Abschiedsbrief

Adieu
An die feuchten Septemberblätter
An ihre Sonne der Erinnerung
An all die sanften zärtlichen Worte
Die ich dich sagen hörte
Im Schutze eines Hohlweges
Oder einer flammenden Kerze
Adieu an das was wir beide blieben
An die Leidenschaft des Verbes lieben

Der Abschied ist nur Wahrheit
Vor dem Tor der sieben Himmel
Alles andere dieser zu schreibende Brief
In dem der Widerschein deiner Abwesenheit
Die Schatten der Freude modellieren

Der Abschied ist ein Bild von dir
Das ich in meinem Herzen trage
Eine Illusion von dir und mir
Gemeinsam das Leben zu wagen

Der Abschied
Das sind unsere Körper die sich trennen
Auf dem Fluss der Zeit die vorüberzieht
Stark wie der Moment als wir uns trafen
Ist der Augenblick des Adieu, des Gehen

Der Abschied
Ist das lange Schluchzen der Turmuhren
Das Schmettern der Trompeten von Waterloo
Der Abschied gleicht den Gezeiten
Die alle überfluten, Seefahrer und Bräute
Vergangene und kommende Zeiten

Adieu
An die feuchten Septemberblätter
An ihre Sonne der Erinnerung
An an das was wir beide blieben
An die Leidenschaft des Verbes lieben
Oh Abschied
Oh Abschied
 
Guten Abend!
Mir bleiben die Worte aus, die beschreiben sollten, wie wunderbar ich dein Gedicht finde, drum mache ich es kurz und sage nur: treffend genial!

Lieber Gruss
Sternschnuppe
 
Liebe Sternschnuppe,

bist vorbeigeflogen und hast gleich einen Wunsch erfüllt:
das Gedicht hat dir gefallen..

Jetzt strahlt nicht nur dein Stern,
sondern auch Eufemia

Lieber Gruß!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
O, Eufemia, strahl noch mal, denn auch mir hat es gefallen.
doch eins noch: der Abschiedsbrief ist lang, wie schon vor fast zweihundert Jahren Heinrich Heine treffend bemerkte, zu lang für einen wirklichen und endgültigen Abschied.

Aber der andere ... will er's?

Liebe Grüße von Bernd
 
keine Wahl

Lieber Bernd,

ja der Abschiedsbrief ist lang.
Lang wie der Abschied war.

Nein, der andere wollte ihn nicht.
Aber er hatte keine andere Wahl.

Er starb vor über 6 Jahren an den Folgen
eines Hirntumors.

Wir haben die Zeit des Abschiednehmens genutzt.

Seit damals liebe ich das Leben doppelt.

"Ich weiß nicht, wohin ich gehe", sagte er mir.
"Aber wenn ich Einfluss habe, werde ich dafür sorgen,
dass du nicht nach hinten, sondern nach vorne schaust."

Er hat sein Versprechen gehalten.

Heute bin ich ein Jahr älter als er hat leben dürfen.

Ich liebe das Glück jeden Morgens und jeden Abends und wünsche mir die Vergangenheit nicht zurück.

Ich schreibe, liebe und lebe im Jetzt.

Lieber Gruß
Eufemia
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Eufemia,

es tut mir sehr leid.
Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen, und durch die Vergangenheit hast Du auch eine Zukunft.
Innehalten und sich erinnern ist nicht verkehrt.
Und nach vorn schauen, das ist natürlich auch richtig.
Mir fällt es immer schwer, angesichts des Todes etwas Vernünftiges zu sagen. Er ist wohl Teil des Lebens.

Wer nur in der Gegenwart lebt, hat keine Vergangenheit, keine Zukunft, und kein wirkliches Glück. Du hast Glück.

Viele Grüße von Bernd
 
Lieber Bernd,

es muss dir gar nichts leid tun!!!

Ich danke dir für deine liebe Rückmeldung.

Und ich stimme völlig mit dir überein:

unser Sein hat die Wurzeln,
wo wir herkommen
das Herz, wo wir sind
die Träume wohin wir reisen

Ja, ich habe Glück, dass starke Wurzeln
mein Jetzt nähren und mich keine Angst
vor der Zukunft lähmt.

Ja, ich habe die Angst vor dem Tod verloren
und liebe deshalb das Leben umso mehr.

Eufemia
 
Bittersüße Wahrheiten

Die Gegenwart freudvoll-aufmerksam leben,
im Rückgewandten nicht verharren,
die Kunst des Loslassens erlernen,
und Abschiede als seelische Heilprozesse integrieren...

sind nur einige wenige der zeitlos immer richtigen Lebenshilfen, die uns die großen östlichen Weisen lehren, und niemand konnte bisher auch nur eine ihrer Aussagen relativieren oder gar schlüssig widerlegen.

Liebe Femi, ich denke, nichts ist schwerer für den einzelnen Menschen, als den Sinn des Leidens aus sich selbst heraus zu erkennen und daran seelisch zu wachsen, so wie es in deinem ebenso intimen wie traurig stimmenden "Abschiedsbrief" zum Ausdruck kommt. Für diese seltene Offenheit und Größe möchte ich dir ganz besonders herzlich danken.
Ergriffen, Dietmar mit stillem Gruß
 
danke

Danke dem Freund der mich wieder leben lehrte
indem er die Hoffnung eines Tages
am Horizont wieder anzündete
Ihm widme ich meine Seele wie ein Buch
und schenke ihm meine Verse zum Gruß

Danke dem Freund der seinen besten Wein öffnet
um meinen Kummer darin zu ertränken
der östliche Philosophen zitiert
und zeigt, mit dem Herzen zu denken

Danke dem Freund der mich an die Menschen glauben lässt
ohne jemals das Wort Gott ausgesprochen zu haben
Danke dir, der du die Linien meiner Hand nachzeichnest
bevor meine Hand sanft in deine gleitet

Danke dem Freund der mich wieder leben lehrte
indem er die Hoffnung eines Tages
am Horizont wieder anzündete
Ihm widme ich meine Seele zum Gruß
und schenke ihm meine Verse zum Gruß
 

somebody

Mitglied
du klingst sehr stark eufemia - beneidenswert!

ich selber denke wohl zu oft über den sinn des lebens nach seit ein guter freund von mir an leukämie gestorben ist. er war für mich ein kleiner Held - der sich für alles gute eingesetzt hat, sich mit allen/m gefreut hat, feiern konnte, und einem den tag durch seine angenehme art - seine anwesenheit verschönern konnte...

er ist nun nicht mehr da trotz seinem langen 2-jährigen kampf und ich konnte mich nicht einmal verabschieden...

ein halbes jahr ist es her, und ich muß schon wieder weinen

ich wünsch dir alles erdenklich gute weiterhin, eufemia!
 
Hallo Somebody,

lass deinen Tränen freien Lauf, wann immer dir danach ist.
Stark sein - stark scheinen? Der Unterschied ist fließend wie die Zeit.

Es gehört viel mehr Stärke und Mut dazu, einen Menschen gehen zu lassen als seine Abwesenheit zu betrauern...

Die schönen Erinnerungen an deinen Freund nimmt dir kein Mensch fort. Und verabschiede dich von den schweren Erinnerungen, wie dein Freund sich vom Leben verabschiedet hat.

Sein Freundschaftsgeschenk an dich: dir bewusst zu sein, welches Geschenk dein eigenes Leben ist.....

Leb es

Eufemia
 

Brigitte

Mitglied
Hallo Eufemia,
dein Werk ist mir sehr zu Herzen gegangen.
Abschiednehmen von einem lieben Menschen ist immer von Traurigkeit umgeben, aber so ein Abschied für immer, das geht tiefer.

Dass du nach dem Tod deines lieben Menschen nun so lebst, wie du beschreibst, ist bestimmt nicht falsch. Aber es war wohl kaum leicht für ihn, so zu gehen......

Ich selbst habe erst vor Kurzem einen sehr lieben Menschen verloren und ich hoffe und wünsche, dass es ihm dort jetzt besser geht, als in letzter Zeit hier unten.

Aber in unserer Erinnerung leben sie weiter.....

Liebe Grüsse
Brigitte
 
Liebe Brigitte,

"Leben - welche Freude" (in der Schreibwerkstatt)

Lies in dieser Geschichte wie schwer es war.
Der Abschied und der Neuanfang.
Es war ein Abschied - kein Verlust.

Ich hatte, wie Bernd es beschreibt, das große Glück, mich wirklich verabschieden zu dürfen. Dadurch habe ich den Verlust im Laufe der Zeit verwandeln können in neue Lebensfreude. In ein Jetzt und ein Morgen das sich zu leben lohnt und mit Menschen, die ich liebe und die mir heute nahe sind.

Ich wünsche dir alle Kraft die du brauchst, Zeit die mildert, Freunde die trösten, und in der Erinnerung an den Menschen der ging und den du die Kraft hattest, gehen zu lassen, da es hier keinen Weg mehr für ihn gab, dein Ja zum Leben.

Sei lieb gegrüßt

Eufemia

Trotz allem und gerade weil: Leben - welche Freude
 



 
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