Camargue

M

Marcel S.

Gast
Camargue


Das grüne Grasland der Camargue
liegt rechts und links der Straße;
die Landschaft hier ist einfach, karg,
wie Sankt Paris im Maße.
Wälder, Wiesen, flache Seen,
Zypressen, die am Wegrand stehen.

O Straße, endlos graues Band,
du hast mich angezogen.
Du führst mich kreuz und quer durchs Land
und hast mich aufgesogen.
Du führst mich rechts, links, geradeaus,
du spülst mich in die Welt hinaus.

In Palavas traf ich Zigeuner,
das ist meine Verwandschaft.
Ein ganzes Leben lang als Streuner,
bis uns der Tod hinwegrafft.
Wir wandern durch die weite Welt
und pfeifen auf das große Geld.
 

Rainer Heiß

Mitglied
gelungene Impressionen

Hallo Marcel,

deine Beschreibung der Camargue hat mich unpassenderweise richtig in Urlaubsstimmung versetzt; unpassend, weil der nächste Urlaub noch fern ist...Ansonsten sehr gelungen!
Nur an einer Stelle musste ich schmunzelnd an die verzweifelten Wasserskifahrer denken, die nach abschüssigen Seen suchen. Auf deutsch: "flach" sind doch alle Seen; hier würde mir "glatt" besser gefallen. Ist vielleicht aber Ansichtssache und unnötige Nörgelei?
Grüße, Rainer
 

George Polly

Mitglied
Erinnert irgendwie an Hesse, oder?
Der alte Wanderer, oder an den Herrn
der Ringe:

Die Straße gleitet fort und fort
weg von der Tür, wo sie begann
weit überland von Ort zu Ort
ich folge ihr, so gut ich kann
ihr lauf ich raschen Fußes nach,
bis sie sich groß und breit verflicht
mit Weg und Wagnis tausendfach -
und wohin dann - ich weiß es nicht
 
M

Marcel S.

Gast
Stimmt schon, die Seen sind eher seicht als flach. Aber die Landschaft ist völlig eben, und es weht oft ein rauher Wind. Ich schrieb das Gedicht vor neun Jahren und habe es aus Anlass des Zigeunerfestes am 24./25. Mai noch mal aus dem Gedächtnis reproduziert. Ja, Straßen gibt es dort, die sind sehr einsam, und einmal wäre ich fast mit leerem Tank im Nirgendwo stehen geblieben. Ich selbst wäre manchmal auch lieber wieder einen Frühling lang in der Camargue...
 



 
Oben Unten