1. Dawn - Kapitel 1

Isaa

Mitglied
danke, dass ihr reinschaut =^.^=
leider weiß ich nicht, ob es die richtige Kategorie ist, aber meine Geschichte ist zumindest Fantasy, obwohl der Einleitungssatz wie SF klingt.
Es ist nur der erste Teil und aufkommende Fragen sollten in weiteren Teilen geklärt werden. Trotz allem wären mir Fragen eurerseits sehr hilfreich und natürlich auch Kritik.

Schon im Vorraus: Vielen Dank fürs lesen.


Second Chances


Einst, irgendwo in dem Land Yosei auf dem größten Kontinent des Planeten Ilysium...


Part One – Dawn

1.
Die Nacht war dunkel und im schwarzen Himmel glitzerten die Sterne wie kleine Kerzen, die weit in der Ferne brannten. Kein Mond war zu erkennen, nur die Straßenlaternen erzeugten ein mattes Licht in der Dunkelheit. Graue Schatten erhoben sich zwischen den Häuserwänden und verschwanden wenige Sekunden später. Meistens handelte es sich um Katzen und ihre Beute, besonders Vögel, die auch nachts munter waren und fröhlich zu ihren Nestern flogen, welche sie in den Bäumen der Gärten und großen Parkanlagen errichtet hatten. Sie sangen nicht, sodass eine Stille in der Stadt herrschte, die nur selten von einem leisen, unheimlichen Geräusch unterbrochen wurde. Einige Blätter waren von den Bäumen gefallen und erzeugten ein leises Rascheln, wenn ein Tier auf sie trat, wie der Schrei eines einsamen Geistes.

Wie Geister waren sie. Ihre schwarzen Gewändern waren kaum von der Schwärze zu unterscheiden und ihre Gesichter waren durch Kapuzen bedeckt. Gleich einer Schar verhungerter Geier umkreisten sie die Leiche, die auf dem steinigen Untergrund lag. Schwarzes Blut triefte aus vielen Wunden auf den Boden. Genauso leuchtete es auf den silbernen Klingen der Dolche und Schwerter, welche die dunklen Gestalten in den Händen hielten. Alle schienen sich anzusehen und auf etwas zu warten, aber keiner bewegte sich. Nur ihre Gewänder tanzten ein wenig im aufkommenden, warmen Wind.

Niemand sagte ein Wort, nicht einmal ihr Atem war in der Stille zu hören. Zeit war unwichtig, die Nacht war noch jung zwischen Bäumen und Steinen, zwischen Leben und Tod. Umso länger sie reglos um den toten Körper standen und schwiegen, desto angespannter wurde die Atmosphäre. Immer mehr, bis die Spannung riss.
Unerwartet stürmte die Gruppe auseinander und die Gestalten liefen in alle Richtungen davon. Manche schwangen ein letztes Mal ihr Schwert, bevor die leuchtende Klinge in den schwarzen Stoff verschwand. Sie waren wie ein Schwarm Insekten, der durch die Straßen schwirrte und verschwand. Dann war es wieder still.
Es war schwer die beiden gebliebenen Gestalten zu erkennen, denn auch ihre Gewänder hatten eine ähnliche Farbe wie die Umgebung. Beide schauten noch immer auf den toten Körper, dessen Blut nun in dem Licht der Straßenlaternen dunkelrot und dessen Haut wie Marmor leuchtete. Ein paar Minuten vergingen bis eine von ihnen sich aus Ekel abwandte. Sie war die kleinere und mit leichten Schritten, wie eine Katze, schlich sie die Straße entlang. Die größere Gestalt lief ihr nach und hielt sie am Arm fest, um sie zu stoppen. Langsam drehte sich die kleinere um und schaute in das Gesicht der anderen, so weit es sichtbar war.
„Tod. Überall ist Blut.“ Ihre hohe, weibliche Stimme zitterte. Dann befreite sie sich von dem Griff ihrer Freundin und drehte sich um. „Kannst du es riechen? Wir sollten die Polizei benachrichtigen.“
Die andere nickte, tat jedoch nichts dergleichen. Im Gegenteil, sie ließ ihre Kapuze und ihren Umhang auf die Erde gleiten und schaute sich prüfend um. Lange, schwarze Haare fielen über ihre starken Schultern hinunter zu ihren Hüften und ihre Augen glänzten wie Smaragde. Ihr Körper war groß und schlank und sah männlich aus. Trotzdem war sie hübsch und hob es mithilfe enger Kleidung und Schmuck hervor.
Ihre Freundin war das Gegenteil. Auch sie befreite sich nun von der Kapuze und den schwarzen Gewand und enthüllte einen sehr dünnen und graziösen Körper. Genauso wie die andere hatte sie lange, schwarze Haare, die ihr jedoch nur bis über die Schulterblätter reichten. Ihre grünen Augen waren heller, kälter und ernster. Außerdem war ihr Körper sehr weiblich, auch wenn sie versuchte es durch weite Kleidung zu verbergen. Noch immer zitterte sie ein wenig.
„Du brauchst keine Angst zu haben, Nephthys.“, entgegnete die größere Frau. Ihre tiefe Altstimme wirkte beruhigend, dennoch wollte ihre Freundin nicht zugeben, dass sie tatsächlich ängstlich war.
„Ich fürchte mich nicht.“; erwiderte Nephthys, „Es ist nur so schrecklich. Und der Geruch des Blutes, mir wird schlecht. Wie kann man nur so etwas tun?“
Ihr Gegenüber lächelte. „Immer ist es dieselbe Frage. Warum passieren solche Dinge? Wie kann ein Mensch so etwas tun? Ich frage dich: Warum hast du den Mord nicht verhindert?“
Eine Weile verging ohne Worte. Nephthys wusste keine Antwort. Aus Furcht hatte sie nichts getan, aus Furcht selber zu sterben. Für sie war der Tag zum Sterben noch nicht gekommen, sie wollte nicht sterben. Aber ihre Freundin hatte Recht. Warum fragte Nephthys so etwas? Es war nicht das erste Mal, dass sie einen toten Menschen gesehen hatte. Sie selber hatte bereits Leben genommen. Deshalb war es unsinnig sich wie ein unschuldiges Mädchen zu benehmen.
„Sie haben ihn getötet und wir dürfen den Dreck wegräumen.“, sagte Nephthys und in ihre Stimme klang bitter.
„Das ist Schicksal. Wer konnte ahnen, dass es geschieht?“
Ein kurzes Lächeln huschte über die roten Lippen von Nephthys. „Wenn das mein Schicksal ist.“ Sie brach ab und schaute in den dunklen Himmel mit seinen vielen Sternenbildern. Den Phönix entdeckte sie, mit seinem hell leuchtenden Stern, der das Auge symbolisierte, mit welchem er über alle Kreaturen auf Ilysium wachte. In der anderen Richtung war die Sphinx zu sehen, ein seltenes Sternenbild in Yosei, das nur in Frühling am Himmel auftauchte. Ganz anders war es in Ardor, einem Staat auf dem anderen Kontinent, der weit weg hinter dem Meer lag. Dort konnte dieses Sternenbild das ganze Jahr über betrachtet werden.
Ardor, Nephthys vermisste dieses Land, in welchem sie vor vielen Jahrhunderten geboren worden war. Trotzdem war sie noch jung für jemanden, der auf Ilysium lebt. Viele Menschen dort wurden bis zu tausend Jahre alt.
„Ich habe mein zu Hause und Camina nicht verlassen, damit ich erneut sehe wie Leute sterben.“, fuhr Nephthys niedergeschlagen fort.
„Du hast die Wahl wieder zu deiner Familie zu gehen. Meine ist hier.“
Vielleicht hatte sie Recht, aber Nephthys wollte nicht. Erinnerungen können sehr schmerzhaft sein, das fühlte sie tief in ihrem Herzen. Niemals würde sie es wagen zu ihrer Familie und ihren Bekannten zurückzukehren. „Meine Familie ist auch hier, bei dir, Astarte.“
Einen Augenblick starrte die größere Frau sie an, bevor sie antwortete: „Nein, Nephthys, du hast deine Familie vor vielen Jahren verlassen. Glaubst du nicht, dass sie dich vermissen? Ich glaube es und ich kenne deine Familie genauso gut, wie ich meine kennen Beide sind sehr lieb und offen. Deshalb verstehe ich nicht, warum du sie verlassen hast.“
Dieser grausame Schmerz in Nephthys’ Herz hatte sich bei jedem Wort von Astarte verstärkt. Jahre waren vergangen, seitdem sie das letzte Mal über ihre Gründe nachgedacht hatte. Bereuen tat sie ihre damalige Entscheidung nur bedingt.
„Nachdem du gegangen warst, wurde mein Mann König von Ardor.“, begann Nephthys zu erzählen. Ihre Stimme war ruhig und selbstsicher, aber ihr Inneres zitterte wie ein Erdbeben. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich ihn gehasst habe und die Kriege, die er führte. Genauso wie ich ihn, hasste er meinen Bruder und auch dafür verachte ich ihn noch mehr. Er war ein Tyrann und wurde ermordet, was ich nicht bedauere. Seine Kriege hatte er verloren und das Volk von Ardor wurde noch mehr verdammt, als es ohnehin schon war. Du weißt, was Glacies mit uns gemacht hat?“
Astarte nickte. Sie war viel älter als Nephthys und hatte Ardor verlassen, als diese noch halb ein Kind war.
„Irgendwie habe ich es geschafft das Land zu verlassen. Ich kam nach Camina, die Stadt der Piraten, wo ich meine Liebe gefunden habe. Wir haben einen Sohn, auch wenn ich wusste, dass es ein Fehler war. Mein Geliebter war der Kapitän eines Piratenschiffes und dementsprechend bestand mein Leben aus Abschaum und Schätzen.“ Nephthys machte ein abneigendes Geräusch, bevor sie nach einer Pause weiter redete. „Es war ein Fehler und ich habe angefangen mein Leben zu verachten. Deshalb bin ich gegangen.“
Nephthys war distanziert und wollte nicht einmal die Hälfte der Geschichte erzählen, das fühlte Astarte. Ihre kleine Freundin würde für sie immer ein Kind bleiben und unvernünftig sein.
„Wer war dein Geliebter? Wie ist sein Name?“, erkundigte sich Astarte, um weitere Dinge zu erfahren. Vielleicht half es ihr die Vergangenheit, die sie so quälte, zu vergessen. Leider schüttelte Nephthys ihren Kopf. Es war zu früh für sie ihre Geschichte zu erzählen.
„Was ist mit dir?“, versuchte sie stattdessen das Thema zu wechseln. „Deine Familie ist hier, dein Sohn und deine Töchter, aber was ist mit deinen Geschwistern und ihren Kindern? Willst du sie nicht wiedersehen? Und vermisst du nicht die Wüste und das Meer und die heißen Sonnenstrahlen?“
Sofort öffnete Astarte ihren Mund für eine Antwort, änderte jedoch ihre Meinung und schwieg. Dies war nicht der Ort und die Zeit für die Enthüllung der Vergangenheit. Anscheinend hatten sie und Nephthys etwas gemeinsam: Beide wollten nicht über die vergangenen Zeiten reden.
„Sie – meine Familie und Freunde – denken, ich sei tot.“, erwiderte Astarte, „Einst war ich die Prinzessin von Ardor, aber jetzt bin ich es nicht mehr. Alle leben ich Frieden, genauso wie ich.“
Diese Worte blieben unbeantwortet. Nephthys versuchte nicht mehr zu erfahren, immer war Astarte die weisere der beiden gewesen. Bei Nephthys’ Geburt war Astarte bereits eine erwachsene und stolze Prinzessin, die ihr Land mutig mit dem Schwert verteidigte. Selbst die Soldaten der königlichen Leibgarde hatten sie nicht besiegen können. So zu werden wie Astarte war der Traum von Nephthys gewesen, aber die Möglichkeiten waren nicht gegeben gewesen. Mit der Zeit hatte sie es geschafft ihren Traum zu verwirklichen, sodass sie nun eine stolze und mächtige Kämpferin und Mutter war. Jahrelang hatte sie dafür trainiert, aber immer das Töten gehasst. Warum brachten sich Menschen gegenseitig um? Es war ein Verbrechen, zumindest bei denen, die unschuldig waren und es nicht verdienten. Diese Leute in den schwarzen Umhängen verdienten den Tod und wenn sie musste, würde Nephthys sie umbringen ohne sich für ihre Tat zu schämen.
Wieder schaute sie zu Astarte, die ihre Augen auf den Horizont gerichtet hatte.
„Es wird heller.“, bemerkte Astarte, „Lass uns ein anderes Mal weiter reden. Die Sonne wird in ein paar Stunden aufgehen und die Menschen werden sich zu Tode erschrecken, wenn sie eine Leiche auf der Straße liegen sehen. Ich werde die Polizei rufen.“
Nephthys nickte. „Mach es.“ Wie gelassen und schön Astarte doch war. Sie verlor nie ihren Verstand und zeigte keine Angst. Nephthys hingegen hatte es oft schwer ihre Gefühle zu verstecken.
„Wir müssen uns in Zukunft vorsehen.“, meinte Astarte zweifelhaft. „Es war der erste Mord und es werden mehrere folgen. Wenn sie nicht aufpassen, dann werden sie bald von mindestens drei Staaten verfolgt werden und wir werden ebenfalls nicht unbeschadet herauskommen, da wir sie kennen und alles wussten.“
„Glacies, Ardor und Olymp werden sie verfolgen. Vielleicht auch Yosei, da hier Morde passiert sind. Vielleicht werden wir unserer Vergangenheit gegenübertreten müssen, die Wüste wiedersehen, die Palmen und das Meer und den Aufgang der goldenen Sonne.“

to be continued...
 



 
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