14 zeilen - 22

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Walther

Mitglied
22


können deine augen so grün mich verführen
sehnsüchtig schimmernd ins herz hineinblicken
auf andre planeten mich einfach verschicken
an weichster stelle ganz sanft mich berühren

kanns nach den jahren auch weiter uns glücken
können wirs immer noch sengend verspüren
in tiefen die lieb uns wie zu höhen hinführen
die liebende stets aufs neue entrücken

die fragen sinds die im innern so brennen
am hellen tag wie in durchwachter nacht
zweifelnd ob wir uns wirklich noch kennen

liebe auch angst ist und furcht und verdacht
streit und enttäuschung ein böses trennen
nie vor der zeit sei das scheitern verlacht
 
Hallo Walther,
du hast ein Gedicht voller Fragen geschrieben. In den beiden ersten Strophen des Sonetts werden die wunderbaren Ereignisse der Liebe befragt, die beiden letzten sind voll Zweifel.
Mir ist nicht klar, wer gefragt wird. Eine außenstehende Instanz, die Geliebte, oder fragt der Schreiber sich selbst?
Es ist auch kein Grund zu finden, weshalb diese Fragen gestellt werden. Keine Spur von Untreue oder Nachlässigkeit.
Rätselhaft ist auch die Überschrift: 22. Ist das Paar 22 Jahre verheiratet und tauchen die Fragen wegen der Länge der Zeit auf?

Grüße
Wilhelm Riedel
 

Walther

Mitglied
Hallo Wilhelm Riegel,

das ist ein Liebesgedicht für meine Frau zum 22. Hochzeitstag, sehr gut erspürt. Die Fragen, die in diesem Gedicht gestellt werden, sind die Fragen, die sich Paare stellen, die bereits mehr als die erste frühe Schmetterlingeimbauchphase der Anfangszeit hinter sich haben. ;-)

Fragen wie:

(1) Findest Du mich noch schön und begehrenswert.
(2) Kennst Du mich noch, erkennst Du mich und Dich noch in unserer Partnerschaft wieder.
(3) Gehen wir leichtsinnig mit unserer Liebe um, weil wir uns ihrer zu sicher fühlen.

Wer in einer - heute schon fast außer der Norm liegend - langen Partnerschaft lebt, der kennt die Fragen. Und deshalb habe ich es gewagt, die Fragen und Ängste einmal aus meiner Sicht zu formulieren.

Und mehr will das Gedicht auch nicht: Nur signalisieren, daß der Dichter das weiß und damit umgeht im Sinne einer Vertiefung und Fortführung der gemeinsamen Liebe. Denn: Eine Partnerschaft am Leben zu erhalten, ist mehr Arbeit, als man denkt. Und gerade die Männer sind es, die dies allzuoft vernachlässigen.

Liebe Grüße entbietet

W.
 



 
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