Die Irissee

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I Schwarz

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Die Irissee, oder meine kleine Irrfahrt durch Berlin

Alles begann- wie sollte es auch anders sein? -ganz harmlos. Als ich am Morgen geweckt wurde, und mir erst eine halbe Stunde nachdem ich mich noch einmal umgedreht hatte einfiel, dass ich ja noch herausfinden musste, wo genau ich eigentlich hinmüsse, ging plötzlich alles ganz schnell. Mit dem Tempo mit dem ich mich ankleidete und aufbruchsfertig machte hätte sich jeder Feuerwehrmann brüsten können, wäre er allerdings auch genauso ordentlich wie ich gewesen, wäre wahrscheinlich die ganze Stadt niedergebrannt, bevor er den Garagenschlüssel gefunden hätte.
Die nächsten 20 Minuten verbrachte ich also damit, immer hektischer werdend sämtliche Regale in meinem Zimmer und der Küche zu durchwühlen, wobei ich unentwegt vor mich hin fluchte, dass ich keine Zeit hätte, und losmüsse, bis ich endlich einen, zugegebenermaßen nicht ganz aktuellen, aber doch wenigstens nicht aus der Steinzeit stammenden Stadtplan (Berlin war immerhin schon eingezeichnet) in Händen hielt, (und selbst jetzt hatte ich noch Zeit). Leider wurde mir das auch jetzt noch nicht bewusst, und als ich dann auch die Straße nicht auf Anhieb fand, wurde ich derartig hektisch, dass ich in der Eile übersah, dass es zwei Lützowstraßen gab, die eine in Tiergarten, und die andere in Schöneberg. Natürlich wollte ich zu der in Tiergarten, und natürlich stand die in Schöneberg als erste drin, sodass ich, nachdem ich immerhin eine gute Stunde vom Prenzlberg, über Südkreuz nach Lichtenrade gefahren war, dann noch eine unangenehme halbe Stunde damit zubrachte zur falschen Lützowstraße zu laufen.
Wer sich an diesem Tag vor die Wohnungstür gewagt hat wird wissen, dass es sehr, sehr kalt war, und ich war durchaus nur leicht bekleidet, da mir meine innere Uhr so manches mal einen Streich spielt, und ich zumeist erst mitte November feststelle, dass der Sommer vorbei ist, und wahrscheinlich würde ich es selbst dann nicht merken, würde mir nicht tag-täglich von den unterschiedlichsten Menschen immer die selbe Frage gestellt. Nun gut, das stimmt vielleicht nicht ganz, manchmal gab es geringfügige Variationen. Während manche mich direkt mit „ Sag mal ist dir nicht kalt?“ ansprachen, fragten andere schlicht, ob ich verrückt sei, und wieder andere ob ich mir keine winterfeste Kleidung leisten könne. Das begann mich dann derartig zu nerven, dass ich, nachdem mir eines Tages sogar die Frage gestellt wurde, ob ich denn einen Schlafplatz habe, endgültig beschloss mir Kleidung zu besorgen, die von außen zwar warm aussieht, dies aber keinesfalls ist. So würde ich nicht schwitzen, müsste mir aber auch diese Frage, die mich derartig nervte dass ich jedem der sie stellte am liebsten an die Gurgel springen würde, nicht länger anhören. Und in eben solchen, für den Sommer höchst, für Temperaturen unter null mit starken Sturmböen allerdings eher wenig geeigneten Kleidern kämpfte ich mich über eine halbe Stunde lang irgendwo in jenem fremden Bezirk, der da Schöneberg heißt durch die Straßen, wobei mir schmerzlich bewusst wurde, dass ich mal wieder den Herbst, und somit den Temperaturenwechsel verpasst hatte.
Das ganze war mir schon von Anfang an seltsam vorgekommen, hatte ich nicht irgendetwas von Nollendorfplatz und Tiergarten im Kopf, doch hatte mein Gehirn jene großartige, für den Menschen unentbehrliche Fähigkeit solche Begriffe zusammenzusetzen, und einen Schluss daraus zu ziehen, entweder schon vor langer Zeit verloren, oder aber nie gehabt, denn mir kam nicht einmal die Idee, dass die beiden Begriffe irgend etwas mit einander zu tun haben könnten, es waren nur Worte, so wenig zusammengehörig wie Schule und Bildung. Zwar hatte ich mal ein paar Jahre am Nollendorfplatz gewohnt, und wusste um die vielen, großartigen Antiquariate, doch wo genau in Berlin das nun ist wusste ich natürlich nicht. Ich hatte mich sogar einmal sehr gewundert, als ich mich, nachdem ich auf der Suche nach schönen Antiquariaten ein wenig in der Gegend herumgelaufen war, dann plötzlich am Zoo wiederfand. Und obwohl ich mich hernach zumindest ein wenig mit dem Thema befasste, und mir auf dem Stadtplan anschaute, wo denn nun der Zoo, und wo der Nollendorfplatz ist, hatten die beiden Begriffe in meinem höchst beeinträchtigten Geiste weder etwas miteinander, noch mit dem des Tiergartens etwas zu tun. Aber wie gesagt, es war mir seltsam vorgekommen, nicht seltsam genug vielleicht um ein weiteres Mal auf den Zettel zu schauen, den ich die gesamte Zeit über in meiner Hosentasche mit mir führte, und mit dem ich permanent am herumspielen war, aber doch seltsam. Als ich es dann doch noch merkte, und endlich auf die Idee kam einen weiteren Blick auf den Stadtplan zu werfen, um zu schauen ob es nicht vielleicht eine weitere Lützowstraße gebe, rechnete ich mir aus, dass ich gerade noch die Zeit hätte diese zu erreichen.
Den Weg zurück zum Bahnhof schaffte ich der Hälfte der Zeit, die ich hin gebraucht hatte, und sprang in die wartende S-Bahn (die leider erst sieben Minuten später losfuhr). Ich schaute noch einmal auf den Fahrplan, der in der Bahn aushing, verglich mit meinem Steinzeitmodell eines Stadtplans, nach welchem die Verbindungen so noch nicht existierten, und entschloss mich zum Potsdamer Platz zu fahren. Sicher, Anhalter Bahnhof wäre weniger weit zu fahren, und weniger weit zu laufen gewesen, und musste dem voreiligen Betrachter somit als optimal erscheinen, doch waren die Straßen von dort aus so angelegt, dass ich mich mit Sicherheit einige Male verfranzt hätte, und vom Potsdamer Platz musste ich einfach die ganze Zeit die Potsdamer Straße entlang laufen, und dann in die Lützowstraße einbiegen, und selbst ich würde Schwierigkeiten haben mich auf dieser Strecke zu verlaufen. Leider hatte ich nicht einkalkuliert, dass ich die gesamte Lützowstraße entlang laufen müsste, weshalb ich um 16.59 mehr rennend als gehend beim Jugendkulturzentrum Pumpe ankam.
Beim Laufen war mir deshalb zwar warm geworden, nun aber, da ich herumstand, und nicht recht wusste, wo ich hin sollte, und ob nicht vielleicht doch lieber wieder nach Hause gehen sollte, schließlich sollte man ja zwischen 16 und 18 sein, worunter ich mit meinen 13 Jahren garantiert noch nicht zählte, und ich hatte es ja nicht einmal mehr geschafft mich vorher anzumelden, war einfach her gekommen, um zu fragen ob noch ein Platz frei sei, und ob ich denn nicht vielleicht mitmachen könne, und so war es dann vielleicht wirklich nicht rechtens, einfach so in die Projekte älterer Schüler einzudringen, die ja sonst nichts zu tun hatten, und die ihre Zeit so besser würden nutzen können, als den lieben langen Tag in Kneipen und Shischabars rumzuhängen, und sich Zelle für Zelle ihr Hirn tot zu saufen. Sicher gab es noch andere Dinge die sie machen könnten, andere Jugendprojekte, aber schließlich würde ein Projekt wöchentlich auch nicht reichen, um gelangweilte Jugendliche aus den Kneipen zu halten, die sonst rein gar nichts zu tun haben, außer vielleicht ihr Abi zu bestehen, und da wäre es wahrscheinlich am Besten, wenn ich einfach wieder nach Hause gehen würde.
Doch diesen Gedanken verwarf ich bald wieder, ich hatte einfach zu viel Stress gehabt, um jetzt wieder zu gehen, ohne es wenigstens versucht zu haben. Die Minuten vergingen, mir war wie man heutzutage so schön sagt (manchmal hat man ohnehin das Gefühl zumindest die Hälfte der Bevölkerung macht gerade die zweite anale Phase durch) arschkalt, und spätestens jetzt war der Zeitpunkt erreicht, an dem mir zum Heulen zumute war. Ich verkroch mich erst mal im geheizten Gebäude, und holte erneut meinen sorgfältig gefalteten, und inzwischen völlig zerknitterten Zettel hervor, und untersuchte ihn verzweifelt auf jegliche Information, wo genau es jetzt denn stattfinden würde. Nun kam mir die glorreiche Idee, ich könnte ja einfach mal anrufen, und fragen. Die Nummer stand ja deutlich genug auf dem Blatt, und bei dieser Gelegenheit könnte ich mich nachträglich sogar noch anmelden, und fragen ob das mit meinem Alter ein Problem sei. Wäre mir dieser Gedanke nur ein wenig früher, sagen wir am Abend des Vortages gekommen, dann hätte ich mir eine Menge Ärger ersparen können, denn als ich jetzt tatsächlich mein von mir tief und innig gehasstes Mobiltelefon heraus holte, welches ich nur bei mir führte weil ich sonst um 8 hätte zu Hause sein müssen, und welches ich am liebsten gegen die nächste Wand geschmettert hätte, als ich also dieses Telefon herausholte und den Anruf tätigte, meldete sich eine tiefe Stimme:

„Hallo?“
„Ja hallo, ich heiße Iris Schwarz, und wollte mich nur erkundigen wo denn der Workshop kreatives schreiben genau stattfindet.“
„Workshop?“
„Ja, die Lesebühne für Jugendliche.“
„Ach die. Dafür gab’s nicht genug Interessenten.“
„Was, heißt das, dass die jetzt gar nicht stattfindet?“
„Na ich weiß ja nicht, hinterlass doch einfach mal deine E-Mailadresse, und deine Telefonnummer, vielleicht meldet sich dann irgendwann mal wer bei dir“

Na super, dafür hat sich der Aufwand ja gelohnt!
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

wenigstens der schluss ist passabel. ansonsten - streu mal noch n paar kommas über den text, mach ein paar absätze zum luftholen und bau noch n paar nette gags ein, sonst ist der brei zu dünn.
lg
 
Zu lange Sätze

Ich habe mich gerade durch den Text gekämpft. Bitte: kürze und teile Deine Sätze. Es hat bereits der erste Satz zweimaliges Lesen von mir erfordert, um ihn zu verstehen. Und es ging so weiter. Wenn ich jeden Satz mehrmals lesen muss, um ihn zu verstehen, dann a) ärgere ich mich und b) entgehen mir die Pointen (so welche da sind).

Die Story an sich ist ja ganz gut für einen humoristischen Text geeignet, aber es wurde von Dir nicht viel an Humor eingebaut. Versuch ein paar Wortspiele, Dreierregeln, Metaphern etc. zu verwenden.

Marius
 

I Schwarz

Mitglied
vielen dank für die Kommentare,

ihr habt natürlich recht. Das mit der Zeichensetzung tut mir schrecklich leid, das krieg ich aber glaub ich auch nicht besser hin.
Dass die Sätze zu lang sind, stimmt schon, wobei ich glaube, dass das beim still lesen noch um einiges schlimmer ist als beim vorlesen, wofür der Text ja ursprünglich gedacht war. Trotzdem hast du natürlich recht, und wenn ich es tatsächlich noch mal schaffe den Text zu überarbeiten, dann kürze ich die noch. Allerdings bezweifle ich irgendwie, dass das noch etwas wird. Ich schaue den Text halt auch nicht mehr so gerne an, weil er wirklich einer meiner ersten Versuche war, und mir inzwischein auch ziemlich peinlich ist. Und den zu überarbeiten, ist halt wirklich ne Menge Arbeit, man müsste ihn eigentlich völlig neu schreiben, und ich glaube kaum, dass ich irgendwannn demnächst die Nerven dafür aufbringen werde.
Aber trotzdem vielen Dank für die Tipps, ich versuch davon in meinem nächsten Text dann möglichst viel einzubauen.

gruß
Iris S
 



 
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