Frühling, vereist

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Venus

Mitglied
Nicht leicht machst du es hier dem Leser,
lieber Jongleur
und schon gar nicht dem Betrachter...

Nun bestimmt zum 5. Mal hab ich dieses Werk aufgerufen. Immer wieder zieht es mich hin. Immer wieder zögere ich ob eines Kommentars, weil ich mir nicht sicher bin...

Nun zögere ich nicht mehr.
Ich bin sicher, das will so bleiben.

Du hast hier ganz bewusst sehr viel eingesetzt. Jede Zeile (bedingt durch den Zeilenabstand) will für sich stehen und ihre Aussage bekräftigen. Das tut sie.
Soviel Interpretationsspielraum begegne ich selten! Erst will der Eindruck: „wie kann etwas knospen, wenn es friert?“ und beruhigt sich schnell, in der Flucht zur „anderen Welt“. Dort kann es wohl –

Hier will Hoffnung gelesen werden, Wut und beides verdrängt durch Resignation und trotzdem tiefen Glauben ans „dennoch“.

Ganz ohne „eigentlich“ darf es jetzt für mich ein Glanzwerk bleiben!

Herzlich,
Venus
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Jongleur,

"stakt der Blick" gefällt mir gut. Ja, wenn der Augapfel sich nicht mehr bewegen kann und dennoch ein Blick aus Abgestorbenem in lebende Regionen möglich ist, ein gut gewähltes Verb.
Die Frage stellt sich, ob die vereiste Zukunft auch wieder auftauen kann. Man möchte es wünschen.

Liebe Grüße Vera-Lena
 

Jongleur

Mitglied
zum unfreundlichen Frühling

Danke Venus und Vera-Lena,
dass Ihr Euch mit dem Eistext in einer gerade so sonnigen, milden Jahreszeit, mit dem Blick von unten auf einen Frühling der anderen auseinandergesetzt habt. Es gibt berauschende Frühlingstage, in den Menschen aufleben und einen Neubeginn der Natur und des eigenen Lebens sehen, beflügelt sind, begeistert, zielstrebig, heiter.
Es gibt aber auch Menschen in Lebenssituationen, denen ein Knospen, ein Blühen konträr zu den eigenen Gefühlen steht. Wo die Metapher Frühling = Neubeginn, Wärme, Belebung nicht zum Tragen kommt. Die nicht dazuzugehören scheinen zu den ersten Straßencafétagen.
Ein Ich, dem die Perspektive eingefroren ist, wird den Frühling, die Knospen als befremdlich, vielleicht als Schlag ins Gesicht empfinden. Im besten Fall als einen Frühling "der anderen", einer Welt, zu der es nicht gehört.
Hoffnung - Venus, leider, hatte ich nicht eingearbeitet.
Eher die Gegensatzpaare. Und die Frage, wie lebt man ohne Hoffnung, ohne Perspektive - wenn ringsum Hoffnung in gelben und rosa Blütentuffs wächst und duftet?

Es freut mich dennoch, Venus, dass Du als Leserin eine Hoffnung im Gedicht entdecken konntest. Ich vermute, Du bist ein optimistischer Mensch. ;)

Die Frage stellt sich, ob die vereiste Zukunft auch wieder auftauen kann. Vera-Lena, ja, diese Frage stellt sich. Und wenn nicht das Eis *dieser* Zukunft schmilzt, ob sich andere Perspektiven, weniger eisig, werden finden lassen.

Grüße vom Jongleur
 

Venus

Mitglied
...und wenn die Hoffnung in der zweimal andren Welt liegt -
nix wie hin!
So lange man sucht stirbt sie nicht zuletzt.
Eher nie...

Bestimmt,
weil ich optimistisch bin,
wollte ich es so lesen.

Herzlich nochmal,
die, die immer was findet -
Venus
 

Jongleur

Mitglied
jaja

Hast ja recht, Venus, der Frühling wird sich frei-tauen, wird kommen, immer, so ist das. Vom anderen Eis muss man fein schweigen, weil es ja den Mund - und die Hand - die Worte in jeder Weise eingefriert ...
Und Worte wollen aber heraus, über "heiß" und "Eis", von Liebesgedicht bis Sterben, nicht wahr.

By the way, momentane Temperatur ca. 4° C ....
Nah am Eis, nicht wahr.
Nu komm mal mit Deinem Optimismus rüber, ...
;)
(schnell, eh die Sonne Dich einholt)
Jongleur
 



 
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