Autsch

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Rätsel

Immerhin eins, das mich beschäftigt: Worin mag ihre Hilfe bestanden haben, hat sie ihm beim Abfassen geholfen? Warum unterstützt sie ihn kein weiteres Mal? Für mich am wahrscheinlichsten: Sein Stolz wirkt auf sie abkühlend, d.h. er braucht sie in ihren Augen nicht mehr.

Die Vieldeutigkeit des sehr kurzen Textes nötigt mir eine gewisse Bewunderung ab.

Gegen das Proust-Motto könnte man allerdings einwenden, dass es sich logischerweise nur um das Wiederentdecken irgendwann erstmals gesehener Landschaften handeln kann, d.h. ohne vorherige Entdeckungen in der Außenwelt später auch keine "neuen Augen". Der Spruch ist typisch für den Kult der Innerlichkeit, den Proust betreibt und der ihn mir im Lauf der Zeit verleidet hat. Welche Bedeutung hat das Adjektiv "wahre" hier? Sein Leser soll für wahr halten, was Proust für wahr (wesentlich) erklärt. Das ist symptomatisch für seinen literarischen Absolutismus.

Freundlichen Abendgruß

Arno Abendschön
 

wüstenrose

Mitglied
tuts noch weh?

Hallo Andreas,
ich schon wieder.

1. Im Gegensatz zu meinem werten Herrn Vorredner will ich den Focus nicht auf die Proust-Signatur richten. Nun lasst doch den armen Marcel in Frieden ruhen!

2. So kurz dein Text - und doch hallt er kräftig nach! Ja, die Herren und Damen Literaten sehnen sich insgeheim nach dem andersgeschlechtlichen Pendant, das sie ganz zu ergründen versteht. Warum eigentlich? Wir sollten begreifen, dass wir ein bisschen wahnsinnig sind - und das braucht man/frau nicht mit dem Menschen seines Herzens zu teilen. Geht auch so, meistens sogar besser!
Hat mir sehr gut gefallen, dein "Autsch".

lg wüstenrose
 
A

AchterZwerg

Gast
Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte? *lächel
Dann könnte ich die Abwehrhaltung der so überreichlich Beschenkten gut verstehen. :D;)
Es ist vermutlich schwer zu akzeptieren, dass mit Lyrik kein Blumentopf zu gewinnen ist ... wenn doch, dann nur kurzfristig.- Insgeheim wünschen sich viele Damen einen, der ihre Regale anschrauben und Autos reparieren kann. "Ausnahmen bestätigen die Regel." :)
Zwinkergrüße
Heidrun
 
Hallo anbas

Ich denke an Neid.
Wenn das zutrifft, dann solltest du den Schlusssatz ändern:

[strike]Sie hat ihm nie wieder ihre Hilfe angeboten.[/strike]
"Nie wieder hat sie ihm ihre Hilfe angeboten."
Das "nie wieder" gewinnt somit an Gewicht. In der Mitte des Satzes ist es zu schwach, lässt zu viele Möglichkeiten offen.

Weitere Textarbeit:

Aus Dankbarkeit [strike]für ihre Hilfe[/strike] schenkte er der Frau seiner Träume dieses Buch. Es war eine Anthologie, die [strike]auch[/strike] einen Text von ihm enthielt – seine erste Veröffentlichung. Der kleine [strike]unbekannte[/strike] Autor war sehr stolz.
Die "Hilfe" ist in der Dankbarkeit enthalten und wird am Schluss nochmals erwähnt, unnötige Wortwiederholung, die dem Stück gefährlich Kraft entzieht. Das "auch" - völlig unnötig.
"kleine" und "unbekannt" beschreibt ein und das selbe, außer du möchtest seine Kleinwüchsigkeit ansprechen.

Satzumstellung:

"Es war eine Anthologie. Aus Dankbarkeit schenkte er der Frau seiner Träume das Buch. ..."

Die Anthologie (seine erste Veröffentlichung) sollte schwerwiegent am Anfang des Textes stehen.

Grüße
Gernot
 

anbas

Mitglied
Ihr Lieben,

Ihr ahnt gar nicht, wieviel Freude mir Eure Rückmeldungen machen!!! Ich finde es einfach großartig, zu vielen Interpretationen dieser kleine Text einlädt. Meine Intention, die ich beim Schreiben des Textes hatte, wird dadurch immer unwichtiger. In diesem Falle stört mich das überhaupt nicht. Daher will ich - zumindest bis auf Weiteres - meinen ursprünglichen Grundgedanken auch für mich behalten. Bisher wurde er jedenfalls noch nicht genannt. Möglicherweise ist er ja zu sehr um die Ecke gedacht. Doch wie gesagt, hier finde ich es total spannend, was dieser Text bei den verschiedenen Lesern auslöst.

Unabhängig von meinen Ausgangsgedanken haben Deine Änderungsvorschläge, lieber Gernot, durchaus etwas für sich. Ich werde in Ruhe drüber nachdenken und wahrscheinlich das eine oder andere übernehmen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Hagen

Mitglied
... und sie stellte das Buch
in das Regal; - zu dem anderen...

entschuldige bitte, aber Dein Werk hat bei mir spontane Kreativität ausgelöst.
Aber welcher Autor hat nicht schon ähnliche Erfahrungen gemacht?

Viele Grüße
Hagen
 
G

Grendel

Gast
Hallo anbas,

hat sie ihm die Geschichte lektoriert und dabei mehr getan als nur korrigiert? Oder hat er zu viel über sich erzählt, vielleicht über eine alte Liebe oder gar über sie selbst? Alles möglich, Dein Text lässt viel Raum für Fragen. Gefällt mir, wie so eine kleine Prosa die Phantasie anregt.

Gruß
Grendel
 

anbas

Mitglied
@ Hagen

Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen. Ich finde es klasse, wenn ein Text weitergehende Gedanken auslöst.


@ Grendel

Ich könnte jetzt sagen, dass ich es nicht weiß - aber das wäre gelogen :D. Andereseits kenne ich nur den Hintergrund meiner Geschichte. Du hast eine andere - und das gefällt mir.

Im Grunde ist es doch wie im wahren Leben: Man sieht eine Szene z.B. auf der Straße und fügt dieses zu einer eigenen Geschichte zusammen. Auch hier weiß man nicht, ob man richtig liegt oder sich gerade total verrennt.


Vielen Dank für Eure Rückmeldungen.


Liebe Grüße

Andreas
 



 
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