Die Leiter

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chrissygirl

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Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Und von vorne: Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Nie wird es aufhören. Der Kampf gegen andere, der Kampf gegen den riesigen Berg, dessen Spitze jeder erreichen will. Man kämpft gegen die Kälte, den Wind, die Schmerzenden Hände und Füße und gegen die anderen, die dich hinunter schmeißen, um selber weiterkommen zu können.
Manchmal kann man eine kleine Pause auf einem Felsvorsprung machen, aber diese kleinen Pausen sind nicht jedem gegönnt.
Manche stürzen in die Tiefe, finden keinen Halt mehr und verschwinden. Viele von ihnen reißen andere mit.
Ich klettere weiter, rutsche ab, fange mich wieder und mache weiter.
Wie immer.
Man setzt sich, wenn man klug ist, kleine Ziele, bis man den Berg erklommen hat.
Ich habe einen der wenigen Vorsprünge im Blick.
Er scheint auf mich zu warten. Als ich ihn erreiche, denke ich lange nach.
'Macht es Sinn, weiter zu klettern? Nein, wahrscheinlich nicht. Ich kann hier glücklich sein, warum sollte ich bis nach oben kommen wollen?'
Ich bleibe sitzen. Meine Beine baumeln über den Abgrund. Ich beobachte die anderen. Einer ist fast bei mir, kann sich aber nicht mehr lange halten.
Man sieht ihm an, das er erschöpft ist, er musste viel einstecken, viele wollten ihn hinunter stürzen.
Trotz allem ist er hier.
Ich werde etwas tun, was kaum jemand anders macht. Ich reiche ihm meine Hand. Er blickt mich erstaunt und misstrauisch an, ich erkenne Zweifel in seinen Augen.
Nach wenigen Augenblicken nimmt er meine Hand und lässt sich von mir helfen.
Nur kurz.
Nur sehr kurz sitzt er neben mir, dann macht er weiter. Er wird weit kommen, das wünsche ich ihm zumindest.
Er ist nicht der Letzte gewesen, dem ich geholfen habe.
Viele werden meine Hand nehmen und weiter kommen als ich – dabei muss ich erkennen, wer es verdient hat und wer bloß an sich denkt, die Egoisten bekommen keine Hilfe.
Nicht von mir.
Wie lange sitze ich schon hier? Ist eigentlich auch egal, es gefällt mir. Ich helfe inzwischen nicht mehr vielen. Sie werden immer selbstsüchtiger, immer egoistischer.
Es gefällt mir nicht.
Wie es wohl ganz oben ist? Lohnt es sich? Dieser Kampf, ist er es wert? Ich erfahre es wohl nie.
Etwas klappert gegen den Berg, direkt neben mir.
Es hängt nun frei in der Luft und ich blicke es verwundert an.
Was ist das?
Mehrere Holzstäbe, dickere Stöcke kann man sagen, die an zwei Seilen befestigt sind. Ich scheue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half.
Ich erhebe mich und ergreife den ersten Stock, ziehe mich hinauf, stelle mich auf den ersten Stock und ergreife den nächsten.
Den letzten Meter klettere ich nicht, sie ziehen mich hinauf und lächeln mich an.
Atemlos betrachte ich das, was ich sehe...
Ich stehe in mitten des Paradieses!
 

Nosie

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Servus Chrissygirl,

Vorneweg: Sei bitte von meiner Kritik nicht entmutigt. Ich habe sie verfasst, bevor ich dein Profil angeschaut habe und war ganz überrascht, dass du erst 14 bist. Für dein Alter schreibst du sehr gut ich sehe durchaus Entwicklungspotential bei dir! Wenn du Geschmack am Schreiben findest, lass dich nicht davon abbringen, viel ist Übungssache. Aber oft ist es gut, eine aus einem momentanen Seelenzustand heraus entstandene Geschichte (diesen Eindruck macht sie auf mich) einige Zeit "abliegen" zu lassen und dann noch einmal zu prüfen. Abstand schärft den Blick für die eigene Arbeit.

Und nun ans Eingemachte:

Ungereimtheiten:
Man sieht ihm an, das er erschöpft ist, er musste viel einstecken, viele wollten ihn hinunter stürzen.
Perspektive: der Ich-Erzähler kann das nicht wissen.

Viele werden meine Hand nehmen und weiter kommen als ich – dabei muss ich erkennen, wer es verdient hat und wer bloß an sich denkt, die Egoisten bekommen keine Hilfe.
Nicht von mir.
Wieder Perspektive: Dem Ich-Erzähler ist es unmöglich, auf den ersten Blick Egoisten von Hilfsbedürftigen zu unterscheiden.

Etwas klappert gegen den Berg, direkt neben mir.
Es hängt nun frei in der Luft und ich blicke es verwundert an.
Was ist das?
Mehrere Holzstäbe, dickere Stöcke kann man sagen, die an zwei Seilen befestigt sind. Ich scheue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half.
Ich erhebe mich und ergreife den ersten Stock, ziehe mich hinauf, stelle mich auf den ersten Stock und ergreife den nächsten.
Warum so kryptisch? Eine Strickleiter ist auf den ersten Blick zu erkennen und sogar der Titel sagt eindeutig, worum es sich handelt.
Statt "etwas klappert gegen [red]den Berg[/red]" würde ich außerdem [blue]die Felswand[/blue] sagen.


Stil:
Manchmal kann man eine kleine Pause auf einem Felsvorsprung machen, aber diese [red]kleinen[/red] Pausen sind nicht jedem gegönnt.
Er [red]blickt[/red] mich erstaunt und misstrauisch an, ich erkenne Zweifel in seinen [red]Augen[/red]. Nach wenigen [red]Augenblicken[/red] nimmt er meine Hand und lässt sich von mir helfen.
Ausserdem: Ein Blick kann nur entweder erstaunt oder misstrauisch sein. Besser hintereinander: Er schaut mich erstaunt und im nächsten Moment misstrauisch an. Zögernd nimmt er meine Hand ...


Nach wenigen Augenblicken nimmt er meine Hand und lässt sich von mir helfen.
Nur kurz.
Nur sehr kurz sitzt er neben mir, dann macht er weiter.
Das erste "kurz" bezieht der Leser unwillkürlich auf die gereichte Hand. Dadurch zieht die eventuell aus stilistischen Gründen gewählte Wortwiederholung hier nicht.

Wie lange sitze ich schon hier? Ist eigentlich auch egal, [red]es gefällt mir[/red]. Ich helfe inzwischen nicht mehr vielen. Sie werden immer selbstsüchtiger, immer egoistischer.
[red]Es gefällt mir nicht[/red].
und wieder: Wie erkennt der Ich-Erzähler am Felsvorsprung sitzend die Selbstsucht und den Egoismus.

Wie es [red]wohl[/red] ganz oben ist? Lohnt es sich? Dieser Kampf, ist er es wert? Ich erfahre es [red]wohl[/red] nie.
Rechtschreibung:
die [red]S[/red]chmerzenden Hände
Meine Beine baumeln über de[red](n)[/red][blue]m[/blue] Abgrund
Ich werde etwas tun, was kaum jemand ander[red](s)[/red][blue]er[/blue] macht.
Ich sch[red](e)[/red][blue]a[/blue]ue hinauf und erkenne bekannte Gesichter
Ich stehe [red]in mitten des [/red]Paradieses. [blue]Inmitten[/blue]. Schöner aber wäre überhaupt: Ich stehe mitten im Paradies.

Kann es sein, dass du geträumt hast, was du hier erzählst? Wenn dem so ist, würde ich die Geschichte vielleicht umbenennen auf "Traumleiter", dann sind auch Ungereimtheiten plötzlich legitim.

Liebe Grüße und noch viel Freude am Schreiben
Nosie
 

chrissygirl

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Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Und von vorne: Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Nie wird es aufhören. Der Kampf gegen andere, der Kampf gegen den riesigen Berg, dessen Spitze jeder erreichen will. Man kämpft gegen die Kälte, den Wind, die schmerzenden Hände und Füße und gegen die anderen, die dich hinunter schmeißen, um selber weiterkommen zu können.
Manchmal kann man eine kleine Pause auf einem Felsvorsprung machen, aber diese kurzen Pausen sind nicht jedem gegönnt.
Manche stürzen in die Tiefe, finden keinen Halt mehr und verschwinden. Viele von ihnen reißen andere mit.
Ich klettere weiter, rutsche ab, fange mich wieder und mache weiter.
Wie immer.
Man setzt sich, wenn man klug ist, kleine Ziele, bis man den Berg erklommen hat.
Ich habe einen der wenigen Vorsprünge im Blick.
Er scheint auf mich zu warten. Als ich ihn erreiche, denke ich lange nach.
'Macht es Sinn, weiter zu klettern? Nein, wahrscheinlich nicht. Ich kann hier glücklich sein, warum sollte ich bis nach oben kommen wollen?'
Ich bleibe sitzen. Meine Beine baumeln über dem Abgrund. Ich beobachte die anderen. Einer ist fast bei mir, kann sich aber nicht mehr lange halten.
Man sieht ihm an, dass er erschöpft ist. Seine Hände zittern, bei jedem Griff droht er abzurutschen.
Trotz allem ist er hier.
Ich werde etwas tun, was kaum ein anderer macht. Ich reiche ihm meine Hand. Er blickt mich misstrauisch an, ich erkenne Zweifel in seinen Augen.
Nach wenigen Augenblicken wird sein Blick weicher und er nimmt meine Hand, lässt sich von mir helfen.
Nur sehr kurz sitzt er neben mir, dann macht er weiter. Er wird weit kommen, das wünsche ich ihm zumindest.
Er ist nicht der Letzte gewesen, dem ich geholfen habe.
Viele werden meine Hand nehmen und weiter kommen als ich – dabei erwische ich nicht immer nur die, die es verdient haben.
Wie lange sitze ich schon hier? Ist eigentlich auch egal, ich sitze gerne hier.
Sie schmeißen sich gegenseitig die Felswand hinab,von Rücksicht kann kaum noch die Rede sein.
Dieses Verhalten misfällt mir.
Ich frage mich, wie es ganz oben aussieht, ob sich der Kampf lohnt.
Etwas klappert gegen die Felswand, direkt neben mir.
Es hängt nun frei in der Luft -
eine Strickleiter
Ich schaue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half.
Ich erhebe mich und ergreife den ersten Stock, ziehe mich hinauf, stelle mich auf den ersten Stock und ergreife den nächsten.
Den letzten Meter klettere ich nicht, sie ziehen mich hinauf und lächeln mich an.
Atemlos betrachte ich das, was ich sehe...
Ich befinde mich mitten im Paradies!
 

chrissygirl

Mitglied
@Nosie,
ich bin froh, wenn man mir sagt, was gut ist und was ich ändern sollte. Unabhängig von meinem Alter.
Anders kann ich mich ja nicht verbessern, also danke für die Kritik. :)
Es war kein Traum, mehr ein Gedanke der mir kam, als ich seit einer halben Stunde im Zug saß. Da habe ich es dann gleich aufgeschrieben.

Die Rechtschreibfehler waren da leider nicht auszuschließen. :D
 

anbas

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Hallo Chrissygirl,

mir gefällt der Text richtig gut!

An dieser Stelle:
Es hängt nun frei in der Luft -
eine Strickleiter
Schenke ich Dir noch einen Punkt, den Du gerne hinter die Strickleiter einsetzen darfst ;).

Und hier:
Ich schaue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half.
Ich erhebe mich und ergreife den ersten Stock, ziehe mich hinauf, stelle mich auf den ersten Stock und ergreife den nächsten.
Habe ich zwei Anmerkungen:

Was für Stöcker meinst Du? Bei einer Strickleiter spricht man eher von "Sprossen", wenn es Stöcker sind, die irgendwie aus dem Berg herausragen, solltest Du sie vorher schon erwähnen, also irgendwie in die Geschichte einführen.

Was mir an dieser Stelle ein wenig fehlt, ist der Grund für den Meinungswechsel. Dein Prot. sitzt ja gerne auf dem Vorsprung. Du beschreibst ausführlich, dass er/sie dort bleiben will. Und nun steht er/sie auf einmal auf und zieht doch weiter? Dieser Abschnitt ist aus meiner Sicht eine ganz zentrale Stelle in Deinem Text und sollte daher ausgebaut werden.

Liebe Grüße

Andreas
 

chrissygirl

Mitglied
Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Und von vorne: Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Nie wird es aufhören. Der Kampf gegen andere, der Kampf gegen den riesigen Berg, dessen Spitze jeder erreichen will. Man kämpft gegen die Kälte, den Wind, die schmerzenden Hände und Füße und gegen die anderen, die dich hinunter schmeißen, um selber weiterkommen zu können.
Manchmal kann man eine kleine Pause auf einem Felsvorsprung machen, aber diese kurzen Pausen sind nicht jedem gegönnt.
Manche stürzen in die Tiefe, finden keinen Halt mehr und verschwinden. Viele von ihnen reißen andere mit.
Ich klettere weiter, rutsche ab, fange mich wieder und mache weiter.
Wie immer.
Man setzt sich, wenn man klug ist, kleine Ziele, bis man den Berg erklommen hat.
Ich habe einen der wenigen Vorsprünge im Blick.
Er scheint auf mich zu warten. Als ich ihn erreiche, denke ich lange nach.
'Macht es Sinn, weiter zu klettern? Nein, wahrscheinlich nicht. Ich kann hier glücklich sein, warum sollte ich bis nach oben kommen wollen?'
Ich bleibe sitzen. Meine Beine baumeln über dem Abgrund. Ich beobachte die anderen. Einer ist fast bei mir, kann sich aber nicht mehr lange halten.
Man sieht ihm an, dass er erschöpft ist. Seine Hände zittern, bei jedem Griff droht er abzurutschen.
Trotz allem ist er hier.
Ich werde etwas tun, was kaum ein anderer macht. Ich reiche ihm meine Hand. Er blickt mich misstrauisch an, ich erkenne Zweifel in seinen Augen.
Nach wenigen Augenblicken wird sein Blick weicher und er nimmt meine Hand, lässt sich von mir helfen.
Nur sehr kurz sitzt er neben mir, dann macht er weiter. Er wird weit kommen, das wünsche ich ihm zumindest.
Er ist nicht der Letzte gewesen, dem ich geholfen habe.
Viele werden meine Hand nehmen und weiter kommen als ich – dabei erwische ich nicht immer nur die, die es verdient haben.
Wie lange sitze ich schon hier? Ist eigentlich auch egal, ich sitze gerne hier.
Sie schmeißen sich gegenseitig die Felswand hinab,von Rücksicht kann kaum noch die Rede sein.
Dieses Verhalten misfällt mir.
Ich frage mich, wie es ganz oben aussieht, ob sich der Kampf lohnt.
Etwas klappert gegen die Felswand, direkt neben mir.
Es hängt nun frei in der Luft -
eine Strickleiter.
Ich schaue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half. Sie sehen zufrieden aus und lächeln mir entgegen. Einige winken mir und fordern mich auf, ebenfalls hinauf zu klettern, mich zu ihnen zu gesellen.
Ich farge mich immer noch, was einen oben erwartet. Ich zögere - meine Kraft schwindet immer mehr, es ist anstrengend, zu helfen. Auch wenn es mich immer gefreut hat, wenn sie anschließend sehr weit kamen.
Ich erhebe mich kurz entschlossen und ergreife die erste Sprosse, ziehe mich hinauf.
Ich will das Ziel erreichen, ich will sehen, was dort oben ist, ich will ihre Hilfe annehmen, so wie sie meine annahmen.
Den letzten Meter klettere ich nicht, sie ziehen mich hinauf und lächeln mich an.
Atemlos betrachte ich das, was ich sehe...
Ich befinde mich mitten im Paradies!
 

chrissygirl

Mitglied
@anbas
Ach, der Punkt! Ist mir nicht aufgefallen. :D
Es war so gemeint, dass die Person, die dort sitzt gerne nach oben möchte, es sich aber nicht zutraut und desshalb dort sitzen bleibt. Mit der Zeit findet er gefallen daran.
Aber als dann diese Chance kommt, nimmt er diese wahr. Aber stimmt, ganz klar wurde das nicht.
Vielen Dank. :)
 

chrissygirl

Mitglied
Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Und von vorne: Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Nie wird es aufhören. Der Kampf gegen andere, der Kampf gegen den riesigen Berg, dessen Spitze jeder erreichen will. Man kämpft gegen die Kälte, den Wind, die schmerzenden Hände und Füße und gegen die anderen, die dich hinunter schmeißen, um selber weiterkommen zu können.
Manchmal kann man eine kleine Pause auf einem Felsvorsprung machen, aber diese kurzen Pausen sind nicht jedem gegönnt.
Manche stürzen in die Tiefe, finden keinen Halt mehr und verschwinden. Viele von ihnen reißen andere mit.
Ich klettere weiter, rutsche ab, fange mich wieder und mache weiter.
Wie immer.
Man setzt sich, wenn man klug ist, kleine Ziele, bis man den Berg erklommen hat.
Ich habe einen der wenigen Vorsprünge im Blick.
Er scheint auf mich zu warten. Als ich ihn erreiche, denke ich lange nach.
'Macht es Sinn, weiter zu klettern? Nein, wahrscheinlich nicht. Ich kann hier glücklich sein, warum sollte ich bis nach oben kommen wollen?'
Ich bleibe sitzen. Meine Beine baumeln über dem Abgrund. Ich beobachte die anderen. Einer ist fast bei mir, kann sich aber nicht mehr lange halten.
Man sieht ihm an, dass er erschöpft ist. Seine Hände zittern, bei jedem Griff droht er abzurutschen.
Trotz allem ist er hier.
Ich werde etwas tun, was kaum ein anderer macht. Ich reiche ihm meine Hand. Er blickt mich misstrauisch an, ich erkenne Zweifel in seinen Augen.
Nach wenigen Augenblicken wird sein Blick weicher und er nimmt meine Hand, lässt sich von mir helfen.
Nur sehr kurz sitzt er neben mir, dann macht er weiter. Er wird weit kommen, das wünsche ich ihm zumindest.
Er ist nicht der Letzte gewesen, dem ich geholfen habe.
Viele werden meine Hand nehmen und weiter kommen als ich – dabei erwische ich nicht immer nur die, die es verdient haben.
Wie lange sitze ich schon hier? Ist eigentlich auch egal, ich sitze gerne hier.
Sie schmeißen sich gegenseitig die Felswand hinab,von Rücksicht kann kaum noch die Rede sein.
Dieses Verhalten misfällt mir.
Ich frage mich, wie es ganz oben aussieht, ob sich der Kampf lohnt.
Etwas klappert gegen die Felswand, direkt neben mir.
Es hängt nun frei in der Luft -
eine Strickleiter.
Ich schaue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half. Sie sehen zufrieden aus und lächeln mir entgegen. Einige winken mir und fordern mich auf, ebenfalls hinauf zu klettern, mich zu ihnen zu gesellen.
Ich frage mich immer noch, was einen oben erwartet. Ich zögere - meine Kraft schwindet immer mehr, es ist anstrengend, zu helfen. Auch wenn es mich immer gefreut hat, wenn sie anschließend sehr weit kamen.
Ich erhebe mich kurz entschlossen und ergreife die erste Sprosse, ziehe mich hinauf.
Ich will das Ziel erreichen, ich will sehen, was dort oben ist, ich will ihre Hilfe annehmen, so wie sie meine annahmen.
Den letzten Meter klettere ich nicht, sie ziehen mich hinauf und lächeln mich an.
Atemlos betrachte ich das, was ich sehe...
Ich befinde mich mitten im Paradies!
 

anbas

Mitglied
Hallo chrissygirl,

Deine Überarbeitung hat dem Text gut getan. Aus meiner Sicht ist da aber noch mehr herauszuholen. Ich habe ein wenig in ihm "herumgeschmiert" und mit Absätzen experimentiert. So sind einige Vorschläge entstanden. Es sind wirklich nur Vorschläge - vielleicht ist ja das eine oder andere dabei, das Du übernehmen möchtest oder das Dich zu einer anderen Lösung inspiriert.

Ich habe aber auch die Vermutung, dass man auch nach der nächsten Überarbeitung noch mehr herausholen kann. Wenn Du magst und die Geduld hast, wenn ich mich nicht sofort melde, können wir irgendwann in die "nächste Runde" gehen.


Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Und von vorne: Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Nie wird es aufhören. Der Kampf gegen andere, der Kampf gegen den riesigen Berg, dessen Spitze jeder erreichen will. Man kämpft gegen die Kälte, den Wind, die schmerzenden Hände und Füße und gegen die anderen, die dich hinunter schmeißen [blue](stoßen?)[/blue], um selber weiterkommen zu können.

Manchmal kann man eine kleine Pause auf einem Felsvorsprung machen, aber diese kurzen Pausen sind nicht jedem gegönnt.
Manche [blue](Einige?)[/blue] stürzen in die Tiefe, finden keinen Halt mehr und verschwinden. Viele von ihnen reißen andere mit.

Ich klettere weiter, rutsche ab, fange mich wieder und mache weiter.
Wie immer.
Man setzt sich, wenn man klug ist, kleine Ziele, bis man den Berg erklommen hat. [blue](Dieser Satz könnte aus meiner Sicht auch wegfallen - er passt für mich nicht so wirklich rein, wirkt auf mich zu belehrend)[/blue]
Ich habe einen der wenigen Vorsprünge im Blick. [blue](Vielleicht insgesamt etwas weniger mit "Ich" den Satz anfangen - hier könnte es z.B. auch mit "Dann habe ich ..." weiter gehen)[/blue]
Er scheint auf mich zu warten. Als ich ihn erreiche, denke ich lange nach.

'Macht es Sinn, weiter zu klettern? Nein, wahrscheinlich nicht. Ich kann hier glücklich sein, warum sollte ich bis nach oben kommen wollen?'

Ich bleibe sitzen. Meine Beine baumeln über dem Abgrund. Ich beobachte die anderen. Einer [blue](von ihnen?)[/blue] ist fast bei mir, kann sich aber nicht mehr lange halten.
Man sieht ihm an, dass er erschöpft ist. Seine Hände zittern, bei jedem Griff droht er abzurutschen.
Trotz allem ist er hier.
Ich werde etwas tun [blue](Nun tue ich etwas, das...?)[/blue], was kaum ein anderer macht. Ich reiche ihm meine Hand. Er blickt mich misstrauisch an, [blue](Punkt?)[/blue] ich erkenne Zweifel in seinen Augen. [blue](kein Absatz?)[/blue]
Nach wenigen Augenblicken wird sein Blick weicher [blue](Komma)[/blue] und er nimmt meine Hand, lässt sich von mir helfen.
Nur sehr kurz sitzt er neben mir, dann macht er weiter [blue](klettert er weiter / setzt er seinen Weg weiter fort?)[/blue]. Er wird weit kommen, das wünsche ich ihm zumindest.

Er ist nicht der Letzte gewesen, dem ich geholfen habe.
Viele werden meine Hand nehmen und weiter kommen als ich – dabei erwische ich nicht immer nur die, die es verdient haben.
Wie lange sitze ich schon hier [blue](auf diesem Vorsprung?[/blue] - sonst zwei mal "hier" kurz hintereinander)? Ist eigentlich auch egal, ich sitze gerne hier.

Sie schmeißen sich gegenseitig die Felswand hinab [blue](Weiterhin stoßen sich viele von ihnen...?)[/blue],von Rücksicht kann kaum noch die Rede sein.
Dieses Verhalten misfällt mir.
Ich frage mich, wie es ganz oben aussieht, ob sich der Kampf lohnt.

Etwas klappert gegen die Felswand, direkt neben mir.
Es hängt nun frei in der Luft - eine Strickleiter.
Ich schaue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half. Sie sehen zufrieden aus und lächeln mir entgegen. Einige winken mir [blue](zu?)[/blue] und fordern mich auf, ebenfalls hinauf zu klettern, mich zu ihnen zu gesellen.

Ich frage mich immer noch, was einen [blue](dort?)[/blue] oben erwartet. Ich zögere - meine Kraft schwindet immer mehr, es ist anstrengend, zu helfen. Auch, [blue](Komma)[/blue] wenn es mich immer gefreut hat, wenn sie anschließend sehr weit kamen.
Ich erhebe mich kurz entschlossen [blue](Kurz entschlossen erhabe ich mich ...)[/blue] und ergreife die erste Sprosse, ziehe mich hinauf.
Ich will das Ziel erreichen, ich will sehen, was dort oben ist, ich will ihre Hilfe annehmen, so wie sie meine annahmen.
Den letzten Meter klettere ich nicht, sie ziehen mich hinauf und lächeln mich an.
Atemlos betrachte ich das, was ich sehe...
Ich befinde mich mitten im Paradies!
Das war es (erst mal ;)).

Liebe Grüße

Andreas
 

chrissygirl

Mitglied
Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Und von vorne: Klettern, abrutschen, auffangen, weitermachen.
Nie wird es aufhören. Der Kampf gegen andere, der Kampf gegen den riesigen Berg, dessen Spitze jeder erreichen will. Man kämpft gegen die Kälte, den Wind, die schmerzenden Hände und Füße und gegen die anderen, die dich hinunter stoßen, um selber weiterkommen zu können.
Manchmal kann man eine kleine Pause auf einem Felsvorsprung machen, aber diese kurzen Pausen sind nicht jedem gegönnt.
Einige stürzen in die Tiefe, finden keinen Halt mehr und verschwinden. Viele von ihnen reißen andere mit.
Ich klettere weiter, rutsche ab, fange mich wieder und mache weiter.
Wie immer.
Dann erblicke ich einen der wenigen Vorsprünge.
Er scheint auf mich zu warten. Als ich ihn erreiche, denke ich lange nach.
'Macht es Sinn, weiter zu klettern? Nein, wahrscheinlich nicht. Ich kann hier glücklich sein, warum sollte ich bis nach oben kommen wollen?'
Ich bleibe sitzen. Meine Beine baumeln über dem Abgrund. Ich beobachte die anderen. Einer von ihnen ist fast bei mir, kann sich aber nicht mehr lange halten.
Man sieht ihm an, dass er erschöpft ist. Seine Hände zittern, bei jedem Griff droht er abzurutschen.
Trotz allem ist er hier.
Nun werde ich etwas tun, dass kaum ein anderer macht. Ich reiche ihm meine Hand. Er blickt mich misstrauisch an. Ich erkenne Zweifel in seinen Augen. Nach wenigen Augenblicken wird sein Blick weicher, und er nimmt meine Hand, lässt sich von mir helfen.
Nur sehr kurz sitzt er neben mir, dann klettert er weiter. Er wird weit kommen, das wünsche ich ihm zumindest.
Er ist nicht der Letzte gewesen, dem ich geholfen habe.
Viele werden meine Hand nehmen und weiter kommen als ich – dabei erwische ich nicht immer nur die, die es verdient haben.
Wie lange sitze ich schon auf diesem Vorsprung? Ist eigentlich auch egal, ich sitze gerne hier.
Sie schmeißen sich gegenseitig die Felswand hinab,von Rücksicht kann kaum noch die Rede sein.
Dieses Verhalten misfällt mir.
Ich frage mich, wie es ganz oben aussieht, ob sich der Kampf lohnt.
Etwas klappert gegen die Felswand, direkt neben mir.
Es hängt nun frei in der Luft -
eine Strickleiter.
Ich schaue hinauf und erkenne bekannte Gesichter, welche dieses Gebilde festhalten.
Die Kletterer, denen ich half. Sie sehen zufrieden aus und lächeln mir entgegen. Einige winken mir zu und fordern mich auf, ebenfalls hinauf zu klettern, mich zu ihnen zu gesellen.
Ich frage mich immer noch, was einen dort oben erwartet. Ich zögere - meine Kraft schwindet immer mehr, es ist anstrengend, zu helfen. Auch, wenn es mich immer gefreut hat, wenn sie anschließend sehr weit kamen.
Kurz entschlossen erhebe ich mich und ergreife die erste Sprosse, ziehe mich hinauf.
Ich will das Ziel erreichen, ich will sehen, was dort oben ist, ich will ihre Hilfe annehmen, so wie sie meine annahmen.
Den letzten Meter klettere ich nicht, sie ziehen mich hinauf und lächeln mich an.
Atemlos betrachte ich das, was ich sehe...
Ich befinde mich mitten im Paradies!
 



 
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