Augen- Blicke- Augenblicke

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Karinina

Mitglied
Augen- Blicke - Augenblicke

Ich bin nicht blind. Ich bin sehend.
Bin ich sehend?

Augenblicke, gute und weniger gute, gab es einige in meinem Leben. Jetzt, darüber nachdenkend, muss ich sagen, die schönsten Augenblicke fanden im Dunkeln statt. Mit geschlossenen Augen. An den warmen dunklen Sommerabenden, im saftigen Gras an einem See, oder auch im Winter, aneinander liegend in Ofenwärme. Mit sanften Händen und weichem Mund den anderen erkundend und selbst erkundet werden. Wozu dann Augen, wozu dann Blicke. Und trotzdem sehend.

Nicht immer alles sehend, das muss ich gestehen, denn irgendwann kam auch eine Trennung. Hätt ich sie, sehend, verhindern können?

Den ersten spitzen Schrei des Kleinen auf meinem Bauch, auch da nur Haut an Haut, es war gar nichts weiter nötig.

Ach, wie viele Augenblicke kamen dann, der erste Zahn, das spitze Mäulchen zum „Mama“, der erste kurze Lauf mit erhobenen Händen und dem Niederfallen auf die Knie.

Er mit Zuckertüte. Mit Schmollmund wegen einer vier.

Lange Gespräche im dunkler werdenden Abendlicht auf dem Balkon. Wie ist die Welt? Kann man sie ändern? Und vor allem wie?

Das erste Mädchen, das zweite Mädchen, das dritte und das vierte. Schlagzeug, Klavier, die erste Band, die zweite...

Ist das die Welt? Und muss sie etwa so bleiben? Kann man irgendwie nicht daran drehn?

Wann ihm der Gedanke kam, die Welt ginge nicht zu drehen und so, wie sie ist, könne er auf ihr nicht bleiben, hab ich nicht gesehen. Da war ich blind.

Das vierte Mädchen ließ ihn steh‘n. Für ihn ging kein Weg an ihr vorbei...

Als er vor mir lag, zurechtgemacht für den letzten Augenblick, war alles Sehen zu spät.

Viel lieber wär ich blind gewesen in diesem Augenblick.
 
U

USch

Gast
Hallo Karin,
ein paar kleine Änderungsvorschläge, wenn du magst:

Augenblicke, gute und weniger gute, gab es einige in meinem Leben. [strike]Jetzt, darüber nachdenkend, muss ich sagen, die [/strike] [blue]Die [/blue]schönsten [strike]Augenblicke [/strike]fanden im Dunkeln statt. Mit geschlossenen Augen. An den warmen [strike]dunklen [/strike]Sommerabenden, im saftigen Gras an einem See, oder auch im Winter, aneinander liegend in Ofenwärme. Mit sanften Händen und weichem Mund [strike]den anderen erkundend und selbst erkundet werden[/strike]. Wozu dann Augen, wozu dann Blicke. Und trotzdem sehend.

Nicht immer [strike]alles sehend[/strike], das muss ich gestehen, denn irgendwann kam auch eine Trennung. Hätt ich sie, sehend, verhindern können?

Den ersten spitzen Schrei des Kleinen auf meinem Bauch, auch da nur Haut an Haut, es war [strike]gar [/strike]nichts weiter nötig.

Ach, wie viele Augenblicke kamen dann, der erste Zahn, das spitze Mäulchen zum „Mama“, der erste [strike]kurze [/strike]Lauf mit erhobenen Händen und dem Niederfallen auf die Knie.

Er mit Zuckertüte. Mit Schmollmund wegen einer [red][strike]v[/strike][/red] [blue]V[/blue]ier.

Lange Gespräche im [strike]dunkler werdenden[/strike][blue]dunklen [/blue]Abendlicht auf dem Balkon. Wie ist die Welt? Kann man sie ändern? Und [strike]vor allem[/strike] wie?

Das erste Mädchen, das zweite Mädchen, das dritte und das vierte. Schlagzeug, Klavier, die erste Band, die zweite...

Ist das die Welt? Und muss sie [strike]etwa [/strike]so bleiben? Kann man [strike]irgendwie nicht[/strike] daran drehn?

Wann ihm der Gedanke kam, [strike]die Welt [/strike][blue]das [/blue]ginge nicht [strike]zu drehen und so[/strike], wie sie ist, könne er auf ihr nicht bleiben, hab ich nicht gesehen. Da war ich blind.

Das vierte Mädchen ließ ihn steh‘n. Für ihn ging kein Weg an ihr vorbei...

Als er vor mir lag, zurechtgemacht für den letzten Augenblick, war alles Sehen zu spät.

Viel lieber wär ich blind gewesen [strike]in diesem Augenblick[/strike].
LG Uwe
 

Karinina

Mitglied
Augen- Blicke - Augenblicke

Ich bin nicht blind. Ich bin sehend.
Bin ich sehend?

Augenblicke, gute und weniger gute, gab es einige in meinem Leben. Jetzt muss ich sagen, die schönsten Augenblicke fanden im Dunkeln statt. Mit geschlossenen Augen. An den warmen Sommerabenden, im saftigen Gras an einem See, oder auch im Winter, aneinander liegend in Ofenwärme. Mit sanften Händen und weichem Mund. Wozu dann Augen, wozu dann Blicke. Und trotzdem sehend.

Nicht immer, das muss ich gestehen, denn irgendwann kam auch eine Trennung. Hätt ich sie, sehend, verhindern können?

Den ersten spitzen Schrei des Kleinen auf meinem Bauch, auch da nur Haut an Haut, es war nichts weiter nötig.

Ach, wie viele Augenblicke kamen dann, der erste Zahn, das spitze Mäulchen zum „Mama“, der erste kurze Lauf mit erhobenen Händen und dem Niederfallen auf die Knie.

Er mit Zuckertüte. Mit Schmollmund wegen einer Vier.

Lange Gespräche im dunkler werdenden Abendlicht auf dem Balkon. Wie ist die Welt? Kann man sie ändern? Und vor allem wie?

Das erste Mädchen, das zweite Mädchen, das dritte und das vierte. Schlagzeug, Klavier, die erste Band, die zweite...

Ist das die Welt? Und muss sie etwa so bleiben? Kann man irgendwie nicht daran drehn?

Wann ihm der Gedanke kam, die Welt ginge nicht zu drehen und so, wie sie ist, könne er auf ihr nicht bleiben, hab ich nicht gesehen. Da war ich blind.

Das vierte Mädchen ließ ihn steh‘n. Für ihn ging kein Weg an ihr vorbei...

Als er vor mir lag, zurechtgemacht für den letzten Augenblick, war alles Sehen zu spät.

Viel lieber wär ich blind gewesen
 

Karinina

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Augen- Blicke - Augenblicke

Ich bin nicht blind. Ich bin sehend.
Bin ich sehend?

Augenblicke, gute und weniger gute, gab es einige in meinem Leben. Jetzt muss ich sagen, die schönsten Augenblicke fanden im Dunkeln statt. Mit geschlossenen Augen. An den warmen Sommerabenden, im saftigen Gras an einem See, oder auch im Winter, aneinander liegend in Ofenwärme. Mit sanften Händen und weichem Mund. Wozu dann Augen, wozu dann Blicke. Und trotzdem sehend.

Nicht immer, das muss ich gestehen, denn irgendwann kam auch eine Trennung. Hätt ich sie, sehend, verhindern können?

Den ersten spitzen Schrei des Kleinen auf meinem Bauch, auch da nur Haut an Haut, es war nichts weiter nötig.

Ach, wie viele Augenblicke kamen dann, der erste Zahn, das spitze Mäulchen zum „Mama“, der erste kurze Lauf mit erhobenen Händen und dem Niederfallen auf die Knie.

Er mit Zuckertüte. Mit Schmollmund wegen einer Vier.

Lange Gespräche im dunklen Abendlicht auf dem Balkon. Wie ist die Welt? Kann man sie ändern? Und wie?

Das erste Mädchen, das zweite Mädchen, das dritte und das vierte. Schlagzeug, Klavier, die erste Band, die zweite...

Ist das die Welt? Und muss sie so bleiben? Kann man nicht daran drehn?

Wann ihm der Gedanke kam, die Welt ginge nicht zu drehen und so, wie sie ist, könne er auf ihr nicht bleiben, hab ich nicht gesehen. Da war ich blind.

Das vierte Mädchen ließ ihn steh‘n. Für ihn ging kein Weg an ihr vorbei...

Als er vor mir lag, zurechtgemacht für den letzten Augenblick, war alles Sehen zu spät.

Viel lieber wär ich blind gewesen...
 

Karinina

Mitglied
Augen- Blicke - Augenblicke

Ich bin nicht blind. Ich bin sehend.
Bin ich sehend?

Augenblicke, gute und weniger gute, gab es einige in meinem Leben. Jetzt muss ich sagen, die schönsten Augenblicke fanden im Dunkeln statt. Mit geschlossenen Augen. An den warmen Sommerabenden, im saftigen Gras an einem See, oder auch im Winter, aneinander liegend in Ofenwärme. Mit sanften Händen und weichem Mund. Wozu dann Augen, wozu dann Blicke. Und trotzdem sehend.

Nicht immer, das muss ich gestehen, denn irgendwann kam auch eine Trennung. Hätt ich sie, sehend, verhindern können?

Den ersten spitzen Schrei des Kleinen auf meinem Bauch, auch da nur Haut an Haut, es war nichts weiter nötig.

Ach, wie viele Augenblicke kamen dann, der erste Zahn, das spitze Mäulchen zum „Mama“, der erste kurze Lauf mit erhobenen Händen und dem Niederfallen auf die Knie.

Er mit Zuckertüte. Mit Schmollmund wegen einer Vier.

Lange Gespräche im dunklen Abendlicht auf dem Balkon. Wie ist die Welt? Kann man sie ändern? Und wie?

Das erste Mädchen, das zweite Mädchen, das dritte und das vierte. Schlagzeug, Klavier, die erste Band, die zweite...

Ist das die Welt? Und muss sie so bleiben? Kann man nicht daran drehn?

Wann ihm der Gedanke kam, das ginge nicht und so könne er auf ihr nicht bleiben, hab ich nicht gesehen. Da war ich blind.

Das vierte Mädchen ließ ihn steh‘n. Für ihn ging kein Weg an ihr vorbei...

Als er vor mir lag, zurechtgemacht für den letzten Augenblick, war alles Sehen zu spät.

Viel lieber wär ich blind gewesen...
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Sehr gefühlvoller Text über das Leben mit einem Kind, bis zum letzten bitteren Augen-Blick. Auch das Sehende und das Blinde wird gut einsetzt.
Ein Text, der Allgemeingültigkeit über den Verlust eines Kindes besitzt, der aber genauso zum persönlichen Verarbeiten taugt. Wird noch lange bei mir nachhallen.

Auch wenn's abgedroschen klingt, aber man sieht ja tatsächlich nur mit dem Herzen gut.

Liebe Grüße, Doc
 



 
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