ich hoffe, es gehört hierhin, soll Steampunk sein
Obschon seine Hand leicht zitterte, gelang es Fitzgerald, die Pinzette an die gewünschte Stelle zu bringen. Vorsichtig ließ er das letzte Zahnrädchen auf den dafür bestimmten Stift gleiten. Es passte exakt in die Lücke des Antriebs, war genauso richtig bemessen wie das Verkleidungsblech, das er anschließend aufschraubte. Erleichtert atmete er tief durch und wischte sich über die Stirn.
Nun war der Moment gekommen, sein Werk zu begutachten.
Zuerst aber würde er sich eine Tasse Tee gönnen. Nichts half besser in aufregenden Zeiten als ein wenig Normalität.
Er schaufelte drei gehäufte Löffel Zucker in die feine Porzellantasse.
Seine geliebte Petulia würde ihn ausschimpfen, könnte sie ihn sehen. Zucker sei ungesund, hatte sie immer gesagt, und ihm nur ein Löffelchen des Lasters zugestanden.
Schnell goss er sich von der fast schwarzen Brühe ein, die seit Stunden im Teekessel vor sich hin köchelte.
Fitzgerald genoss den bitter-süßen Geschmack, das Gefühl, in seinem Alter noch ein wenig zu sündigen.
Bald mochte das vorbei sein.
Dann griff er die Kurbel und setzte sie in seine gebaute Maschine ein. Vorsichtig drehte er im Uhrzeigersinn an ihr, hörte dabei das leichte Klacken der Räder und ein Surren, das er für ein Anspannen der Federn hielt.
Schließlich entschloss er sich, es sei genug.
Er entfernte die Kurbel und wartete. Das Surren verstärkte sich, dazu kamen ein leichtes Knarren und ein Geräusch, als versuche das Metall, mit ihm zu reden.
Zuerst tat sich nicht mehr, dann bewegte sich eines der kupfernen Fingerglieder, darauf der ganze Finger. Bald folgte die ganze Hand, ein Arm.
Mit angehaltenem Atem verfolgte Fitzgerald, wie sich das von ihm geschaffene Wesen aufzurichten versuchte.
Offensichtlich fiel ihr das schwer. Aus dem silbernen Mund kam ein Stöhnen.
„Langsam, meine Liebe“, flüsterte Fitzgerald. Lauter fügte er hinzu: „Du solltest nichts überstürzen.“
Das Stöhnen verwandelte sich in ein energisches Brummen.
„Der Sprachgenerator muss vielleicht ein wenig nachgestellt werden“, setzte er entschuldigend hinzu.
Nun dreht die Kreatur das Gesicht in seine Richtung. Die filigranen Goldplatten, aus denen er ihre Augenlider gefertigt hatte, waren nach oben geklappt. Sie fixierte ihn aus blauen Glasaugen, die verblüffend genau denen seiner verstorbenen Frau ähnelten.
Ein deutscher Glasbläser hatte die Kugeln nach Fitzgeralds Tuschezeichnungen gearbeitet. Der Mann hatte sich selbst übertroffen.
„Petulia, mein Herz“, sagte er überglücklich.
Sie schlug sich mit den Fingerspitzen gegen die Lippen. Er verstand und griff zur Ölkanne. Vorsichtig beträufelte er die winzigen Scharniere, die den Mund beweglich machten.
„Lange? Wie lange?“, brachte sie ein wenig scheppernd hervor.
Fitzgerald befeuchtete seine Lippen, bevor er antwortete.
„Zwanzig lange Jahre.“
Alt war er geworden, ihr Mann, fand Petulia. Dennoch, sein Lächeln war das des jungen Mannes, den sie einst geheiratet hatte.
Der künstliche Leib fühlte sich erstaunlich gut an. Vielleicht lag es daran, dass sie das erste Mal seit langer Zeit schmerzfrei war. Keine bösartige Krankheit, die sich durch Knochen, Fleisch und Haut fraß, und jeden Atemzug zur Qual machte, bis endlich die ewige Dunkelheit Erlösung brachte.
„Du hast mir einen Körper gebastelt, wie du mir versprochen hast“, stellte sie fest.
Er nickte, fuhr ihr über die schimmernde Haut. Sie spürte die Berührung wie einen zarten Lufthauch.
„Ich versprach dir doch bei unserer Hochzeit, dass du dich auf mich verlassen kannst“, erwiderte er und wirkte wieder wie einundzwanzig.
„Gut, es gab das ein oder andere Problem, doch habe ich sie nach und nach lösen können“, ergänzte er ein wenig zögerlich.
Sie nickte.
Ihr Mann hatte immer schon zu Untertreibungen geneigt.
Wie nur war es ihm gelungen, ihr Gehirn über all die Zeit funktionsfähig zu halten? Hatte etwa ihre Theorie der magnetisch-elektrischen Kühlung gestimmt?
Aber nun war ihr Anderes wichtiger.
„Fitz, ich möchte die Sonne sehen“, bat sie ihn.
Er half ihr aufzustehen und führte sie bis zum Fenster. Sie wandte ihre Lichtsensoren der Helligkeit zu, nahm das sich ihr bietende Bild in sich auf. Ein runder blauer Ball begrüßte sie an einem apfelsinenfarbigen Himmel. Nun begriff sie auch, warum Fitzgeralds Haut so bläulich aussah.
Egal, falls nötig, konnte sie mit Komplementärfarben leben.
„Wunderschön, nicht wahr“, riss ihr Mann sie aus ihren Überlegungen.
„Wunderschön“, stimmte sie ihm zu und nahm seine Hand in ihre Metallfinger. "Aber ab heute ist Schluss mit der Zuckervöllerei, nicht wahr?"
Der Zuckerrest in seiner Teetasse war ihr nicht entgangen. Gewohnheit, nahm sie an.
Als Antwort küsste er sie.
Obschon seine Hand leicht zitterte, gelang es Fitzgerald, die Pinzette an die gewünschte Stelle zu bringen. Vorsichtig ließ er das letzte Zahnrädchen auf den dafür bestimmten Stift gleiten. Es passte exakt in die Lücke des Antriebs, war genauso richtig bemessen wie das Verkleidungsblech, das er anschließend aufschraubte. Erleichtert atmete er tief durch und wischte sich über die Stirn.
Nun war der Moment gekommen, sein Werk zu begutachten.
Zuerst aber würde er sich eine Tasse Tee gönnen. Nichts half besser in aufregenden Zeiten als ein wenig Normalität.
Er schaufelte drei gehäufte Löffel Zucker in die feine Porzellantasse.
Seine geliebte Petulia würde ihn ausschimpfen, könnte sie ihn sehen. Zucker sei ungesund, hatte sie immer gesagt, und ihm nur ein Löffelchen des Lasters zugestanden.
Schnell goss er sich von der fast schwarzen Brühe ein, die seit Stunden im Teekessel vor sich hin köchelte.
Fitzgerald genoss den bitter-süßen Geschmack, das Gefühl, in seinem Alter noch ein wenig zu sündigen.
Bald mochte das vorbei sein.
Dann griff er die Kurbel und setzte sie in seine gebaute Maschine ein. Vorsichtig drehte er im Uhrzeigersinn an ihr, hörte dabei das leichte Klacken der Räder und ein Surren, das er für ein Anspannen der Federn hielt.
Schließlich entschloss er sich, es sei genug.
Er entfernte die Kurbel und wartete. Das Surren verstärkte sich, dazu kamen ein leichtes Knarren und ein Geräusch, als versuche das Metall, mit ihm zu reden.
Zuerst tat sich nicht mehr, dann bewegte sich eines der kupfernen Fingerglieder, darauf der ganze Finger. Bald folgte die ganze Hand, ein Arm.
Mit angehaltenem Atem verfolgte Fitzgerald, wie sich das von ihm geschaffene Wesen aufzurichten versuchte.
Offensichtlich fiel ihr das schwer. Aus dem silbernen Mund kam ein Stöhnen.
„Langsam, meine Liebe“, flüsterte Fitzgerald. Lauter fügte er hinzu: „Du solltest nichts überstürzen.“
Das Stöhnen verwandelte sich in ein energisches Brummen.
„Der Sprachgenerator muss vielleicht ein wenig nachgestellt werden“, setzte er entschuldigend hinzu.
Nun dreht die Kreatur das Gesicht in seine Richtung. Die filigranen Goldplatten, aus denen er ihre Augenlider gefertigt hatte, waren nach oben geklappt. Sie fixierte ihn aus blauen Glasaugen, die verblüffend genau denen seiner verstorbenen Frau ähnelten.
Ein deutscher Glasbläser hatte die Kugeln nach Fitzgeralds Tuschezeichnungen gearbeitet. Der Mann hatte sich selbst übertroffen.
„Petulia, mein Herz“, sagte er überglücklich.
Sie schlug sich mit den Fingerspitzen gegen die Lippen. Er verstand und griff zur Ölkanne. Vorsichtig beträufelte er die winzigen Scharniere, die den Mund beweglich machten.
„Lange? Wie lange?“, brachte sie ein wenig scheppernd hervor.
Fitzgerald befeuchtete seine Lippen, bevor er antwortete.
„Zwanzig lange Jahre.“
Alt war er geworden, ihr Mann, fand Petulia. Dennoch, sein Lächeln war das des jungen Mannes, den sie einst geheiratet hatte.
Der künstliche Leib fühlte sich erstaunlich gut an. Vielleicht lag es daran, dass sie das erste Mal seit langer Zeit schmerzfrei war. Keine bösartige Krankheit, die sich durch Knochen, Fleisch und Haut fraß, und jeden Atemzug zur Qual machte, bis endlich die ewige Dunkelheit Erlösung brachte.
„Du hast mir einen Körper gebastelt, wie du mir versprochen hast“, stellte sie fest.
Er nickte, fuhr ihr über die schimmernde Haut. Sie spürte die Berührung wie einen zarten Lufthauch.
„Ich versprach dir doch bei unserer Hochzeit, dass du dich auf mich verlassen kannst“, erwiderte er und wirkte wieder wie einundzwanzig.
„Gut, es gab das ein oder andere Problem, doch habe ich sie nach und nach lösen können“, ergänzte er ein wenig zögerlich.
Sie nickte.
Ihr Mann hatte immer schon zu Untertreibungen geneigt.
Wie nur war es ihm gelungen, ihr Gehirn über all die Zeit funktionsfähig zu halten? Hatte etwa ihre Theorie der magnetisch-elektrischen Kühlung gestimmt?
Aber nun war ihr Anderes wichtiger.
„Fitz, ich möchte die Sonne sehen“, bat sie ihn.
Er half ihr aufzustehen und führte sie bis zum Fenster. Sie wandte ihre Lichtsensoren der Helligkeit zu, nahm das sich ihr bietende Bild in sich auf. Ein runder blauer Ball begrüßte sie an einem apfelsinenfarbigen Himmel. Nun begriff sie auch, warum Fitzgeralds Haut so bläulich aussah.
Egal, falls nötig, konnte sie mit Komplementärfarben leben.
„Wunderschön, nicht wahr“, riss ihr Mann sie aus ihren Überlegungen.
„Wunderschön“, stimmte sie ihm zu und nahm seine Hand in ihre Metallfinger. "Aber ab heute ist Schluss mit der Zuckervöllerei, nicht wahr?"
Der Zuckerrest in seiner Teetasse war ihr nicht entgangen. Gewohnheit, nahm sie an.
Als Antwort küsste er sie.