Brille

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hieronimus

Mitglied
Sie setzte sich nach dem Frühstück ihre Sonnenbrille auf, öffnete das Fenster und blickte hinaus. Autos starteten und fuhren in die Arbeit, Hunde wurden Gassi geführt, Vögel wechselten die Bäume, Leute diskutierten oder gingen schweigend nebeneinander her. Autos um Autos passierten ihr Gesichtsfeld, auch Fußgänger, Mopeds und Radfahrer, Stunde für Stunde bis der Abend hereinbrach und sie die Brille beim Untergehen der Sonne wieder abnahm. Sie wachte die ganze Nacht hindurch, registrierte aufblitzende Katzenaugen, Rascheln im Unterholz, die betrunken zu spät Heimkommenden, ob fröhlich oder schlecht gelaunt, und schob die Bügel der Brille zum Sonnenaufgang, nachdem sie gefrühstückt hatte, wieder über die Ohren und harrte Stunde für Stunde am Fenster bis der Abend das Zeichen zum Abnehmen der Brille gab und die Nacht bis zum Morgen bevorstand. Tag für Tag verbrachte sie am Fenster, ohne zu zählen vergingen die Wochen, die nahtlos in Monate und Jahre übergingen.
 
A

aligaga

Gast
Hallo @hieronimus,

dir wird's so ergehen wie allen, die nur Eigenes einstellen und (am liebsten natürlich nur lobende) Kommentare möchten, selber aber nichts beitragen zum gemeinsamen Spiel.

Wer Kritiken haben will, sollte auch selbst welche schreiben. Und bitte: Kritik ist etwas deutlich anderes als nur die billige "Gefälltmir"- oder "Gefälltmirnicht"-Nummer ...

Also mach!

Gruß

aligaga
 

molly

Mitglied
Hallo hieronimus,

Du beschreibst in Deiner Geschichte eine sehr einsame Frau, die nur durch das Fenster und mit Brille am Leben Teil nimmt.
Ein trauriges Bild gut eingefangen.
Du bisst noch nicht lange in der LL. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Schreiben und Lesen.

Freundliche Grüße

molly
 
Sie setzte sich nach dem Frühstück ihre Sonnenbrille auf, öffnete das Fenster und blickte hinaus.
Eine recht misslungene Satzaufteilung: Das "Sie setzte sich ..." ist so weit von der Sonnenbrille entfernt, dass ich glaubte, die Frau hat sich niedergelassen. Dann kommt die Sonnenbrille ins Spiel und ich musste meine Gedanken neu ordnen. Auch darfst du dich nicht wundern, wenn ein Satzgefüge dieser Art manch belesenen Menschen augenblicklich abschrecken könnte - denn so lernen Kinder zusammenhängende Sätze schreiben.

Autos starteten und fuhren in die Arbeit, Hunde wurden Gassi geführt, Vögel wechselten die Bäume, Leute diskutierten oder gingen schweigend nebeneinander her
Autos starten von alleine und fahren in die Arbeit? Wenn du etwas beschreibst, dann schreibe es so, wie es der Realität entspricht und keinen Unsinn.
"Vögel wechselten die Bäume, ..." Es bieten sich tausend und mehr Adjektive an, um diesen Vorgang bildlich darzustellen. Du schreibst so oberflächlich, wie es oberflächlicher gar nicht sein könnte, den ganzen Satz über.

Weiter unten wird's etwas besser. Ich kann dir nur raten, in Zukunft besser hinzuschauen. Das, was du siehst, solltest du mit Worten bildlich darstellen - lebendig, treffend und wenn möglich mit unverbrauchten Worten.

Beste Grüße
 

hieronimus

Mitglied
Ist mir neu, dass man die "Realität" beschreibt.
Bei Adjektiven in literarischen Texten lese ich immer drüber, finde ich ziemlich uninteressant und bei den meisten wird mir eher übel, da sie Eindruck von "Vorischt: Literatur" erwecken.
 

rothsten

Mitglied
@hieronimus

Ich bin bei Dir, wenn Du Adjektiven skeptisch gegenüber stehst. Man sollte jedes von ihnen kritisch beäugen. Sie gehören nur in den Text, wenn sie unabdingbar sind. Soweit, so gut.

Was aber Gernot angesprochen hat, solltest Du meiner Meinung nach nicht so einfach und lapidar abtun. Deine Autos gehen tatsächlich arbeiten, das hast Du nunmal geschrieben. Das meinte er wohl mit "der Realität entsprechend beschreiben", schätze ich. Je kürzer ein Text, desto schmerzhafter werden solche Fehler.

Das mit der Oberflächlichkeit kann man auch anders sehen. Die meisten Dinge, die normale Menschen tun, tauchen selten tiefer. Du schilderst einen normalen Tag im Leben einer vereinsamten Person. Sie schwimmt nicht mal an der Oberfläche mit, sie will es wohl auch nicht, denn sie ist von der Welt geblendet - und schirmt sich mittels Brille davon ab. Insofern passte der Ton zur Szene.

Die Idee ist gut, die Umsetzung steigerungsfähig.

lg
 

hieronimus

Mitglied
ok, das mit den Autos klingt tatsächlich seltsam.

Interessant finde ich, dass hier schon 2x von Vereinsamung die Rede ist, wobei es mir eigentlich um einen Hymnus an das schlaflos Ewige ging, für das Alltagserscheinungen zu trivial wirken als dass ein ernsthaftes Eingreifen in Frage käme. Idealerweise lässt ein Text aber ja alle Interpretationsmöglichkeiten zu, je nach Neigung des Lesers.

merci
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo hieronimus,
setz die autos ins passiv, dann wird´s besser:
"Autos wurden gestartet, Hunde gassi geführt ..."

Eine Anregung.

lg
die dohle
 



 
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