Australien; die Böse

Kaiser Nero

Mitglied
"Überall hin, nur nicht Australien", hoffte er gespannt. Alle saßen im Saal und fieberten mit ihm. Dann kam auch schon der Gong, Musik ertönte, Konfetti wurde von den meist bekifften und studierenden Praktikanten im ganzen Studio umher geworfen und das Publikum wurde animiert, so laut zu klatschen, als, hätte der Papst gerade den Weltfrieden bekannt gegeben. "Herzlichen Glückwunsch.", gratulierte der Moderator Herrn Fischgrätchen sogleich, "was gibt es denn schöneres,als 3 Wochen Urlaub im sonnigen Australien?" sprach er in die Kamera.
Nur wenige Sekunden darauf lag er auch schon aus der Nase blutend unter der Kamera. Sigismund Fischgrätchen schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht. "Australien, dieses Scheissland. Da, nein, da fahr ich nicht hin.", sprach er den am Boden liegenden Moderator voller Zorn ansehend.
Da die Show natürlich eine Aufzeichnung war, schnitt man ein paar Szenen weg, reinigte das Gesicht des Moderatoren und einigte sich mit Sigismund darauf, dass, wenn er nun, nur der Show wegen, nur für die Zuseher zu Hause, wenn er denn nun nur so tun würde, als ob er sich freuen würde, man sich nachher mit ihm zusammensetzen würde und es vielleicht möglich sei, ihm einen anderen Preis zukommen zu lassen. "Würde, ob, vielleicht möglich". Das alles hörte er nicht so gern, Fischgrätchen wollte Tatsachen, keine leeren Versprechungen und verpasste sogleich dem Kameramann einen kräftigen tritt in den Unterleib.
Schließlich konnte man die Aufzeichnung dann doch noch in den Kasten bringen, und begab sich sogleich nach Beendigung der Filmarbeit gemeinsam mit dem unglücklichen und zornigen Herrn Sigismund hinter die Kulissen, um nun das Preisproblem zu klären. Da saß er nun, Sigi Fischgrätchen, 25 Jahre alt, langhaarig, halbblind und musste warten, auf den Manager, wie es hieß.
Schön langsam wurde er nervös. Gleich, gleich könnte es soweit sein. Darauf hat er monatelang gewartet, und auch alle anderen, ja, die würden sehr zufrieden sein. Da kam auch schon der Manager der Produzentenfirma: groß, dick; ja, wie man sich einen Topmanager halt vorstellt. In seiner linken Hand, ein schwarzer Aktenkoffer. Sigis Blick fiel sofort auf den Koffer, obwohl er versuchte, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Als der noch nichts ahnende Manager den Koffer auf den Tisch legte, schnappte Fischgrätchen auch schon zu und sprang sogleich mit dem Koffer in der Hand auf. "O.K. Leute, kommt schnell rein. Operation beendet" sprach er nervös in das an seinem Batikshirt befestigte Mikrofon, während der dicke Mann ihm gegenüber nur verblüfft und ungläubig da stand, und nicht einmal versuchte seinen Koffer zurück zu bekommen. Gleich darauf standen einige im immer noch im Saal sitzenden Publikum auf und liefen schnellstens hinter die Kullissen, um zu Sigismund zu gelangen.
Der Manager dachte immer noch an einen Scherz, er wusste absolut nichts anzufangen, als plötzlich ca. 20 junge Frauen und Männer neben dem vermeintlichen Spieleshowgewinner Fischgrätchen standen, und zufrieden, ja beinahe schon schadenfroh lächelten. "Aber, aber, was soll das denn alles?", fragte der dickliche Wirtschaftsguru in die Menge. Die Leute sahen sich gegenseitig an, und rissen sich ihre Westen und Jacken vom Leib. "Greenpeace", stand in großen grünen Buchstaben auf ihren, wahrscheinlich mit umweltschädlichem Chlor gebleichten T-Shirts. "Jetzt", so Sigismund zum Manager, "jetzt haben wir endlich die Beweise, die Dokumente in diesem Aktenkoffer werden alles beweisen." sprach Sigismund Fischgrätchen. Die Menge begann laut zu applaudieren und ihr Gegenüber auszubuhen.
Im Hintergrund hörte man bereits einige Angestellte der Fernsehproduktionsfirma mit der Polizei zu telefonieren. "Ca. 20 Jugendliche randalieren im Studio", so die etwas übertriebene Aussage, die der Mitarbetier gerade in sein Handy schrie.
"Also, was sagen sie nun.", spottete Sigi in Richtung Manager. "Das wird DER Skandal des Jahres. Nicht nur die Fernsehfirma, nein, auch das Reisebüro und die größte Pharmafirma des Landes; ja, ihr alle werdet auffliegen. Mit diesen Dokumenten haben wir endlich Beweise dafür. Die ganze Welt wird erfahren, dass es ein Abkommen gab, in der Fernsehshow nur Australienreisen zu verlosen, damit die Pharmafirma dann profitiert, wenn die ganzen Gewinner schließlich mit Hautkrebs zurückkehren. Ihr skrupellosen, profitgeilen Schweine, ihr schreckt doch vor nichts zurück", schrie er. "OK, es stimmt alles, was sie sagen, aber eines, ja, eines haben sie vergessen. Denken sie wirklich, ich würde belastende Dokumente in einem Koffer mit mir tragen. Nein, die, ja, die liegen alle verschlossen zu Hause.", sprach der Manager, in die plötzlich bleichen Gesichter der jungen Idealisten.
Da kam auch schon die Polizei herbei. "Ah, danke Wachtmeister, vielen dank, hier, gratis Eintrittskarten für Sie und Ihre Kollegen.", dankte der Manager dem Polizisten, während dessen Kollegen bereits die völlig enttäuschten Umweltrechtler abführten. Der Manager schnappte sich seinen Koffer und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Welch Glück, dass sie den Koffer nicht geöffnet hatten, denn, jaja, es war alles, wirklich alles im Koffer, sogar die Sache mit dem Präsidenten, von denen sie ja gar nichts wussten. Erleichtert sah er den wegfahrenden Polizeiwagen nach, als diese mit den jungen Leuten aufs Revier fuhren.
Naja, typisch Greenpeace. Da haben sie ja wohl wieder alles falsch gemacht.
 



 
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