Aphrodites Problem

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Galimathias

Mitglied
Von allen hirnrissigen Gründen, die jemals einen Mann bewogen haben eine vielversprechende Beziehung mit einer Frau zu beenden, glaube ich den absurdesten vortragen zu können. Dies allerdings ohne Stolz, Genugtuung oder Freude. Der vielversprechende Teil dieser Beziehung begann während einer Lesung im städtischen Museum bei der wir bemerkten das wir beide an den gleichen Stellen laut lachten. Leider missfiel dies den übrigen Zuhörern, die diesem Lese-Abend mit dem Thema „Innovative Kirche“ keine komische Note abgewinnen konnten. Und so blieben wir die einzigen Gäste, die in der Pause gebeten wurden den Lesesaal nicht mehr zu betreten. Das wäre allerdings gar nicht nötig gewesen, denn längst waren wir uns sicher einer verwandte Seele aufgespürt zu haben und verbrachten den restlichen Abend miteinander. Wir lachten, stammelten verlegen, verstellten uns nach bestem Wissen und Gewissen um dem anderen zu imponieren, ganz wie in der Tierwelt.
Am Ende eines wunderschönen Abends, der langsam von einem Morgen abgelöst wurde tauschten wir noch alle nötigen Daten wie Visitenkarte, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Handy-Nummer, zweite E-Mail-Adresse, zweite Handy-Nummer aus und besiegelten per Zungenschlag unsere neue Verbundenheit.

Die folgende Woche erlebte ich in einer Art „Weichzeichner-Optik“, die man sonst nur aus kunstvollen Nacktstreifen kennt, in denen meist ein kleiner Junge inmitten einer Gruppe lüsterner Frauen die Hauptrolle spielt. Dieser verklärte Zustand ließ mich all die kleinen Dinge, die das Leben unlebenswert machen, vergessen. Stattdessen hatte ich nur Gedanken für den neuen Menschen in meinem Leben. Und ihr Gesicht tauchte öfter vor meinem geistigen Auge auf, als es meinem üblichen Tagesablauf gut tat. Aber ich gab nichts auf Kollegen, die sich über meinen Kaffee auf ihrem Schoß beschwerten oder auf angefahrene Passanten, die immer noch flink genug waren, meinem Wagen gute zwei Kilometer mit drohenden Gebärden hinterher zu laufen. Alles was in diesen Tagen zählte war das perfekte Gesicht der Frau mit dem pechschwarzen, hochgesteckten Haar. Die Eleganz, die von dieser Person ausging war atemberaubend und ich badete jeden Augenblick den ich mit ihr gemeinsam hatte darin.

Doch dann geschah etwas, dass wohl irgendwann fast jedem frisch verliebten Paar einmal passiert – ein Regenguss.
Wir waren uns nämlich einig, dass wir beide uns Zeit lassen sollten ehe wir Bekanntschaft mit der Bettwäsche des anderen machten. Schließlich wollten wir beide eine ernste Beziehung und vermieden es daher uns länger als zwei Minuten alleine in einem Raum aufzuhalten, weil sonst dieser Vorsatz nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte. Bei unserem Zug um die Häuser fing es also eines Abends an zu regnen und ich meine damit keine kleinen Tröpfchen, die einen für kurze Zeit ärgern, sondern einen Guss, der in einem den Reflex auslöst Holz für eine Arche zu sammeln. Und natürlich befanden wir uns zu diesem Zeitpunkt auf einem Spaziergang, weit weg von jeglicher Art des Unterschlupfes. Es blieb uns nichts anderes übrig als eng umschlungen allen Naturgewalten zu trotzen, was sich als Vorteil dieser plötzlichen Schlechtwetterfront entpuppte. Doch kaum war diese vorübergezogen und meine Augen vom sauren Regen befreit, sah ich, was der Niederschlag meiner Liebsten angetan hatte. Aus ihrer hochgesteckten Flut schwarzer, samtseidiger Erotik, die ein Außenstehender sicher nur plump als Haare bezeichnet hätte, war ein pelzähnliches Trauerspiel geworden, dass sich jetzt strähnig und glanzlos auf ihre Schultern fallen ließ. Und noch schlimmer war, was die Offenheit ihrer Haare ihr antat. Sie sah jetzt aus wie dieser Indianer aus dem Film „Einer flog über das Kuckucksnest“, der am Ende den kaltgestellten Jack Nicholson mit dem Kissen erstickt und dann aus der Irrenanstalt ausbricht. Ja, sie sah aus wie ein hundertjähriger Indianer, der mich jetzt anlächelte.
Was war aus der Frau geworden, in die ich mich während der Trockenzeit verliebt hatte? Kann man sich durch ein paar Spritzer Wasser so verändern? Während ich sie ungläubig anstarrte, quetschte sie sich das Wasser aus dem, was ich jetzt nicht mehr Haar nennen wollte und sagte: „Ich denke für den Rest des Abends war´ s das mit dem Hochstecken.“ Und mir schoss es durch den Kopf: “Ich denke wohl das war´ s für den Rest des Abends“.
Ich weiß auch nicht mehr genau welche Ausrede ich erfand, um sie schließlich loszuwerden, aber sie nahm sie mir ab. Sie hätte mir wirklich alles abgenommen, denn mit dem Lösen ihrer Haare schien nicht nur eine optische Verwandlung bei ihr stattzufinden. Sie kicherte albern an den falschen Stellen, quasselte über ihre Ex-Liebhaber und zählte alle Schwächen auf, die ein Mann an ihr ertragen sollte. Im Großen und ganzen also alles Sachen, auf die man bei einem Date eigentlich nicht scharf ist. Ich war an diesem Abend also strenggenommen mit zwei verschiedenen Frauen ausgegangen. Bei der einen vergaß ich mich und die andere hätte ich am liebsten vergessen.

In den nächsten Tagen rief ich sie nicht an und antwortete nicht auf ihre Anrufe. Ich wollte mir aber etwas einfallen lassen um die Sache vernünftig zu beenden. Aber sie hatte wohl Lunte gerochen und stand plötzlich vor meiner Wohnungstür in diesem schwarzen Kleid, das sicher leicht zu öffnen war und ihren hochgesteckten Haaren. Ich wäre am liebsten in die Knie gegangen und gleichzeitig an die Decke gesprungen. Stattdessen bat ich sie herein und erwarte eine peinliche Situation. Die gab es aber nicht. Sie war nicht wütend oder so. Entweder überspielte sie es oder sie war es wirklich nicht. Und einer ihrer Augenaufschläge hatte bei mir sowieso genügt, um es mit der Gefügigkeit eines abgerichteten Pitbullterriers aufnehmen zu können. Sie war charmant, witzig, machte kluge Bemerkungen zu meiner Sammlung von Arnold Schwarzenegger-Filmen und hatte sogar ein Teil der Bücher gelesen, die mein Vormieter mir hinterlassen hatte. Keine Spur vom Indianer. Der Abend war perfekt. So perfekt, dass ich mir irgendwann die Frage stellte, ob das Tragen einer bestimmten Frisur Gegenstand in einem Ehevertrag werden könnte. Bei diesem Gedanken erschrak ich aber vor mir selber und widmete mich wieder ihren geistreichen Erzählungen, die aus ihr heraussprudelten.
Kurze Zeit später stoppte ich mich im Geiste bei der These, dass so geschnürtes Haar vielleicht generell die Blutzufuhr zum Hirn fördere. Und als ich mich schließlich bei dem Gedanken ertappte, noch einmal den Vergleich mit ihrer Mrs. Hyde anstellen zu wollen, indem ich ihr zufällig einen Eimer Wasser über den Kopf goss, wusste ich, dass etwas passieren musste.
„Hör mal, da gibt es etwas, was ich dir sagen muss. Du wirst es sicher nicht gerne höre, aber...“
„Nein, ich habe etwas zu sagen“, unterbrach sie mich energisch, “deswegen bin ich ja hier. Ich wollte dir nur sagen, dass es nicht funktionieren kann. Du bist nett, wir verstehen uns sehr gut und ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß ohne das...na, du weißt schon. Und ich hatte gedacht es würde mir nichts ausmachen, aber ich habe mir selber etwas vorgemacht. Und mir ist in den letzten Tagen klar geworden, dass ich nicht mit einem Mann zusammensein kann, der... also... es sind deine abstehenden Ohren!“
„Wie bitte?“
„Na als wir bei dem Platzregen so nass wurden, da sind mir erst deine Ohren aufgefallen. Sie stehen ein bisschen ab, finde ich.“
Ich wollte protestieren, da meine Ohren alles andere als segeln. Sie stehen halt nur anders auf Empfang als andere und, ist das ein Verbrechen? Und ich wollte ihr sagen, dass ich mir von einem nassen Indianer nicht so etwas sagen lasse, aber sofort fiel mir ein, das es so ja noch besser lief, als ich es geplant hatte.
„Ja, also wenn du meinst, dass du dir ein Leben mit Dumbo dem Elefanten nicht vorstellen kannst, dann kann ich das verstehen. Wenn mir so etwas an dir auffallen würde, hätte ich sicher auch meine Probleme damit.“
Hugh, ich habe gesprochen, fügte ich Gedanken an.
Sie bat mich noch eine Viertelstunde um Verständnis, spazierte dann aus meiner Wohnung und aus meinen Leben und seitdem findet mein erstes Rendezvous mit einer Frau immer in einem Schwimmbad statt, damit ihr gleich meine Ohren auffallen.
 

strumpfkuh

Mitglied
Lieber Galimathias,
ein interessanter Anfang, ein überzeugendes Ende und auch dazwischen eine wirklich nette Anti-Love Story, die mir viel Spaß bereitet hat.
LG
Doro
 
N

niclas van schuir

Gast
Du bittest um ehrliche Reaktionen. Nun gut:

Die Idee deiner Geschichte ist nicht übel, ein paar Passagen oder Sätze sogar witzig, aber ...
Die Orthographiefehler und der höchst zwanglose Umgang mit der Interpunktion machen das Lesen zur Qual! Ich stelle mir Literatur anders vor.
Gruß, Niclas

P.S.: Es gibt Lektoren für diejenigen, die ihre Schreibprobleme nicht in den Griff bekommen.
 



 
Oben Unten