Der Vater ist tot

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animus

Mitglied
Der Vater ist tot
[überarbeitet-gramm.]

Tagelang dauerte sein Kampf gegen den Krebs, der schon seit Monaten an ihm fraß.
Seit Tagen lag er auf seinem Bett, in weißen Bettbezügen, und röchelte schwer.
Der Krebs kroch vollständig in ihn hinein.

Die Bilder seines Lebens rasten im Zeitraffer durch seinen Kopf: Kohletageabbau, Autos, Benzin, Jähzorn, Alkohol, Zigaretten, Überstunden, Frauen, Vater, Liebe, Schläge, Geld, Fabrik, Politik, Flucht, Heimweh, Scheidung, Heirat, Rente, Krankheit, Verzweiflung.

Hoffnung hatte er sich bis zuletzt gemacht, dass er wieder auf die Beine kommt, und in seine Stammkneipe gehen kann um sich sinnlos zu besaufen.
Dass er wieder Kraft in seine Arme und Beine bekommt, dass er nach Hause gehen kann um seine Frau samt den Kindern wie zuvor brutal zu verdreschen.
Bis zuletzt hoffte er, aber der Krebs hatte ihm diese schwarze Hoffnung genommen.

Um sechs Uhr früh, an einem Mittwoch, starb er, und mit ihm seine Begleiterin „Hoffnung".
Übrig blieb ein ausgemergelter Körper, stinkende Bettwäsche, halb leere Blutflaschen der letzten Blutwäsche und ein Haufen zerknüllter Taschentücher, auf denen zum Teil einzelne Worte zu erkennen waren: „Kohletageabbau, Autos, Benzin, Jähzorn, Alkohol, Zigaretten, Überstunden, ...“.

Ein Taschentuch lag säuberlich gefaltet neben dem Bett und darauf stand geschrieben: „Hoffnung".

Es schlug der siebenhunderteinundzwanzigste Monat an, als ihn vier Sargträger zu einem Loch trugen und der Totengräber ihn routinemäßig mit schwarzer Erde bedeckte.

Ein Platz an einem Stammtisch wurde frei.
Erleichtert atmete eine Frau mit ihren Kindern auf: sie hatten endlich Hoffnung auf ein friedliches Zuhause.

Der Steinmetz legte sein Werkzeug zur Seite und wischte über die frisch eingemeißelte Inschrift:
„Der Vater ist tot“.

Hinter der Friedhofsmauer gebar eine Frau einen gesunden Jungen.

Und alles geht weiter, unaufhaltsam weiter.



[©animus]
 
L

Law

Gast
Beeindruckend schrecklich, real, mitleidlos!
Ich verurteile nicht. ich finde es bombastisch stark, gut, beschrieben, wie ein Steinmetz, nein! Ein Bildhauer schreibt Geschichte in Stein!!
TOLL!! Glückauf...
und veröffentliche es signiert. große Klasse erste sahne!
9 Punkte.
Law
 
N

no-name

Gast
Animus,

mich treffen Deine Zeilen genau da, wo sie mich treffen sollten: Ins Herz...

Grüße von no-name.
 
M

michy

Gast
1

strammes thema :)
+ durch kürzen kann es was werden.
nimm mal z.b. den anfang -->

[strike]Tagelang [/strike]dauerte sein Endkampf gegen den hinterfotzigen [strike]Krebs[/strike], der an ihm schon seit Monaten fraß.
[strike]Seit Tagen[/strike] lag er auf seinem Bett, in weißen Bettbezügen und röchelte schwer.
Der [strike]Krebs[/strike] kroch vollständig in ihn hinein.
<---


Tagelang dauerte sein Endkampf, lag er auf seinem Bett, in weißen Bettbezügen und röchelte schwer. Der Krebs kroch vollständig in ihn hinein ...

o.s.ä :)


l.gr.
michy
 
G

Gelöschtes Mitglied 5196

Gast
weder gut geschrieben noch inhaltich beeindruckend. eine aneinanderreihung klischeebeladener sätze. sehr persönlich, denke ich, und aus diesem grund fällt mir die harte kritik wirklich schwer, aber rein auf den text als kurzgeschichte bezogen komplett daneben gegangen. ich empfinde nichts, wenn ich ihn lese, ärgere mich nur über die fehlende handlung. nicht jeder tief persönliche beitrag kann ein guter sein, obwohl ich ja einsehen muss, dass ich bislang allein mit dieser meinung stehe... zumindest auf DER VATER IST TOT bezogen.
 

kata

Mitglied
@ mye
ich werde dir raten, diese Geschichte in aller ruhe noch einmal zu lesen, denn durch diese "klischeebeladene Sätze" verläuft ein [red]zu roter Faden[/red], den man bis zum Schluß folgen mußte. Das Leben selbst ist nie ein Klischee, sondern die Realität, in diesem Falle eine brutale Realität, welche uns doch etwas Wichtiges vermitteln möchte.
"Fehlende Handlung" - das muss sich der Leser selbst visualisieren, sonst wäre die Geschichte langweilig, wenn der Autor alles aufgeschrieben hätte.

Ich persönlich finde die Erzählweise sehr, sehr gut und hatte keine Probleme aus dieser eine Seite, vier weiteren zu lesen, nämlich das, was zwischen den Zeilen schwebt: die Tragödie des Ganzen.

Animus, du hast es gut gem8 (meine note wäre glatte 10)
Kompliment und
ganz liebe Grüße
 
G

Gelöschtes Mitglied 5196

Gast
schön

freut mich, wenn es dir gefällt, mir nun mal nicht. und auch ich habe den text nicht nur einmal gelesen.
sicher, es stimmt, dass das leben klischeeüberladen ist, aber deshalb muss es nicht auch die literatur sein. ich bin zwar immer dafür, realistisch zu schreiben, kann aber mit einem solch kurzen text eben nichts anfangen... zumindest nicht, wenn mir in wenigen sätzen diese klischeeüberladenheit präsentiert wird. dann lieber einen längeren text, ein wenig mehr handslungsstränge... aber hey, das alles ist reine subjektivität.
und die unverkennbare bedeutung und wichtigkeit dieser zielen möchte ich auch gar nicht mindern.

LG
 

GabiSils

Mitglied
Hallo animus,

der Text hat erhebliche sprachliche Mängel, die Zeiten gehen wild durcheinander und manche Formulierungen sind etwas merkwürdig:

... Es schlug der 721. Monat an ...
Was heißt das denn? Kann ein Monat anschlagen, und wieso der 721.? Ich vermute, du meinst "Sein 61. Lebensjahr hätte gerade begonnen" oder "Er war im Monat davor 60 geworden" und vermischst das mit "die Uhr läutete die xxte Stunde ein/schlug zur xxten Stunde". Sorry, aber so ein Satz ist unlesbar.

"Hinter der Friedhofsmauer gebar eine Frau einen gesunden Jungen" meinst du wahrscheinlich auch nicht wörtlich, oder?

Am meisten Mühe habe ich aber mit diesem Abschnitt:

Hoffnung hatte er sich bis zuletzt gemacht, dass er wieder auf die Beine kommt, und in seine Stammkneipe gehen kann um sich sinnlos zu besaufen.
Dass er wieder Kraft in seine Arme und Beine bekommt; nach Hause gehen kann um seine Frau samt den Kindern brutal zu verdreschen.
Übersetze das mal in wörtliche Rede: "Ich hoffe, ich komme bald wieder auf die Beine ... und kann meine Frau und Kinder brutal verdreschen".

Du vermischst hier die persönliche Sichtweise (Hoffnung) mit der eines Erzählers (brutal verdreschen). Das funktioniert nicht. Versetze dich in seine Denkweise

... bis zuletzt hatte er gehofft, bald wieder in seiner Stammkneipe mit seinen Kumpels einen draufmachen zu können ...
... dass er bald wieder Kraft in Arme und Beine bekäme, um seiner Frau und den Kindern zu zeigen, wer der Herr im Hause war ...

oder ähnlich.

Ich vergebe eine 3 und empfehle die Schreibwerkstatt.

Edit: Ich hatte bereits eine 4 gegeben, bei genauerem Lesen aber nach unten korrigiert.

Gruß,
Gabi
 
C

casy01

Gast
eine Mischung aus Puzzelstücken

erlebten .... eingeprägten ...... und gewaltigen

Eindrücken

aus unser aller Leben


hier in einer Mischung die dir sehr gelungen

wenn auch fremd mir selbst

so manches davon ist

bis auf den Krebs der frißt


er frass meine Mutter

aber ohne Taschentücher und ohne Angst vor dem Tot

nur zu jung viel zu jung
 

gareth

Mitglied
Es tut mir leid, animus,

aber mir bleibt nur, mich dem klaren und eindeutigen Urteil myes ohne jede Einschränkung anzuschließen.

Ich kann keinen Augenblick glauben was ich da lese. Weder den Kohletageabbau, noch die anderen Stichpunkte, noch das Aufschreiben dieser Wörter auf die Taschentücher, noch den hinterfotzigen Krebs, der vollständig in den Vater hinein kroch.

Auch das glaube ich nicht:
Hoffnung hatte er sich bis zuletzt gemacht, dass er wieder auf die Beine kommt, und in seine Stammkneipe gehen kann um sich sinnlos zu besaufen.
Dass er wieder Kraft in seine Arme und Beine bekommt; nach Hause gehen kann um seine Frau samt den Kindern brutal zu verdreschen.


Es kann selbstverständlich alles so sein. Wie es da steht klingt es aber einfach nur wie eine böswillige und noch dazu unglaubwürdige, klischeehaft vorgetragene Unterstellung. Der bösartige Trieb des Vaters wird mir als Leser mit keinem einzigen Hinweis glaubhaft oder auch nur ansatzweise verständlich gemacht. Selbst dem Krebs wird noch ein zum Vater passendes Charakterklischee unterschoben.

Von mir ist also leider keine Zustimmung hierfür zu erhalten. Ich finde auch keinen wirklichen Ansatz für eine detaillierte Textkritik.

In diesem Sinn
gareth
 



 
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