Boden des Verstandes

1,00 Stern(e) 3 Bewertungen

Tantalus

Mitglied
Boden

Am Boden liegen. Ein Ausdruck der eigentlich eine Tautologie ist. Wenn man auf dem Boden steht ist das ja nicht weiter erwähnenswert. Nein auf dem Boden liegt man. Vielleicht aus Bequemlichkeit. Doch das ist nicht die richtige Aussage die ein solches Gleichnis hat. Nein am Boden liegt man oder was auch immer. Etwas liegt am Boden wenn es erledigt ist. Niedergerafft von einem Ereignis, oder von einer Person. Natürlich einer in diesem Fall, in meinem Fall, von einer Frau. Weshalb sollte man auch sonst am Boden liegen. Vielleicht fang ich einfach mal untraditionell in der Mitte an. Am Anfang wäre langweilig und die Dramaturgie entfaltet sich so eh besser. Denn treffe ich sie so rede ich nicht wirklich mit ihr. Ich laufe in Kreisen um sie herum. Ich bin nicht in der Lage wirklich mit dem inneren, mit IHR zu reden wenn ich nicht allein bin. Und wenn ich dabei bin, so bin ich schon nicht mehr allein. Ich halte mich zurück. Ich müsste mich erst betrunken machen, diesen kleinen gehemmten Zwerg der mich vor mir selbst beschützt zum schweigen bringen, ein Risiko auch mal eingehen, um mit ihr zu reden. Ich rede mit der Antwortmaschine die sie, die jeder, um sich aufgebaut hat. Ich rede mit meinem Freund..... Sie...... Mein Freund. Pah wie lächerlich. In mir sind so große Gefühle gewachsen das es mir lächerlich erscheint sie als Freund zu bezeichnen. Angebetete, Göttin, große Liebe. Einziges Licht in Winterlicher Nacht. Einziger Grund fortzubestehen. Einziger Grund überhaupt irgendetwas zu machen wäre treffender. Doch Freund nenn ich sie nur vor anderen Freunden..... Freunden eben.. Ich rede mit meinem Freund , .. es ist immer noch lächerlich, ... über Dinge wie das Wetter. Kleinen Dingen die andere wissen dürfen, kleine Begebenheiten die mir und ihr passiert sind, Hauptsache klein. Würde ich das mit ihr bereden was mir auf der Zunge brennt, das was meinen Geist hyperventilieren lässt in ihrer Gegenwart, das was meine Lungen in die Welt hinausschreien könnten wenn sich eine sonnige Oberfläche dreifach in ihren wunderbaren blauen Augen spiegelt und ich zu einem Moment völliger geistiger Klarheit gezwungen werde nur durch einen Blicke hinein, würden sich diese abwenden. Erstaunt dass ich, ihr Freund, so mit ihr rede. Erstaunt dass ich nicht oberflächlich bleibe. Vielleicht prüfend, vielleicht fragen. Vielleicht wissend. Ja, wahrscheinlich wissend. Wissend das in mir ein Feuer brennt das mich innerlich schon fast verzehrt hat. Seh ich sie an dann flammt nur der Hauch Hoffnung in mir immer wieder auf der nötig ist um nicht gänzlich zu verglühen. Ansonsten wartet die Asche meines restlichen Körpers bereits auf das jüngste Gericht. Aber leider bin ich auch wissend. Ich weiß das sie nicht dasselbe Empfindet. Ich weiß dass sie das heutzutage viel zu häufig benutze Wort Liebe auf jemand anderen bezieht. Ich weiß dass ich unsere Freundschaft zerstören würde wenn ich meinem Verlangen nachgebe. Sähe sie es in meinen Augen, oder die tiefe Verzweiflung meiner Sehnsucht wäre es aus. Spräche ich mit ihr mit soviel Liebe in der Stimme, könnt ich bestenfalls hoffen dass wir noch Freunde wären. Also liege ich am Boden. Ich liege am Boden und aus meinem Geist steigen Blasen von Träumen auf bei welchen Situationen sie mich überall heimlich küssen könnte wenn sie für mich fühlen würde. 1000 Geständnisse ihrer Liebe spielen sich in meinem Geist auf und ab wie ein Film. Doch es ist alles Unmöglich. Alles Phantasie. Alles beklemmende schwarze große Gestalten die mir sagen, die mich anschreien: „So könnte es ein und es ist nicht so!“ Aber wieso ? Wieso lässt mich das Schicksal einen Menschen finden der mich verändert wie kein zweiter und wieso führt mich die Welt in diese Stadt wo ich sie so gut kennenlerne um sie so zu lieben und wieso setzt es uns dann einen Riegel vor? Wieso ist mein Name Tantalus und wieso weicht diese Liebe vor mir zurück sobald ich mich nähere als säße ich im Hades mit nassen Füssen? Der einzige Mensch mit dem ich vertraut genug bin um meine Gedanken zu teilen ist sie. Und der einzige Mensch den ich verlieren würde wüsste er meine Gedanken ist sie. Ich liege auf dem Boden und bin so müde. Ich bin müde immer wieder dieselben Fragen zu stellen und keine Antwort zu wissen. Ich bin müde immer wieder flehend auf den Knien nach einem Zeichen zu betteln das sie mir wenigstens noch als Freund wohl gesonnen ist. Nur um dann wieder auf den Bauch zu fallen und wieder am Boden zu liegen. Vergebens. Von hier aus geht kein Weg tiefer. Ist meine Seele auch bereit noch tiefer in Elend, Leid und Selbstmitleid abzurutschen halt ich sie fest. Denn ich liege schon am Boden. Würde ich noch tiefer gehen wäre ich in der Hölle und könnte nicht mehr zurück. Sinnlos. Es lässt mich lachen wie lächerlich ich hier liege. Stärke und Rationalität haben mich zu dem Menschen gemacht der ich heute bin. Und beides ist völlig weggeblasen denk ich an sie. Zusammengekauert klammere ich mich an der Hoffnung fest dass meine rationale Denkweise falsch ist und ich nicht völlig Verdammt bin. Schließlich bin ich selbst beteiligt an dieser unglückseligen Geschichte und so nicht Objektiv. Jemand der nicht Objektiv ist kann nicht rational denken. Also sind meine Schlussfolgerungen, meine Ergebnisse aus all diesen Gedankengängen vielleicht falsch und zwischen uns beiden könnte in nicht absehbarer Zeit doch etwas entstehen. Doch etwas noch viel weniger rationales sagt mir das diese Hoffnung unbegründet ist. Mein Gefühl. Ich weiß und fühle dass ich keine Chance habe. Seh ich in den Spiegel klagt mich mein eigenes Unvermögen an. Also liege ich einfach am Boden. Ich lasse mich so tief fallen wie es mein kleiner Zwerg zulässt. Ich rutsche ab in tägliche Nebensächlichkeiten. Ich klammere mich fest daran mein Leben auf die Reihe zu bekommen ohne auf meine Emotionen zu achten. Doch meine Liebe liegt am Boden. Wofür soll ich je wieder aufstehen?
 



 
Oben Unten