Der Waschsalon

Der Waschsalon

Meine Wäsche hatte ich in einem Automaten-Waschsalon in die Maschine gestopft und den Waschvorgang gestartet. Die meisten Besucher des Automaten-Waschsalons vertrieben sich die Wartezeit mit leckerem Kölsch in einer nahe gelegenen kölschen Kneipe. Einige Gäste knobelten, andere spielten Skat, oder unterhielten sich an der Theke über die Themen, die man so beim Kölsch bespricht. Es herrschte eine lockere und lustige Stimmung.

Jupp kam Plötzlich auf mich zu und sprach mich in perfektem Kölsch an:
„Hür ens, wat kann mer dann in däm Wäschsalon su alles wäsche?“ -
Ich schaute ihn an und dachte: will der mich veräppeln? „Wie? Wat kann mer do alles wäsche? - na, eben Wäsche…“
„Un wat söns noch?“, fragte Jupp weiter und trank genüsslich an seinem Kölsch.
Ich war auf der Hut, denn meine Vermutung der Veräppelung wuchs. „Reinigen! - Do kanns och Botze, Jacken, Anzöch un e sujet reinige.“
„Aha…wie funktioniert dat dann mit dä Wäsch?..Ich han su jet noch nie gemaaht“, wollte er wissen und fragte mich:
„Drinks do och e Kölsch?“
Er wartete meine Antwort nicht ab. „He Köbes, dun mer ens zwei Kölsch!“ - „Alsu, wat es, wat kann mer do söns noch wäsche?“
Ich dachte, sag einfach wie es ist. „Am Automat kanns do en Wäschmünz un ne Behälder met Waschmeddel kaufe. Dozo kanns do och noch jet Weichspöler in nem kleine Döppe trecke. Die Münz, dat Wäschpulver un dä Weichspöler giss do en die Maschin un dröcks op dä Knopp. Dann häs do Zick för e paar Kölsch.“
Er schien mit der Erklärung zufrieden und begab sich zurück an seinen Thekenplatz. Lange dauerte es aber nicht und er stand wieder da und tippte mir auf die Schulter. „..un? …wat kann mer dann söns noch esu wäschen ov reinige?“
Ich fing seinen fragenden Blick ein. Wollte er es nicht verstehen, oder was war mit ihm los. Mir blieb nichts anderes übrig, und so antwortete ich ihm: „Schohwerk!…Schohn kann mer do och putze looße“, antwortete ich leicht genervt.
Er tippte sich mit dem Finger an die Stirn. „Do wells mich wohl verarsche?…Do Jeck. Schoh…ha..ha… dat jitt et doch gar nit.“
Ich dachte, so mein Freund, jetz hann ich dich. Bevor er sich lachend zurückziehen wollte, schob ich hinterher. „Doch…ungeloge.“
„Do bes ech jeck - Schohn in ner Wäschmaschin. Do häs doch et Schoss erus.“
Er zog sich zurück. Aber nicht lange. Er forderte eine ernstgemeinte Antwort.
„Jetz sag, dat jitt et doch nit wirklich, oder?“
„Doch…ech…gangk doch erüvver un loor noh. Op einer Maschin steiht ‚NUR FÜR SCHUHE‘ “
Ich hoffte insgeheim, er würde nicht nachsehen. Nun wollte ich den Spass auch zu Ende bringen. Einmal in Fahrt erklärte ich ihm, dass er natürlich bei der Befüllung darauf achten müsse, nur Schuhe der gleichen Farbe zu nehmen, damit kein Farbschaden entstehen würde. Ach ja…die Schnürsenkel sollte er auch vorher entfernen, damit diese sich nicht verknoten.
„Do Schauter…do verzälls mer nen Driss,“ lachte er mir ins Gesicht.
„Dann gangk doch endlich erüvver un üvverzeug dich selfs,“ rief ich ihm laut entgegen.
Er drehte sich ab und sprach laut: „En Wäschmaschin för Schoh…esu nen Quatsch…dä spinnt doch.“
Er ließ es dabei und ich blieb ruhig bis zum Ende der Waschzeit am Tresen stehen.
Längst hatte ich den Plan gefasst ihn nun komplett reinzulegen. Die Kneipe war auch beliebter Treffpunkt für Handwerker. Ich lieh mir also einen Zollstock und ging rüber zum Waschsalon, um die obere Abschlussblende einer Waschmaschine abzumessen. Da ich von Beruf Schriftsetzer war, fasste ich den Entschluss einen Aufkleber zu fertigen, der genau auf die Blende passte.
Bereits am nächsten Tag zog es mich in die Kneipe. Ich war mir ziemlich sicher, meinen “Schuhwaschmaschinenfreund“ zu sehen. - Treffer…Er stand lässig an der Theke. Wir grüßten uns eher beiläufig. Nach einer Weile rief ich ihm zu: „Na…häs do schon drüvve nojeloort, ob et en Maschin nor för Schoh gitt?“
Er kam sofort auf mich zu und gab mir zu verstehen, dass er dies immer noch für einen puren Blödsinn hält.
Nun wollte ich es auch zum erfolgreichen Abschluss bringen: „Na jut, is mer ejal. Ich weiß et jo.“
Jetzt winkte er mir mit dem Zeigefinger entgegen. „OK…mer wedden öm zehn Kölsch. Wehe et jitt kein Maschin ‚NUR FÜR SCHUHE‘…ich gonn jetz rüvver.“
Er verschwand aus der Kneipe und ich dreht mich schmunzelnd zur Theke. Nach kurzer Zeit spürte ich einen heftigen Schlag auf meiner Schulter.
„Nä…nä …alsu … , dat hätt ich nie un nimmer gedaach. Do steiht tatsächlich en Machine för Schohn. Ich wor üvverzeug dovun, dat do mich verarsche wollts.“
„Han ich dir doch gesaht.“
Er legte seinen Arm um mich und sagte: "die zehn Kölsch häs do dir wirklich verdeent."
Natürlich haben wir den „Wetteinsatz" zusammen getrunken.

Ne herrliche Spass.
 

Bo-ehd

Mitglied
Eine Geschichte, wie sie nur aus dem Rheinland stammen kann, stimmungsvoll erzählt und ein Beweis dafür, dass der Kölner Dialekt auch zum Schreiben taugt. Hätte gern mehr davon.
Gruß Bo-ehd
Zur Info: Wir haben hier im Forum eine Sparte, in der Dialektsprache besser aufgehoben ist.
 
Viele Dank für das Interesse und die Stellungnahme. Es freut mich sehr, dass Ihnen die Geschichte gefallen hat.
Herzlichen Dank auch für den Tipp der Sparte Dialektsprache.
Ich habe noch ein paar Kölsche Texte, die ich in Kürze dort einstellen werde. Viel Spass beim Lesen.
 



 
Oben Unten