Der Wächter

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Taurec

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Diese Geschichte schrieb ich vor etwa zwei Jahren. Sie fand Eingang in die Anleitung eines Mod-Projekts für Master of Orion 3 - Ultima Orion. Ich habe sie damals mitten in der Nacht zusammengetippt. Man muss aber das Spiel nicht kennen, um die Geschichte zu lesen. Viel Spaß. ^^

* * *​

Der Aufklärer näherte sich einem roten Riesen vom Typ M1 II, in dessen Ekliptik die Scanner mehrere interessante Planeten entdeckt hatte. Das zuletzt kartographierte System, ein gelber Zwerg vom Typ G4 V, war doch etwas langweilig gewesen. Keinerlei Besonderheiten, aber immerhin, die ersten beiden Planeten waren bewohnbar.
Der Kommandant taufte es nach seinem Bruder, Mentar. In zwei Zeiteinheiten würde der Aufklärer aus der Sternstraße fallen. Zwei Zehnteleinheiten vor dem Auftauchen schrillte der Alarm durch das Schiff. Die Mannschaft eilte auf ihre Gefechtspositionen, schließlich konnte man nie wissen, ob nicht schon jemand im System war. Plötzlich wich das eintönige Grau der Sternenstraße dem schwachen Gefunkel des Firmaments, vor dem der rote Riese in seiner ganzen Alterswürde mit lodernder Korona seinen gebührenden Platz einnahm. Der Kommandant befahl Schleichfahrt. Alle Systeme liefen nur im Standby-Modus, um eventuell sich hier herumtreibenden Schiffen die Ortung schwer zu machen. Nur die Sensoren liefen.
"Sir, die Ortung empfängt ein undeutliches Signal aus Richtung der Sonne. Es ist ziemlich kräftig, aber keines unserer Schiffe."
"Das war auch nicht zu erwarten, schließlich ist dieses System noch nicht kartographiert, und alle übrigen Flotteneinheiten sind in Bolo stationiert, um die garstigen Menschen und die verrückten Roboter abzuwehren."
entgegnete der Kommandant.
"Dann ist es entweder ein noch unbekanntes Volk, oder..." sagte der Ortungsoffizier zaghaft.
"Was, oder...?" schnappte der Kommandant.
"Oder es ist ein Wächter!" Nun war es heraus. In der Zentrale war es so still, das man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Der Kommandant brach in dröhnendes Gelächter aus. "Glauben Sie etwa auch an diesen Mumpitz? Das ist ja nicht zu fassen! Das sind doch Kindermärchen! Niemand hat jemals einen Wächter gesehen.“
„Dann sind wir vielleicht die Ersten. Oder die anderen Ersten kamen nie zurück... Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass hier schon einige Aufklärer verschollen sind?“
„Hmm... Da ist was dran. Bitte melden Sie sich, sobald Sie Genaueres wissen."

So trieb der schwere Zerstörer weiter in das System hinein, nicht ahnend, das der Wächter sie längst entdeckt hatte und sie erwartete. Roboterschiffe kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl, keine Gnade. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf...
"Kommandant! Wir haben die Daten ausgewertet! Es ist zweifellos ein Wächter! Kein anderes Volk baut Schiffe mit einem solchen Energiegehalt. Wir können nicht bestehen! Lassen Sie uns fliehen, Sir!“
„Fliehen? Warum denn, bisher scheint er uns nicht bemerkt zu haben. Vielleicht können wir noch genauere Daten bekommen, die uns für unsere Technologie nützlich sein können. Wir bleiben. Funkzentrale: Senden Sie einen Rafferspruch per Richtstrahl ans HQ. Melden Sie, dass wir möglicherweise einen Wächter entdeckt haben, schildern Sie die aktuelle Situation und bitten um Anweisungen.“
„Jawohl, Sir."

Wenn der Wächter nicht ein Roboter wäre, so hätte ihn die Situation wohl erheitert. Er hätte diese störende kleine Nussschale längst vernichten können, wie seine Vorgänger. Aber diesen Typ kannte er noch nicht, und er wollte herausfinden, ob es eine Neuentwicklung war, die ihm vielleicht gefährlich werden könnte. So wartete er und ließ seine Ortung spielen...

"Sir! Funkzentrale hier. Wir haben die Antwort vom HQ. Wir sollen uns SOFORT aus dem System zurückziehen. Der "Alte" war ziemlich sauer und meinte, auf die Idee hätten wir selbst kommen können. Aber der Funkspruch brach mittendrin ab und...."
Der Kommandant fuhr herum, seine Haut verfärbte sich blau. "Sofort Schutzschilde aktivieren! Fluchtmanöver einleiten! Alarmstufe rot!"
Der Gefechtsalarm heulte durch das Schiff. Knisternd bauten sich die Schilde auf. Die Geschütze schwenkten auf das Ziel ein. Und da war er auch schon. In einem blitzartigen Manöver schob sich der Wächter heran.
Der Kommandant sah ihn auf dem Bildschirm. Aber obwohl nun auch die Taster aktiv waren, kamen keine eindeutigen Werte herein. Im Moment stand nicht einmal fest, ob er überhaupt Schilde aktiviert hatte.
In diesem Moment wusste der Kommandant, das sein Weg hier endete. Er hatte zu viel riskiert. Um ihn selbst war es ihm nicht schade, aber die Besatzung... Mit dieser Erkenntnis überkam ihn eine eiskalte Ruhe.
"Feuer frei auf erkanntes Ziel!" Und die Geschütze begannen ihr Werk...

Das Robotgehirn des Wächters analysierte ganz nüchtern die Lage. Das fremde Schiff konnte ihm nicht entkommen. Es war zu spät für jedes Fluchtmanöver. Es wollte aber wissen, was der Fremde aufzubieten hatte. Er näherte sich auf einem Kurs, der den Fremden unweigerlich in Bedrängnis brachte. Träge wandte sich die Nussschale zur Flucht, so dachte der Wächter jedenfalls. Doch plötzlich schlug ihm von der Breitseite her Feuer entgegen. Der Wächter korrigierte umgehend die Analyse. So dumm war der Fremde nicht. Er hatte sofort erkannt, dass hier jede Flucht zu spät kam, und zeigte nun die Breitseite, um sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Wenn der Wächter einen Kopf hätte, er hätte anerkennend genickt. Die Breitseite ging jedoch größtenteils daneben. Offenbar kam ihre Zielerfassung nicht gegen den Ortungsschutz des Wächters an. Die geringe Zahl an Treffern war vernachlässigbar.
Der Wächter ging nun auf volles Risiko: Er deaktivierte den Ortungsschutz und wartete auf den nächsten Zug des Gegners...

"Sir! Wir haben ihn in der Zielerfassung! Mein Gott, ist das Ding riesig!" Erregtes Gemurmel hallte durch die Zentrale. "Ruhe Leute, Ruuuhe! Keine Diskussionen hier! Denkt an eure Ausbildung. Der Wächter bietet jetzt ein gutes Ziel. Haut mit allem drauf, was wir haben!" Insgesamt zwölf Laserkanonen entluden ihre Energie gegen den Feind. Der Wächter verschwand hinter einem Feuerball. Doch unbeschadet kam der Wächter daraus hervor. Nicht mal ein Kratzer im Lack war zu sehen. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah der Kommandant, wie der Wächter dem Aufklärer die Breitseite zuwandte...
"Jungs! Ich glaube, das war's... Nett, euch gekannt zu haben..." Die Welt versank in einem Lichtblitz...

Mit kalter Logik erfasste der Wächter, dass auch diese Konstruktion ihm längst nicht das Wasser reichen konnte. So beschloss er, das grausame Spiel zu beenden. Er drehte sich in Position und löschte das fremde Schiff aus. Und so zog er weiter seine Kreise, in einem namenlosen System. Und er würde das so lange tun, bis eines Tages jemand kam, der stärker war, und ihm den Garaus machte. Denn Roboter kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl und erst recht keine Gnade...

Und im Zentralsystem der Imsaeis unterhielt sich ein Admiral der Flotte mit der Funkzentrale: "Wurde der letzte Spruch mit dem Aufklärer bestätigt?“
„Nein Sir, unsere eigene Sendung wurde mittendrin unterbrochen, der Kontakt konnte bisher nicht wieder hergestellt werden.“
„Lassen Sie es gut sein. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass wieder ein Schiff verloren gegangen ist. Ende und aus!"
Der Admiral blieb einen Moment schweben und dachte nach. Dann zog er ein Elektronenblatt aus der Schublade. In einer Schiffsliste befanden sich acht Kreuze. Der Admiral zögerte kurz, seufzte, und machte schweren Herzens das neunte Kreuz... Dann bekam er einen Anruf aus der Experimental-Werft im Orbit: "Sir! Sie wollten doch benachrichtigt werden, wenn der neue Schiffstyp fertig ist. Nun ist es soweit. Es ist ein schwerer Kreuzer, es fehlt nur noch die Besatzung.“
„Ah, ja, ich erinnere mich. Danke sehr, ich werde das Schiff abholen lassen. Ende." Dann wandte sich der Admiral an das Personalbüro: "Schicken Sie mir so schnell wie möglich Kommandant Xerxes herein!“
„Jawohl, Sir"

Kommandant Xerxes schwebte herein. "Melde mich zur Stelle, Admiral.“
„Schweben Sie bequem, Kommandant. Soweit ich weis, verloren Sie bei einer Schlacht im System Bolo ihr Schiff, einen Kreuzer der LS-Klasse?“
„Das ist korrekt, Sir.“
„Ich kenne Sie als erfahrenen, besonnenen Schiffskommandanten. Ich hätte da einen Spezialauftrag für Sie... Ein Testflug mit einem Prototypen, einem als Aufklärer ausgerüsteten schweren Kreuzer mit den neuesten Errungenschaften. Interesse?" Die vielen Augen des Kommandanten Xerxes begannen zu leuchten. "Sir! das fragen sie noch? Was soll ich tun?“
„Es gibt da einen roten Riesenstern..."
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Redaktionshinweis: Entferne mal bitte die "Rede an den Leser"!


Lupianer-Meldung:

Nett. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen. Es ja offenbar weder geplant gewesen, Figuren zu zeichnen, noch spannende Konflikte zu schildern oder eine Welt zu entwerfen. Es ging, wenn ich es richtig verstehe, "nur um ein bisschen Plot". Und dafür ist mehr als ausreichend „Figuren“, „Konflikte“ und „Welt“ drin. Insofern eine runde Sache für mich.

Du hast öftermal den gleichen Zeitfehler drin. Prototyp: "Wenn der Wächter nicht ein Roboter wäre, so hätte ihn die Situation wohl erheitert." müsste heißen „Wenn der Wächter nicht ein Roboter GEWESEN wäre, so hätte ihn die Situation wohl erheitert."
 

Taurec

Mitglied
Der Aufklärer näherte sich einem roten Riesen vom Typ M1 II, in dessen Ekliptik die Scanner mehrere interessante Planeten entdeckt hatte. Das zuletzt kartographierte System, ein gelber Zwerg vom Typ G4 V, war doch etwas langweilig gewesen. Keinerlei Besonderheiten, aber immerhin, die ersten beiden Planeten waren bewohnbar.
Der Kommandant taufte es nach seinem Bruder, Mentar. In zwei Zeiteinheiten würde der Aufklärer aus der Sternstraße fallen. Zwei Zehnteleinheiten vor dem Auftauchen schrillte der Alarm durch das Schiff. Die Mannschaft eilte auf ihre Gefechtspositionen, schließlich konnte man nie wissen, ob nicht schon jemand im System war. Plötzlich wich das eintönige Grau der Sternenstraße dem schwachen Gefunkel des Firmaments, vor dem der rote Riese in seiner ganzen Alterswürde mit lodernder Korona seinen gebührenden Platz einnahm. Der Kommandant befahl Schleichfahrt. Alle Systeme liefen nur im Standby-Modus, um eventuell sich hier herumtreibenden Schiffen die Ortung schwer zu machen. Nur die Sensoren liefen.
"Sir, die Ortung empfängt ein undeutliches Signal aus Richtung der Sonne. Es ist ziemlich kräftig, aber keines unserer Schiffe."
"Das war auch nicht zu erwarten, schließlich ist dieses System noch nicht kartographiert, und alle übrigen Flotteneinheiten sind in Bolo stationiert, um die garstigen Menschen und die verrückten Roboter abzuwehren."
entgegnete der Kommandant.
"Dann ist es entweder ein noch unbekanntes Volk, oder..." sagte der Ortungsoffizier zaghaft.
"Was, oder...?" schnappte der Kommandant.
"Oder es ist ein Wächter!" Nun war es heraus. In der Zentrale war es so still, das man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Der Kommandant brach in dröhnendes Gelächter aus. "Glauben Sie etwa auch an diesen Mumpitz? Das ist ja nicht zu fassen! Das sind doch Kindermärchen! Niemand hat jemals einen Wächter gesehen.“
„Dann sind wir vielleicht die Ersten. Oder die anderen Ersten kamen nie zurück... Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass hier schon einige Aufklärer verschollen sind?“
„Hmm... Da ist was dran. Bitte melden Sie sich, sobald Sie Genaueres wissen."

So trieb der schwere Zerstörer weiter in das System hinein, nicht ahnend, das der Wächter sie längst entdeckt hatte und sie erwartete. Roboterschiffe kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl, keine Gnade. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf...
"Kommandant! Wir haben die Daten ausgewertet! Es ist zweifellos ein Wächter! Kein anderes Volk baut Schiffe mit einem solchen Energiegehalt. Wir können nicht bestehen! Lassen Sie uns fliehen, Sir!“
„Fliehen? Warum denn, bisher scheint er uns nicht bemerkt zu haben. Vielleicht können wir noch genauere Daten bekommen, die uns für unsere Technologie nützlich sein können. Wir bleiben. Funkzentrale: Senden Sie einen Rafferspruch per Richtstrahl ans HQ. Melden Sie, dass wir möglicherweise einen Wächter entdeckt haben, schildern Sie die aktuelle Situation und bitten um Anweisungen.“
„Jawohl, Sir."

Wenn der Wächter nicht ein Roboter gewesen wäre, so hätte ihn die Situation wohl erheitert. Er hätte diese störende kleine Nussschale längst vernichten können, wie seine Vorgänger. Aber diesen Typ kannte er noch nicht, und er wollte herausfinden, ob es eine Neuentwicklung war, die ihm vielleicht gefährlich werden könnte. So wartete er und ließ seine Ortung spielen...

"Sir! Funkzentrale hier. Wir haben die Antwort vom HQ. Wir sollen uns SOFORT aus dem System zurückziehen. Der "Alte" war ziemlich sauer und meinte, auf die Idee hätten wir selbst kommen können. Aber der Funkspruch brach mittendrin ab und...."
Der Kommandant fuhr herum, seine Haut verfärbte sich blau. "Sofort Schutzschilde aktivieren! Fluchtmanöver einleiten! Alarmstufe rot!"
Der Gefechtsalarm heulte durch das Schiff. Knisternd bauten sich die Schilde auf. Die Geschütze schwenkten auf das Ziel ein. Und da war er auch schon. In einem blitzartigen Manöver schob sich der Wächter heran.
Der Kommandant sah ihn auf dem Bildschirm. Aber obwohl nun auch die Taster aktiv waren, kamen keine eindeutigen Werte herein. Im Moment stand nicht einmal fest, ob er überhaupt Schilde aktiviert hatte.
In diesem Moment wusste der Kommandant, das sein Weg hier endete. Er hatte zu viel riskiert. Um ihn selbst war es ihm nicht schade, aber die Besatzung... Mit dieser Erkenntnis überkam ihn eine eiskalte Ruhe.
"Feuer frei auf erkanntes Ziel!" Und die Geschütze begannen ihr Werk...

Das Robotgehirn des Wächters analysierte ganz nüchtern die Lage. Das fremde Schiff konnte ihm nicht entkommen. Es war zu spät für jedes Fluchtmanöver. Es wollte aber wissen, was der Fremde aufzubieten hatte. Er näherte sich auf einem Kurs, der den Fremden unweigerlich in Bedrängnis brachte. Träge wandte sich die Nussschale zur Flucht, so dachte der Wächter jedenfalls. Doch plötzlich schlug ihm von der Breitseite her Feuer entgegen. Der Wächter korrigierte umgehend die Analyse. So dumm war der Fremde nicht. Er hatte sofort erkannt, dass hier jede Flucht zu spät kam, und zeigte nun die Breitseite, um sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Wenn der Wächter einen Kopf gehabt hätte, so hätte er anerkennend genickt. Die Breitseite ging jedoch größtenteils daneben. Offenbar kam ihre Zielerfassung nicht gegen den Ortungsschutz des Wächters an. Die geringe Zahl an Treffern war vernachlässigbar.
Der Wächter ging nun auf volles Risiko: Er deaktivierte den Ortungsschutz und wartete auf den nächsten Zug des Gegners...

"Sir! Wir haben ihn in der Zielerfassung! Mein Gott, ist das Ding riesig!" Erregtes Gemurmel hallte durch die Zentrale. "Ruhe Leute, Ruuuhe! Keine Diskussionen hier! Denkt an eure Ausbildung. Der Wächter bietet jetzt ein gutes Ziel. Haut mit allem drauf, was wir haben!" Insgesamt zwölf Laserkanonen entluden ihre Energie gegen den Feind. Der Wächter verschwand hinter einem Feuerball. Doch unbeschadet kam der Wächter daraus hervor. Nicht mal ein Kratzer im Lack war zu sehen. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah der Kommandant, wie der Wächter dem Aufklärer die Breitseite zuwandte...
"Jungs! Ich glaube, das war's... Nett, euch gekannt zu haben..." Die Welt versank in einem Lichtblitz...

Mit kalter Logik erfasste der Wächter, dass auch diese Konstruktion ihm längst nicht das Wasser reichen konnte. So beschloss er, das grausame Spiel zu beenden. Er drehte sich in Position und löschte das fremde Schiff aus. Und so zog er weiter seine Kreise, in einem namenlosen System. Und er würde das so lange tun, bis eines Tages jemand kam, der stärker war, und ihm den Garaus machte. Denn Roboter kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl und erst recht keine Gnade...

Und im Zentralsystem der Imsaeis unterhielt sich ein Admiral der Flotte mit der Funkzentrale: "Wurde der letzte Spruch mit dem Aufklärer bestätigt?“
„Nein Sir, unsere eigene Sendung wurde mittendrin unterbrochen, der Kontakt konnte bisher nicht wieder hergestellt werden.“
„Lassen Sie es gut sein. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass wieder ein Schiff verloren gegangen ist. Ende und aus!"
Der Admiral blieb einen Moment schweben und dachte nach. Dann zog er ein Elektronenblatt aus der Schublade. In einer Schiffsliste befanden sich acht Kreuze. Der Admiral zögerte kurz, seufzte, und machte schweren Herzens das neunte Kreuz... Dann bekam er einen Anruf aus der Experimental-Werft im Orbit: "Sir! Sie wollten doch benachrichtigt werden, wenn der neue Schiffstyp fertig ist. Nun ist es soweit. Es ist ein schwerer Kreuzer, es fehlt nur noch die Besatzung.“
„Ah, ja, ich erinnere mich. Danke sehr, ich werde das Schiff abholen lassen. Ende." Dann wandte sich der Admiral an das Personalbüro: "Schicken Sie mir so schnell wie möglich Kommandant Xerxes herein!“
„Jawohl, Sir"

Kommandant Xerxes schwebte herein. "Melde mich zur Stelle, Admiral.“
„Schweben Sie bequem, Kommandant. Soweit ich weis, verloren Sie bei einer Schlacht im System Bolo ihr Schiff, einen Kreuzer der LS-Klasse?“
„Das ist korrekt, Sir.“
„Ich kenne Sie als erfahrenen, besonnenen Schiffskommandanten. Ich hätte da einen Spezialauftrag für Sie... Ein Testflug mit einem Prototypen, einem als Aufklärer ausgerüsteten schweren Kreuzer mit den neuesten Errungenschaften. Interesse?" Die vielen Augen des Kommandanten Xerxes begannen zu leuchten. "Sir! das fragen sie noch? Was soll ich tun?“
„Es gibt da einen roten Riesenstern..."
 
Den Kratzer im Lack fand ich witzig. Hätte eher mit einem wärmeisolierenden Schutzanstrich gerechnet. :)

Im Moment stand nicht einmal fest, ob er überhaupt Schilde aktiviert hatte.
In diesem Moment wusste der Kommandant, das sein Weg hier endete.


Die momentane Wiederholung hat mich gestört.
Ehrlich, ich wäre gespannt auf die Begegnung von Xerxes und dem Wächter.
 

Taurec

Mitglied
Der Aufklärer näherte sich einem roten Riesen vom Typ M1 II, in dessen Ekliptik die Scanner mehrere interessante Planeten entdeckt hatte. Das zuletzt kartographierte System, ein gelber Zwerg vom Typ G4 V, war doch etwas langweilig gewesen. Keinerlei Besonderheiten, aber immerhin, die ersten beiden Planeten waren bewohnbar.
Der Kommandant taufte es nach seinem Bruder, Mentar. In zwei Zeiteinheiten würde der Aufklärer aus der Sternstraße fallen. Zwei Zehnteleinheiten vor dem Auftauchen schrillte der Alarm durch das Schiff. Die Mannschaft eilte auf ihre Gefechtspositionen, schließlich konnte man nie wissen, ob nicht schon jemand im System war. Plötzlich wich das eintönige Grau der Sternenstraße dem schwachen Gefunkel des Firmaments, vor dem der rote Riese in seiner ganzen Alterswürde mit lodernder Korona seinen gebührenden Platz einnahm. Der Kommandant befahl Schleichfahrt. Alle Systeme liefen nur im Standby-Modus, um eventuell sich hier herumtreibenden Schiffen die Ortung schwer zu machen. Nur die Sensoren liefen.
"Sir, die Ortung empfängt ein undeutliches Signal aus Richtung der Sonne. Es ist ziemlich kräftig, aber keines unserer Schiffe."
"Das war auch nicht zu erwarten, schließlich ist dieses System noch nicht kartographiert, und alle übrigen Flotteneinheiten sind in Bolo stationiert, um die garstigen Menschen und die verrückten Roboter abzuwehren."
entgegnete der Kommandant.
"Dann ist es entweder ein noch unbekanntes Volk, oder..." sagte der Ortungsoffizier zaghaft.
"Was, oder...?" schnappte der Kommandant.
"Oder es ist ein Wächter!" Nun war es heraus. In der Zentrale war es so still, das man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Der Kommandant brach in dröhnendes Gelächter aus. "Glauben Sie etwa auch an diesen Mumpitz? Das ist ja nicht zu fassen! Das sind doch Kindermärchen! Niemand hat jemals einen Wächter gesehen.“
„Dann sind wir vielleicht die Ersten. Oder die anderen Ersten kamen nie zurück... Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass hier schon einige Aufklärer verschollen sind?“
„Hmm... Da ist was dran. Bitte melden Sie sich, sobald Sie Genaueres wissen."

So trieb der schwere Zerstörer weiter in das System hinein, nicht ahnend, das der Wächter sie längst entdeckt hatte und sie erwartete. Roboterschiffe kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl, keine Gnade. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf...
"Kommandant! Wir haben die Daten ausgewertet! Es ist zweifellos ein Wächter! Kein anderes Volk baut Schiffe mit einem solchen Energiegehalt. Wir können nicht bestehen! Lassen Sie uns fliehen, Sir!“
„Fliehen? Warum denn, bisher scheint er uns nicht bemerkt zu haben. Vielleicht können wir noch genauere Daten bekommen, die uns für unsere Technologie nützlich sein können. Wir bleiben. Funkzentrale: Senden Sie einen Rafferspruch per Richtstrahl ans HQ. Melden Sie, dass wir möglicherweise einen Wächter entdeckt haben, schildern Sie die aktuelle Situation und bitten um Anweisungen.“
„Jawohl, Sir."

Wenn der Wächter nicht ein Roboter gewesen wäre, so hätte ihn die Situation wohl erheitert. Er hätte diese störende kleine Nussschale längst vernichten können, wie seine Vorgänger. Aber diesen Typ kannte er noch nicht, und er wollte herausfinden, ob es eine Neuentwicklung war, die ihm vielleicht gefährlich werden könnte. So wartete er und ließ seine Ortung spielen...

"Sir! Funkzentrale hier. Wir haben die Antwort vom HQ. Wir sollen uns SOFORT aus dem System zurückziehen. Der "Alte" war ziemlich sauer und meinte, auf die Idee hätten wir selbst kommen können. Aber der Funkspruch brach mittendrin ab und...."
Der Kommandant fuhr herum, seine Haut verfärbte sich blau. "Sofort Schutzschilde aktivieren! Fluchtmanöver einleiten! Alarmstufe rot!"
Der Gefechtsalarm heulte durch das Schiff. Knisternd bauten sich die Schilde auf. Die Geschütze schwenkten auf das Ziel ein. Und da war er auch schon. In einem blitzartigen Manöver schob sich der Wächter heran.
Der Kommandant sah ihn auf dem Bildschirm. Aber obwohl nun auch die Taster aktiv waren, kamen keine eindeutigen Werte herein. Augenblicklich stand nicht einmal fest, ob er überhaupt Schilde aktiviert hatte.
In diesem Moment wusste der Kommandant, das sein Weg hier endete. Er hatte zu viel riskiert. Um ihn selbst war es ihm nicht schade, aber die Besatzung... Mit dieser Erkenntnis überkam ihn eine eiskalte Ruhe.
"Feuer frei auf erkanntes Ziel!" Und die Geschütze begannen ihr Werk...

Das Robotgehirn des Wächters analysierte ganz nüchtern die Lage. Das fremde Schiff konnte ihm nicht entkommen. Es war zu spät für jedes Fluchtmanöver. Es wollte aber wissen, was der Fremde aufzubieten hatte. Er näherte sich auf einem Kurs, der den Fremden unweigerlich in Bedrängnis brachte. Träge wandte sich die Nussschale zur Flucht, so dachte der Wächter jedenfalls. Doch plötzlich schlug ihm von der Breitseite her Feuer entgegen. Der Wächter korrigierte umgehend die Analyse. So dumm war der Fremde nicht. Er hatte sofort erkannt, dass hier jede Flucht zu spät kam, und zeigte nun die Breitseite, um sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Wenn der Wächter einen Kopf gehabt hätte, so hätte er anerkennend genickt. Die Breitseite ging jedoch größtenteils daneben. Offenbar kam ihre Zielerfassung nicht gegen den Ortungsschutz des Wächters an. Die geringe Zahl an Treffern war vernachlässigbar.
Der Wächter ging nun auf volles Risiko: Er deaktivierte den Ortungsschutz und wartete auf den nächsten Zug des Gegners...

"Sir! Wir haben ihn in der Zielerfassung! Mein Gott, ist das Ding riesig!" Erregtes Gemurmel hallte durch die Zentrale. "Ruhe Leute, Ruuuhe! Keine Diskussionen hier! Denkt an eure Ausbildung. Der Wächter bietet jetzt ein gutes Ziel. Haut mit allem drauf, was wir haben!" Insgesamt zwölf Laserkanonen entluden ihre Energie gegen den Feind. Der Wächter verschwand hinter einem Feuerball. Doch unbeschadet kam der Wächter daraus hervor. Nicht mal ein Kratzer im Lack war zu sehen. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah der Kommandant, wie der Wächter dem Aufklärer die Breitseite zuwandte...
"Jungs! Ich glaube, das war's... Nett, euch gekannt zu haben..." Die Welt versank in einem Lichtblitz...

Mit kalter Logik erfasste der Wächter, dass auch diese Konstruktion ihm längst nicht das Wasser reichen konnte. So beschloss er, das grausame Spiel zu beenden. Er drehte sich in Position und löschte das fremde Schiff aus. Und so zog er weiter seine Kreise, in einem namenlosen System. Und er würde das so lange tun, bis eines Tages jemand kam, der stärker war, und ihm den Garaus machte. Denn Roboter kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl und erst recht keine Gnade...

Und im Zentralsystem der Imsaeis unterhielt sich ein Admiral der Flotte mit der Funkzentrale: "Wurde der letzte Spruch mit dem Aufklärer bestätigt?“
„Nein Sir, unsere eigene Sendung wurde mittendrin unterbrochen, der Kontakt konnte bisher nicht wieder hergestellt werden.“
„Lassen Sie es gut sein. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass wieder ein Schiff verloren gegangen ist. Ende und aus!"
Der Admiral blieb einen Moment schweben und dachte nach. Dann zog er ein Elektronenblatt aus der Schublade. In einer Schiffsliste befanden sich acht Kreuze. Der Admiral zögerte kurz, seufzte, und machte schweren Herzens das neunte Kreuz... Dann bekam er einen Anruf aus der Experimental-Werft im Orbit: "Sir! Sie wollten doch benachrichtigt werden, wenn der neue Schiffstyp fertig ist. Nun ist es soweit. Es ist ein schwerer Kreuzer, es fehlt nur noch die Besatzung.“
„Ah, ja, ich erinnere mich. Danke sehr, ich werde das Schiff abholen lassen. Ende." Dann wandte sich der Admiral an das Personalbüro: "Schicken Sie mir so schnell wie möglich Kommandant Xerxes herein!“
„Jawohl, Sir"

Kommandant Xerxes schwebte herein. "Melde mich zur Stelle, Admiral.“
„Schweben Sie bequem, Kommandant. Soweit ich weis, verloren Sie bei einer Schlacht im System Bolo ihr Schiff, einen Kreuzer der LS-Klasse?“
„Das ist korrekt, Sir.“
„Ich kenne Sie als erfahrenen, besonnenen Schiffskommandanten. Ich hätte da einen Spezialauftrag für Sie... Ein Testflug mit einem Prototypen, einem als Aufklärer ausgerüsteten schweren Kreuzer mit den neuesten Errungenschaften. Interesse?" Die vielen Augen des Kommandanten Xerxes begannen zu leuchten. "Sir! das fragen sie noch? Was soll ich tun?“
„Es gibt da einen roten Riesenstern..."
 

Taurec

Mitglied
Hast recht, im Nachhinein liest sich das etwas holprig. Habe daher aus "Im Moment" "Augenblicklich" gemacht.
 

sternsucher

Mitglied
Interessante Geschichte. Mir fehlt ein kleiner Hinweis darauf, was der Wächter ist oder was er bewacht.
Manchmal stört ein kleiner Holperstein. Z.B. bei:
Träge wandte sich die Nussschale zur Flucht, so dachte der Wächter jedenfalls
Ein Computer denkt doch eigentlich nicht, sondern er analysiert oder kalkuliert.
Eine Rechtschreibkorrekur im letzten Absatz: soweit ich weiß (nicht: weis)
 

Taurec

Mitglied
Der Aufklärer näherte sich einem roten Riesen vom Typ M1 II, in dessen Ekliptik die Scanner mehrere interessante Planeten entdeckt hatte. Das zuletzt kartographierte System, ein gelber Zwerg vom Typ G4 V, war doch etwas langweilig gewesen. Keinerlei Besonderheiten, aber immerhin, die ersten beiden Planeten waren bewohnbar.
Der Kommandant taufte es nach seinem Bruder, Mentar. In zwei Zeiteinheiten würde der Aufklärer aus der Sternstraße fallen. Zwei Zehnteleinheiten vor dem Auftauchen schrillte der Alarm durch das Schiff. Die Mannschaft eilte auf ihre Gefechtspositionen, schließlich konnte man nie wissen, ob nicht schon jemand im System war. Plötzlich wich das eintönige Grau der Sternenstraße dem schwachen Gefunkel des Firmaments, vor dem der rote Riese in seiner ganzen Alterswürde mit lodernder Korona seinen gebührenden Platz einnahm. Der Kommandant befahl Schleichfahrt. Alle Systeme liefen nur im Standby-Modus, um eventuell sich hier herumtreibenden Schiffen die Ortung schwer zu machen. Nur die Sensoren liefen.
"Sir, die Ortung empfängt ein undeutliches Signal aus Richtung der Sonne. Es ist ziemlich kräftig, aber keines unserer Schiffe."
"Das war auch nicht zu erwarten, schließlich ist dieses System noch nicht kartographiert, und alle übrigen Flotteneinheiten sind in Bolo stationiert, um die garstigen Menschen und die verrückten Roboter abzuwehren."
entgegnete der Kommandant.
"Dann ist es entweder ein noch unbekanntes Volk, oder..." sagte der Ortungsoffizier zaghaft.
"Was, oder...?" schnappte der Kommandant.
"Oder es ist ein Wächter!" Nun war es heraus. In der Zentrale war es so still, das man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Der Kommandant brach in dröhnendes Gelächter aus. "Glauben Sie etwa auch an diesen Mumpitz? Das ist ja nicht zu fassen! Das sind doch Kindermärchen! Niemand hat jemals einen Wächter gesehen.“
„Dann sind wir vielleicht die Ersten. Oder die anderen Ersten kamen nie zurück... Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass hier schon einige Aufklärer verschollen sind?“
„Hmm... Da ist was dran. Bitte melden Sie sich, sobald Sie Genaueres wissen."

So trieb der schwere Zerstörer weiter in das System hinein, nicht ahnend, das der Wächter sie längst entdeckt hatte und sie erwartete. Roboterschiffe kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl, keine Gnade. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf...
"Kommandant! Wir haben die Daten ausgewertet! Es ist zweifellos ein Wächter! Kein anderes Volk baut Schiffe mit einem solchen Energiegehalt. Wir können nicht bestehen! Lassen Sie uns fliehen, Sir!“
„Fliehen? Warum denn, bisher scheint er uns nicht bemerkt zu haben. Vielleicht können wir noch genauere Daten bekommen, die uns für unsere Technologie nützlich sein können. Wir bleiben. Funkzentrale: Senden Sie einen Rafferspruch per Richtstrahl ans HQ. Melden Sie, dass wir möglicherweise einen Wächter entdeckt haben, schildern Sie die aktuelle Situation und bitten um Anweisungen.“
„Jawohl, Sir."

Wenn der Wächter nicht ein Roboter gewesen wäre, so hätte ihn die Situation wohl erheitert. Er hätte diese störende kleine Nussschale längst vernichten können, wie seine Vorgänger. Aber diesen Typ kannte er noch nicht, und er wollte herausfinden, ob es eine Neuentwicklung war, die ihm vielleicht gefährlich werden könnte. So wartete er und ließ seine Ortung spielen...

"Sir! Funkzentrale hier. Wir haben die Antwort vom HQ. Wir sollen uns SOFORT aus dem System zurückziehen. Der "Alte" war ziemlich sauer und meinte, auf die Idee hätten wir selbst kommen können. Aber der Funkspruch brach mittendrin ab und...."
Der Kommandant fuhr herum, seine Haut verfärbte sich blau. "Sofort Schutzschilde aktivieren! Fluchtmanöver einleiten! Alarmstufe rot!"
Der Gefechtsalarm heulte durch das Schiff. Knisternd bauten sich die Schilde auf. Die Geschütze schwenkten auf das Ziel ein. Und da war er auch schon. In einem blitzartigen Manöver schob sich der Wächter heran.
Der Kommandant sah ihn auf dem Bildschirm. Aber obwohl nun auch die Taster aktiv waren, kamen keine eindeutigen Werte herein. Augenblicklich stand nicht einmal fest, ob er überhaupt Schilde aktiviert hatte.
In diesem Moment wusste der Kommandant, das sein Weg hier endete. Er hatte zu viel riskiert. Um ihn selbst war es ihm nicht schade, aber die Besatzung... Mit dieser Erkenntnis überkam ihn eine eiskalte Ruhe.
"Feuer frei auf erkanntes Ziel!" Und die Geschütze begannen ihr Werk...

Das Robotgehirn des Wächters analysierte ganz nüchtern die Lage. Das fremde Schiff konnte ihm nicht entkommen. Es war zu spät für jedes Fluchtmanöver. Es wollte aber wissen, was der Fremde aufzubieten hatte. Er näherte sich auf einem Kurs, der den Fremden unweigerlich in Bedrängnis brachte. Träge wandte sich die Nussschale zur Flucht, so dachte der Wächter jedenfalls. Doch plötzlich schlug ihm von der Breitseite her Feuer entgegen. Der Wächter korrigierte umgehend die Analyse. So dumm war der Fremde nicht. Er hatte sofort erkannt, dass hier jede Flucht zu spät kam, und zeigte nun die Breitseite, um sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Wenn der Wächter einen Kopf gehabt hätte, so hätte er anerkennend genickt. Die Breitseite ging jedoch größtenteils daneben. Offenbar kam ihre Zielerfassung nicht gegen den Ortungsschutz des Wächters an. Die geringe Zahl an Treffern war vernachlässigbar.
Der Wächter ging nun auf volles Risiko: Er deaktivierte den Ortungsschutz und wartete auf den nächsten Zug des Gegners...

"Sir! Wir haben ihn in der Zielerfassung! Mein Gott, ist das Ding riesig!" Erregtes Gemurmel hallte durch die Zentrale. "Ruhe Leute, Ruuuhe! Keine Diskussionen hier! Denkt an eure Ausbildung. Der Wächter bietet jetzt ein gutes Ziel. Haut mit allem drauf, was wir haben!" Insgesamt zwölf Laserkanonen entluden ihre Energie gegen den Feind. Der Wächter verschwand hinter einem Feuerball. Doch unbeschadet kam der Wächter daraus hervor. Nicht mal ein Kratzer im Lack war zu sehen. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah der Kommandant, wie der Wächter dem Aufklärer die Breitseite zuwandte...
"Jungs! Ich glaube, das war's... Nett, euch gekannt zu haben..." Die Welt versank in einem Lichtblitz...

Mit kalter Logik erfasste der Wächter, dass auch diese Konstruktion ihm längst nicht das Wasser reichen konnte. So beschloss er, das grausame Spiel zu beenden. Er drehte sich in Position und löschte das fremde Schiff aus. Und so zog er weiter seine Kreise, in einem namenlosen System. Und er würde das so lange tun, bis eines Tages jemand kam, der stärker war, und ihm den Garaus machte. Denn Roboter kennen nur ihren Auftrag, kein Mitgefühl und erst recht keine Gnade...

Und im Zentralsystem der Imsaeis unterhielt sich ein Admiral der Flotte mit der Funkzentrale: "Wurde der letzte Spruch mit dem Aufklärer bestätigt?“
„Nein Sir, unsere eigene Sendung wurde mittendrin unterbrochen, der Kontakt konnte bisher nicht wieder hergestellt werden.“
„Lassen Sie es gut sein. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass wieder ein Schiff verloren gegangen ist. Ende und aus!"
Der Admiral blieb einen Moment schweben und dachte nach. Dann zog er ein Elektronenblatt aus der Schublade. In einer Schiffsliste befanden sich acht Kreuze. Der Admiral zögerte kurz, seufzte, und machte schweren Herzens das neunte Kreuz... Dann bekam er einen Anruf aus der Experimental-Werft im Orbit: "Sir! Sie wollten doch benachrichtigt werden, wenn der neue Schiffstyp fertig ist. Nun ist es soweit. Es ist ein schwerer Kreuzer, es fehlt nur noch die Besatzung.“
„Ah, ja, ich erinnere mich. Danke sehr, ich werde das Schiff abholen lassen. Ende." Dann wandte sich der Admiral an das Personalbüro: "Schicken Sie mir so schnell wie möglich Kommandant Xerxes herein!“
„Jawohl, Sir"

Kommandant Xerxes schwebte herein. "Melde mich zur Stelle, Admiral.“
„Schweben Sie bequem, Kommandant. Soweit ich weiß, verloren Sie bei einer Schlacht im System Bolo ihr Schiff, einen Kreuzer der LS-Klasse?“
„Das ist korrekt, Sir.“
„Ich kenne Sie als erfahrenen, besonnenen Schiffskommandanten. Ich hätte da einen Spezialauftrag für Sie... Ein Testflug mit einem Prototypen, einem als Aufklärer ausgerüsteten schweren Kreuzer mit den neuesten Errungenschaften. Interesse?" Die vielen Augen des Kommandanten Xerxes begannen zu leuchten. "Sir! das fragen sie noch? Was soll ich tun?“
„Es gibt da einen roten Riesenstern..."
 

Taurec

Mitglied
Danke... Der ist mir glatt entgangen. habs gleich korrigiert.
Nun ja, im Allgemeinen "denken" Rechner natürlich nicht. Zumindest nicht so, wie wir es tun. Obwohl ich da durchaus (fiktive) Modelle kenne, die weitaus mehr Grips haben, als so mancher Mensch... ^^
Ich hätte natürlich auch schreiben können, "so kalkulierte er...". Aber das klingt doch blöde.
Das was der Rechner da tut, ist kein menschliches Denken, aber man kann es so nennen.
Und was der da bewacht, dass weiß nur der Wächter... Vielleicht einfach nur den Weg, vielleicht eine vergessene/ausgestorbene/zerstörte Kolonie... Ist eigentlich nicht so wichtig. Der Phantasie des Lesers ist hier keine Grenze gesetzt.
 



 
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