ALDI vielen Leute an der Kasse...

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HajoBe

Mitglied
Noch mindestens Acht vor mir. Die Einkaufswagen randvoll. Ist ja Samstag. Es gilt das Wochenende zu überleben. Und was die alles kaufen....! Sonderangebote, weil sie gesondert oder absonderlich angeboten werden. Das Meiste braucht man nicht, ist aber sonderverbilligt. Einfach mitnehmen, man weiß ja nie...., denken besonders "die von drüben rübergemacht sind", DDR-Nostalgiker. Dort musste man vor der Warenentnahme anstehen, hier darnach...

Von sechs Kassen zwei besetzt. "Liebe Kunden, wir öffnen Kasse 3 für Sie!" Prompt schließt die 1.
Die eingepferchten Blumen davor lassen schon die Köpfe hängen, trauern einundeinhalb Tagen Düsternis entgegen. Montags werden sie dann verwelkt sonderangeboten. Verströmen schnell noch letzten spärlichen Duft treibhausgezüchteter Spezies in die brathuhngeschwängerte Luft, die vom Türkenstand vor dem Eingang herüberweht. Dort winden sich die letzten Exemplare fetttriefender Hühnervögel ruckartig um die eigene vom Spieß durchdrungene Achse.

Das Laufband zur Kasse kriecht nur unmerklich voran. Ist noch weit bis nach vorne. Stau wie auf der Autobahn. Einkaufswagen werden in Hacken und Kniekehlen gerammt. Geht trotzdem nicht schneller.
Eine Frau drängt sich vor. Sie habe nur die Butter zu bezahlen. Da könnte ja jeder kommen, wird aus der Reihe kommentiert. Die Frau sieht ein, dass sie nicht jeder ist und geduldet sich, zumindest dem Anschein nach.
Überhaupt...was so in den Köpfen vorgeht? Das Laufband ruckelt einige unbedeutende Zentimeter weiter. Begrenzungsstäbe - oder wie die Dinger heißen - werden neu zwischen die Warenstapel positioniert, wie beim Staffellauf.

Man solle die Flaschen bitte legen, tönt ein Ruf von vorne. Manche folgen der Aufforderung. Eine ist umgefallen. Der Deckel war nicht zu, der Inhalt ergießt sich. Das Zeug scheint klebrig. Der Nochnicht-Eigentümer der Pulle schaut bedripst drein, quetscht sich - Entschuldigungen murmelnd - nach hinten, um eine neue Flasche zu ordern. Die Zahlungsvorgänge geraten ins Stocken. Gemaule wird hörbar. Er lässt auf sich warten. Wer weiß wo die Flaschen standen? Jetzt - er zwängt sich wieder vor. Das Band bewegt sich vielversprechend.

Ein Kind brüllt wie am Spieß. Sitzt zwischen Krautköpfen im Wagen. Die Mutter hat ihm den Lutscher weggenommen. Muss schließlich erst bezahlt werden vor der Auflösung im Mund. Der Stiel wäre umsonst.
Der lange Lulatsch von Mann daneben in seiner Jeans mit dem durchhängenden Hosenboden hat sein Portemonaie in der Gesäßtasche verwahrt. Guckt zur Hälfte raus. Könnte man rausziehen. Der würde nichts merken. Leichtsinnig sind manche Zeitgenossen.

Aus dem Lautsprecher eine Frauenstimme oder so ähnlich: Man sollte unbedingt jenes besondere Waschmittel kaufen, die Wäsche würde sogar sauber damit....Versprechungen! Hoffentlich nimmt das keiner in der Schlange zum Anlass, nochmal zurück zu gehen!
Allmählich wird in verheißungsvoller Entfernung der Kurzhaarschnitt der Kassiererin sichtbar. Das Band kriecht voran, die Menschen machen einen weiteren Schritt Richtung Freiheit.

Das brüllende Kind hat sich beruhigt, darf die Sachen aus dem Wagen auf das Band legen. Natürlich lässt es die Hälfte fallen. Mutter bückt sich. Alle weichen einen Schritt zurück. Mutter ist nicht die Schlankeste.
Plötzlich Stillstand. Die Dame an der Kasse wird abgelöst. Die Neue ist langhaarig, blond, umfangreich, doch nicht hässlich. Wechsel der Geldkassette. Privatgespräch...Verdammt noch mal! Na endlich, sie hat sich auf den Stuhl fallen lassen. Aufatmen in der Reihe.
Die Ware wandert über den Scanner. Der lässt den Piepton vermissen, nimmt nicht an. Zweiter und dritter Versuch der Blonden. Dann wird einzeln eingetippt, nochmal gelöscht, wieder eingegeben. Jetzt funktioniert es, das Band springt wieder an.

Die Einkäufe stapeln sich jenseits der Kasse. Erst jetzt sucht die Frau seelenruhig in den unergründlichen Tiefen der typischen Damenhandtasche nach dem Geldbeutel, der sich zudem schwer öffnen lässt. Scheine werden übergeben, Kleingeld gezählt, einzeln auf den Kassentisch geschüttet. Die Kassiererin sammelt die Münzen auf. Reicht nicht! Alles wieder ins Portemonnaie zurück. Suche nach der Brieftasche. Die Kreditkarte kommt zum Vorschein. Wie war nochmal der Pin? Moment, bitte! Der steht auf einem Zettel im Portemonnaie. Da ist er ja....Eintippen. Die Kasse spuckt die Endlosquittung aus. Dann die Waren in einen zu kleinen Beutel. Der Wagen steht natürlich im Weg. Vorher noch Vergleich der Einkäufe mit dem Kassenbon. Herr-du-lieber-Gott...kann man denn nicht seine Erledigungen in der Woche frühmorgens machen, wenn die meisten Menschen arbeiten?

Die Reihe einen Schritt weiter, die Kasse rückt näher. Die Kassiererin öffnet die Eierschachteln. Fahndet nach verstecktem Diebesgut. Auch zwischen den Seiten von "Wochenend" und "Frau im Spiegel", der einschlägigen mittelständischen Seniorenliteratur. Ein Joghurtbecher hat ein Loch im Deckel. Die Kassendame entschuldigt sich und...steht doch tatsächlich auf, um Ersatz zu holen. Zu sehen allgemeines Kopfschütteln, zu hören verhaltenes Geschimpfe..

An einem Obstbeutel fehlt das Preisschild. Blättern in der Kladde über der Kasse. Steht offenbar nichts drin. Über den Lautsprecher klingt gereizt: Bitte, Filialleiter zur Kasse 4.
Warten. Der kommt nicht. Jetzt...es geht weiter.
Das Kind brüllt wieder, die Mutter genervt, die Leute frustriert im Wartestand.
Endlich! Ich bin dran. Bezahle.
"Schöner Tag noch!" lässt sich die Blonde stereotyp vernehmen.
Warum können diese Badener Nominativ und Akkusativ nicht auseinanderhalten?
Und überhaupt....Der Tag ist gelaufen.
 
U

USch

Gast
Hallo HaJoBe,
genialer Titel. Hoffentlich bekommst du keinen Ärger mit ALDI wegen Verunglimpfung des Untermensnamens. Und keine Rüge von Germanisten wegen der Rechtschreibung.
Eine sehr genau beobachtete Beschreibung möglichen Geschehens vor der Kasse, so geballt allerdings in der Realität unwahrscheinlich. Ich kenne nur vereinzelt deine geschilderten Erlebnisse. I.d.R. läuft es hier im badischen Waldkirch sehr flott und die Blumen sind frisch. Ist dann wohl eher eine satirische Überzeichnung.
Vielleicht bekomme ich ja jetzt einen Warengutschein wegen Verteidigung von ALDI.
Im neuesten Spiegel wird ALDI im Hinblick auf seinen Kontrollwahn von Personal und Kunden stark angegriffen. Und nun auch noch du. Pass auf, dass du kein Hausverbot bekommst, dann musst du bei LIDL einkaufen. (Ist natürlich nicht so ernst gemeint).
LG USch
 



 
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