"Ick häng ma die Wäsche uff"

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HajoBe

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"He, Karl, wat is mit deine Olle?" Kurt schüttet Müll in die Tonne.
"Wees ick nich, wollte heute nich uffstehn."
"Biste nich uff Malloche?", wundert sich der Nachbar.
"Nee, muss mir um den Haushalt kümmern."
Karl schleppt die Wanne mit der frisch gewaschenen Wäsche in den Hinterhof. Frisch sieht sie ja nicht aus, eher schnuddelig und grau. Er baumelt sie an die Leine, Kragen nach unten. Sind Hemden. Die Büstenhalter von <seine Olle> traut er sich nicht aufzuhängen, lässt sie im Zuber liegen.
"He, Karl, schämste dir wegen die BH´s von Herta?"
"Lass ma, muss nich jeda sehn."
Da kommt Paul um die Ecke. Ist Hausmeister. Kontrolleur würde man sagen.
"Karl, die BH´s lässte ma außen vor! Du weest doch, wegen die Kinder, wenn se in Hof spielen. Die kommen sonst uff schlüpfrige Jedanken."
Mensch, denkt sich Karl, gut, dass ich die Schlüpfer - oder wie die Dinger heißen - in der Küche gelassen habe. Die trockne ich auf dem Ofenrohr.
Und da kommen die Kinder schon mit Ball und Murmeln und Geschrei.
"Du, Pit, kiek ma, die Klamotten von die olle Herta! Wat hässlich!"
"Stimmt jenau. Und Unterwäsche trägt se och nich, ick seh keene."
"Det jeht euch jarnischt an!" Karl scheucht die Gören vom Hof.

Zurück in der Küche, klaubt er die Reizwäsche von Herta zusammen und hängt sie auf die Leine über dem Herd und ans Ofenrohr. Jedes Stück hält er sorgsam und liebevoll in Händen und seine Gesichtszüge werden weich und fast zärtlich verklärt.
"Du, Herta, warst ma ne janz Schöne!"
Herta brummt aus den Kissen.
"Ick wees, bin ick aba immer noch. Siehste bloß nich, Karl."
"Ick mach dir ma een schön Kaffe, Hertalein."
Ja, ja, die <olle Herta>.
 



 
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