stoff und Motiv eines Textes liegen ganz allein in der Hand des Poeten; er spiegelt (in einem erweiterten Sinne) seine eigene und in diesem Fall auch eine gesellschaftliche Realität wider.
Dies Freiheit sollte man ihm schon lassen.
Ich glaube, Karl würde sich diese Freiheit nie und nimmer nehmen lassen.
Damit habe ich auch nicht gerechnet.

Es grüßt
Marie-Luise
 
Liebe Heidrun,
danke für deine Schützenhilfe. Ja, ich drehe mich öfter im Kreis. Das tue ich offensichtlich, wenn meine Entwicklung nicht so richtig weitergehen will und ich partout die nächste Station nicht erreiche. Natürlich interessiert mich, welche Kreise du bei mir siehst. Manches sieht von außen eben anders aus, als ich es von innen fühle. Daher wäre ich dir über eine entsprechende Rückmeldung dankbar.
Liebe Grüße
und falls wir uns vorher nichts mehr schreiben, einen guten Rutsch in glückliche Zeiten
Karl
 

revilo

Mitglied
Tach Kalle,
bei Deinen letzten Gedichten hatte ich den Eindruck, neben Dir in Deiner Studierstube zu sitzen....jetzt sehe ich den alten Hund der Witwe ( Bolte ? ) vor Augen......... wenn ich das nächtse Mal in Deiner Lyrikbude verweile, darfst Du mir gern einen guten Roten kredenzen.......womit kann ich mich dann revanchieren??????

Frohes Neues von revilo
 



 
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