Bruder,
ich gebe dir mein Wort. Nein, nicht das, voll Ehren – das ist längst verpfändet; auch nicht das letzte – ein paar behalte ich noch, lege sie aus, drehe sie mir im Munde um, verbinde sie mal so, mal so.
Aber wie ich sie auch wende, ergeben sie nur den Sinn, der mich hergebracht:
Weiter machen? Wieso?
Ich fand es hier, von bösen Kräften mir geraubt, und von giftigen Zwergen für dich hinterlegt, hier, in einem Zimmer bescheidenen Maßes, nicht zum Verweilen gedacht – nur für den Aufbruch bereit.
Ich bin nicht müde, sonst würde ich es fühlen, aber was zu riechen, tasten und schmecken war, ist längst verdaut.
Es ist das Einzige, dass mir nicht schon im Mund nach Scheiße schmeckt.
Hab kein Mitleid mit mir, denn ich habe es auch nicht, weiß nicht einmal mehr, wie Leid geht.
Wer – wie ich – sich wähnte, erhobenen Hauptes zu wandeln, doch in Wahrheit nur gebückt und geduckt auf deinem Buckel mit den Hufen Blut scharrte, der die großen Worte aus dem Soll spendete, ohne selbst eins gut zu haben, der bekommt die Quittung.
Weißt du noch, was ich alles vor hatte?
Doch meine Vorsätze taugen nicht mal mehr als Nachruf, kodiertes Kauderwelsch, lästig beladen und lüstern versetzt.
Ich gebe es dir, obwohl es mich lange leben ließe, zu lange, um es nicht zu verraten. So werde ich, Bruder, es dir überlassen, zu treuen Herzen.
Wäre ich ein Sandwurm, der Wüste draußen zugewandt, Maden im Speck würden mit mir tauschen.
Wäre ich ein Bücherwurm, dann könnte ich in meine alten Schläuche reinen Wein füllen. Als Bandwurm habe ich die große weite Welt von innen gesehen – drauf geschissen!
Als von der Hitparade verdrängter Ohrwurm, von dem nur noch das Refrain geträllert wird: „Liebe Genossinnen und Genossen, heute ist ein großer Tag für...“, in der Gosse. Gassenhauer.
Es ist spät geworden, Bruder, das Wasser bettet mir die Wanne. Hab dich wohl und sorg dich nicht; in mir barschelt es nur ein wenig,
hab dich lieb.