Blauer Schwan (Hut Schi)

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein blauer Schwan zog den Schwarm von Fliegen,
um Pudding zu schnappen im quirlenden Teich,
er schnop wie ein Pelikan, um sie zu kriegen,
sie flogen und kochten und wurden weich,
denn sie durchquerten eine Mikrowelle,
der blaue Schwan flog gemächlich hinterher -
und fing sie und log ihnen dampfenden Felle
über die Ohren und lachte grell aber sehr.
Er lachte zu laut und zu lang, eine Quelle
des Lachens brach auf ihm im Ohr,
er ging nie wieder fort von der Stelle.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Bernd,

müsste es nicht "schnob" heissen, von schnauben? Oder "snob" wie im Englischen? Aber vielleicht hast Du ja auch - Experimentelles :) - eine Nebenform von "schnappte" kreiert :D

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
manch einer schnopp
was andrer beropp

ein sehr schwarzer ropp
wagt gar den galopp

und gar viele schwobb
die mögens salopp

wer jagte die tropp
getragen war'n d'schlopp

:D
 
O

orlando

Gast
Ein blauer Schwan zog den Schwarm von Fliegen,
um Pudding zu schnappen im quirlenden Teich,
und schnob, dem Pelikan gleich, um sie zu kriegen.
Sie flogen und kochten und wurden weich,
denn sie durchquerten das Mikrogewelle -
der blaue Schwan verfolgte sie - hin und auch her.
Und fing sie und log ihnen dampfenden Felle
über die Ohren und lachte grell aber sehr.
Er lachte zu laut und zu lang - eine Quelle
des Lachens brach auf ihm im Ohr,
er ging niemals fort von der Stelle.
Hört sich irgendwie nach Tinnitus an ... oder nach frühreifem Schimmel. Oder ... ;)
Gefällt mir super - rhythmisch ist das fantasievolle Teilchen vielleicht noch optimierbar (siehe oben), aber das muss jeder Schwan selber wissen.
LG
orlando
 
O

orlando

Gast
Entschuldige, Bernd,
ich bin es noch einmal, weil ich gern etwas klarstellen möchte:
Grundsätzlich sehe ich nur den Vers selber als konkretes Gebilde an, das Versmaß (Metrum) hingegen als Abstraktion. Als ein Schema, der einem Vers gleichsam als Plan zugrunde liegt. - Insofern ist ein Wechsel nicht automatisch "schlecht" und auch nicht unüblich.
Nur gebe ich zu bedenken, dass der Jambus eher für die zügige Bewegung steht, während Daktylen eine Verlangsamung oder eben eine ruhige Bewegung ausdrücken.
Das ist es, was mich nach einigem Nachdenken, in deinem Gedicht irritiert. Denn gerade die schwebende Bewegung des fliegenden Schwans ist für mich etwas ausgesprochen Ruhiges,
jedenfalls stell ich mir ein lautloses Gleiten vor.
Vielleicht möchtest du deinen Text selber noch einmal aus dieser Perspektive anschauen?
LG, orlando
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Orlando, vielen Dank für die Hinweise.

Das Problem bei diesem Gedicht ist, dass es nicht einem Jambus- oder Daktylus-Aufbau folgt, sondern einer völlig anderen Rhythmik. Ich habe aber noch einen Tippfehler gefunden, Dank des genaueren Lesens.
Jeder Vers hat eigene Rhythmik und ist mit den anderen Versen verflochten.
Skandieren funktioniert hier gar nicht.
Es sind langsame und schnelle Stellen, manchmal bildet eine einzige Silbe einen Takt.

Durch diesen Aufbau erhält das Gedicht eine eigene Dynamik, die ehr fraktal ist, als dass sie einem festen Rhythmus folgt.

(Ein blauer) (Schwan) (zog den Schwarm) (von Fliegen),
(um Pudding) (zu schnappen) (im quirlenden) (Teich),
(und schnob), (dem Pelikan)) (gleich,) (um sie) (zu kriegen.)
(Sie flogen)) (und kochten) (und wurden) (weich,)
(denn sie durchquerten) (das Mikro)(gewelle) (-)
(der blaue) (Schwan) (verfolgte sie -) (hin) (und auch her).
(Und fing sie) (und log) (ihnen) (dampfende Felle)
(über) (die Ohren) (und lachte) (grell) (aber sehr).
(Er lachte) (zu laut) (und zu lang -) (eine Quelle)
(des Lachens) (brach auf) (ihm) (im Ohr),
(er ging niemals) (fort) (von der Stelle).


(Ein blauer) (Schwan) (zog den Schwarm) (von Fliegen,)
(um Pudding) (zu schnappen) (im quirlenden) (Teich,)
(er schnop) (wie ein Pelikan,) (um) sie) (zu kriegen,)
(sie flogen) (und kochten) (und wurden) (weich,)
(denn sie durchquerten) (eine Mikro)(welle),
(der blaue) (Schwan) (flog) (gemächlich) (hinter)(her) -
(und fing sie) (und log) (ihnen) (dampfende Felle)
(über) (die Ohren) (und lachte) (grell aber) (sehr.)
(Er lachte) (zu laut) (und zu lang,) (eine Quelle)
(des Lachens) (brach auf) (ihm) (im Ohr,)
(er ging) (nie wieder) (fort) (von der Stelle.)
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein blauer Schwan zog den Schwarm von Fliegen,
um Pudding zu schnappen im quirlenden Teich,
er schnop wie ein Pelikan, um sie zu kriegen,
sie flogen und kochten und wurden weich,
denn sie durchquerten eine Mikrowelle,
der blaue Schwan flog gemächlich hinterher -
und fing sie und log ihnen dampfende Felle
über die Ohren und lachte grell aber sehr.
Er lachte zu laut und zu lang, eine Quelle
des Lachens brach auf ihm im Ohr,
er ging nie wieder fort von der Stelle.
 
O

orlando

Gast
Das ist dann wahrscheinlich eines dieser vertrackten Augengedichte, die man trotzdem dringend hören müsste und auch möchte
(Hoffentlich liest jetzt der rezitante Herbert nicht mit, der bringt mich auf der Stelle um ... :D)
LG, orlando
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Begriff "Augengedicht" ist mir neu.
Ist das eins, welches nur durch Schriftbild wirkt? In dem Fall soll meine eines sein, dass durch Hören wirkt. Es ist ein sehr nachdenkliches Gedicht.
Ich habe heute einige Gedichte vorgetragen, beim Pentacon 2013. Die sind zum Teil ähnlich gebaut, aber SF.

Wenn ich Liedtexte lese, dann können ähnliche Effekte entstehen.
Ich habe hier kein Skandiergedicht, sondern eines, welches ausgewogene Betonung erfordert.

Zur Zeit ist das eine Form, die mich besonders interessiert.

Bildlich gesprochen verwende ich nicht nur Viertelnoten, sondern auch Achtelnoten, halbe und ganze Noten, Pausen und deren Verhältnisse.
 
O

orlando

Gast
Der Begriff "Augengedicht" ist (leider) von mir. ;) In der Literaturwissenschaft gibt es m. W. bloß "Augenreime." -
Was ich meine ist, dass sich die Leser bei diesem Text offenbar die Betonung selber erschließen sollen (mit den Augen nämlich), um dann evtl. auf Regelmäßigkeiten zu stoßen, die sich an der Benotung von musikalischen Werken orientieren.
Klingt ziemlich spannend, weil auf diese Weise eine Brücke zwischen Gedichten und Musikdrama gezogen wird, ähnlich dem luftigen Steg, der bereits zwischen Roman und Musikdrama existiert (Thomas Mann).
Ist aber sicherlich ein gewöhnungsbedürftiges Experiment, das ich mit Interesse weiterverfolgen werde.
LG, orlando
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein blauer Schwan zog den Schwarm von Fliegen,
um Pudding zu schnappen im quirlenden Teich,
er schnop wie ein Pelikan, um sie zu kriegen,
sie flogen und kochten und wurden weich,
denn sie durchquerten eine Mikrowelle,
der blaue Schwan flog gemächlich hinterher -
und fing sie und log ihnen dampfende Felle
über die Ohren und lachte grell aber sehr.
Er lachte zu laut und zu lang, eine Quelle
des Lachens brach auf ihm im Ohr,
er ging nie wieder fort von der Stelle.

Rezitation: mp3/115008_blauer-schwan.mp3
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke, Heidrun.
Ich habe eine Rezitation beigefügt. (Sie ist nicht ideal, sondern nasal, denn ich habe einen Scnupfen.)

Die magische Betonung ist im hinteren Teil noch verbesserungsfähig.

Kennst Du "In einem dunklen, dunklen Haus ..."?
 
O

orlando

Gast
Gesprochen hört sich der Text vollkommen ok an. Obwohl ich das irgendwie nicht richtig finde! :D;)
Die Sache mit dem Dunkelwald kannte ich noch nicht, habe sie mir aber eben bei you tube angehört und -gesehen: Schööön schräg!
Tja. Und die Essenz von der Geschicht: Trau keinem Smarty nicht. -
Obwohl ich es gern bunt habe, viel bunter als es allgemein in Foren zelebriert wird.
LG orlando
 



 
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