Broken Column

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caspAr

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Broken Column


Das Land liegt am Boden, der Sommer ist eine Farce, im Kongo werden Menschen bei lebendigem Leib gegart, deutsche Frauen wittern politische Vormacht, und ab und zu wundere ich mich darüber, was so alles passiert.
Begebenheiten, welche auf Spielplätzen für Kleinkinder, nicht weit entfernt, zwischen zwei jungen Müttern ausgetauscht werden, sind nur ein schmales Segment von den Dingen, welche minütlich auf unserem Planeten von Mund zu Mund wandern. Es kann sogar vorkommen, das in einem noch nicht überschaubaren Komprimierungsprozess aus den Inhalten des verbal transportiertem, Bauernweisheiten und Kalendersprüche werden.
Diese tragen zu einem bedeutenden Teil unserer eigenen Identifikation bei. Als Volk, Nation und Erdenbürger.

Die aufgeschnappte Geschichte, der seltsam vertraut miteinander kommunizierenden Mütter, handelte vom Tod und der stoischen und frustrierenden Wiederholung des Lebens. Sie handelte von einem Ingenieur, der am Sterbebett seiner Frau weinend zu der Überzeugung kommt, das im Falle einer von ihm absolvierten medizinischen Ausbildung, er jetzt über die Möglichkeit, den Tod zu foppen, verfügen könnte.
Vielleicht dämpft ja die Vorstellung, vor langer Zeit einen Weg in die falsche Richtung gegangen zu sein, den Schmerz über das Dahinscheiden eines Menschen, eines Menschen, den man einmal sehr mochte.
Die Geschichte zeigt uns, dass zum Schluss doch alles vergebens ist, denn anstatt der Realität ins Antlitz blicken zu können, verzweifeln wir an Banalitäten des Lebens.
Wir werden sterben. Jeder von uns. Und aus diesem Grund relativiert sich auch der verzweifelte Vorwurf des Ingenieurs, nicht Medizin studiert zu haben. Anzunehmen das Schicksal beeinflussen zu können ist nicht arrogant und größenwahnsinnig. Im Falle des Ingenieurs ist es eine authentische Spiegelung der Seele. Er verliert mehr als nur einen Teil des eigenen Selbst. Und es ist verdammt schwer zu erkennen, dass alles vorherbestimmt ist.

Pessimisten werden jetzt tadeln und schimpfen. Dies sei nicht irgendeine banale Geschichte, sondern die pure Wahrheit. Ihnen sei für kurze Zeit das Gleichgewicht der Welt ans müde Herz gehangen, und ein aufgebrachter Weltverbesserer, von weiter hinten, für seinen unseriösen Zwischenruf entschuldigt. Der Punkt ist doch - Je älter wir werden, desto mehr entnimmt man uns. Wir werden beraubt der Träume und dem Glauben an Einfachheit und Verwirklichung. Dieses Wissen verbittert ein wenig auf Dauer. Das ist die Wahrheit.
„Verschwende deine Jugend“ habe ich danach an den Litfasssäulen der Stadt gelesen. Ich möchte wirklich zu gerne wissen, wer für die Anstiftung zum Ausverkauf dieser, von uns so, schmerzlich vermissten und angenehmen Heiterkeit verantwortlich ist.

Die momentane Situation zwischen uns und wir beide in ihr. Gleich unwissenden (und somit stark verstörten) Abgesandten einer staubigen Institution repräsentieren wir ein angelerntes, wie eingepflügtes Verhalten des Menschen. Konfrontationen, die über Raster hinausgehen verursachen Bauchschmerzen, und ich kenne dich zu gut, um ein Ausbleiben deiner Worte nicht zu verstehen. Das Bedürfnis den Kern in dir zu schützen, kann ich nachvollziehen, und auch Rückzug, als Selbstschutz und Methode ist mir bekannt. Im Dialog wird Ängsten der Boden entzogen, nicht in den Phasen des Rückzuges.
Wir sind vom Sand der Wüsten zurück eroberte Oasen. Erlebtes setzt dort an, wo alles begann. Und deshalb jetzt dieser Text. Und deshalb auch seine Berechtigung. Der Sommer macht die Frauen schön.
 

ardice

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dieser text bescheinigt dem autor zweifelsohne eloquenz und birgt doch ein problem - er ist eindimensional. er beschreibt ansätze, über die es sich nachzudenken lohnt, aber er sieht nicht dahinter. quintessenz des textes ist eine feststellung als solche, die gleichsam damit verknüpft wird, dass sämtliche geschehnisse dieser erde gottgewollt und von daher schicksalshaft sind. das aber lässt diese durchaus ausdruckstarken worte blass erscheinen. blass, weil es nicht mehr als den abriss eines geschehens darstellt, aber die menschen darinnen von jeglicher verantwortung freispricht. dieser text erweckt den eindruck, als würden die darin agierenden personen nur deshalb zum leben erwecken, weil irgendjemand da ganz oben die fäden in der hand hält und sie so von jeglicher eigenverantwortung entbindet.

ausdrucksstarke worte, die auf dem weg zur erkenntnis leider ins plattitüdenhafte abgeglitten sind.
 



 
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