Danke, langt

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aj

Mitglied
Mein Freund, komm' mit, begleite mich,
sieh die Nacht den Tag verschlingen.
Sitz ein' Moment mit mir und sprich
heut' vielleicht von guten Dingen:

Sprich zu mir, dass das Leid vergeht,
vom Alter uns'rer Sterne Licht.
Sprich vom seichten Wind, der weht,
von Rücksichtslosigkeit sprich nicht.

Sprich von Güte und vom Mond,
der mit faltigem Gesicht
am Firmament gelassen thront.
Von Ungeduld sprich heute nicht.

Sprich von der Liebe Leichtigkeit,
bedingungslos und dabei schlicht,
vom Blauton in der Dunkelheit.
Vom Hass der Menschen sprich heut' nicht.

Sprich von Hoffnung und von Trost
und auch vom Morgen, der anbricht,
heut' nicht zynisch, nicht erbost.
Von der Menschen Gier sprich nicht!

Sprich vom Frieden und vom Klang,
der kühle Stille klar durchbricht,
des ersten Vogels Frühgesang.
Von den Kriegen sprich' heut' nicht.

Sprich nicht vom ew'gen Niederringen.
Sprich von des neuen Tages Licht.
Denn noch ein Wort zu jenen Dingen,
ertrag' ich heute einfach nicht.
 

Rudolph

Mitglied
Hallo aj,

was du ausdrücken willst ist in Ordnung.
Schade, dass du jegliches Versmaß ignorierst.

LG Rudolph
 

aj

Mitglied
Hallo,

na ja, zumindest springe ich recht unkonventionell häufig zwischen unterschiedlichen. Hier und da finden sich mal Jambus- oder Trochäus-Fragmente. ;-)

Nein im Ernst, mir scheint, das Erfüllen und Einhalten von Versmaß und ggf. Reim-Schema, scheint hier den meisten Nutzern sehr wichtig zu sein. Werde ich dann in Zukunft mehr drauf achten.

Ich persönlich finde ja, dass Inhalt und Melodie alleine ausreichen, um ein schönes Gesicht zu schreiben und wenn ich diese Zeilen vortrage, dann fließt das durchaus und holpert nicht.

Trozdem weiß ich was gemeint ist und danke für die Kritik.

LG
AJ
 

Rudolph

Mitglied
Nein im Ernst, mir scheint, das Erfüllen und Einhalten von Versmaß und ggf. Reim-Schema, scheint hier den meisten Nutzern sehr wichtig zu sein.
Nein, keinesfalls. Es spricht nichts dagegen, das Versmaß zu wechseln. Auch müssen nicht alle Strophen gleich aufgebaut sein.
Wenn aber bei sich reimenden Zeilen in einer dann eine Silbe zu viel ist oder wenn man bewusst falsch betonen muss, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf.

z.B.:

Sprich zu mir, dass das Leid vergeht,
...
Sprich vom seichten Wind, der weht,
Da muss ich entweder so betonen:
Sprich zu mir, dass das Leid vergeht,
"dass das" in eine unbetonte Silbe zusammengefaßt - das holpert.
oder:
Sprich zu mir, dass das Leid vergeht,
mit der Betonung auf den nicht wesentlichen Wörtern "zu" und "dass".

und auch vom Morgen, der anbricht,
...
Von der Menschen Gier sprich nicht!
Das geht nur, wenn man die Betonung in "anbricht" von an zu bricht verschiebt, was natürlich nicht gerade schön ist.
und auch vom Morgen, der anbricht,
...
Von der Menschen Gier sprich nicht!

Nur Kleinigkeiten, aber nicht unwesentlich in einem guten Gedicht, finde ich.

LG Rudolph
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es besteht auch die Möglichkeit: Sprich zu mir, dass das Leid vergeht
mit nur zwei Hauptbetonungen und eventuell einer Nebenbetonung auf "geht".

Das Problem ist, dass man das Versmaß im freien Rhythmus nicht gut erkennen kann, weil das Gedicht immer wieder im gebundenen Rhythmus zu erscheinen scheint.

Her:
Sitz ein' Moment mit mir und sprich
hast Du Dich dem gebundenen Rhythmus unterworfen.

Besser wäre im freien Rhythmus:
Sitze einen Moment bei mir und sprich.

Freier Rhythmus erfordert eine äußerst exakte Abstimmung zwischen den Versen und innerhalb jedes Verses.

Mein Freund, komm' mit, begleite mich,
sieh die Nacht den Tag verschlingen.
Sitz ein wenig bei mir und sprich
heute vielleicht von guten Dingen:

in einer Art Knittelvers. (Vier Betonungen, freie Wahl unbetonter Silben.)

Ich würde entweder das Gedicht in einen freien Knittelvers mit unbestimmter Zal der Silben und Betonungen umwandeln oder in einen Knittelvers mit gebundener Zahl.

Wenn Du nur in wenigen Zeilen die Form wechselst, erscheint es falsch.
 



 
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