Achtung! Püttmanns kommen - Folge 17

Achtung! Püttmanns kommen!

Als heute son Fax aus Ibiza fürn genauen Liefertermin vonne Möbel auf meinen Schreibtisch flatterte, war ich ganz schön vonne Socken.
In sechs Wochen sollten die Brocken für die Ibiza-Wohnung geliefert werden. Dat die Insulaner auch schon son modernen Kram hatten und so wichtige Nachrichten einfach durch dat Meer jagen konnten, dat war ja toll!

Sofort rief ich mein Bertaken herbei und teilte ihr die frohe Botschaft mit. Sie riss mir dat Fax ausse Hand, las und hüpfte vor Freude inne Küche rum.
Sie war jetz nicht mehr zu bremsen. Sie lief von morgens bis abends mit hochrotem Kopp durch dat Haus, plante, packte und telefonierte. Sie sah nach drei Tagen schon schwer mitgenommen aus.
Tagelang plästerte sie inne City-Einkaufsmeile rum und kaufte für die Ferienwohnung die Geschäfte leer. Natürlich räumte sie dabei völlig ungeniert unser Konto.
Unser Haus fasste die vielen Pakete und sperrigen Teile nich mehr, deshalb kleisterte sie auch noch meine Werkstatt damit zu! Et wurde mir langsam zu bunt: „Berta, bisse jetz total am spinnen? Wie willze eigentlich den ganzen Kram in zwei so kleine Köfferkes inne Maschine kriegen? Dat Handgepäck darf doch nur fünfzig Kilo wiegen!“

„Willi, Du hass von Tuten und Blasen keine Ahnung, kümmer Du Dich um die Klempnerbude und schreib Rechnungen, damit wieder Geld fließen tut! Hasse schon ma wat von Luftfracht gehört? Nee? Dat hab ich mir gedacht. Dat ganze Zeug fährsse in drei Tagen mit dem Lieferwagen zum Luftfrachtschalter nach Düsseldorf. Wenne dann auf Ibiza aussem Flieger steigen tus, befindet sich allet schon auf unserer Insel, so einfach iss dat! Niklas nimmsse mit, der zeigt Dir, wie dat geht.“
Niklas iss unser Lehrling. Dat iss en verdammt clever Kerlchen. Der hätte besser ne Lehre als Reisebüroonkel gemacht. Den Flug regelte er uns auch wieder über dat Netz. Dat iss, wenn Sie sich noch schwach erinnern, dat Internetgedöns. Klick, klick, und die Reise iss im Sack.

Ja, meine Berta bewies in wenigen Wochen wieder ma ihr einmaliget Talent für großzügiget Geldverteilen. Unser Konto bewegte sich bedenklich nahe anne Schallmauer. Die Bänker kuckten schon dösig, wenn ich nur den Kopp durch die Banktür steckte. Die Blödmänner dachten: „Der Püttmann iss bald pleite, der kann nich mit Geld umgehen.“
Ich verkniff mir bei Berta zum Thema Geldausgeben jeden Kommentar, weil sie mich dann wieder als Erbsenzähler tituliert hätte. Sie iss in wirtschaftlich schlechten Zeiten wirklich en enormet Zugpferd für unsere lahmende Wirtschaft. Hoffentlich merken die dat da oben und senken für uns beide ma son bissken die Steuern!
Mitten in unser Vorbereitungsstress platzte einen Tag vor dem Abflug auch noch ihre gesamte Mischpoke in dat Haus. Sie wollten uns nur verabschieden und übergaben so nette Einzugsgeschenke wie son fiesen, gebrauchten Eierkocher, en altet Bügeleisen oder son vergammelten Messbecher, den se bestimmt zu Hause doppelt hatten!
Besonders aufmerksam waren mein Schwager Karl und seine ihm sehr ergebene Inga. Mit großer Geste überreichten sie uns en Gutschein, der an sonne alten Wärmeflasche hing. Seine Gutscheine waren uns sehr vertraut, besser gesagt, die waren schon Kult! Sie glichen jedet Mal ungedeckten Schecks!

Ich verdrehte nur die Augen, aber Berta bedankte sich überschwänglich für den Mistkram. Am nächsten Tach kloppte ich den Schrott inne Mülltonne.

Um sieben Uhr in der Früh flogen wir dann endlich auf unsere Sonneninsel. Mir war beim Start ganz schön mulmig. Konnte die Maschine mit unserem ganzen Gelumpe im Gepäckraum überhaupt abheben? Doch, dat klappte!

Wir landeten sogar herrlich sanft, und ich hörte vor Freude gar nich mehr auf zu applaudieren. Die anderen Passagiere kuckten mich nach fünf Minuten so komisch an, weil ich immer noch begeistert klatschen tat. Ein Luft-Kellner in Uniform kam schließlich zu mir und bedankte sich ganz herzlich auch im Namen von Flugkapitän Walter Kosberg und der gesamten Mannschaft für den außergewöhnlich langen Applaus.
Ich sachte: „Ja, Berta, da kuckse, Höflichkeit kostet nix, tut keinem weh und erfreut die Menschen.“

Bei dem ersten Atemzug auffe Flugzeugtreppe schwärmte meine Gute: „Willi, iss dat nich ne herrlich seidenweiche Luft? Dat iss Ibiza-Luft - unsere Luft, atme tief durch, Willi, fülle Deine Lungen damit.“
Ich knurrte: „Ich riech nur dat "Karotin".“
Entweder überhörte Berta dat oder kriegte die Antwort durch die lauten Triebwerke nich mit. Sie sülzte immer noch wie berauscht: „Bisse nich auch ergriffen? Die Füße darfst Du nun auf unsere Insel setzen. Eine Wohnung, nein, unser Traumheim wartet darauf, endlich aufgeschlossen und liebevoll eingerichtet zu werden.“

Berta kann dich ja einlullen, da kannze einfach nich "Nein" sagen. Gern hätte ich sie vonne rosa Wolke runtergeholt,aber ich wollte ihr heute ma die Beulen beim Aufprall ersparen, deshalb hielt ich die Klappe.

Berta befahl auf einmal sehr unwirsch: „Willi, du gehst jetz zum Frachtgutschalter und siehs zu, dat wir alle Kisten vor dat Flughafengebäude gestellt kriegen, ich organisier inne Zwischenzeit en paar Taxis!“
Unser Frachtgut wurde in acht (!) Autos verladen.
Unsere Neuanschaffung, son kleinen Opel Corsa, stand durch den bestellten Garagenservice pünktlich auf’m Flughafen-Parkplatz. Allerdings schon ohne Dachgepäckträger und Antenne. Die Teile musste wohl jemand aufe Insel ganz dringend gebraucht haben.

Stolz wie Oskar fuhren wir dem Taxenkorso voran, bis hin zu unserer Altersversorgung am blauen Meer. Die Leute auffe Straßen staunten Bauklötze über die Taxen-Armada. Als wir in unsere Apartheitsanlage einbogen, rissen die Miteigentümer vom Edificio erst die Fenster und dann die Augen auf. Da kamen ja plötzlich acht Taxen auffen Hof gerauscht!
Unzählige Kisten und Pakete wurden ausgeladen und auffen Hof gestellt. Der Eingangsbereich war bereits völlig versperrt, ich durfte da gar nich hinkucken! Ich hätte mich am liebsten verdrückt.
Die Taxifahrer waren sich über Funk längst einig, dat et sich bei uns um zwei große Stars oder son Scheichehepaar handeln müsse, wat die Insel inkoknato, also ganz unauffällig, stiekum, besuchen wollte. Entsprechend fürstlich war natürlich die Taxi-Rechnung. 360 Euro! Ich fiel fast vom Glauben! Dat Trinkgeld war da mit Sicherheit schon inklusive, denn et gab keinet mehr von "Don Wilhelm"! Ich hatte sooon Hals!
Berta genoss den eindrucksvollen Auftritt vor dem Haus. Ihre Augen funkelten vor Glück und Stolz.

Durfte ich ihre grenzenlose Verzückung jetz kaputtmachen und über so wat Profanöses wie ne hohe Taxirechnung sprechen? Dat hätten Sie doch auch nich über dat Herz gebracht, oder?
 
S

suzah

Gast
hallo wolfgang bessel,
ist ja ganz witzig wieder, aber gehört das auch zur mundart "Nachrichten einfach durch dat Meer jagen konnten,"? m.e, läuft das über satellit und nicht seekabel.

liebe grüße suzah
 



 
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