Das Uff Tata und die Besserwisser AG

Rainer Lieser

Mitglied
Das Uff Tata und die Besserwisser AG

Müde schlängelte sich das Uff Tata in die Schlafmulde. Wie schon so oft hatte es auch diese Nacht damit verbracht Antworten auf seine Fragen zu finden. Es hatte mit den Sternen gesprochen und mit den uralten Tieren, mit den Sandkörnern die hier seit ewigen Zeiten lagen und mit dem Wind der rastlos alle Länder durchstreifte. Doch Antworten hatte das Uff Tata auch heute nicht erhalten.
Niemand konnte ihm sagen warum es existierte, niemand konnte ihm erklären woher es seinen seltsamen Namen hatte und keiner wusste weshalb es so merkwürdig aussah.
Keine Antworten zu erhalten, machte dem Uff Tata schwer zu schaffen, wollte es doch immer alles ganz genau wissen.

Weil es nun schon so lange versucht hatte Antworten auf Fragen zu finden, auf die es offensichtlich keine Antworten gab, beschloss es seinem Dasein ein Ende zu setzen. Der Gedanke womöglich völlig grundlos zu existieren, gefiel ihm einfach nicht.

Am nächsten Morgen suchte es die nächstbeste Stadt auf, um sich dort von einem Hochhaus zu stürzen. Dafür waren Hochhäuser ja da, glaubte das Uff Tata. Vor einem besonders hohen Gebäude stoppte es. Das Haus war so hoch, dass man gar nicht sehen konnte, wo es endete.

Über dem Eingang hing ein Schild. \"Besserwisser AG\" stand darauf. \"Oh\", dachte das Uff Tata, \"was für ein Zufall. Vielleicht kann man mir hier Antworten auf meine Fragen geben. Das Schild zumindest klingt sehr verheißungsvoll\".

Das Uff Tata kroch in das Gebäude und sprach den Pförtner an.

Uff Tata: Guten Tag. Ich habe einen seltsamen Namen und wie sie sehen, fällt mein Äußeres ebenfalls aus dem üblichen Rahmen. Ich weiß auch nicht woher ich komme und wie es mit mir weitergehen soll. Können sie mir sagen, warum ich auf diese Fragen einfach keine Antworten erhalte?
Pförtner: Ich könnte das, doch es ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es sie zu jemandem zu bringen, der ihnen diese Fragen besser beantworten kann als ich.
Uff Tata: Das ist ja toll. Dann tun sie das doch bitte gleich ganz schnell.
Pförtner: Ich bringe dich zu Herrn Göttlich, der hat immer auf alles Antworten – und meist sogar gleich mehrere. Sein Büro ist im obersten Stock.

Kurze Zeit später betraten sie das besagte Büro. Es war leer. Das Fenster stand sperrangelweit offen. Das Uff Tata befürchtete das schlimmste.

Uff Tata: Kann es sein, dass Herr Göttlich aus dem Fenster gesprungen ist?
Pförtner: Hm, lassen sie mich mal auf die Uhr sehen. 11:30 Uhr. Ja, um diese Zeit begibt sich Herr Göttlich gern aus dem Fenster. Er sollte allerdings in wenigen Minuten wieder zurück sein.
Uff Tata: Wie ist das möglich? Wenn man sich aus einem so hohen Gebäude stürzt, kann man das doch gar nicht überleben.
Pförtner: Ich könnte ihnen darauf eine Antwort geben, doch das ist nicht meine Aufgabe. Herr Göttlich kann das außerdem viel besser erklären. Sie müssen sich nur noch ein Weilchen in Geduld üben. Ich mache mich jetzt wieder auf den Weg nach unten. Auf Wiedersehen.
Uff Tata: Vielen Dank für ihre Hilfe.

Nach wenigen Minuten klopfte es an der Tür. Weil das Uff Tata unsicher darüber war, wie es auf das Klopfen reagieren sollte, machte es erst Mal gar nichts.
Die Tür öffnete sich. Ein seltsames Wesen mit Putzeimer und Wischmopp trat ein. Sofort fiel ihm das Uff Tata auf.

Wesen: Das Fenster ist offen. Dann ist Herr Göttlich sicher gerade draussen und sie warten hier auf ihn. Lassen sie sich dabei nicht von mir stören.
Uff Tata: Ich freue mich über Gesellschaft.
Wesen: Das ist ein schöner Charakterzug. Was hat sie hierher geführt?
Uff Tata: Ich würde gerne wissen warum mein Name so ist, wie er ist, warum ich so aussehe, wie ich aussehe und welcher tiefere Sinn hinter meiner Existenz steht.
Wesen: Und darauf soll dir Herr Göttlich Antworten geben?
Uff Tata: Das dachte ich mir so.
Wesen: Ich könnte dir darauf ebenfalls Antworten geben, doch das ist ja nicht meine Aufgabe. Herr Göttlich kann dir außerdem sicher viel bessere Antworten geben – und bestimmt auch gleich ganz viele. Im Antworten geben ist er einsame Spitze.
Herr Göttlich: Danke schön. Selten wurde ich vortrefflicher charakterisiert.

Ein älterer Mann mit einem Gehstock kam von draussen auf das Fenster zu. Er bewegte sich in der Luft, als würde er auf festem Erdboden spazieren.

Herr Göttlich: Es geht doch nichts über ein paar Minuten an der frischen Luft. Nun, mein lieber Besucher, was kann ich für sie tun?
Uff Tata: Ich suche nach Antworten.
Herr Göttlich: Die kann ich dir geben. Zu jedem Thema. In rauen Mengen.
Wesen: Ich mache mich dann wieder an die Arbeit.
Herr Göttlich: Mein Gast und ich werden uns in den hinteren Bereich des Büros zurückziehen, damit wir sie dabei nicht stören.

Herr Göttlich deutete dem Uff Tata an ihm zu folgen. Sie liessen sich auf zwei uralten Sesseln nieder. Der alte Mann lächelte freundlich.

Uff Tata: Hm ... Ich weiss nicht so recht, wo ich anfangen soll ...
Herr Göttlich: Wie wäre es, wenn sie mir zum Einstieg ihren Namen verraten würden.
Uff Tata: Das wäre ein sehr guter Einstieg, denn mit meinem Namen ist auch eine meiner Fragen verbunden. Mein Name ist Uff Tata und ich wüsste gerne, weshalb das so ist. Ich wüsste auch gerne, weshalb ich so bin, wie ich bin und warum es mich überhaupt gibt.
Herr Göttlich: Ist das alles?
Uff Tata: Im Augenblick, ja.
Herr Göttlich: Nichts ist einfacher als darauf zu antworten.
Uff Tata: Sie kenne die Antworten?
Herr Göttlich: Ich bin der Grund für all das. Ich wollte das so.
Uff Tata: Wie meinen sie das?
Herr Göttlich: Man bezahlt mich in dieser Firma dafür, dass ich für alles die Verantwortung übernehme.
Uff Tata: Das geht doch gar nicht.
Herr Göttlich: Man bezahlt mich sehr gut.
Uff Tata: Sie machen für Geld alles?
Herr Göttlich: Tatsächlich mache ich rein gar nichts. Eigentlich habe ich noch nie etwas gemacht. Ich bin einfach nur da, habe auf alle Fragen Antworten und bekenne mich für all das Verantwortlich, was andere verursachen. Das sind meine Aufgaben. Daneben gehe ich ab und zu an der frischen Luft spazieren und unterhalte mich gern mit dem Pförtner und dem Putzwesen.
Uff Tata: Sind sie Gott?
Herr Göttlich: Nein, ich bin nur der Herr Göttlich. Meiner Ansicht nach reicht das auch vollkommen aus.
Uff Tata: Gibt es einen Gott?
Herr Göttlich: Selbstverständlich. Wer glaubst du denn, hat mir diesen Job besorgt. Durch meine Arbeit halte ich ihm dem Rücken frei, damit er sich auf die Dinge konzentrieren kann, die ihm Spaß machen und die er besser als die meisten Anderen kann. Wahrscheinlich erschafft er gerade in diesem Augenblick wieder irgendeine neue Spezies oder zimmert einen neuen Planeten zusammen. Er ist eben mehr der handwerkliche Typ.
Uff Tata: Würden sie gerne etwas anderes tun?
Herr Göttlich: Nein. Wozu? Ich führe unter den gegebenen Umständen ein ziemlich glückliches Leben.
Uff Tata: Können sie mich glücklich machen?
Herr Göttlich: Nein. Das ist nicht meine Aufgabe. Glücklich kann man nur sich selbst machen.
Uff Tata: Wie?
Herr Göttlich: Indem man Dinge tut, die einen glücklich machen. Ist doch ganz einfach.
Uff Tata: So einfach ist das nicht.
Herr Göttlich: Ich habe nur auf ihre Frage geantwortet.
Uff Tata: Antworten allein machen nicht glücklich. Das wollen sie mir damit sagen, gell?

Der alte Mann nickte zustimmend.

Uff Tata: Man muss schon selbst etwas dafür tun, um glücklich zu werden.

Wieder nickte der Alte.

Gott: Oder du lässt dir von mir helfen! Ich kann das nämlich.
Uff Tata: Wer spricht da?
Gott: Ich bin´s, Gott. Dreht euch einfach mal um.

Erstaunt blickten die beiden über die Kopfstützen ihrer Sessel. In unmittelbarer Nähe des großen Schreibtisches hielt das Putzwesen ehrfurchtsvoll seinen Wischmopp in die Luft. Der Mopp schien in Flammen zu stehen, doch das Feuer richtete keinen Schaden an. Gott sprach aus den Flammen.

Uff Tata: Sie sind hier?
Gott: Ich bin überall.
Uff Tata: Warum melden sie sich erst jetzt zu Wort.
Gott: Vorher hatte ich dir nichts zu sagen. Ich habe sehr lange nach einer Lösung für deine Probleme gesucht? Jetzt habe ich eine gefunden.
Uff Tata: Wirklich?
Gott: Ja, ich habe eine Welt für dich erschaffen. Dort wirst du endlich glücklich werden.
Uff Tata: Super!
Gott: Ich möchte ja schon, dass all meine Schöpfungen glücklich werden. Manchmal dauert es eben ein Weilchen, bis mir das gelingt. Damals schon, als ich dich erschuf, wusste ich, dass du etwas ganz besonderes bist. Deshalb wollte ich auch eine ganz besondere Welt für dich schaffen. Heute endlich bin ich damit fertig geworden. Lebe wohl.

Im nächsten Augenblick befand sich das Uff Tata an einem völlig anderen Ort. Mitten in einem See in Schottland. Zwei Männer am Ufer waren darüber sehr erstaunt.

Hamish: Du, Angus. Siehst du das da vorne?
Angus: Das glaube ich nicht.

Die Nachricht von dem seltsamen Wesen in dem schottischen See verbreitete sich wie ein Lauffeuer in sämtlichen Medienkanälen. Das Uff Tata war DIE Sensation. Es erhielt jetzt sogar einen neuen Namen. Einen Namen, der dem Uff Tata viel besser gefiel als sein bisheriger. Man nannte es Nessie.
 
Um auch im Kommentieren einen Anfang zu machen, ein paar kurze Worte zu deinem Text. Da ich ganz frisch bin und mit der Gemeinschaft hier unvertraut, treffe ich hoffentlich den richtigen Ton.
Irgendwo muss man ja anfangen.

1. Orthografie:

\"Besserwisser AG\" stand darauf. \"Oh\", dachte das Uff Tata, \"was für ein Zufall.
-- Warum du diese \ Striche benutzt, verstehe ich nicht, zumal sie später nicht mehr auftauchen.

das schlimmste.
-- das Schlimmste

Uff Tata: Sie kenne die Antworten?
-- kennen


Uff Tata: Warum melden sie sich erst jetzt zu Wort.
-- statt Punkt ein ?

Gott: Vorher hatte ich dir nichts zu sagen. Ich habe sehr lange nach einer Lösung für deine Probleme gesucht?
-- statt Fragezeichen ein .

Möglicherweise habe ich noch etwas übersehen, ich bin selbst nicht der Held in Sachen Orthografie.


2. Logische Verwendung von „sie“ und „du“:

Wesen: Und darauf soll dir Herr Göttlich Antworten geben?
-- das Wesen spricht das Uff Tata erst mit „sie“ an, hier wechselt es dann ohne erkennbaren Grund auf „du“

Herr Göttlich: Es geht doch nichts über ein paar Minuten an der frischen Luft. Nun, mein lieber Besucher, was kann ich für sie tun?
Uff Tata: Ich suche nach Antworten.
Herr Göttlich: Die kann ich dir geben. Zu jedem Thema.
-- nochmal das Gleiche, im ersten Satz wählt Herr Göttlich das „sie“ als Ansprache, dann wechselt er auf „du“

Herr Göttlich: Selbstverständlich. Wer glaubst du denn, hat mir diesen Job besorgt.
-- und nochmal: vorher „sie“, jetzt in diesem Satz „du“

→ Diese Wechsel wirken beim Lesen so, als hättest du manchmal aus Versehen das „du“ fallen lassen. Hingegen das durchweg von Gott benutzte „du“ (im Gegensatz zu den Personen vorher, die „sie“ benutzen), finde ich sehr treffend – warum auch sollte Gott irgendwen mit „sie“ ansprechen, also Distanz schaffen?


3. Inhaltliche Anmerkungen / Gedanken von mir:

Pförtner: Ich könnte das, doch es ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es sie zu jemandem zu bringen, der ihnen diese Fragen besser beantworten kann als ich.
-- ich weiss, die Aussage „Ich könnte das, etc.“ passt sehr schön zum weiteren Textverlauf, aber sie passt – meiner Meinung nach – nicht zu der Rolle des Pförtners in der Geschichte. Bleibt die Frage, ob man hier mehr Wert legen mag auf konsequente Charakterdarstellung oder lieber den etwas später wiederholten und damit latent lustigen Wortlauf beibehalten möchte.

Herr Göttlich: Ich bin der Grund für all das. Ich wollte das so.
Uff Tata: Wie meinen sie das?
-- diese Einleitung in die darauf folgende Erklärung empfinde ich als etwas ungeschickt. Du willst einen Anfangspunkt machen für den Bogen, in dessen Verlauf Herr Göttlich den Inhalt seines Jobs erklärt (ich übernehme für ALLES die Verantwortung etc), klar. Leider habe ich keinen tollen Vorschlag, sondern nur dieses Gefühl es ginge anders besser.
Vielleicht habe ich mich auch zu sehr in steife Rollen deiner Personen hineingedacht und übertreibe hier (weil ich Gott für "der Grund für alles" einsetze).

Uff Tata: Antworten allein machen nicht glücklich. Das wollen sie mir damit sagen, gell?
-- das „gell“ wirkt so salopp, aber vorher wird wieder „sie“ verwendet, das beißt sich ein wenig, wie wäre es mit „nicht wahr?“; oder der Sprache des Uff Tata generell durchweg einen saloppen Ton geben – dieser Minisprung wirkt komisch, schließlich verbringt man nicht allzu viel Zeit mit dem Uff Tata, da sollte es bei einer charakteristischen Ausdrucksweise bleiben, sprich in dem Fall entweder durchweg gestelzt oder durchweg salopp;
das Uff Tata scheint ja auch wenig Kontakt zur Zivilisation zu haben (dieser Eindruck entsteht ob seiner Ansichten zu Hochhäusern), wie kommt es dann zur Verwendung von förmlicher Rede?


Generell wirkt die Geschichte durch den großen Teil wechselnder Rede zwischen verschiedenen Personen eher wie eine Vorlage für ein kurzes Theaterstück. Dazu kam mir der Gedanke, ob du nicht versuchen magst auch das Textstück am Anfang ähnlich zu gestalten.
Natürlich ist der einleitende Abschnitt schön und man mag ihn vielleicht gar nicht hergeben, aber es klingt auch interessant, die gesamte Geschichte in diesen „Theaterstil“ umzusetzen.


Das wären meine Gedanken zu dem Text, wenn jemand ihn mir vorlegen würde mit den Worten:
„Sag mal etwas dazu!“
ich hoffe du kannst damit etwas anfangen.

Beste Grüße und viel Spaß beim Texten,

Roland
 

Rainer Lieser

Mitglied
Das Uff Tata und die Besserwisser AG

Müde schlängelte sich das Uff Tata in die Schlafmulde. Wie schon so oft hatte es auch diese Nacht damit verbracht Antworten auf seine Fragen zu finden. Es hatte mit den Sternen gesprochen und mit den uralten Tieren, mit den Sandkörnern die hier seit ewigen Zeiten lagen und mit dem Wind der rastlos alle Länder durchstreifte. Doch Antworten hatte das Uff Tata auch heute nicht erhalten.
Niemand konnte ihm sagen warum es existierte, niemand konnte ihm erklären woher es seinen seltsamen Namen hatte und keiner wusste weshalb es so merkwürdig aussah.
Keine Antworten zu erhalten, machte dem Uff Tata schwer zu schaffen, wollte es doch immer alles ganz genau wissen.

Weil es nun schon so lange versucht hatte Antworten auf Fragen zu finden, auf die es offensichtlich keine Antworten gab, beschloss es seinem Dasein ein Ende zu setzen. Der Gedanke womöglich völlig grundlos zu existieren, gefiel ihm einfach nicht.

Am nächsten Morgen suchte es die nächstbeste Stadt auf, um sich dort von einem Hochhaus zu stürzen. Dafür waren Hochhäuser ja da, glaubte das Uff Tata. Vor einem besonders hohen Gebäude stoppte es. Das Haus war so hoch, dass man gar nicht sehen konnte, wo es endete.

Über dem Eingang hing ein Schild. Besserwisser AG stand darauf. Oh, dachte das Uff Tata, was für ein Zufall. Vielleicht kann man mir hier Antworten auf meine Fragen geben. Das Schild zumindest klingt sehr verheißungsvoll.

Das Uff Tata kroch in das Gebäude und sprach den Pförtner an.

Uff Tata: Guten Tag. Ich habe einen seltsamen Namen und wie sie sehen, fällt mein Äußeres ebenfalls aus dem üblichen Rahmen. Ich weiß auch nicht woher ich komme und wie es mit mir weitergehen soll. Können sie mir sagen, warum ich auf diese Fragen einfach keine Antworten erhalte?
Pförtner: Ich könnte das, doch es ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es sie zu jemandem zu bringen, der ihnen diese Fragen besser beantworten kann als ich.
Uff Tata: Das ist ja toll. Dann tun sie das doch bitte gleich ganz schnell.
Pförtner: Ich bringe dich zu Herrn Göttlich, der hat immer auf alles Antworten – und meist sogar gleich mehrere. Sein Büro ist im obersten Stock.

Kurze Zeit später betraten sie das besagte Büro. Es war leer. Das Fenster stand sperrangelweit offen. Das Uff Tata befürchtete das Schlimmste.

Uff Tata: Kann es sein, dass Herr Göttlich aus dem Fenster gesprungen ist?
Pförtner: Hm, lassen sie mich mal auf die Uhr sehen. 11:30 Uhr. Ja, um diese Zeit begibt sich Herr Göttlich gern aus dem Fenster. Er sollte allerdings in wenigen Minuten wieder zurück sein.
Uff Tata: Wie ist das möglich? Wenn man sich aus einem so hohen Gebäude stürzt, kann man das doch gar nicht überleben.
Pförtner: Ich könnte ihnen darauf eine Antwort geben, doch das ist nicht meine Aufgabe. Herr Göttlich kann das außerdem viel besser erklären. Sie müssen sich nur noch ein Weilchen in Geduld üben. Ich mache mich jetzt wieder auf den Weg nach unten. Auf Wiedersehen.
Uff Tata: Vielen Dank für ihre Hilfe.

Nach wenigen Minuten klopfte es an der Tür. Weil das Uff Tata unsicher darüber war, wie es auf das Klopfen reagieren sollte, machte es erst Mal gar nichts.
Die Tür öffnete sich. Ein seltsames Wesen mit Putzeimer und Wischmopp trat ein. Sofort fiel ihm das Uff Tata auf.

Wesen: Das Fenster ist offen. Dann ist Herr Göttlich sicher gerade draussen und sie warten hier auf ihn. Lassen sie sich dabei nicht von mir stören.
Uff Tata: Ich freue mich über Gesellschaft.
Wesen: Das ist ein schöner Charakterzug. Was hat sie hierher geführt?
Uff Tata: Ich würde gerne wissen warum mein Name so ist, wie er ist, warum ich so aussehe, wie ich aussehe und welcher tiefere Sinn hinter meiner Existenz steht.
Wesen: Und darauf soll dir Herr Göttlich Antworten geben?
Uff Tata: Das dachte ich mir so.
Wesen: Ich könnte dir darauf ebenfalls Antworten geben, doch das ist ja nicht meine Aufgabe. Herr Göttlich kann dir außerdem sicher viel bessere Antworten geben – und bestimmt auch gleich ganz viele. Im Antworten geben ist er einsame Spitze.
Herr Göttlich: Danke schön. Selten wurde ich vortrefflicher charakterisiert.

Ein älterer Mann mit einem Gehstock kam von draussen auf das Fenster zu. Er bewegte sich in der Luft, als würde er auf festem Erdboden spazieren.

Herr Göttlich: Es geht doch nichts über ein paar Minuten an der frischen Luft. Nun, mein lieber Besucher, was kann ich für sie tun?
Uff Tata: Ich suche nach Antworten.
Herr Göttlich: Die kann ich dir geben. Zu jedem Thema. In rauen Mengen.
Wesen: Ich mache mich dann wieder an die Arbeit.
Herr Göttlich: Mein Gast und ich werden uns in den hinteren Bereich des Büros zurückziehen, damit wir sie dabei nicht stören.

Herr Göttlich deutete dem Uff Tata an ihm zu folgen. Sie liessen sich auf zwei uralten Sesseln nieder. Der alte Mann lächelte freundlich.

Uff Tata: Hm ... Ich weiss nicht so recht, wo ich anfangen soll ...
Herr Göttlich: Wie wäre es, wenn sie mir zum Einstieg ihren Namen verraten würden.
Uff Tata: Das wäre ein sehr guter Einstieg, denn mit meinem Namen ist auch eine meiner Fragen verbunden. Mein Name ist Uff Tata und ich wüsste gerne, weshalb das so ist. Ich wüsste auch gerne, weshalb ich so bin, wie ich bin und warum es mich überhaupt gibt.
Herr Göttlich: Ist das alles?
Uff Tata: Im Augenblick, ja.
Herr Göttlich: Nichts ist einfacher als darauf zu antworten.
Uff Tata: Sie kennen die Antworten?
Herr Göttlich: Ich bin der Grund für all das. Ich wollte das so.
Uff Tata: Wie meinen sie das?
Herr Göttlich: Man bezahlt mich in dieser Firma dafür, dass ich für alles die Verantwortung übernehme.
Uff Tata: Das geht doch gar nicht.
Herr Göttlich: Man bezahlt mich sehr gut.
Uff Tata: Sie machen für Geld alles?
Herr Göttlich: Tatsächlich mache ich rein gar nichts. Eigentlich habe ich noch nie etwas gemacht. Ich bin einfach nur da, habe auf alle Fragen Antworten und bekenne mich für all das Verantwortlich, was andere verursachen. Das sind meine Aufgaben. Daneben gehe ich ab und zu an der frischen Luft spazieren und unterhalte mich gern mit dem Pförtner und dem Putzwesen.
Uff Tata: Sind sie Gott?
Herr Göttlich: Nein, ich bin nur der Herr Göttlich. Meiner Ansicht nach reicht das auch vollkommen aus.
Uff Tata: Gibt es einen Gott?
Herr Göttlich: Selbstverständlich. Wer glaubst du denn, hat mir diesen Job besorgt. Durch meine Arbeit halte ich ihm dem Rücken frei, damit er sich auf die Dinge konzentrieren kann, die ihm Spaß machen und die er besser als die meisten Anderen kann. Wahrscheinlich erschafft er gerade in diesem Augenblick wieder irgendeine neue Spezies oder zimmert einen neuen Planeten zusammen. Er ist eben mehr der handwerkliche Typ.
Uff Tata: Würden sie gerne etwas anderes tun?
Herr Göttlich: Nein. Wozu? Ich führe unter den gegebenen Umständen ein ziemlich glückliches Leben.
Uff Tata: Können sie mich glücklich machen?
Herr Göttlich: Nein. Das ist nicht meine Aufgabe. Glücklich kann man nur sich selbst machen.
Uff Tata: Wie?
Herr Göttlich: Indem man Dinge tut, die einen glücklich machen. Ist doch ganz einfach.
Uff Tata: So einfach ist das nicht.
Herr Göttlich: Ich habe nur auf ihre Frage geantwortet.
Uff Tata: Antworten allein machen nicht glücklich. Das wollen sie mir damit sagen, gell?

Der alte Mann nickte zustimmend.

Uff Tata: Man muss schon selbst etwas dafür tun, um glücklich zu werden.

Wieder nickte der Alte.

Gott: Oder du lässt dir von mir helfen! Ich kann das nämlich.
Uff Tata: Wer spricht da?
Gott: Ich bin´s, Gott. Dreht euch einfach mal um.

Erstaunt blickten die beiden über die Kopfstützen ihrer Sessel. In unmittelbarer Nähe des großen Schreibtisches hielt das Putzwesen ehrfurchtsvoll seinen Wischmopp in die Luft. Der Mopp schien in Flammen zu stehen, doch das Feuer richtete keinen Schaden an. Gott sprach aus den Flammen.

Uff Tata: Sie sind hier?
Gott: Ich bin überall.
Uff Tata: Warum melden sie sich erst jetzt zu Wort?
Gott: Vorher hatte ich dir nichts zu sagen. Ich habe sehr lange nach einer Lösung für deine Probleme gesucht. Jetzt habe ich eine gefunden.
Uff Tata: Wirklich?
Gott: Ja, ich habe eine Welt für dich erschaffen. Dort wirst du endlich glücklich werden.
Uff Tata: Super!
Gott: Ich möchte ja schon, dass all meine Schöpfungen glücklich werden. Manchmal dauert es eben ein Weilchen, bis mir das gelingt. Damals schon, als ich dich erschuf, wusste ich, dass du etwas ganz besonderes bist. Deshalb wollte ich auch eine ganz besondere Welt für dich schaffen. Heute endlich bin ich damit fertig geworden. Lebe wohl.

Im nächsten Augenblick befand sich das Uff Tata an einem völlig anderen Ort. Mitten in einem See in Schottland. Zwei Männer am Ufer waren darüber sehr erstaunt.

Hamish: Du, Angus. Siehst du das da vorne?
Angus: Das glaube ich nicht.

Die Nachricht von dem seltsamen Wesen in dem schottischen See verbreitete sich wie ein Lauffeuer in sämtlichen Medienkanälen. Das Uff Tata war DIE Sensation. Es erhielt jetzt sogar einen neuen Namen. Einen Namen, der dem Uff Tata viel besser gefiel als sein bisheriger. Man nannte es Nessie.
 

Rainer Lieser

Mitglied
Hallo Roland,

vielen Dank für Deine Anmerkungen zu meinem Text. Ich bin zwar selbst noch "Frischling" hier, aber nach meinem Verständnis hast Du exakt die richtigen Worte gefunden.
Auf einiges möchte ich im Detail genauer eingehen.

Zu [blue]1. Orthografie:[/blue]
Leider nicht meine Kardinaldisziplin, muss ich gestehen. Ich werde die Korrekturen umsetzen und bin dankbar für Deine Hilfe.

Kleine Anmerkung noch hierzu:
[blue]\"Besserwisser AG\" stand darauf. \"Oh\", dachte das Uff Tata, \"was für ein Zufall.
-- Warum du diese \ Striche benutzt, verstehe ich nicht, zumal sie später nicht mehr auftauchen.[/blue]
Die \-Strich habe nicht ich, sondern vermutlich das Contentmanagement System von leselupe.de eingefügt. Hat mich selbst ziemlich verblüfft. Werde in Zukunft ein Auge darauf haben.

Zu [blue]2. Logische Verwendung von „sie“ und „du“:[/blue]
In der Rohfassung des Textes gab es Gott noch nicht als eigenständige Figur. In dieser Fassung erfuhr der Leser am Ende, dass Herr Göttlich und Gott ein und dieselbe Person waren. Wie du richtig bemerkt hast, wäre es für die vorliegende Geschichte etwas unglaubwürdig, wenn Gott darin jemanden mit "sie" ansprechen würde – und da Herr Göttlich und Gott in der Urfassung identisch waren, hatte Herr Göttlich natürlich das Uff Tata von Anfang an mit "du" angeredet. Als aus Herrn Göttlich und Gott zwei Figuren wurden, weil mir das schlüssiger erschien, habe ich bei der Nachbesserung der Textpassagen von Herrn Göttlich offenkundig geschludert und einige "du" nicht in "sie" umgewandelt – Du hast die entsprechenden Stellen aufgedeckt.

Zu [blue]3. Inhaltliche Anmerkungen / Gedanken von mir:[/blue]
[blue]Pförtner: Ich könnte das, doch es ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es sie zu jemandem zu bringen, der ihnen diese Fragen besser beantworten kann als ich. 
-- ich weiss, die Aussage „Ich könnte das, etc.“ passt sehr schön zum weiteren Textverlauf, aber sie passt – meiner Meinung nach – nicht zu der Rolle des Pförtners in der Geschichte. Bleibt die Frage, ob man hier mehr Wert legen mag auf konsequente Charakterdarstellung oder lieber den etwas später wiederholten und damit latent lustigen Wortlauf beibehalten möchte.[/blue]

Eine Frage mit der ich mich immer wieder auseinander setze. Diesmal habe ich dem Wortlaut den Vorrang gegeben. Bei meinem nächsten Text, versuche ich den anderen Weg zu gehen.

[blue]Herr Göttlich: Ich bin der Grund für all das. Ich wollte das so.
Uff Tata: Wie meinen sie das? 
-- diese Einleitung in die darauf folgende Erklärung empfinde ich als etwas ungeschickt. Du willst einen Anfangspunkt machen für den Bogen, in dessen Verlauf Herr Göttlich den Inhalt seines Jobs erklärt (ich übernehme für ALLES die Verantwortung etc), klar. Leider habe ich keinen tollen Vorschlag, sondern nur dieses Gefühl es ginge anders besser.
Vielleicht habe ich mich auch zu sehr in steife Rollen deiner Personen hineingedacht und übertreibe hier (weil ich Gott für "der Grund für alles" einsetze).[/blue]

An dieser Stelle habe ich lange gefeilt. Ursprünglich gab es eine sehr ausschweifende Einführung. Die aber nicht so recht zur restlichen Geschichte passen wollte. Habe mich nach einigem hin und her dann für die vorliegende, kurze und "knackige" Variante entschieden – halte diese Passage jedoch ebenfalls für eine Schwachstelle. Gerade diese Passage, die für die gesamte Geschichte von zentraler Bedeutung ist, sollte natürlich STARK und überzeugend geschrieben sein. Doch ich habe es nicht so recht hingekriegt. Ich hoffe in Zukunft geschickter zu werden. Vielleicht finde ich irgendwann ja noch einen Dreh, um diese Stelle glaubwürdiger zu machen.

[blue]

Uff Tata: Antworten allein machen nicht glücklich. Das wollen sie mir damit sagen, gell?
-- das „gell“ wirkt so salopp, aber vorher wird wieder „sie“ verwendet, das beißt sich ein wenig, wie wäre es mit „nicht wahr?“; oder der Sprache des Uff Tata generell durchweg einen saloppen Ton geben – dieser Minisprung wirkt komisch, schließlich verbringt man nicht allzu viel Zeit mit dem Uff Tata, da sollte es bei einer charakteristischen Ausdrucksweise bleiben, sprich in dem Fall entweder durchweg gestelzt oder durchweg salopp;
das Uff Tata scheint ja auch wenig Kontakt zur Zivilisation zu haben (dieser Eindruck entsteht ob seiner Ansichten zu Hochhäusern), wie kommt es dann zur Verwendung von förmlicher Rede?[/blue]

Stimmt. Erwischt. „Gell“ stellt auch für mich einen Bruch da – es wurde ganz spontan eingefügt. Ich hatte mir den Text gerade zum wiederholten Mal durchgelesen, kam an besagte Stelle, ergänzte das „g“-Wort und musste dabei herzhaft lachen. Das dadurch die zuvor relativ stringent aufgebaute Charakterisierung des Uff Tata etwas ins wanken geriet, nahm ich in kauf. Dem Uff Tata insgesamt eine eher saloppe Sprache zu verleihen, habe ich bewusst vermieden.
Es lebte zuvor ja abseits der Zivilisation. Nicht etwa aus Angst oder Groll, sondern weil es so ergeben hatte. Nun beschloss es in die Stadt zu gehen, um sich von einem Hochhaus zu stürzen. Ich dachte mir, dass es dabei eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit anderen "Lebensformen" an den Tag legen sollte – und liess es deshalb etwas gestelzt reden. Frei nach dem Motto: Wenn man sich keine Blösse geben will, redet man eben manchmal etwas gestelzt. Ich glaube dies auch schon an dem einen oder anderen Politikern festgestellt zu haben.

[blue]Generell wirkt die Geschichte durch den großen Teil wechselnder Rede zwischen verschiedenen Personen eher wie eine Vorlage für ein kurzes Theaterstück. Dazu kam mir der Gedanke, ob du nicht versuchen magst auch das Textstück am Anfang ähnlich zu gestalten.
Natürlich ist der einleitende Abschnitt schön und man mag ihn vielleicht gar nicht hergeben, aber es klingt auch interessant, die gesamte Geschichte in diesen „Theaterstil“ umzusetzen.[/blue]

Nehme ich mir als Anregung für eine der kommenden Geschichten. Im Moment schreibe ich an einem neuen Text. Die Geschichte des Uff Tata ist für mich bereits recht weit "weg". Allerdings ist es für mich nicht unüblich Monate oder gar Jahre später einen früheren Text nochmals anzupacken und umzuschreiben. Ich behalte mir kritische Gedanken im Hinterkopf und wenn ich der Ansicht bin, die Geschichte ist es tatsächlich wert überarbeitet zu werden, weil sie immens wichtig ist für mich, dann gehe ich wieder ran. Die Uff Tata Geschichte war wichtig für mich, als ich sie schrieb. Ob die Geschichte aber auch wichtig für mein weiteres Leben ist, wird sich erst im Laufe meines weiteren Lebens zeigen.

Das wären meine Gedanken zu dem Text, wenn jemand ihn mir vorlegen würde mit den Worten:
„Sag mal etwas dazu!“
ich hoffe du kannst damit etwas anfangen.

Konnte ich. Nochmals vielen Dank dafür, dass Du mir Deine Gedanken Nahe gebracht hast.

Gruß,
Rainer
 

Rainer Lieser

Mitglied
Das Uff Tata und die Besserwisser AG

Müde schlängelte sich das Uff Tata in die Schlafmulde. Wie schon so oft hatte es auch diese Nacht damit verbracht Antworten auf seine Fragen zu finden. Es hatte mit den Sternen gesprochen und mit den uralten Tieren, mit den Sandkörnern die hier seit ewigen Zeiten lagen und mit dem Wind der rastlos alle Länder durchstreifte. Doch Antworten hatte das Uff Tata auch heute nicht erhalten.
Niemand konnte ihm sagen warum es existierte, niemand konnte ihm erklären woher es seinen seltsamen Namen hatte und keiner wusste weshalb es so merkwürdig aussah.
Keine Antworten zu erhalten, machte dem Uff Tata schwer zu schaffen, wollte es doch immer alles ganz genau wissen.

Weil es nun schon so lange versucht hatte Antworten auf Fragen zu finden, auf die es offensichtlich keine Antworten gab, beschloss es seinem Dasein ein Ende zu setzen. Der Gedanke womöglich völlig grundlos zu existieren, gefiel ihm einfach nicht.

Am nächsten Morgen suchte es die nächstbeste Stadt auf, um sich dort von einem Hochhaus zu stürzen. Dafür waren Hochhäuser ja da, glaubte das Uff Tata. Vor einem besonders hohen Gebäude stoppte es. Das Haus war so hoch, dass man gar nicht sehen konnte, wo es endete.

Über dem Eingang hing ein Schild. Besserwisser AG stand darauf. Oh, dachte das Uff Tata, was für ein Zufall. Vielleicht kann man mir hier Antworten auf meine Fragen geben. Das Schild zumindest klingt sehr verheißungsvoll.

Das Uff Tata kroch in das Gebäude und sprach den Pförtner an.

Uff Tata: Guten Tag. Ich habe einen seltsamen Namen und wie sie sehen, fällt mein Äußeres ebenfalls aus dem üblichen Rahmen. Ich weiß auch nicht woher ich komme und wie es mit mir weitergehen soll. Können sie mir sagen, warum ich auf diese Fragen einfach keine Antworten erhalte?
Pförtner: Ich könnte das, doch es ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es sie zu jemandem zu bringen, der ihnen diese Fragen besser beantworten kann als ich.
Uff Tata: Das ist ja toll. Dann tun sie das doch bitte gleich ganz schnell.
Pförtner: Ich bringe dich zu Herrn Göttlich, der hat immer auf alles Antworten – und meist sogar gleich mehrere. Sein Büro ist im obersten Stock.

Kurze Zeit später betraten sie das besagte Büro. Es war leer. Das Fenster stand sperrangelweit offen. Das Uff Tata befürchtete das Schlimmste.

Uff Tata: Kann es sein, dass Herr Göttlich aus dem Fenster gesprungen ist?
Pförtner: Hm, lassen sie mich mal auf die Uhr sehen. 11:30 Uhr. Ja, um diese Zeit begibt sich Herr Göttlich gern aus dem Fenster. Er sollte allerdings in wenigen Minuten wieder zurück sein.
Uff Tata: Wie ist das möglich? Wenn man sich aus einem so hohen Gebäude stürzt, kann man das doch gar nicht überleben.
Pförtner: Ich könnte ihnen darauf eine Antwort geben, doch das ist nicht meine Aufgabe. Herr Göttlich kann das außerdem viel besser erklären. Sie müssen sich nur noch ein Weilchen in Geduld üben. Ich mache mich jetzt wieder auf den Weg nach unten. Auf Wiedersehen.
Uff Tata: Vielen Dank für ihre Hilfe.

Nach wenigen Minuten klopfte es an der Tür. Weil das Uff Tata unsicher darüber war, wie es auf das Klopfen reagieren sollte, machte es erst Mal gar nichts.
Die Tür öffnete sich. Ein seltsames Wesen mit Putzeimer und Wischmopp trat ein. Sofort fiel ihm das Uff Tata auf.

Wesen: Das Fenster ist offen. Dann ist Herr Göttlich sicher gerade draussen und sie warten hier auf ihn. Lassen sie sich dabei nicht von mir stören.
Uff Tata: Ich freue mich über Gesellschaft.
Wesen: Das ist ein schöner Charakterzug. Was hat sie hierher geführt?
Uff Tata: Ich würde gerne wissen warum mein Name so ist, wie er ist, warum ich so aussehe, wie ich aussehe und welcher tiefere Sinn hinter meiner Existenz steht.
Wesen: Und darauf soll ihnen Herr Göttlich Antworten geben?
Uff Tata: Das dachte ich mir so.
Wesen: Ich könnte dir darauf ebenfalls Antworten geben, doch das ist ja nicht meine Aufgabe. Herr Göttlich kann dir außerdem sicher viel bessere Antworten geben – und bestimmt auch gleich ganz viele. Im Antworten geben ist er einsame Spitze.
Herr Göttlich: Danke schön. Selten wurde ich vortrefflicher charakterisiert.

Ein älterer Mann mit einem Gehstock kam von draussen auf das Fenster zu. Er bewegte sich in der Luft, als würde er auf festem Erdboden spazieren.

Herr Göttlich: Es geht doch nichts über ein paar Minuten an der frischen Luft. Nun, mein lieber Besucher, was kann ich für sie tun?
Uff Tata: Ich suche nach Antworten.
Herr Göttlich: Die kann ich ihnen geben. Zu jedem Thema. In rauen Mengen.
Wesen: Ich mache mich dann wieder an die Arbeit.
Herr Göttlich: Mein Gast und ich werden uns in den hinteren Bereich des Büros zurückziehen, damit wir sie dabei nicht stören.

Herr Göttlich deutete dem Uff Tata an ihm zu folgen. Sie liessen sich auf zwei uralten Sesseln nieder. Der alte Mann lächelte freundlich.

Uff Tata: Hm ... Ich weiss nicht so recht, wo ich anfangen soll ...
Herr Göttlich: Wie wäre es, wenn sie mir zum Einstieg ihren Namen verraten würden.
Uff Tata: Das wäre ein sehr guter Einstieg, denn mit meinem Namen ist auch eine meiner Fragen verbunden. Mein Name ist Uff Tata und ich wüsste gerne, weshalb das so ist. Ich wüsste auch gerne, weshalb ich so bin, wie ich bin und warum es mich überhaupt gibt.
Herr Göttlich: Ist das alles?
Uff Tata: Im Augenblick, ja.
Herr Göttlich: Nichts ist einfacher als darauf zu antworten.
Uff Tata: Sie kennen die Antworten?
Herr Göttlich: Ich bin der Grund für all das. Ich wollte das so.
Uff Tata: Wie meinen sie das?
Herr Göttlich: Man bezahlt mich in dieser Firma dafür, dass ich für alles die Verantwortung übernehme.
Uff Tata: Das geht doch gar nicht.
Herr Göttlich: Man bezahlt mich sehr gut.
Uff Tata: Sie machen für Geld alles?
Herr Göttlich: Tatsächlich mache ich rein gar nichts. Eigentlich habe ich noch nie etwas gemacht. Ich bin einfach nur da, habe auf alle Fragen Antworten und bekenne mich für all das Verantwortlich, was andere verursachen. Das sind meine Aufgaben. Daneben gehe ich ab und zu an der frischen Luft spazieren und unterhalte mich gern mit dem Pförtner und dem Putzwesen.
Uff Tata: Sind sie Gott?
Herr Göttlich: Nein, ich bin nur der Herr Göttlich. Meiner Ansicht nach reicht das auch vollkommen aus.
Uff Tata: Gibt es einen Gott?
Herr Göttlich: Selbstverständlich. Wer glauben sie denn, hat mir diesen Job besorgt. Durch meine Arbeit halte ich ihm dem Rücken frei, damit er sich auf die Dinge konzentrieren kann, die ihm Spaß machen und die er besser als die meisten Anderen kann. Wahrscheinlich erschafft er gerade in diesem Augenblick wieder irgendeine neue Spezies oder zimmert einen neuen Planeten zusammen. Er ist eben mehr der handwerkliche Typ.
Uff Tata: Würden sie gerne etwas anderes tun?
Herr Göttlich: Nein. Wozu? Ich führe unter den gegebenen Umständen ein ziemlich glückliches Leben.
Uff Tata: Können sie mich glücklich machen?
Herr Göttlich: Nein. Das ist nicht meine Aufgabe. Glücklich kann man nur sich selbst machen.
Uff Tata: Wie?
Herr Göttlich: Indem man Dinge tut, die einen glücklich machen. Ist doch ganz einfach.
Uff Tata: So einfach ist das nicht.
Herr Göttlich: Ich habe nur auf ihre Frage geantwortet.
Uff Tata: Antworten allein machen nicht glücklich. Das wollen sie mir damit sagen, gell?

Der alte Mann nickte zustimmend.

Uff Tata: Man muss schon selbst etwas dafür tun, um glücklich zu werden.

Wieder nickte der Alte.

Gott: Oder du lässt dir von mir helfen! Ich kann das nämlich.
Uff Tata: Wer spricht da?
Gott: Ich bin´s, Gott. Dreht euch einfach mal um.

Erstaunt blickten die beiden über die Kopfstützen ihrer Sessel. In unmittelbarer Nähe des großen Schreibtisches hielt das Putzwesen ehrfurchtsvoll seinen Wischmopp in die Luft. Der Mopp schien in Flammen zu stehen, doch das Feuer richtete keinen Schaden an. Gott sprach aus den Flammen.

Uff Tata: Sie sind hier?
Gott: Ich bin überall.
Uff Tata: Warum melden sie sich erst jetzt zu Wort?
Gott: Vorher hatte ich dir nichts zu sagen. Ich habe sehr lange nach einer Lösung für deine Probleme gesucht. Jetzt habe ich eine gefunden.
Uff Tata: Wirklich?
Gott: Ja, ich habe eine Welt für dich erschaffen. Dort wirst du endlich glücklich werden.
Uff Tata: Super!
Gott: Ich möchte ja schon, dass all meine Schöpfungen glücklich werden. Manchmal dauert es eben ein Weilchen, bis mir das gelingt. Damals schon, als ich dich erschuf, wusste ich, dass du etwas ganz besonderes bist. Deshalb wollte ich auch eine ganz besondere Welt für dich schaffen. Heute endlich bin ich damit fertig geworden. Lebe wohl.

Im nächsten Augenblick befand sich das Uff Tata an einem völlig anderen Ort. Mitten in einem See in Schottland. Zwei Männer am Ufer waren darüber sehr erstaunt.

Hamish: Du, Angus. Siehst du das da vorne?
Angus: Das glaube ich nicht.

Die Nachricht von dem seltsamen Wesen in dem schottischen See verbreitete sich wie ein Lauffeuer in sämtlichen Medienkanälen. Das Uff Tata war DIE Sensation. Es erhielt jetzt sogar einen neuen Namen. Einen Namen, der dem Uff Tata viel besser gefiel als sein bisheriger. Man nannte es Nessie.
 



 
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