Betonung von Wörtern mit Vorsilben in Gedichten mit gebundener Form

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Man unterscheidet zwischen Wortbetonung und Satzbetonung (Akzent).

Bei der Wortbetonung bleibt die relative Betonung bei den meisten Wörtern konstant, es gibt aber auch Wörter mit beweglicher Betonung.

Im Satz werden Wörter unterschiedlich stark betont, um bestimmte Wörter in ihrer Betonung hervorzuheben.

Gedichte mit (festem) Rhythmus kann man skandieren. Beim Skandieren entfällt die Satzbetonung und bei der Wortbetonung wird nicht mehr zwischen Haupt- und Nebenbetonung unterschieden, es wird ein gleichmäßiges Muster entsprechend der Rhythmik des Gedichtes verwendet. Eigentlich unbetonte Silben werden dabei aber betont, wenn sie sich an einer "betonten" Stelle befinden. Man kann Betonungen beim Skandieren eindeutig bestimmen, zum Beispiel Jambus: xXxXxX (x unbetont, X betont, alle Silben haben etwa gleiche Länge.)
Auf das Skandieren möchte ich im Weiteren nicht eingehen.

Die Akzentuierung ist nämlich normalerweise vom Inhalt abhängig, man skandiert nicht, sondern man interpretiert. Dabei spielen Betonungsverschiebungen und Umkehrungen, Haupt- und Nebenbetonungen, sowie Satzmelodie eine Rolle. Die gleiche Verszeile kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Übertriebene Betonung erfolgt beim Deklamieren, heute liest man normalerweise in einer Art erzählender Betonung, die einen Spannungsbogen bilden kann.

Die am stärksten betonte Silbe eines Wortes trägt die Hauptbetonung (nach Harrington [1] ist das die Silbe mit der stärkste Prominenz.

heute morgen Ungetüm verflixt
Ungetüm kann auch auf der dritten Silbe eine Betonung haben. Ungetüm

In manchen homoglyph (mit gleichen Buchstaben) geschriebenen Wörtern ist die Betonung bedeutungsunterscheidend.

Beispiel:

übergehen (sich verwandeln, einen anderen Zustand annehmen
übergehen (ignorieren)


Deutsch hat eine bewegliche Betonung, die Betonung kann auf unterschiedlichen Silben liegen. Bei den meisten Wörtern ist sie aber relativ konstant.

IN DER Lyrik kann neben der eigentlichen Betonung auch die Slbenlänge eine Rolle spielen (sie ist nicht identisch mit der Vokallänge.)

Ich postuliere: Jedes Gedicht hat einen Rhythmus, auch wenn es ein freier Rhythmus ist.
Der Sprecher kann ihn aber unterschiedlich interpretieren.

Manche Gedichte gewinnen, wenn man die Wortbetonung gegenüber der
Grundrhythmik ändert. Beispiel: Betonung im Gedicht: xXxXxXxX, nach Wortbetonung: XxxXxXxX
Hier spricht man normalerweise entsprechend der Wortbetonung, nicht nach der Gedichtstrukturbetonung. Würde man das tun, ergäbe sich eine Tonbeugung. In ironischen Gedichten kann man die unnatürliche Betonung aber manchmal als Stilmittel einsetzen.

Weil die Satzakzentuierung die Wortbetonung überlagert, kann man manche Wörter unterschiedlich aussprechen, je nachdem, wo sie vorkommen.

Es gibt Wörter, vor allem auch einsilbige Wörter, die man schwach oder stark betonen kann.

"Ein Jüngling ging in einen Wald"
könnte betont werden:
xXxXxXxX, aber auch xXxX - xxxX
(Wobei ich hier auf Unterscheidung von Haupt- und Nebenbetonung verzichtet habe.)

Unterschiede in der Betonung ergeben sich grundsätzlich auch regional.

Eine Besonderheit bilden Wörter, die mit "un" beginnen, wie Ungetüm, unverhohlen, Unhold, Urlaub und ähnlichen.

Hier liegt die Hauptbetonung immer auf "ur". Mehrsilbige Wörter können aber auch eine Nebenbetonung haben.

Ich will dir unbedingt etwas sagen.



Literatur:
1. http://www.phonetik.uni-muenchen.de/~jmh/lehre/sem/ws1011/pros/wortbetonung.pdf
"Merkmale der Wortbetonung", Jonathan Harrington
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Man unterscheidet zwischen Wortbetonung und Satzbetonung (Akzent).

Bei der Wortbetonung bleibt die relative Betonung bei den meisten Wörtern konstant, es gibt aber auch Wörter mit beweglicher Betonung.

Im Satz werden Wörter unterschiedlich stark betont, um bestimmte Wörter in ihrer Betonung hervorzuheben.

Gedichte mit (festem) Rhythmus kann man skandieren. Beim Skandieren entfällt die Satzbetonung und bei der Wortbetonung wird nicht mehr zwischen Haupt- und Nebenbetonung unterschieden, es wird ein gleichmäßiges Muster entsprechend der Rhythmik des Gedichtes verwendet. Eigentlich unbetonte Silben werden dabei aber betont, wenn sie sich an einer "betonten" Stelle befinden. Man kann Betonungen beim Skandieren eindeutig bestimmen, zum Beispiel Jambus: xXxXxX (x unbetont, X betont, alle Silben haben etwa gleiche Länge.)
Auf das Skandieren möchte ich im Weiteren nicht eingehen.

Die Akzentuierung ist nämlich normalerweise vom Inhalt abhängig, man skandiert nicht, sondern man interpretiert. Dabei spielen Betonungsverschiebungen und Umkehrungen, Haupt- und Nebenbetonungen, sowie Satzmelodie eine Rolle. Die gleiche Verszeile kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Übertriebene Betonung erfolgt beim Deklamieren, heute liest man normalerweise in einer Art erzählender Betonung, die einen Spannungsbogen bilden kann.

Die am stärksten betonte Silbe eines Wortes trägt die Hauptbetonung (nach Harrington [1] ist das die Silbe mit der stärkste Prominenz.

heute morgen Ungetüm verflixt
Ungetüm kann auch auf der dritten Silbe eine Betonung haben. Ungetüm

In manchen homoglyph (mit gleichen Buchstaben) geschriebenen Wörtern ist die Betonung bedeutungsunterscheidend.

Beispiel:

übergehen (sich verwandeln, einen anderen Zustand annehmen
übergehen (ignorieren)


Deutsch hat eine bewegliche Betonung, die Betonung kann auf unterschiedlichen Silben liegen. Bei den meisten Wörtern ist sie aber relativ konstant.

IN DER Lyrik kann neben der eigentlichen Betonung auch die Slbenlänge eine Rolle spielen (sie ist nicht identisch mit der Vokallänge.)

Ich postuliere: Jedes Gedicht hat einen Rhythmus, auch wenn es ein freier Rhythmus ist.
Der Sprecher kann ihn aber unterschiedlich interpretieren.

Manche Gedichte gewinnen, wenn man die Wortbetonung gegenüber der
Grundrhythmik ändert. Beispiel: Betonung im Gedicht: xXxXxXxX, nach Wortbetonung: XxxXxXxX
Hier spricht man normalerweise entsprechend der Wortbetonung, nicht nach der Gedichtstrukturbetonung. Würde man das tun, ergäbe sich eine Tonbeugung. In ironischen Gedichten kann man die unnatürliche Betonung aber manchmal als Stilmittel einsetzen.

Weil die Satzakzentuierung die Wortbetonung überlagert, kann man manche Wörter unterschiedlich aussprechen, je nachdem, wo sie vorkommen.

Es gibt Wörter, vor allem auch einsilbige Wörter, die man schwach oder stark betonen kann.

"Ein Jüngling ging in einen Wald"
könnte betont werden:
xXxXxXxX, aber auch xXxX - xxxX
(Wobei ich hier auf Unterscheidung von Haupt- und Nebenbetonung verzichtet habe.)

Unterschiede in der Betonung ergeben sich grundsätzlich auch regional.

Eine Besonderheit bilden Wörter, die mit "un" beginnen, wie Ungetüm, unverhohlen, Unhold, Urlaub und ähnlichen.

Hier liegt die Hauptbetonung immer auf "un". Mehrsilbige Wörter können aber auch eine Nebenbetonung haben.

Ich will dir unbedingt etwas sagen.



Literatur:
1. http://www.phonetik.uni-muenchen.de/~jmh/lehre/sem/ws1011/pros/wortbetonung.pdf
"Merkmale der Wortbetonung", Jonathan Harrington
 



 
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