Der Weg
Es war Vollmond. Bronka stieg die Stufen hinauf. Sie war nun bei 98. Ein anstrengender Weg, aber das merkte sie nicht einmal, ging sie doch fast wie in Trance – höher und immer höher.
Was war geschehn? Hätte sie wissen müssen dass das ganze so endet? Vorsehung – gibt es so was? Sie war sich sicher, ja! Alle Zeichen deuteten darauf hin. Sie steuerte seit längerem auf die Katastrophe, unfähig vernünftig zu handeln.
137. Sie machte eine Verschnaufpause. Die schwere Last machte ihr zu schaffen – so viele Gedanken kreisten in ihr umher - sie hatte Zeit, niemand ahnte dass sie hier war.
Wie könnte sie ihr Gewissen erleichtern? Wird sie je wieder ruhig schlafen können? Diese sanften Hände, die zärtlichen Küsse, das wird sie nie vergessen. Und nun das… Wie konnte sie das tun?
Sie ging weiter. Im Kopf die Erinnerung an die vergangenen Monate. Sie hatte ihn in einem Café kennen gelernt. Nicht zufällig, ganz und gar nicht. Sie hatte herausgefunden, dass er sich dort mit Vorliebe aufhielt. Im Vorbeigehen schüttete sie ihm die Cola über die Hose – sie kamen ins Gespräch. Er war sogar nett. Das machte ihr Vorhaben leichter, angenehmer.
Sie verabredeten sich immer wieder, verbrachten nette Abende, sahen sich schließlich regelmässig und kamen sich näher. Sich zu verlieben gehörte nicht zu ihrem Plan – und dennoch – ……
Dass dieser verdammte Aufzug ausgerechnet heute kaputt gehen musste! Sie kam langsam ins Schwitzen. Sollte sie vielleicht aufgeben? Einfach weglaufen? Noch ist nichts passiert. Nein, es gab kein zurück mehr, er würde sich fragen… er würde sie fragen…
Sie hatte aufgehört die Stufen zu zählen, staunte nur noch über sich selbst. Wozu der Mensch in extremen Situationen fähig war? Und welche Kräfte sie entwickelt hatte…
Ihr Rücken tat weh, sie war gleich am Ziel.
Alles war bis ins kleinste Detail geplant. Sie waren essen, dann noch ein Gläschen Wein bei ihm zu Hause im Hochhaus. Ungesehen konnte sie ihm das Schlafmittel ins Glas mischen. Sein Testament hat er vor einigen Wochen zu ihren Gunsten geändert. Sie tat damals so als wolle sie das nicht, als wäre es ihr unangenehm an den Fall der Fälle zu denken….
Dabei konnte sie das Geld gut gebrauchen. Sie war völlig ruiniert. Die Leute von der privaten Kreditgesellschaft saßen ihr im Nacken, und überhaupt, sie hatte sich ein paar nette Jahre im Luxus verdient. Und was sollte er in seinem Alter mit dem vielen Geld anfangen? Zu schade es mit ins Grab zu nehmen.
Sie war ganz oben angekommen. Öffnete die Tür und trat nach draußen. Nun zog sie den schweren, leblosen Körper hinter sich her. Alles würde aussehen wie Selbstmord. Sie würde ihn an den Rand setzen und dann nur noch ein kleiner Stupser und ihre Geldsorgen würden sich in Luft auflösen, alle Wünsche wahr werden.
Die letzten Meter fielen ihr besonders schwer. „Nun jetzt aber“, dachte sie. „Hast die ganzen Treppen geschaft, wirst wohl nicht die letzten Meter aufgeben…“
Ihr wurde schwindelig von der Anstrengung. Sie platzierte seinen Körper am Rand und setzte sich einen Moment neben ihn. Den Kopf an seine Schulter gelehnt. Wie friedlich, was für ein schönes Gefühl. Er war ein Mann der ihr dieses intensive Gefühl geben konnte gebraucht und geliebt zu werden, vielleicht der einzige Mann der das konnte. Konnte sie das tun?
Gab es noch ein Weg zurück? Sie könnte ihn einfach liegen lassen und weglaufen. Das Ganze als Schlafwandeln aufdecken und einfach seine – ihre Liebe weiter genießen. Was war schon Geld?
Sie hatte sich entschieden.
Zärtlich streichelte sie über seine Wangen. Ein letzter Kuss, dann würde es geschehn. Plötzlich spürte sie dass sich seine Lippen bewegten. „Liebste“, sagte er. Das Schlafmittel verlor seine Wirkung. Seine Arme umschlangen sie…Er war noch leicht benommen, sein Körper wankte schwer… „Liebster… warte, nein….“
Sie konnte nichts mehr sagen, im Hals ein Kloß, ihr Körper auf einmal schwerelos. Sie sah seine Augen, weit aufgerissen sein Mund zu einem Schrei verzerrt. Sie machte die Augen zu und gab sich dem freien Fall hin…
Es war Vollmond. Bronka stieg die Stufen hinauf. Sie war nun bei 98. Ein anstrengender Weg, aber das merkte sie nicht einmal, ging sie doch fast wie in Trance – höher und immer höher.
Was war geschehn? Hätte sie wissen müssen dass das ganze so endet? Vorsehung – gibt es so was? Sie war sich sicher, ja! Alle Zeichen deuteten darauf hin. Sie steuerte seit längerem auf die Katastrophe, unfähig vernünftig zu handeln.
137. Sie machte eine Verschnaufpause. Die schwere Last machte ihr zu schaffen – so viele Gedanken kreisten in ihr umher - sie hatte Zeit, niemand ahnte dass sie hier war.
Wie könnte sie ihr Gewissen erleichtern? Wird sie je wieder ruhig schlafen können? Diese sanften Hände, die zärtlichen Küsse, das wird sie nie vergessen. Und nun das… Wie konnte sie das tun?
Sie ging weiter. Im Kopf die Erinnerung an die vergangenen Monate. Sie hatte ihn in einem Café kennen gelernt. Nicht zufällig, ganz und gar nicht. Sie hatte herausgefunden, dass er sich dort mit Vorliebe aufhielt. Im Vorbeigehen schüttete sie ihm die Cola über die Hose – sie kamen ins Gespräch. Er war sogar nett. Das machte ihr Vorhaben leichter, angenehmer.
Sie verabredeten sich immer wieder, verbrachten nette Abende, sahen sich schließlich regelmässig und kamen sich näher. Sich zu verlieben gehörte nicht zu ihrem Plan – und dennoch – ……
Dass dieser verdammte Aufzug ausgerechnet heute kaputt gehen musste! Sie kam langsam ins Schwitzen. Sollte sie vielleicht aufgeben? Einfach weglaufen? Noch ist nichts passiert. Nein, es gab kein zurück mehr, er würde sich fragen… er würde sie fragen…
Sie hatte aufgehört die Stufen zu zählen, staunte nur noch über sich selbst. Wozu der Mensch in extremen Situationen fähig war? Und welche Kräfte sie entwickelt hatte…
Ihr Rücken tat weh, sie war gleich am Ziel.
Alles war bis ins kleinste Detail geplant. Sie waren essen, dann noch ein Gläschen Wein bei ihm zu Hause im Hochhaus. Ungesehen konnte sie ihm das Schlafmittel ins Glas mischen. Sein Testament hat er vor einigen Wochen zu ihren Gunsten geändert. Sie tat damals so als wolle sie das nicht, als wäre es ihr unangenehm an den Fall der Fälle zu denken….
Dabei konnte sie das Geld gut gebrauchen. Sie war völlig ruiniert. Die Leute von der privaten Kreditgesellschaft saßen ihr im Nacken, und überhaupt, sie hatte sich ein paar nette Jahre im Luxus verdient. Und was sollte er in seinem Alter mit dem vielen Geld anfangen? Zu schade es mit ins Grab zu nehmen.
Sie war ganz oben angekommen. Öffnete die Tür und trat nach draußen. Nun zog sie den schweren, leblosen Körper hinter sich her. Alles würde aussehen wie Selbstmord. Sie würde ihn an den Rand setzen und dann nur noch ein kleiner Stupser und ihre Geldsorgen würden sich in Luft auflösen, alle Wünsche wahr werden.
Die letzten Meter fielen ihr besonders schwer. „Nun jetzt aber“, dachte sie. „Hast die ganzen Treppen geschaft, wirst wohl nicht die letzten Meter aufgeben…“
Ihr wurde schwindelig von der Anstrengung. Sie platzierte seinen Körper am Rand und setzte sich einen Moment neben ihn. Den Kopf an seine Schulter gelehnt. Wie friedlich, was für ein schönes Gefühl. Er war ein Mann der ihr dieses intensive Gefühl geben konnte gebraucht und geliebt zu werden, vielleicht der einzige Mann der das konnte. Konnte sie das tun?
Gab es noch ein Weg zurück? Sie könnte ihn einfach liegen lassen und weglaufen. Das Ganze als Schlafwandeln aufdecken und einfach seine – ihre Liebe weiter genießen. Was war schon Geld?
Sie hatte sich entschieden.
Zärtlich streichelte sie über seine Wangen. Ein letzter Kuss, dann würde es geschehn. Plötzlich spürte sie dass sich seine Lippen bewegten. „Liebste“, sagte er. Das Schlafmittel verlor seine Wirkung. Seine Arme umschlangen sie…Er war noch leicht benommen, sein Körper wankte schwer… „Liebster… warte, nein….“
Sie konnte nichts mehr sagen, im Hals ein Kloß, ihr Körper auf einmal schwerelos. Sie sah seine Augen, weit aufgerissen sein Mund zu einem Schrei verzerrt. Sie machte die Augen zu und gab sich dem freien Fall hin…