Märchenliebe
Es war einmal ein Einhorn, das lebte ganz allein im Wald. In manchen Nächten tauchte der Mond das Einhorn in silbriges Licht. Das Einhorn empfand tiefe Dankbarkeit dafür - mehr noch: Es liebte den Mond seit Langem, wenn auch nur aus der Ferne. Der Mond wusste nichts davon. Wie sollte er auch: Die Welt ist so groß. Er schwebt darüber, ohne sich darum zu kümmern. Ein bisschen eitel ist er vielleicht schon, wie er so über der Erde thront; aber er ist ja auch wirklich schön anzusehen.
Allzu gern wollte das Einhorn dem Mond nahe sein. Doch wir wissen: das kann nicht sein, leider, das ist unmöglich. So verzehrte es sich vergeblich vor Sehnsucht und seine Liebe war rein. Was konnte es nur tun, um den Mond auf sich aufmerksam zu machen? Jede Nacht sang es dem Mond mit kristallklarer Stimme seine besten Lieder vor, aber - ach - der Mond konnte es nicht hören. Jahre vergingen, das Einhorn alterte nicht und auch seine Liebe verging nicht. Sollte es die Hoffnung aufgeben?
Schließlich, fast am Ende seiner Hoffnung, ging das Einhorn zur weisen Eule und klagte ihr sein Leid. Die Eule dachte lange nach, dann sagte sie: "Wenn ich auch nicht weiß, ob ich dir helfen kann, so will ich es doch zumindest versuchen. Vielleicht kannst du die Aufmerksamkeit des Mondes erringen, aber es wird dich dein Leben kosten. Bist du dazu bereit?" Das Einhorn erwiderte: "Für ein einziges Wort vom Mond würde ich gern sterben." - "Nun gut", meinte die Eule und gab dem Einhorn drei Dinge: einen Hering, einen Apfel und einen Topf mit Salbe. "Geh zum Meeresstrand und rufe den Sägefisch, gib ihm den Hering und bitte ihn, dir dein Horn abzusägen. Dann geh zum Biber, gib im den Apfel und bitte ihn, das Horn zu zerraspeln. Die Späne mische unter die Salbe. Bestreiche damit die Wunde, wo das Horn war, und sprich dabei 'memet sacrum faciam'. Dann wird aus der Wunde eine wunderschöne Blume wachsen. Allerdings wird dich das deine ganze Lebenskraft kosten. Danach musst du sterben. Jedoch wirst du noch Zeit haben, die Blume auf einen Hügel zu legen. Wenn du Glück hast, wird der Mond sie sehen und mit dir sprechen."
Das Einhorn willigte ein und ging zum Meeresstrand. Es rief den Sägefisch, gab ihm den Hering und bat ihn, das Horn abzusägen. Der Sägefisch hatte Mitleid mit dem Einhorn und gab zu bedenken: "Wenn du das zu Ende führst, wirst du sterben. Überlege es dir noch einmal. Bleib doch hier am Strand und ich werde dir jeden Abend Geschichten erzählen von den Schiffen und den Küsten, an die ich komme." Aber das Einhorn sehnte sich nach dem Mond und lehnte dankend ab. Also sägte der Sägefisch ihm das Horn ab.
Nun ging das Einhorn zum Biber, gab ihm den Apfel und bat ihn, das Horn zu zerraspeln. Auch der Biber hatte Mitleid, aber auch er konnte das Einhorn nicht umstimmen. Also zerraspelte er das Horn. Das Einhorn mischte die Späne unter die Salbe, bestrich die Wunde damit, sprach "memet sacrum faciam" und wartete ab. Am nächsten Morgen war aus der Wunde eine wunderschöne Blume gewachsen und das Einhorn war sehr schwach geworden. Es war die schönste Blume der Welt. Sie schien von innen zu leuchten. Das Einhorn pflückte sie ab und ging mit letzter Kraft zu einem nahe gelegenen Hügel, auf dem Schafe weideten. Dort legte es die Blume aufs Gras und sich selbst zum Sterben daneben. Seine brechenden Augen spiegelten den Mond. Aber der Mond bemerkte das Einhorn immer noch nicht. Er wusste nicht einmal, dass es existiert. Leider bemerkte er auch die Blume nicht.
Die Blume blieb liegen und wurde von den Schafen zertrampelt.
...
Das Einhorn aber lag tot daneben und zerfiel zu Feenstaub, dieser stieg hoch empor in den Himmel, bis zum Mond. So kamen sie doch noch zusammen, das Einhorn und der Mond. Und in manchen kalten Nächten können wir die beiden auch heute noch zusammen sehen. Dann beobachten wir, wie eine silbrig-glänzende Staubwolke den Mond umhüllt, ihn liebkost und streichelt und mit ihm über die Erde schwebt.
Es war einmal ein Einhorn, das lebte ganz allein im Wald. In manchen Nächten tauchte der Mond das Einhorn in silbriges Licht. Das Einhorn empfand tiefe Dankbarkeit dafür - mehr noch: Es liebte den Mond seit Langem, wenn auch nur aus der Ferne. Der Mond wusste nichts davon. Wie sollte er auch: Die Welt ist so groß. Er schwebt darüber, ohne sich darum zu kümmern. Ein bisschen eitel ist er vielleicht schon, wie er so über der Erde thront; aber er ist ja auch wirklich schön anzusehen.
Allzu gern wollte das Einhorn dem Mond nahe sein. Doch wir wissen: das kann nicht sein, leider, das ist unmöglich. So verzehrte es sich vergeblich vor Sehnsucht und seine Liebe war rein. Was konnte es nur tun, um den Mond auf sich aufmerksam zu machen? Jede Nacht sang es dem Mond mit kristallklarer Stimme seine besten Lieder vor, aber - ach - der Mond konnte es nicht hören. Jahre vergingen, das Einhorn alterte nicht und auch seine Liebe verging nicht. Sollte es die Hoffnung aufgeben?
Schließlich, fast am Ende seiner Hoffnung, ging das Einhorn zur weisen Eule und klagte ihr sein Leid. Die Eule dachte lange nach, dann sagte sie: "Wenn ich auch nicht weiß, ob ich dir helfen kann, so will ich es doch zumindest versuchen. Vielleicht kannst du die Aufmerksamkeit des Mondes erringen, aber es wird dich dein Leben kosten. Bist du dazu bereit?" Das Einhorn erwiderte: "Für ein einziges Wort vom Mond würde ich gern sterben." - "Nun gut", meinte die Eule und gab dem Einhorn drei Dinge: einen Hering, einen Apfel und einen Topf mit Salbe. "Geh zum Meeresstrand und rufe den Sägefisch, gib ihm den Hering und bitte ihn, dir dein Horn abzusägen. Dann geh zum Biber, gib im den Apfel und bitte ihn, das Horn zu zerraspeln. Die Späne mische unter die Salbe. Bestreiche damit die Wunde, wo das Horn war, und sprich dabei 'memet sacrum faciam'. Dann wird aus der Wunde eine wunderschöne Blume wachsen. Allerdings wird dich das deine ganze Lebenskraft kosten. Danach musst du sterben. Jedoch wirst du noch Zeit haben, die Blume auf einen Hügel zu legen. Wenn du Glück hast, wird der Mond sie sehen und mit dir sprechen."
Das Einhorn willigte ein und ging zum Meeresstrand. Es rief den Sägefisch, gab ihm den Hering und bat ihn, das Horn abzusägen. Der Sägefisch hatte Mitleid mit dem Einhorn und gab zu bedenken: "Wenn du das zu Ende führst, wirst du sterben. Überlege es dir noch einmal. Bleib doch hier am Strand und ich werde dir jeden Abend Geschichten erzählen von den Schiffen und den Küsten, an die ich komme." Aber das Einhorn sehnte sich nach dem Mond und lehnte dankend ab. Also sägte der Sägefisch ihm das Horn ab.
Nun ging das Einhorn zum Biber, gab ihm den Apfel und bat ihn, das Horn zu zerraspeln. Auch der Biber hatte Mitleid, aber auch er konnte das Einhorn nicht umstimmen. Also zerraspelte er das Horn. Das Einhorn mischte die Späne unter die Salbe, bestrich die Wunde damit, sprach "memet sacrum faciam" und wartete ab. Am nächsten Morgen war aus der Wunde eine wunderschöne Blume gewachsen und das Einhorn war sehr schwach geworden. Es war die schönste Blume der Welt. Sie schien von innen zu leuchten. Das Einhorn pflückte sie ab und ging mit letzter Kraft zu einem nahe gelegenen Hügel, auf dem Schafe weideten. Dort legte es die Blume aufs Gras und sich selbst zum Sterben daneben. Seine brechenden Augen spiegelten den Mond. Aber der Mond bemerkte das Einhorn immer noch nicht. Er wusste nicht einmal, dass es existiert. Leider bemerkte er auch die Blume nicht.
Die Blume blieb liegen und wurde von den Schafen zertrampelt.
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Das Einhorn aber lag tot daneben und zerfiel zu Feenstaub, dieser stieg hoch empor in den Himmel, bis zum Mond. So kamen sie doch noch zusammen, das Einhorn und der Mond. Und in manchen kalten Nächten können wir die beiden auch heute noch zusammen sehen. Dann beobachten wir, wie eine silbrig-glänzende Staubwolke den Mond umhüllt, ihn liebkost und streichelt und mit ihm über die Erde schwebt.