Axis of Evil

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yza

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Axis of Evil (Achse des Bösen)
"Nur die Leute, die Kriege beginnen, wissen warum sie geführt werden." Zitat eines zwölfjährigen amerikanischen Jungen.
'Eine fast wahre Geschichte!'

Erich ist schon mehr als 14 Stunden nicht mehr aus der Garage heraus gekommen. Margot macht sich Sorgen, schließlich ist ihr aufgefallen, dass er auch die vorherigen drei Nächte nicht richtig schlafen konnte. Sein Enthusiasmus für seine angebliche Forschungsarbeit kann sie nicht teilen. Sicherlich wäre es schön, wenn er Erfolg haben würde, seine Ideen hören sich für sie jedoch viel zu unglaublich an. Öl zu Wasser machen. Wenn er anfing über die chemischen Verbindungen zu reden und dann noch die biochemischen Zusammenhänge darstellte, dann konnte sie aus der Haut fahren. Kein anderes Gesprächsthema nahm so viel Platz ein, wie das Gerede um seine Forschung. Erich ist ein Träumer, gerade in diesen Augenblicken, wo er sich zwischen H2O und ROX verliert, denkt sie daran, ihn zu verlassen. Erich hat seine Qualitäten, unbestritten, doch sind sie allesamt ins Hintertreffen geraten und dies nun schon seit 4 Jahren. Diese fixe Idee, die ihn nicht loslassen will.

Erich kann es nicht glauben, "es schmeckt wie Wasser". Es ist der Moment, in dem man in Jubel ausbrechen muss, doch er ist viel zu müde, um jetzt noch einen Luftsprung machen zu können. Sowieso ist es nicht seine Art, Freude so unverhohlen auszuleben, zumal ihm auch niemand dabei zusieht. Die Garage sieht aus wie ein professionelles chemisches Labor einer kompetenten Firma. Wie viel Geld hatte er wirklich hier hinein gesteckt?
In diesem Augenblick erübrigt sich das Nachrechnen, denn der Erfolg steht in keinem Verhältnis. Seine Motivation war nie das Geld, obwohl der Erfolg der Entwicklung, unweigerlich mit einem bahnbrechenden finanziellen Erfolg Hand in Hand gehen muss. Er hat Schweißperlen auf der Stirn, als ihn bewusst wird, dass er es tatsächlich geschafft hat. Alles fällt von ihm ab und die Müdigkeit wird immer deutlicher.
"Alles stehen und liegen lassen und Margot Bescheid sagen. Noch baden und schlafen." Geht ihm durch den Kopf. Seine Gedanken sind aufgewühlt, doch der Körper will sich ausruhen, immerhin hat er den Zenit der Leistungsfähigkeit auch schon längst überschritten.
Erich lässt alles wie es ist und geht rüber ins Haus. Margot schläft, sie hat es aufgegeben zu warten, bis er vielleicht doch noch vor Mitternacht ins Haus kommt. Die Gedanken lassen sich nicht abschalten, Morgen muss er alles noch einmal überprüfen. Nicht, dass er sich jetzt was vormacht und das Ergebnis beruht auf einem Fehler, einer Täuschung. Er duscht, baden scheint ihm jetzt nicht das Richtige. Er geniest das Wasser. Wasser, dass überall auf der Welt immer wichtiger wird. Unverzichtbar, einfach göttlich.
Schnurstracks geht Erich hoch ins Schlafzimmer. Das Duschen hat ihm einen euphorischen Schub versetzt. Er schaltet das Licht ein und sagt laut: "Ich habe es geschafft, verdammt, ich habe es geschafft." Margot wird unsanft durch ein zusätzliches Rütteln an ihren Schultern abrupt geweckt.

Margot ist stinke sauer, doch noch bevor sie auch nur annähernd losmeckern kann, springt Erich förmlich, neben sie ins Bett und nimmt sie in die Arme. Er sagt: "Ich habe es, Margot ich habe es tatsächlich geschafft." Er hat sie schon solange nicht mehr so in den Arm genommen und Margot ist überrascht, dass er sich mit seinen 63 Jahren, doch noch so sportlich ins Bett werfen kann. Für einen Augenblick genießt sie die Umarmung. Erich drückt sie an sich und sagt aufgeregt direkt in ihr Ohr: "Bitte Margot, komm mit in die Garage, ich muss dir etwas zeigen."
"Was sonst?", denkt sie sich und die liebevolle Stimmung ist verflogen. Margot sagt: "Erich, hast du sie nicht mehr alle? Seit Monaten, was sag ich, seit mehr als 3 Jahren, geht es nur noch um deine Erfindung, meine Anwesenheit reduziert sich auf die Hausarbeit. Du bist zerstreut, manchmal ungenießbar, abgelenkt und ich überlege mir schon, ob ich dich nicht verlasse."
Erich ist verwundert: "Aber Margot, du weißt doch, dass ist alles nur wegen meiner Forschung, aber glaube mir, jetzt wird sich alles ändern."
Margot gibt zurück: "Ich glaube nicht mehr daran, dass du dich noch ändern wirst! Außerdem mein Lieber, habe ich auch ein Anrecht auf Aufmerksamkeit, auch wenn ich 64 bin."
Das ist Erich klar, er hat sie in den vielen Wochen völlig vernachlässigt, aber er musste seine Erfindung zum Ziel bringen. Hatte nicht auch Good Year, damals, als er die Vulkanisierung erfunden hatte, seine Familie über lange Jahre vernachlässigt. War dies alles nicht der Preis, der zu bezahlen ist, wenn man sich auf solche Aufgaben stürzt. Dabei musste Margot nur Monate, na gut, fast 4 Jahre, der Unaufmerksamkeit in Kauf nehmen. Good Years Familie viele, viele Jahre.

Margots Grenze ist erreicht, dennoch ist sie bereit, ihm ein letztes Mal zuzuhören. Sie klettert müde aus dem Bett und schlüpft in den Bademantel. Erich geht behände voraus und redet: "Du wirst es nicht glauben, es wird den Umweltschutz revolutionieren, aber komm erst einmal mit und sehe selbst."
Margot ist das Chaos hier unten gewöhnt. Chemie hat sie schon auf der Schule gehasst, ihr fehlt einfach das Verständnis für diese abstrakten Formeln. Mathematik war da noch deutlich angenehmer, denn mit Zahlen kann man wenigstens etwas anfangen, aber nicht mit diesem komischen Gewirr aus Buchstaben und Zahlen, Molekülen und Atomen. Chemische Verbindungen sind zudem meist noch gefährlich, was man ihnen nicht einmal ansieht. Sie kann sich noch gut erinnern, als sie anfangs immer noch versucht hat, hier aufzuräumen und dann ein Glas mit irgendeiner obskuren Flüssigkeit verschüttet hatte. Die rechte Hand war 4 Wochen verätzt.

Erich ist ein lieber Kerl, aber sein Tick ist nur schwer zu ertragen. 'Tohuwabohu' denkt sie, während Erich mit einem Glas Wasser auf sie zukommt, er hält es ihr vor die Nase und sagt: "Hier trink!" Margot sagt spontan: "Willst du mich jetzt auch noch vergiften?" Erich wird rot, er lächelt sie an und schüttelt nur verneinend den Kopf.
Sie sagt: "Es stinkt." Erich erwidert: "Mach dir nichts draus, koste es."
Misstrauisch trinkt Margot einen kleinen Schluck, dann sagt sie: "Hmm, es schmeckt wie Leitungswasser."
Erich macht fast einen kleinen Luftsprung, er sagt: "Findest du? Findest du es wirklich?" Sie nickt zustimmend.
"Komm her..." Er nimmt sie bei der Hand und geht mit ihr um den großen Tisch, auf dem sich ein Gebäude aus Glasgefäßen auftürmt, Rohre, Fläschchen, Zylinder, Schalen, alles ineinander geschachtelt und miteinander verbunden.
"Was glaubst du, woher dieses Wasser stammt?" "Aus dem Hahn dahinten?" Sagt Margot ironisch. Erich geht an eine Plastiktonne und öffnet ihren Deckel. Sofort entweicht eine faulige, nach Benzin riechende Wolke, die sich schnell im Raum verteilt. Erich nimmt mit einem Esslöffel etwas aus der Tonne und hält es Margot hin. Es sieht aus wie schwarze Pampe. Erich bemerkt ihren fragenden Blick und sagt: "Öl, Rohöl." Margot schüttelt nur verständnislos den Kopf. Er sagt aufgeregt: "Verstehst du denn nicht? Dieses Wasser habe ich aus Rohöl gewonnen!"
Margot weiß nicht viel, aber sie weiß, dass es auf diesem Planeten deutlich mehr Wasser gibt als Land, also wozu das Ganze? Sie sagt uninteressiert: "Und? Haben wir nicht genug davon auf der Erde?"
Das erste Mal wird Erich so richtig bewusst, wie naiv sie doch ist. Anderseits weiß er, dass es nicht einfach wäre, eine Frau in seinem Alter zu finden, die seine Leidenschaft zur Chemie und Biochemie teilen würde. Außerdem, er liebt Margot.
Erich sagt, als würde er mit einem Kind sprechen: "Margot, es geht doch nicht um das Wasser, es geht darum, dass ich das Rohöl zu Wasser machen kann, zu genießbarem Wasser." Ihr scheint die Erklärung nicht weniger aufsehenerregend, nun gut, Rohöl zu Wasser, was soll's. Erich sieht ihr an, dass sie es nicht begreift, er sagt: "Es ist die Lösung aller Umweltschutzprobleme. Erinnere dich doch an die Katastrophe vor der spanischen Küste. Du hast doch selbst vor dem Fernseher geweint, als du die vielen Vögel gesehen hast, die dort jämmerlich verreckt sind."
Die Bilder sind sofort wieder da. Erich sagt: "Mein Bindungsmittel macht es möglich, dass bei solch einer Katastrophe das Rohöl in Wasser umgewandelt werden kann. Innerhalb kürzester Zeit entsteht Trinkwasser. Man muss es nur in ausreichenden Mengen ausstreuen."
Dieser Argumentation kann sich auch Margot nicht mehr verschließen, es leuchtet ihr ein, sie fragt: "Du meinst, darum ging es dir die ganze Zeit?" In diesem Moment hat sie das erste Mal Verständnis für seine Arbeit. Sollte er tatsächlich solch eine weltbewegende Erfindung gemacht haben. Hier in dieser kleinen Garage. Ein Hobbychemiker?
Erich hält ihr einen kleinen Sack mit weißem Pulver hin. "Hier das ist es, dass ist mein Werk. Ich muss es noch einmal überprüfen, aber ich bin überzeugt, das ich keinen Fehler gemacht habe. Weißt du was das auch für uns bedeutet?"
Sie schüttelt den Kopf. "Wir werden viel Geld bekommen. Viele Firmen werden sich darum reißen. Ich lasse mir das natürlich sofort patentieren."

In den nächsten Wochen gibt es viel zutun. Erichs Erfindung ist patentiert und er ist mit mehreren großen Firmen in Kontakt getreten. Er hat es vermieden damit hausieren zu gehen, jedenfalls will er vermeiden, dass es jetzt schon öffentlich wird. Ihm liegt die Vorstellung, nicht, dass die Presse es groß herausbringt. Wenn er einen Partner gefunden hat, dann kann der es übernehmen, die Öffentlichkeit von dieser bahnbrechenden Erfindung zu unterrichten. Obwohl Erich nie finanzielle Überlegungen angestellt hat, geht es ihm durch den Kopf, was wohl ein Interessent für sein Werk bezahlen würde. 1 Million, 2, vielleicht sogar 5. Auf jeden Fall wird er seine Ersparnisse zurückbekommen, die er vollständig aufgebraucht und darin investiert hat.

Die ersten Gespräche mit einer Rederei, sind mehr als ernüchternd. Im Grunde kommt nicht einmal ein wirklicher Termin zustande. Zweimal wird er versetzt und dann trifft er nur mit einem Abteilungsleiter zusammen, der ihn abwimmelt und kein Verständnis zeigt. Es ist ein Problem an die richtigen Leute der wirklich großen Firmen heranzukommen. Egal ob Texaco, Shell oder BP, hier trifft er immer wieder auf eine Hierarchie der Verantwortlichkeiten, die kaum zu überwinden ist. Natürlich wird er ihnen nicht blind seine Forschungsergebnisse aushändigen. Trauen kann man niemandem. Es muss ein erstes Gespräch auf der obersten Ebene der Geschäftsleitung geben, dann kann man sehen.
Endlich kommt es zu einem vielversprechenden Termin mit einem Automobilhersteller. Erich soll sein Mittel vorführen. Auf dem Werksgelände hat man eine Fläche von einem Quadratmeter mit Rohöl präpariert. Es sind Mitglieder des Aufsichtsrates, wie auch ein Manager, der Leiter der Entwicklungsabteilung und einige Ingenieure vor Ort. Erich hatte ernste Probleme für diesen kleinen Fleck die genaue Menge an Bindemittel zu produzieren, denn die Zusatzstoffe waren nicht einfach zu bekommen.
Dennoch ist er mehr als froh, dass es zu diesem Treffen gekommen ist. Er schüttet das Pulver über die verdreckte Fläche und sofort beginnen die Bakterienkulturen zu arbeiten. Das Rohöl reißt auseinander und zwischen kleineren Ölflecken bilden sich Rinnsaale aus klarem Wasser. Die Zuschauer sind sichtlich verwundert. Erich holt einen Teelöffel aus der Tasche und versucht ein paar Tropfen des Wassers aufzufangen. Dann sagt: "Schauen sie her, es ist trinkbar." Man wirft ihm misstrauische Blicke zu, doch Erich schluckt das Wasser vor aller Augen.
Nach drei Minuten befindet sich auf dem Boden ein großer Wasserfleck mit schwarzen Flecken. Das Bindemittel hat nicht gereicht, um alles aufzulösen.
Dennoch sind die Zuschauer beeindruckt, obwohl niemand es wagt, auch von dem Wasser zu kosten. Man verspricht Erich, dass sie einen zweiten Termin wahrnehmen wollen und weitere Gutachter hinzuziehen werden.
Doch dann passiert nichts.
Erich ruft mehrfach bei ihnen an, doch er wird vertröstet und weitere Wochen vergehen. Erich ist enttäuscht. Ist wirklich niemand in der Lage, den Wert seiner Erfindung zu schätzen. Was gibt es Schlimmeres als eine Ölkatastrophe? Natürlich gibt es noch Schlimmeres, doch es gehört doch zu den Schlimmsten Dingen, die in einer modernen Welt passieren können. Erich entschließt sich nun doch an die Presse zu gehen und vor allem wendet er sich an Greenpeace. Hier erhält er tatsächlich Aufmerksamkeit und man verspricht ihm, dass sie ihm mit seiner Erfindung helfen wollen. Der normalen Presse ist es kaum mehr Wert, als eine kleine Spalte auf den hinteren Seiten der Tageszeitungen.
Erich erkennt, das Umweltschutz zwar absolut nötig ist und alle reden darüber, doch niemand ist bemüht sich wirklich dafür einzusetzen. Jedenfalls nicht die Firmen, die unmittelbar als Verursacher für solcher Art von Umweltkatastrophen in Frage kommen.

Auch Greenpeace lässt sich Zeit mit ihrem Engagement. Fast ein halbes Jahr vergeht, als er mit Margot an einem sommerlichen Herbstag im Cafe sitzt. Das normale Leben hat sie fast wieder eingeholt. Margot und Erich haben endlich wieder viel mehr Zeit füreinander und sie gibt ihm viel Zuspruch. Wenn ihr auch nie klar werden wird, wie oder was er da im Einzelnen erfunden hat, so weiß sie doch, dass seine Absichten edel sind und er hat es ja auch geschafft.
Plötzlich tritt ein gut aussehender, junger Mann, in einem Anzug an ihren Tisch. Er trägt eine Sonnenbrille und hat einen dunklen Teint. Er sagt höflich in gutem deutsch: "Darf ich mich setzen?" Sie schauen sich beide fragend an, dann sagt Margot kurzentschlossen: "Bitte." Er sagt sofort: "Wir kennen uns nicht, ich komme im Auftrag von einer Firma, die sich mit ihrem Patent beschäftigt hat. Sie haben großes Interesse. Wie ist es mit ihnen, haben sie schon Partner gefunden?"
Erich schüttelt nur den Kopf, im Grunde möchte er gar nichts dazu sagen. Die Enttäuschung wiegt schwer.
"Mein Name ist Ali und ich komme aus Saudi Arabien. Ich hoffe das ist für sie kein Problem?"
Margot sagt: "Aber nein, warum sollten wir damit ein Problem haben?" Margot hat sich vor etlichen Wochen das erste Mal darüber Gedanken gemacht, was es bedeuten könnte, wirklich reich zu sein. Zu der Zeit war Erich noch völlig euphorisch und überzeugt davon, dass er seine Erfindung verkaufen kann. Der Traum war schnell ausgeträumt. Geld hatte bisher auch nie eine wirklich bedeutende Rolle in ihrem Leben gespielt. Aber man kann ja mal daran denken. Jetzt lodert für einen Augenblick noch einmal dieser Gedanke auf. Ein Mann aus Saudi Arabien kann nur Geld bedeuten.
Ali sagt: "Schön, dann will ich gleich zur Sache kommen. Die Firma Saudi Recycle Team, SRT, ist bereit eine nicht unbeträchtliche Summe für ihr Patent auszugeben. Sie können sich vorstellen, dass gerade wir ein Interesse an einem wirksamen Mittel gegen Verschmutzungen durch Rohöl haben?"
Erich nickt zustimmend. Margot sagt spontan: "Sie sitzen ja direkt an der Quelle, sozusagen." Sie lächelt ihn dabei freundlich an.
"Genau, wir haben tagtäglich mit diesen Problemen zutun. Ehrlich gesagt, ich kann es gar nicht verstehen, dass man ihrer Erfindung so wenig Aufmerksamkeit entgegen bringt. Es ist atemberaubend, wenn es wirklich funktioniert."
Erich sagt sofort energisch: "Es funktioniert!" Margot fasst ihn an den Arm, da er so heftig reagiert.
Ali sagt: "Ich glaube ihnen, keine Frage, auch wenn ich es noch nicht gesehen habe."
Erich erwidert: "Das können sie, wir wohnen 12 Minuten von hier. Ich kann es ihnen sofort vorführen."
"Das wäre gut, denn ich bin beauftragt worden, mich selbst davon zu überzeugen. Wollen wir für später einen Termin machen?"
Erich sagt: "Wir können sofort hingehen, in einer halben Stunde sind wir wieder hier?"
Ali nickt zustimmend und sagt: "Gut, dann lassen sie uns keine Zeit verlieren. Ich liebe solche direkten Verhandlungen und glauben sie mir, es wird nicht ihr Schaden sein."
Margot bezahlt noch die Rechnung und sie laufen gemütlich zur Garage. Unterwegs fragt Margot: "Sagen sie, ihr Auftraggeber, ist es ein Scheich?"
Ali antwortet: "Ja, das kann man so sagen. Er gehört sogar der Familie des Königs an."
Damit ist für Margot alles geklärt, diesmal musste Geld fließen.
In der Garage dauert es kaum 10 Minuten, bis sie wieder herauskommen. Erich war für solche kleinen Vorführungen bestens präpariert. Ali hat sogar den Mut das Wasser zu trinken, was kurz zuvor noch Rohöl war. Er st vollständig überzeugt, denn das Material was Erich ihm unter die Nase gehalten hat, war eindeutig Rohöl, das war keine Frage.
Margot sagt: "Sagen sie, wir können auch auf eine Tasse Kaffee ins Haus gehen." Sie will Ali jetzt nicht mehr weglassen, bis er gesagt hat, was sie Erich zahlen wollen.
Ali stimmt zu. Während Margot noch den Kaffee zubereitet, sitzen Ali und Erich auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ali fragt: "Sagen sie, wie sind sie darauf gekommen?" Erich sagt kurz: "Ich hasse Umweltverschmutzung. Es ist eigentlich ein Witz, dass es noch nicht von andren erfunden wurde."
Ali fragt: "Was haben sie sich eigentlich vorgestellt, wie viel erwarten sie für ihr Patent?"
Es bleibt still, Erich weiß es nicht. Was soll er jetzt sagen?
Ali nimmt ihm die Entscheidung ab und sagt: "Ich sehe schon, sie sind Erfinder und kein Geschäftsmann..." Er lächelt, dann sagt er: "...Wie ist es mit 10 Millionen US Dollar?"
Es klirrt und scheppert und Margot steht in der Tür, mit offenem Mund und leerem Tablett. Alles liegt am Boden. Der Kaffee sucht sich seinen Weg zwischen Teppich und der Brücke und versickert in den Spalten des Parketts.
Erich ist blass.
30 Sekunden ist es still, dann sagt Erich: "In Ordnung, wir machen das Geschäft. Besser heute als niemals. Besser mit ihnen, als mit niemandem. Ich bin überzeugt davon, das sie das Richtige tun werden."

Kaum drei Tage vergehen, da erhält Erich den Vertrag. Ali bringt ihn persönlich vorbei. Am selben Tag klingelt das Telefon und Margot wird von ihrer Bank angerufen. Eine Angestellte teilt ihr mit, dass ihr Konto mit 10 Millionen Dollar aufgestockt wurde. Zuerst dachte man an einen Buchungsfehler, doch dann war alles richtig. Beide freuen sich.
Erich holt seine Forschungsarbeit und alle Aufzeichnungen aus dem Schließfach der Bank und übergibt alles an Ali.
Beim Abschied sagt er: "Hören sie zu, sollten ihre Leute damit nicht klar kommen, dann melden sie sich und ich komme zu ihnen rüber und helfe ihnen. Sie müssen das Bindemittel kühl lagern und vor allem müssen sie große Mengen herstellen, um eine größere Ölpest einzudämmen."

Ali sagt: "Das ist sehr freundlich von ihnen und im Namen der SRT möchte ich noch meinen Dank aussprechen. Ja, ich kann sogar soweit gehen, zu sagen, das ganze arabische Volk hat ihnen zu danken."
Ali sollen sie nie wieder sehen.

Kurz vor Weihnachten erhält Erich einen Brief, anscheinend aus Saudi Arabien, was nicht so einfach zu entziffern ist anhand der Frankierung.
Er liest den in englisch geschriebenen Brief:

Lieber Herr Erich Krochner

Ich möchte mich auf diesem Weg für die gute Zusammenarbeit mit ihnen bedanken. Ihre Erfindung ermöglicht es uns, das arabische Volk auf einen neuen Weg zu bringen. Allein ihrem Erfindungsgeist, ist es zu verdanken, dass wir den Lauf der Geschichte auf einen neuen Weg bringen können. Endlich kann mein Volk, das Protektorat der imperialistischen USA abstreifen und seine eigenen Wege gehen. Wir verdanken ihnen viel. Vielleicht wird ihnen erst viel später bewusst, was sie tatsächlich mit dieser Erfindung geleistet haben. Aber allein ihr Engagement, etwas für den Umweltschutz zutun, ist aller Ehren wert und verdient meine Hochachtung.

Schütze sie Gott der Allmächtige

Osama Bin Laden

Erich sein Herz schlug noch nie schneller als in diesem Augenblick. Sollte er wirklich mit dem meistgesuchten Terroristen dieser Welt Geschäfte gemacht haben? Undenkbar!
Die ganze Nacht diskutiert er mit Margot, was dieser Brief wirklich zu bedeuten hat. Margot versucht ihn zu beruhigen und gibt zu bedenken, dass mehrere Araber Osama Bin Laden heißen könnten. Es überzeugt Erich nicht im Geringsten. Später sagt sie: "Und wenn schon. Dieser Mann hat auch viel Gutes für sein Volk getan. Es hat doch immer eine gute und eine schlechte Seite. Die Amerikaner machen auch nicht alles richtig."
Mögen ihre Argumente auch so ein paar Zweifel beseitigen, wohl ist ihm nicht. Er sagt: "Margot, ich hätte es nie an ihn verkauft. Er ist und bleibt ein Mörder. Und -- Was will er mit dem Zeug?"
Margot spekuliert: "Er wird seinen Leuten helfen wollen, vielleicht in Afghanistan, vielleicht im Irak oder anderswo. Da gibt es doch bestimmt viele Umweltprobleme."
Die weitere Diskussion führt zu einer schlaflosen Nacht, aber zu keinem Ergebnis.

Zwei Tage später, einen Tag vor Heiligabend, sie sitzen vor dem Fernseher und schauen sich die Nachrichten an.
Die Sprecherin sagt: "...wir schalten nun zu unserem Korrespondenten nach Kuwait."
Der Reporter berichtet: "Die Firma Kuwait-Oil hat heute durch ihren Pressesprecher verlauten lassen, dass es seit mehreren Tagen ernste Probleme bei der Ölförderung gibt. Mehrere ansonsten ertragreiche Quellen, fördern kein Rohöl mehr. Obwohl die wissenschaftlichen Gutachten von einer Förderungsmenge von mehreren Milliarden Barrel ausgehen, fließt aus ca. 123 Quellen kann Öl mehr nach. Mehr wurde bisher nicht bekannt."
Die Nachrichtensprecherin fragt: "Wie müssen wir das verstehen, wenn kein Öl mehr kommt? Sind die Quellen leer?"
Der Reporter: "Dazu hat sich Kuwait-Oil nicht weiter geäußert. Man hält sich überhaupt sehr bedeckt in dieser Sache. Es kam wohl auch nur an die Öffentlichkeit, weil ein Ingenieur nicht seinen Mund halten konnte."
Dann sagt die Nachrichtensprecherin: "Soeben kommt noch eine zweite Meldung herein, die besagt, dass wohl das gleiche Phänomen, auch in Saudi Arabien, im Irak, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wohl auch in Bahrain aufgetreten ist."
Der Reporter meldet sich aus dem Hintergrund und sagt: "Also, darüber habe ich noch keine Erkenntnisse, aber es sieht wohl danach aus, dass wir hier vor einem ernstzunehmenden Problem bei der Ölförderung stehen. Ich denke wir müssen abwarten, bis sich die offiziellen dazu äußern werden."

Erich sieht ungläubig in den Fernseher und ihn beschleicht eine Vorahnung.

In den nächsten Wochen überschlagen sich die Ereignisse. Zwischendurch wird die Krise mehrmals heruntergespielt, um dann jedoch wieder als unglaubliche Katastrophe geschildert zu werden, die die Weltwirtschaft zum erliegen bringen wird. Die Details kommen nur bruchstückhaft in die Öffentlichkeit. Unglaublich scheint zu sein, dass anstatt Rohöl plötzlich reines Trinkwasser gefördert wird. Jeden Tag wird darüber in den Medien berichtet. Mit der Weile sind auch Nordseequellen und sogar die im pazifischen Raum betroffen.

Im Januar erhält Erich einen zweiten Brief vom gleichen Absender. Diesmal öffnet er ihn und liest sofort die Unterschrift: Osama Bin Laden

Er ist schockiert und liest den Brief:

Lieber Herr Erich Krochner

Sehen sie sich ihr Werk an! Mit einigen kleinen Veränderungen haben wir es geschafft, ihre Bakterienkulturen so zu verändern, dass sie sich exponential vermehren. Tatsächlich reicht nun eine kleine Menge ihres Bindemittels aus, um Ölquellen in Trinkwasser umzuwandeln. Die Tatsache, dass bald in allen arabischen Staaten kein Erdöl mehr vorhanden sein wird, wird dazu führen, dass das Interesse an unserer Region schwinden wird. Die USA wird keinen Grund mehr haben, unsere Länder auszubeuten. Hätten wir geahnt wie instabil Erdöl ist, dann hätte diese Maßnahme schon vor Jahrzehnten durchgeführt werden können. Das arabische Volk erhält nun Trinkwassermengen, die ihnen ein Aufblühen der Kulturen verspricht.
Wir sind ihnen sehr zu Dank verpflichtet. Da ich, wie sie bestimmt wissen, nicht offiziell auftreten kann, verbleibt mir nur, sie mit einem Gebet zu ehren, einen offiziellen Orden kann ich nicht vergeben. Betrachten sie sich dennoch als einen der Auserwählten, die Allah mit offenen Armen empfangen wird. Sollten sie jemals die Absicht haben nach Arabien zu kommen, dann melden sie sich unter dieser Nummer: 89 0017 8563972.

Schütze sie Gott der Allmächtige

Osama Bin Laden

P.S. Ich muss zugeben, dass wir den Wachstumsprozess nicht in den Griff bekommen haben, aber auch dies ist ganz in unserem Sinne, die Weltwirtschaft zu schwächen. Es kann auch nur in ihrem Interesse sein, als Umweltschützer, die Geißel der Menschheit, nämlich die Gier nach Bodenschätzen empfindlich zu stören.

Erich begreift nur langsam die Tragweite dieser Worte und ihm wird nur allzu bewusst, dass ein weltweites Chaos in der Luft liegt. Aber auch sein Privatleben wird zu einem Chaos werden, wenn sie erst einmal begriffen haben, dass er dahinter steckt. Wahrscheinlich wird der CIA ihn verhören, vielleicht wird man ihn nach sogar Guantanamo verschleppen .

Margot sagt zu ihm: "Weißt du, du hast es gut gemeint. Mach dir keine Vorwürfe. Vielleicht wird es vieles auf dieser Welt verbessern. Vor allem machen wir noch einmal einen Neuanfang." Erich schaut während dieser Worte nachdenklich aus dem kleinen Fenster des Flugzeuges in dem sie sitzen. Am Heckflügel erkennt man die Aufschrift 'Arabian Airlines' und in der Hand hält er sein Handy.
 

Rainer

Mitglied
hallo yza,

auch wenn es nur ein kleiner fehler ist, bitte NaOH statt NA2OH.
und, sollte es sich nicht um ein biochemisches labor handeln, in einem chemischen labor haben kann man mit bakterien nicht viel anfangen ;).


viele grüße

rainer

p.s. das gemecker ist nett gemeint, da mir dein text gefallen hat, sonst hätte ich einfach "nur" bewertet...
 

yza

Mitglied
Thanx :)

Sehr nett, der Hinweis, das ändere ich doch glatt.
NA2OH ist egal, es steht sozusagen für alle Verbindungen :)
Muss zugeben, dass ich mit Chemie nichts am Hut habe.
Der Hinweis auf Biochemie ist sehr intelligent, na klar!!!!

Danke dir und hoffe die Geschichte war zum Schmunzeln, auch zum Nachdenken. Denn Fakt ist, diese Erfindung gibt es tatsächlich. Es ist sogar ein Buch über den Erfinder geschrieben worden. Und es will keine Firma einsetzen. Er kann tatsächlich aus Rohöl, trinkbares Wasser herstellen.

ciao Gert
 

Rainer

Mitglied
hallo yza,

*klugscheißmodus an*

ich komme doch noch mal auf die chemie zu sprechen. wenn du irgendetwas allgemeines haben willst, dann nimm z.B. ROX - das steht für eine organische verbindungsklasse mit zwei unterschiedlichen resten - ergo gibt es eine unendliche anzahl an real möglichen verbindungen.

dass mensch rohöl mit hilfe von bakterien abbauen kann scheint mir möglich zu sein. allerdings dürfte die ausbaute an reinem wasser dabei eher gering sein, da rohöl aus (vereinfacht gesagt) kohlenwasserstoffen besteht. auch bakterien schaffen die umwandlung von kohlenstoff zu wasserstoff nicht - es sei denn, es sind kernspaltende alienbakterien :). die terrestrischen bakterien dagegen ernähren sich von dem "kohlenstoff" des öls, und bauen ihn in ihre eigenen körper ein, bzw. veratmen ihn (energie) zu kohlendioxid.der große nutzen dieser erfindung ist die REINIGUNG von mit rohöl kontaminiertem wasser, so dass das wasser übrigbleibt - der zugewinn an wasser AUS rohöl (s.o.) ist dagegen eher marginal.

*klugscheißmodus aus*

viele grüße

rainer
 

yza

Mitglied
Danke für den Tip...

... Hört sich nach professionellen Auskünften an!

Vor drei Tagen habe ich nur mit einem Ohr auf 3Sat in Kulturzeit etwas darüber gehört. Die Erfindung muss es geben, vielleicht heißt der Autor oder der Erfinder so ähnlich wie 'Erich Krochner'.
Angeblich versucht der Erfinder schon seit längerer Zeit sein Produkt an den Mann zu bekommen, der Autor schrieb über seinen verzweifelten Versuch einen Roman, in dem der Erfinder diese gute Erfindung, ihrer Bestimmung zu zu führen versucht, nämlich dem Umweltschutz...

Was da nun wirklich im Detail dran ist, kann ich nicht sagen, ohne selbst recherchiert zu haben.

Danke für den Feedback
 



 
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