Die Perspektive einer Tasche

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Mein Gewand spiegelt die Farbe des hellen Sandes wider.
Ich fühle mich so zart an, wie die Blüte einer Wildrose. Und meine Essenz duftet mehr, als die der wohlriechendsten Flor dieser Atmosphäre.
Ich wurde in einer dunklen, kühlen und menschenleeren Fabrik kreiert. Gemeinsam mit meinen Gleichgesinnten lagen wir dort und hofften, dass man uns nicht vergaß.
An einem mir viel zu nassen Tag nahm man mich verpackt mit. Ich fröstelte ein wenig und der Appetit nach Zuneigung wuchs. Die Kiste, in der ich eingesperrt war, wurde geöffnet. Eine junge Frau nahm mich in die Hand und begutachtete mich sorgfältig. Ich konnte dieses Weiblein nicht sprechen hören, da man mir kein Gehör schenkte. Doch das war auch nicht nötig. Ich spürte ihre Freude. Für einen Moment lang zweifelte ich an mir, denn weshalb konnte ich sehen und fühlen, aber nichts hören?
Die holde Maid, meine Besitzerin, liebte mich und nahm mich stets mit. Ich lernte ihre Umgebung kennen und wollte sie jederzeit vor all dem Schlechten auf dieser Welt schützen, denn so wie sie mich geliebt hat, liebte auch ich sie. Doch nun ist diese Zeit vorüber und ich liege auf dem kalten Fußboden in ihrem Zimmer und spüre den Staub auf meinem Leder. Ich hatte ihr nichts Böses getan und trotzdem ließ sie mich fallen und tauschte mich aus. Nun sehe ich sie jeden Tag ins Zimmer kommen und wieder gehen. Nicht mal mehr eines Blickes würdigte sie mich.
Weshalb stoßen die Menschen andere von ihnen ab, obwohl man nur Gutes möchte? Ich bin ratlos sowie tatlos. Es waren schöne Zeiten mit meiner Dame, doch nun lass ich das Schicksal gewähren. Ich wünschte, man würde mich neu nach ihrem Geschmack kreieren, sodass ich erneut in den Genuss ihrer Anwesenheit und Zuneigung komme. Aber wünschen tun viele und Wünsche sind dazu da, um Wünsche zu bleiben.
 



 
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