Gedichtformen: Das Kanzion

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Kanzion entstammt der spanischen Literatur.
Es beginnt mit einer Eingangsstrophe, diese hat zwei bis vier Verse, die Eingangsstrophe setzt den Inhalt fest. Dann folgen mehrere längere Strophen. Alle Strophen enden mit dem Schlusswort der ersten Strophe.

Die längeren Strophen (zwei bis vier Strophen - manchmal auch nur eine, siehe "deutsche Poetik" von Bablasek, http://books.google.de/books?id=r90...2&ved=0CC0Q6AEwAQ#v=onepage&q=kanzion&f=false) enthalten sechs bis vierzehn Verse.

Die Informationen stammen von Gerhard Grümmer aus seinem Buch "Spielformen der Poesie".

Grümmer gibt als Beispiel ein Gedicht von Friedrich Schlegel (1772 - 1829) an:

Ich zitiere es nach:
Johannes Spangenbergs Sammlung Deutscher Gedichte
"Deutsche Gedichte, eine Anthologie"
http://gedichte.ws0.org/friedrich_schlegel/gedichte17.html

Der Knabe

Wenn ich nur ein Vöglein wäre,
Ach wie wollt ich lustig fliegen,
Alle Vögel weit besiegen.

Wenn ich so ein Vogel bin,
Darf ich alles, alles haschen,
Und die höchsten Kirschen naschen;
Fliege dann zur Mutter hin.
Ist sie bös' in ihrem Sinn,
Kann ich lieb mich an sie schmiegen,
Ihren Ernst gar bald besiegen.

Bunte Federn, leichte Flügel,
Dürft' ich in der Sonne schwingen,
Daß die Lüfte laut erklingen,
Weiß nichts mehr von Band und Zügel.
Wär ich über jene Hügel,
Ach dann wollt' ich lustig fliegen,
Alle Vögel weit besiegen.


Hier wiederholen sich jeweils die Reimwörter der letzten beiden Zeilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hierzu habe ich zwei Fragen:

Wie ist es mit der Kadenz (männlich/weiblich) - ist es vorgegeben, so wie im Gedicht Der Knabe?

Wie sieht es mit den Silben in den Versen aus? Dürfen/sollen sie unterschiedlich (8/7) sein?

Fragende Grüße,
Karin
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dazu stand zumindest nichts im Buch. Soviel ich es sehe, kann man das wählen, es sollte aber innerhalb des Gedichtes stimmig sein.
 



 
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