Belisande, einst Belisamthel, Elbin aus dem Düsterwald

MarenS

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Ich hatte nicht vor eine solche Geschichte zu schreiben, doch forderten meine Freunde in Mittelerde zu später Stunde am Lagerfeuer eine Geschichte ein...und so enstand sie, die Lebensgeschichte meiner Rollenfigur. Da sie lobend aufgenommen wurde wage ich es nun, sie auch hier zu präsentieren und hoffe auf Reaktionen. Ich lehne mich notgedrungen an Örtlichkeiten und Begebenheiten aus den Büchern Tolkiens an, das sollte also bitte nicht als Vermessenheit gewertet werden.

Teil I

Der Düsterwald, dazumal Grünwald genannt, gelegen zwischen den Flüssen Eilend im Osten und Anduin, dem Großen, der sich, nachdem er viele Lande durchquert hat, im schönen Lebeninn, weit im Süden, in die Bucht von Belfalas ergießt, war der Ort, an dem Belisande das erste Mal Mittelerde erblickte. Nun leben die Elben des Düsterwaldes, die auch den Namen 'Waldelben' tragen, nicht im gesamten Düsterwald verteilt. Ihre Wohnstatt findet man vielmehr im nordöstlichen Teil nicht fern des langen Sees und seiner von Menschen bewohnten Stadt Esgaroth. Auch Erebor, der Einsame Berg, in welchem lange Smaug der schreckliche Drache hauste, bis Bilbo ihn überlisten konnte, liegt in der Nähe. Wobei Hobbits dies sicher nicht als Nähe bezeichnen würden, beträgt doch der Weg dorthin eine längere Strecke als man von Michelbinge nach Hobbingen laufen muss und das ist für Hobbits nun wahrlich ein weiter Weg!

Die Waldelben sind ein lustiges Volk, sie wissen das Leben zu nehmen doch sollte man nicht ihre Weisheit und ihr altes Wissen unterschätzen! Sie wirken in ihrer Lebensart ein wenig wie Hobbits, sie lachen gern und viel, essen gern und gut, schätzen einen guten Tropfen Wein und lieben den Tanz. Was sie von den Hobbits im Wesen unterscheidet ist die Lust an der Jagd und ihr Wissensdrang, ihr Wunsch allem gerecht zu werden und niemandem Unrecht zu tun, es sei denn er sei ein Zwerg. Zu diesen Wesen schauen die Düsterwaldelben voller Mißtrauen hinüber und lassen sie nicht näher an ihr Reich als ein Pfeil fliegen kann. Warum das so ist, das mag man woanders nachschlagen, es führte zu weit, dies hier zu erzählen. Umso seltsamer mutet es an, dass Belisande Zwergen von Herzen zugetan ist...doch davon später.

Belisandes Großvater, ein Waldelbe mit dem Namen Lingorias hatte seine geliebte Frau auf einer der wenigen Reisen, die er unternahm im Lande Lindon kennengelernt. Ailendiel, so hieß sie, war ohne langes Überlegen bereit gewesen mit ihm zu ziehen und so ließ sie Eltern und eine jüngere Schwester in Lindon, in der Gegend Forlonds zurück. Auch wenn sie den weiten Blick über den Golf von Luhn noch manches Mal vermisste, so wurde doch der Düsterwald ihre Heimat, in der sie sich wohl fühlte. Doch das Kreischen der Möwen blieb in ihren Ohren haften, dass sie es niemals vergaß und die Sehnsucht nach dem Meer begleitete sie Tag für Tag. Die Liebe zu ihrem Mann und zu dem einzigen Kind, Marindhel genannt, erfüllte sie jedoch mit so viel Glück, dass sie ihren Entschluss nie bereute.

Belisamdhel, wie Belisande ursprünglich hieß, wurde von ihrer Mutter Marindhel voller Freude willkommen geheißen, war sie doch das erste Kind einer Liebe zu einem Mann, der Marindhels Herz erfüllte mit tiefem, warmen Klang auch wenn er in der Ferne weilte und das geschah leider allzu oft. Doch blieb Marindhel ihm auch dann im Herzen so verbunden, dass beide immer wussten, wie der andere empfand, Trauer verband sie ebenso wie Freude über weite Strecken und weilte der Geliebte noch so fern, er wusste immer ob es Marindhel gut ging oder nicht und ebenso erging es ihr mit ihm. Man munkelte später Belisamdhels Vater sei ein Nandor gewesen, reich an den Erfahrungen vieler Jahrhunderte, ein Gelehrter, kundig in vielem und mit Aufträgen betraut doch sprach man über ihn nicht offen und sein Name wurde nicht genannt, denn er verbannte sich selbst aus dem Reich der Waldelben, nachdem Unheil geschehen war.


Marindhel, die Frau seines Herzens, seiner Träume und Hoffnungen war nicht nur wie alle Waldelben eine gute Jägerin, nein, sie war so gewandt mit Pfeil und Bogen, dass man ihr Ziel oft noch nicht ausgemacht hatte, wenn ihre Pfeile schon vom Bogen schnellten. Dies und die Lebenslust und Fröhlichkeit der Waldelben, die ihr sehr zu eigen waren, führte aber auch dazu, dass Marindhel Gefahren so manches Mal unterschätzte. Immer gelang es ihr, sich mutig und gewandt kämpfend aus schwierigen Lagen zu befreien bis sie eines Tages, nicht zur Freude ihrer Eltern, wieder einmal allein jagte und auf den grausigsten Bären traf, den Düsterwald je gesehen hatte.

Man erzählte später unter den Waldelben, dieser Bär sei nicht von normaler Gestalt gewesen, einer der letzten, die im Düsterwald noch ihr Unwesen trieben, nachdem Sauron von Gandalf aus Dol Guldur im südlichen Düsterwald vertrieben wurde. Er soll schwarz und entsetzlich groß gewesen sein, mit rotunterlaufenen Augen und schierer Mordlust darin. Man fand in Marindhels Hand einen Büschel seiner schwarzen Haare und seinen Kadaver unfern der Kampfstätte, er hatte durch ihre Hand den Tod gefunden. Ihre Pfeile und ihr gutes Schwert waren ihm zum Verhängnis geworden doch seiner Größe und der Kraft seiner Pranken war sie unterlegen.

Der Mann ihres Herzens weilte nicht mehr allzu fern, als Marindhel in die Stadt der Waldelben getragen wurde. Sein Herz war schwer gewesen, seit er in frühester Morgenstunde aufgebrochen war und doch hätte er nicht sagen können warum. Er eilte, so schnell ihn seine Füße durch die Wildnis trugen und doch schien es ihm, er käme nicht schneller voran als ein Halbling, der von einer großen Familienfeier mit vollem Bauch heimwärts spaziert. Gegen die dritte Nachmittagsstunde ergriff ihn eine Unruhe, die er erst nicht verstand doch begriff er schnell, das irgend etwas auf Marindhel zukam, eine Bedrohung, gefährlich, nein, lebensgefährlich! ...und dann der Riss! Er blieb stehen und schnappte nach Luft, es war als zerriss sein Herz. Ein unerträglicher Schmerz!
Als er wieder zu sich kam lag er auf dem Waldboden, die Hände ins Moos gekrallt, Tränen der Verzweiflung rannen ihm über das Gesicht. Sein Herz fühlte sich an wie ein eiskalter Stein: Marindhel war tot, er wusste es. Obwohl er sich zerschunden fühlte an Leib und Seele befahl er sich in wilder, kalter Verzweiflung aufzustehen und zu laufen.

Nur einige Zeit später, als er an Marindhels Lager trat, flammte gegen alles bessere Wissen noch einmal ein Funke der Hoffnung in ihm auf: Sie lag in den Kissen, man hatte sie gewaschen und gewandet, so schön, so rein, mit ebenmäßigen Zügen und dem immer um ihren Mund spielenden kleinen Schalk. Für einen Herzschlag lang hoffte er, sie möge die Augen aufschlagen und ihn anlächeln doch ihre Brust hob und senkte sich nicht mehr, kein Odem gelangte mehr über ihre Lippen, sein kaltes, schmerzendes Herz hatte die Wahrheit gefühlt und ihre Eltern standen in stummer Trauer, unfähig ein Wort des Willkommens oder Trostes für ihn zu sprechen.

Da ergriff ihn wiederum diese eisige Verzweiflung, wie ein Rasender sprang er zur Wiege, nahm Belisamdhel heraus, presste sie an sich und rief: Nie wieder soll an diesem Ort, in dieser Stadt von mir gesprochen werden, nie wieder soll einer von Euch meinen Namen nennen, noch nach mir forschen! Ich will vergessen sein für alle, so wie ich Vergessen suche! Und ehe noch jemand auf ihn zugehen und nach dem Warum seiner jäh hervorgestossenen Worte fragen konnte, drehte er sich abrupt um und verließ für immer die Stadt der Waldelben.
Alle, denen Marindhels Mann auf seinem Weg aus der Stadt begegnete, machten bereitwillig Platz, so furchterregend war sein Blick, so wild entschlossen sein Gebaren und so verließ er den Düsterwald und seine Worte wurden geachtet, sei es aus Furcht oder aus Achtung vor dem Manne, denn Marindhels Eltern machten sie bekannt, sodaß niemand mehr von ihm sprach und nichts jemals mehr über ihn zu erfahren war.
Marindhels Eltern vermuteten tief im Herzen, dass er auf seiner letzten Reise Böses erlebt habe, denn obwohl sie ihr Kind innig geliebt hatten, eine solch schwarze Verzweiflung, wie sie aus den Augen jenes Mannes geschrien, war ihnen fremd, wohl aber empfanden sie tiefe Trauer und sie zogen schon wenige Jahre später nach Lindon, wo sie einige Zeit bei Ailendiels Anverwandten lebten, um dann bald darauf für immer Mittelerde zu verlassen.


2007 MarenS
 

MarenS

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Muss es in einem Rutsch gesetzt werden? ...oder darf ich die Fortsetzungen nach und nach hier reinstellen?

fragt Maren
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

das beste ist, du schreibst einen "Klappentext", da kannst du die einzelnen kapitel verlinken. das wäre die einfachste und leserfreundlichste methode.
lg
 

MarenS

Mitglied
Ich hatte nicht vor eine solche Geschichte zu schreiben, doch forderten meine Freunde in Mittelerde zu später Stunde am Lagerfeuer eine Geschichte ein...und so enstand sie, die Lebensgeschichte meiner Rollenfigur. Da sie lobend aufgenommen wurde wage ich es nun, sie auch hier zu präsentieren und hoffe auf Reaktionen. Ich lehne mich notgedrungen an Örtlichkeiten und Begebenheiten aus den Büchern Tolkiens an, das sollte also bitte nicht als Vermessenheit gewertet werden.

Ich bitte um Kritiken, Meinungen und gegebenenfalls um Fehlermeldungen ;-)
Belisande, einst Belisamdhel aus dem Düsterwald
Belisande, einst Belisamdhel aus dem Düsterwald / Teil II
 



 
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