Der Hund ist weg!

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Udogi-Sela

Mitglied
Der Hund ist weg!*

Die Wohnungstür stand doch nur für einen kurzen Moment offen, als Lisa nach dem Gassi-Gehen die Schultasche aus ihrem Zimmer holte, und grade als die Leute aus der Nachbarwohnung das Haus verließen, muss er entwischt sein! Ach du großer Schreck! Schultasche bleibt Schultasche, raus aus der Wohnung, dem Haus; wo ist der Kerl nur hin? Weit und breit keine Spur! Selbst beim auf die Zehenspitzen stellen und die Straße rauf und runter gucken: Nirgendwo dieser Hund. Laufen, erst mal rechts runter. Leute hasten vorbei. „Hallo, Sie da, haben sie so nen kleinen weiß-braunen Hund gesehn, müsste grade hier vorbeigekommen sein!“ Nein, keiner hat ihn gesehen. Das Viertel hat viele kleine Straßen, noch mehr Ecken um die man rennen, Verstecke in die man sehen muss. Verschläge, Schuppen, offene Türen, Gärten, Büsche, Keller Garagen, und, ja, eine S-Bahn-Haltestelle! Lisa durchfährt ein neuer Schreck: Der Hund ist mit dem Zug weggefahren! Wie oft hat er Lisa (zusammen mit Mama) von dort abgeholt. Er ist jedes Mal in den Waggon gesprungen, um Lisa freudig zu begrüßen. Und jetzt sucht er sie bestimmt dort, und Lisa sucht ihn nun auch da. Ein Zug ist eben abgefahren, und darin bestimmt der Hund! Oh Gott, was mach’ ich nur? Mama anrufen! "Mama, der Hund ist weg!“ „Oh Gott!“ sagt Mama. „Der Hund ist weg?“. „Ja, er ist weg!“ keucht Lisa, „weggelaufen und nicht zu finden. Der ist sicher mit der Bahn gefahren.“ „Das darf doch nicht wahr sein!“ – „Was, die Schule? Oje, jetzt bin ich gar nicht in die Schule gegangen! Ich muss doch erst den Hund finden!“ „So ein Mist!“ denkt die Mama, als sie den Telefonhörer im Büro auflegt. Der Hund ist nicht versichert. „Der Hund ist nicht versichert“ sagt sie ihren Kollegen, und erzählt, was passiert ist.
Die Kollegen fühlen mit: „Hoffentlich weiß er, wie man wieder zurück fährt.“ Und: „Der Hund fährt schwarz! Das gibt ein Knöllchen! Schließlich weiß doch jeder, wem der Hund gehört. Der ist ja bekannt wie ein bunter Hund!“

Die Kollegen schmücken aus, was noch passieren könnte:
Schlagzeile im „EXPRESS“: CHAOS IM VEEDEL – HUND LÖST KATASTROPHE AUS!
Köln. Ein folgenschweres Versäumnis einer Kölner Schülerin löste die Katastrophe in Holweide aus. Weil sie die Türe der Wohnung offen stehen ließ, entwischte ihr Hund auf die Strasse. Ohne auf den am Morgen starken Autoverkehr zu achten, raste der Hund zwischen die Fahrzeuge. Ein Autofahrer konnte nur noch beherzt das Steuer herumreißen, kam jedoch dabei einem Viehtransporter in die Quere, der daraufhin versuchte nach links auszuweichen. Der Fahrer des mit Schweinen beladenen Transporters übersah die herannahende Straßenbahn, die der LKW mit seiner Längsseite eindrückte und aus den Schienen hob. Mit hoher Geschwindigkeit raste der Zug der KVB in die Tankstelle Bergisch-Gladbacher Straße, riss drei Benzinzapfsäulen aus ihrer Verankerung und setzte durch den Funkenflug der Schieneräder das hochspritzende Benzin in Brand. Die anschließende Detonation war so gewaltig, dass noch in 500 Meter Entfernung Fensterscheiben zerbrachen. Das Dach der Tankstelle wurde regelrecht zerfetzt, und ein Teil flog sogar so hoch, dass es ein Flugzeug traf, das sich grade beim Landeanflug zum Köln-Bonner Flughafen befand. Die rechte Tragfläche der Frachtmaschine wurde beschädigt, ein Teil der Steuerung fiel aus. Die Maschine konnte zwar notlanden, geriet aber von der Landebahn und rutschte in einen Hangar, in dem mehrere kleinere Passagiermaschinen standen. Der Hangar und alles, was sich darin befand, wurde zerstört. Totalschaden. Der Flugbetrieb kam zum Erliegen.
Die gesamten Berufs- und Freiwillige Feuerwehren Kölns und der benachbarten Städte waren im Einsatz. Das Katastrophengebiet wurde weiträumig abgesperrt, Nottelefone eingerichtet, Feldlazarette aufgestellt.
Ein Krisenstab tagt seit Stunden und beschließt Hilfsmaßnahmen.
Nach ersten Einschätzungen beträgt der Schaden ca. 120 Millionen Euro.

(Eine vertrauliche Ergänzung des Reporters besagt, dass herumfliegende gebratene Schweinefleischstücke recht gut geschmeckt haben sollen. Das wurde jedoch nicht gedruckt.)

Das Telfon klingelt: Lisa: „Mama, stell Dir vor, DER HUND IST WIEDER DA! Ich bin bei uns noch mal die Straße runter gelaufen und da stand er mitten auf dem Bürgersteig, hat Eis geleckt, stell Dir vor, genau an der Frittenbude, na, wie der mich sah, der hat mich freudig angesprungen, Mann, bin ich erleichtert, den hab ich erst mal richtig drücken müssen, Mama, muss ich noch in die Schule gehen, Gott sei dank nicht mehr, ich pass jetzt auch immer auf den Hund auf, das passiert mir nicht noch mal, ich hab ihn direkt an die Leine genommen, der wollte..., der ist total versaut..., der hat sich in der Schei... gewälzt, den muss ich erst mal baden, das wird noch...“. Mama hat den Lautsprecher angestellt, die Kollegen hören mit. Atemlos plappert die kleine Lisa, und während Mama den Hörer zuhält, sagt sie den Kollegen: „Ich hab sie schon mal gefragt, ob sie mir zeigen kann, wie man bei diesem Schnellsprechen durch den Hintern einatmet.“ Und dann zu Lisa: „Geht ihr beiden erst mal baden!“

Na endlich, der Hund ist wieder da! Auch die Kollegen sind erleichtert.
Dass der Hund ein gebratenes Stück Schweinefleisch im Maul gehabt haben soll, ist natürlich reine Erfindung!

*oder wie man erfolgreich die Schule schwänzt
 



 
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