Blutspur

Thariot

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Kapitel 1. Wölfe
Der Frost lähmte seine Glieder, aber er war es leid mit seinem Schicksal zu hadern. Allein mit fünf ausgehungerten Wölfen in der eisigen Wildnis – das könnte ihm beinahe gefallen - die redeten nicht viel. Ohne zu Murren würde er sich von denen eher in seinen nackten Arsch beißen lassen, als in der verdammten Dreckskälte um Gnade zu winseln.
"Cuareen!", schrie er fordernd und blickte zur Seite. Das verfluchte Schwert auf seinem Rücken, würde heute nicht gewinnen. Seine Finger zitterten, aber die Wölfe griffen ihn weder an, noch flüchteten sie. Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen, warum liefen die Tiere nicht einfach weg? Waren sie bereits in seinem Bann? "Zeig dich gefälligst, wenn du mich holen willst!" Es dämmerte bereits. "Na los! Ich warte!" Ein gefrorenes Stück Speichel löste sich von seiner Wange. Diese Kälte, sein ganzer Körper fühlte sich klamm und steif an, aus eigener Kraft würde er diese Nacht kaum überleben können. Er lachte kurz, denn aus eigener Kraft wäre er schon vor Jahren gestorben. Er marschierte bereits tagelang durch diese Gegend, die Wölfe mussten seiner Witterung seit längerem gefolgt sein. Sein Blick schweifte mitleidig über die Schar seiner Herausforderer, die verstanden immer noch nicht, welchen Gegner sie sich ausgesucht hatten.
"Oder hast du es nötig dich hinter denen zu verstecken. Du weißt doch genau wie das ausgehen wird!" Mit gelben Augen fixierten ihn die Raubtiere, ihr heiseres Knurren drang leise zu ihm. Im Gedanken spürte er bereits erwartungsvoll ihre Zähne an seiner Kehle, wenn es ihnen doch nur gelingen würde.
"Verschwindet!" Die Wölfe zeigten nicht die geringsten Anzeichen, von ihm abzulassen. Langsam kamen sie auf ihn zu, sie warteten auf einen Moment seiner Schwäche. Der lange Winter spiegelte sich in ihren Fratzen wieder, sie waren dem Tod näher als dem Leben. "Lauft weg!"
Nicht, dass ich mich in dieser prekären Situation einmischen möchte, aber du wärst besser nicht hier her gekommen. Der Weg auf der Straße wäre sicherer gewesen. Du solltest dich jetzt ...
"Was soll das?", unterbrach er die körperlose Stimme von Cuareen. Nur er konnte sein Schwert sprechen hören. "Soll ich vor denen Angst haben? Mach dich nicht lächerlich!"
Schartig und unscheinbar, nur das untere Stück des Bidenhänders ragte aus der schweren Lederummantelung auf seinem Rücken hervor. Wenn es in seiner Macht gestanden hätte, würde die Klinge irgendwo im Dreck verrotten. Er hatte schließlich seine Schwäche überwunden. Nichts würde ihn wieder dazu bringen ihm zu dienen.
Diese wilden Tiere werden wohl kaum auf deinen edlen Stammbaum Rücksicht nehmen. Mir liegt wirklich nicht daran, deinen unrühmlichen Abgang zu erleben, aber die werden nicht viel von dir übrig lassen. Du brauchst mich nur aus diesem unbequemen Futteral zu befreien und diese garstigen Untiere erlösen.
Seine Fäuste ballten sich in den Kettenhandschuhen. "NEIN! NIEMALS!", brüllte er den Wölfen zornig entgegen. Die Tiere schreckten zurück, kamen aber unmittelbar wieder auf ihn zu.
"Herr im Himmel! Ist es das was du willst?", rief er resignierend. "Warum hilfst du nicht zumindest den Wölfen?"
Weil ich die Wölfe nicht mehr gehen lasse. Davon ab, solltest du Gott aus dem Spiel lassen. Du hast mich angenommen, vergiss das nicht. Es ist jämmerlich jetzt nach ihm zu rufen.
"Ja, wie konnte ich nur ..." Es schmerzte, dass Gott ihn bereits vor langer Zeit fallengelassen hatte. Schwerer denn je, wog der Dämon auf seinem Rücken. Diese Last konnte er nicht mehr ertragen. Er zerrte sich die Schlaufe von der Schulter und warf die Waffe angewidert von sich weg. Wie ein Relikt aus längst vergessenen Tagen versank die mit Leder umwundene Klinge im Schnee. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn für einen kurzen Moment.
An dieser Stelle möchte ich höflich einwenden, dass ich deine Absicht, dich unbewaffnet mit fünf ausgehungerten Wölfen zu messen, nicht für ausgesprochen klug halte. Man könnte es auch als töricht bezeichnen. Ich glaube nicht, dass ich dich jemals derart behandelt habe.
Er spürte das Verlangen des Schwertes, dass ihm drängend seinen Nacken leckte. "Nein, du bekommst die Wölfe nicht!" Verbittert spuckte er in den Schnee, er würde sich heute nicht beugen.
Oh, du möchtest mir deine Kraft zeigen? Hast du etwa nichts dazugelernt? Schau dich an, erinnere dich an deine Taten. Was ist mit denen, die dir vertraut hatten? Glaubst du etwa gerecht zu sein?
Jede Nacht blickte er in die toten Augen derer, die ihm gefolgt waren. Viele gute Männer waren damals wegen seiner Verblendung gefallen. "Gerechtigkeit! Das du es wagst dieses Wort zu gebrauchen ist ein Hohn!"
Ist es auch Hohn, dass ich immer an deiner Seite stand? Auch dann, wenn den anderen Männern der Mut in ihren Herzen gefror? Die Gerechtigkeit liegt in deinen Händen, dass solltest du nicht vergessen.
"Diese Männer sind alle tot! Keiner hatte ein derartiges Ende verdient!"
Aber du lebst, dank mir. Wir haben einen Pakt, du wirst mich in deine Heimat tragen.
"Herrje, wie könnte ich unseren Pakt vergessen", sagte er mit aller Verachtung, die er in seine Worte legen konnte. Die Wölfe zogen ihren Kreis enger.
Deine Stimmung ist heute aber auch unpässlich. Du hast doch bereits ein Auge verloren. Wenn du nicht auf mich hören möchtest, wird noch ein Unglück geschehen. Es sind doch nur ein paar Wölfe.
"Du hast genug Seelen von mir bekommen. Lass sie gehen!" Seine Muskeln spannten sich, aber die perfide Gier des Schwertes hatte er ebenfalls nicht vergessen. Ein Wolf fletschte seine Zähne.
Ich mag aber nichts hergeben, was mir am Herzen liegt. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, ich finde, der große Wolf dort sieht besonders böse aus.
Er schüttelte seinen Kopf: "Du hast kein Herz. Ich werde dir die Seelen der Wölfe nicht geben. Niemals! Eher zerreiße ich sie vor deinen Augen mit meinen Händen!"
Dabei fehlen wirklich nicht mehr viele. Wie lange glaubst du, mir meine Beute noch vorenthalten zu können? Du kannst dich deinem Schicksal nicht entziehen, bei jedem Schritt den du machst, werde ich hinter dir stehen.
"Hast du etwa plötzlich unseren Pakt vergessen?", verspottete er das Schwert. Graue Strähnen bedeckten sein Gesicht. Er stolperte auf die Tiere zu, die Kälte schmerzte in seinen eiskalten Beinen. "Ich habe meinem Sohn versprochen heimzukehren, und um den Preis meiner Seele hast du mir gelobt, dass mir das gelingen wird!"
Ich will die Seelen der Wölfe! Jetzt! Dann bringe ich dich an einem Stück zu deinem Sohn ...
"Nein! Du wirst mir helfen ohne das ich dich ziehe! Sonst bleibst du mit meiner Leiche hier liegen!" Sein blindes Auge schmerzte. Er ließ den Wölfen keine Wahl, ungelenk stürzte er zu Boden. Ein Tier sprang ihm in den Rücken, er spürte den warmen Atem. Blau und kalt glimmte Cuareen neben ihm im Schnee. Weitere Zähne rissen an seinem verschlissenen Kettenhemd, bohrten sich vehement durch den ledernen Gambeson. Blanker Zorn. Er brüllte sich seine Wut aus dem Leib. Nur wer lebte, konnte Schmerzen haben.
Du bist dir meiner ziemlich sicher, werter Herzog. Ergreife mich und kämpfe mit mir oder du wirst eine Lektion erhalten, die du nicht so schnell vergessen wirst!
Die Tiere zerrten an seinen Gliedern. Irgendetwas knackte in seinem linken Arm. Er schrie. Martialisch hörte er den Hall seiner eigenen Stimme. Seine rechte Hand, als ob sie einem fremden Herrn dienen würde, versuchte nach dem Schwert zu greifen. Er konnte es nicht verhindern, aber die Wölfe zogen ihn von der Klinge weg. Wussten sie etwa doch was sie taten? Welche Mächte traten hier gegeneinander an?
Unsägliche Schmerzen, der Dämon in ihm brannte. Die Wölfe zahlten für ihr Handeln mit dem Leben. Er sah das glühende Schwert im Schnee. Aber ohne, dass er die Klinge führte, konnte Cuareen keine Seelen an sich binden.
Unwirklich drangen Bilder vor seine Augen und verschwanden wieder. Dumpfe Hiebe, die Glieder zerrissen und Knochen brachen. Zähne, die sich in Fleisch bohrten. Der Schnee ertrank dampfend im Blut. Gewimmer. Leise verklangen die Kampfgeräusche. Alles wurde rot und still.
Er fühlte sich leer und schwach. Seine Augenlider flackerten, zarte helle Linien stiegen vor ihm auf. Gleich würde er sein Bewusstsein verlieren. Er glaubte, die Konturen junger Wölfe sehen zu können. Kraftvoll schimmerte ihr Fell, der Anblick erfüllte ihn mit Zufriedenheit.
Nein, dass wirst du Bastard mir bezahlen ...
Die Stimme von Cuareen drohte hingegen in seinem Schädel zu explodieren. Die Wut des Schwertes schien keine Grenzen zu kennen. Die Klinge gierte vergeblich den verblassenden Lichtern nach. Die Wölfe waren frei, für alle Zeiten.

Dunkelheit beruhigte das Gezeter in seinem Kopf. Er schwebte körperlos durch die warme Nachmittagssonne. Die Gegend kannte er gut, wie hätte er sie auch vergessen können? Unbeschwert kam ein Reiter auf ihn zu. Das war doch er, wie er vor zwölf Jahren in seinen Ländereien ausritt. Er träumte. An diesen Tag konnte er sich gut erinnern, seine Getreuen schenkten ihm ein neues Pferd, groß, dunkel, ein wahrlich fürstlicher Hengst. Er schmunzelte über sich selbst, sein volles Haar, zudem sah er mit zwei Augen eindeutig besser aus.
In seinem Traum befand sich der Reiter an derselben Stelle, an der er eben noch mit den Wölfen gekämpft hatte. Aber der Winter schien unendlich weit entfernt. Seine Heimat lag höchstens einen Tagesmarsch von ihm entfernt. Heimat - er lachte innerlich - dieses Wort glich einer süßen Lüge. Eine Illusion in seinem Herzen, mit der er sich vor vielen Jahren zu diesem verfluchten Kreuzzug aufgemacht hatte.
Wie viele andere, glaubte er damals, das Richtige zu tun. In jungen Jahren kannte seine Dummheit keine Grenzen. Schließlich galt sein Wort, denn er herrschte über dieses Land. Warum nur hatte ihn niemand aufgehalten? Wie einen räudigen Köter hätten sie ihn erschlagen sollen! Doch niemand gebot ihm Einhalt. Er hatte Menschen schon für Geringeres hinrichten lassen. Doch die Narren verbeugten sich stumm und folgten ihm in blinder Ehrfurcht. Die Befreiung des heiligen Lands war schließlich nur eine grausame Mär. Für das, was er dort anrichtete - keine Strafe wäre für ihn zu hart gewesen. Keine!
Schmerzlich sinnierte er über seine Vergangenheit. Ja, er war zurück in seiner Heimat. Er würde seinen Sohn wiedersehen und das böseste Wesen mitbringen, das er kannte. Die Sonne verblasste binnen eines Lidschlages. Mit einem Atemzug holte ihn die eiskalte Realität zurück. Sein Bein brannte wie Feuer und sein linker Arm hing schlaff an seinem Körper hinab.
"Ich lebe ...", rief er befreit. Er richtete sich auf, und spuckte hustend Blut auf seine Beine. Das Mondlicht reflektierte sich im Schnee vor ihm. Die Wölfe in seiner Nähe hatte er zerfleischt, Blut und Haare klebten an seinen Wangen. Mühsam raffte er sich auf, er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Aber das war es ihm wert.
Cuareen lag nicht weit von ihm. Er nahm die Klinge und humpelte weiter. Qualvoll zog er sein Bein nach. Wenn er nicht bald einen Unterschlupf finden würde, wäre er im Morgengrauen steif wie ein Stück Holz. Einige Körperteile von ihm, wähnte er bereits im Jenseits.
Noch nicht einmal ein Tropfen Blut hatte die Klinge oder das Futteral getroffen. Was würde nur passieren, wenn er jemals wieder diese Waffe unter Menschen ziehen würde?

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Das ist der Anfang eines unfertigen Dark Fantasy Romans. Ich suche jemanden, der/die Lust hat gegenseitig Beta zu lesen und am Text zu arbeiten. Ideal für mich wäre ein Gegenüber zwischen 30-50, kritikfähig, dem schwarzen Humor zugeneigt und mit einem gesunden Ehrgeiz beseelt.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

auch das hat was und sollte überarbeitet werden.
hofentlich findest du bald jemanden nach deinem geschmack für diese lohnenswerte aufgabe.
lg
 



 
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