Sweetrebell
Mitglied
Als am frühen Morgen sein Wecker klingelte, wäre Jonas am liebsten liegen geblieben.
Er drückte auf die Snoozetaste, drehte sich um und zog die Decke über den Kopf.
„Na, los du Faulpelz. Raus mit dir,“ forderte ihn Sebastian, sein Mitbewohner, auf.
Jonas blinzelte ihn wütend an, aber er lachte nur und riss ihm die Decke vom Leib.
„Ich schaff das nicht,“ murmelte Jonas.
„Herr von Bayersdorff, sie können gar nicht anders,“ äffte Sebastian ihren Lateinprofessor nach.
Jonas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Langsam richtete er sich auf und schlüpfte in seine Pantoffeln.
Seine schwarzen Locken standen ihm wirr vom Kopf.
„Ich schaff das nicht,“ wiederholte sich Jonas, aber Sebastian war schon weg.
Wie jeden Morgen kam Jonas auf dem Weg zu den Klassensälen, an den Bildern seiner Vorfahren vorbei.
Sie verfolgten ihn seit der fünften Klasse. Starrten ihn unverhohlen an.
Drückten ihm den Stempel seiner Herkunft jeden Tag aufs Neue auf.
Vor dem Bild seines Urgroßvaters blieb Jonas, wie an jedem Tag stehen und schaute es sich an.
Die Ähnlichkeit zu seinem Urgroßvater war erschreckend. Auch er hatte schwarze kaum zu bändigende Locken und die gleichen katzenartigen grünen Augen wie er.
Irgendwie mochte Jonas ihn am liebsten, auch oder vielleicht gerade, weil er immer mit ihm verglichen wurde.
Er sei genauso dickköpfig, genauso faul und der Kunst zugewandt gewesen, wie er.
Dennoch hatte Justus von Bayersdorff seinen Abschluss mit Auszeichnung bestanden und sich damit, in der Bildergalerie des Hohenzöllerinternats verewigt. Wie er es damals geschafft hatte, sollte allen, besonders aber seinen Verwandten ein Rätsel bleiben. Nach seinem hervoragendem Abschluss, studierte er Kunst und seine Gemälde wurden weltberühmt.
So wie sein Urgroßvater wollte auch Jonas Kunst studieren. Er hatte nicht nur sein Aussehen, sondern auch seine Begabung geerbt.
Sehr zum Missfallen seines Vaters, Jonathan von Bayersdorff, der wollte, dass Jonas wie er Jura studiert und eines Tages von Bayersdorff und Sohn auf dem goldenen Praxisschild stehen würde.
Jonas ließ seine Augen über die anderen Bilder gleiten.
Zwischen den vierzehn Bildern, die mit Jahreszahlen und Namensschildern versehen waren, prangten sieben, die den gleichen Namen trugen, wie er.
Das letzte Bild zeigte seinen Vater, der ihn verächtlich anzusehen schien.
„Komm schon. Die können dir jetzt auch nicht mehr helfen,“ hörte Jonas Sebastian sagen.
Er zog ihn am Ärmel mit sich. „Die Prüfungen beginnen in wenigen Minuten,“ sagte er und Jonas wurde speiübel.
„Ich schaff das nicht!“ sagte er verzweifelt.
„Du hast bis jetzt durchgehalten, also schaffst du die Prüfungen auch,“ versuchte ihn Sebastian zu beruhigen.
Er hat nicht die ganze männliche Verwandtschaft im Nacken so wie ich, dachte Jonas, als sie den Raum betraten, in dem sich in wenigen Augenblicken seine Zukunft auflösen würde.
Seine Hände waren klatschnass, als er an seinem ihm zugewiesenen Tisch, platz nahm.
Mit zitternden Händen breitete er seine Schreibutensilien vor sich aus.
Dann wurde es plötzlich totenstill. Die Prüfungsbögen wurden ausgeteilt.
Sein Herz pochte mit aller Gewalt in seiner Brust, dass er meinte, alle müssten es hören.
Erst auf Kommando des Professors, durften die Blätter umgedreht werden.
Jonas hätte alles darum gegeben, Latein und Mathematik abzuwählen, aber nun lagen sie vor ihm, die Prüfungen vor denen er sich am meisten fürchtete. Erst Mathe und dann Latein.
Er verfluchte seine Herkunft und die damit verbundene Verpflichtung, nicht zu versagen.
Aber genau das würde er nun tun.
Jonas starrte auf die Aufgaben, die Zahlen, Tabellen und Sätze, die für ihn keinen Sinn ergaben. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Die Angst zerfleischte ihn, fraß ihn bei lebendigem Leibe auf.
„Fang mit der dritten Aufgabe an,“ hörte Jonas eine Stimme direkt neben ihm. Er fuhr erschrocken rum, aber niemand sah zu ihm auf. Er sah sich im Saal um, nichts, alle waren über ihre Aufgaben gebeugt. Nur der Professor blickte zu ihm rüber. Schnell senkte Jonas seinen Kopf und versuchte die dritte Aufgabe zu finden.
„Jetzt mach was ich dir sage,“ sagte die Stimme.
Jonas durchfuhr ein kalter Schauer. Ich dreh jetzt völlig durch, dachte er und versuchte sich wieder auf seine Aufgaben zu konzentrieren.
„Du musst erst eine Tabelle anlegen und dann......,“
„Genug,“ schrie Jonas und fuhr vom Stuhl hoch, als hätte ihn eine Tarantel gestochen.
Alle schauten erschrocken zu ihm hoch, manche lachten.
„Haben sie ein Problem Herr Bayersdorff?“ fragte ihn der Professor mit ernster Miene.
Doch ehe Jonas antworten konnte, hörte er wieder diese Stimme:
„Jetzt setz dich schon hin, oder die denken wirklich du seist verrückt geworden. Ich bin hier um dir zu helfen Jonas.“
Jonas nickte, murmelte eine Entschuldigung und setzte sich mit hochrotem Kopf wieder auf seinen Stuhl.
Jetzt ist es soweit, dachte Jonas, ich dreh durch.
Erst als der Professor die Abiturienten zur Ruhe ermahnte, hörte das Gekicher wieder auf.
„Wenn du mir zuhörst, helfe ich dir das Abitur zu schaffen.
Deine Zukunft liegt dir zu Füssen. Du wirst ein begnadeter Künstler Jonas.“
Die Prüfung verlief ohne weitere Vorkommnisse.
„Ist das wirklich wahr,“ fragte der Achtjährige seinen Urgroßvater, als sie Hand in Hand durch das alte Internat schlenderten, und sich die Bilder ihrer Ahnen betrachteten.
„Du musst nur daran glauben Jonas,“ sagte der alte Mann.
Er drückte auf die Snoozetaste, drehte sich um und zog die Decke über den Kopf.
„Na, los du Faulpelz. Raus mit dir,“ forderte ihn Sebastian, sein Mitbewohner, auf.
Jonas blinzelte ihn wütend an, aber er lachte nur und riss ihm die Decke vom Leib.
„Ich schaff das nicht,“ murmelte Jonas.
„Herr von Bayersdorff, sie können gar nicht anders,“ äffte Sebastian ihren Lateinprofessor nach.
Jonas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Langsam richtete er sich auf und schlüpfte in seine Pantoffeln.
Seine schwarzen Locken standen ihm wirr vom Kopf.
„Ich schaff das nicht,“ wiederholte sich Jonas, aber Sebastian war schon weg.
Wie jeden Morgen kam Jonas auf dem Weg zu den Klassensälen, an den Bildern seiner Vorfahren vorbei.
Sie verfolgten ihn seit der fünften Klasse. Starrten ihn unverhohlen an.
Drückten ihm den Stempel seiner Herkunft jeden Tag aufs Neue auf.
Vor dem Bild seines Urgroßvaters blieb Jonas, wie an jedem Tag stehen und schaute es sich an.
Die Ähnlichkeit zu seinem Urgroßvater war erschreckend. Auch er hatte schwarze kaum zu bändigende Locken und die gleichen katzenartigen grünen Augen wie er.
Irgendwie mochte Jonas ihn am liebsten, auch oder vielleicht gerade, weil er immer mit ihm verglichen wurde.
Er sei genauso dickköpfig, genauso faul und der Kunst zugewandt gewesen, wie er.
Dennoch hatte Justus von Bayersdorff seinen Abschluss mit Auszeichnung bestanden und sich damit, in der Bildergalerie des Hohenzöllerinternats verewigt. Wie er es damals geschafft hatte, sollte allen, besonders aber seinen Verwandten ein Rätsel bleiben. Nach seinem hervoragendem Abschluss, studierte er Kunst und seine Gemälde wurden weltberühmt.
So wie sein Urgroßvater wollte auch Jonas Kunst studieren. Er hatte nicht nur sein Aussehen, sondern auch seine Begabung geerbt.
Sehr zum Missfallen seines Vaters, Jonathan von Bayersdorff, der wollte, dass Jonas wie er Jura studiert und eines Tages von Bayersdorff und Sohn auf dem goldenen Praxisschild stehen würde.
Jonas ließ seine Augen über die anderen Bilder gleiten.
Zwischen den vierzehn Bildern, die mit Jahreszahlen und Namensschildern versehen waren, prangten sieben, die den gleichen Namen trugen, wie er.
Das letzte Bild zeigte seinen Vater, der ihn verächtlich anzusehen schien.
„Komm schon. Die können dir jetzt auch nicht mehr helfen,“ hörte Jonas Sebastian sagen.
Er zog ihn am Ärmel mit sich. „Die Prüfungen beginnen in wenigen Minuten,“ sagte er und Jonas wurde speiübel.
„Ich schaff das nicht!“ sagte er verzweifelt.
„Du hast bis jetzt durchgehalten, also schaffst du die Prüfungen auch,“ versuchte ihn Sebastian zu beruhigen.
Er hat nicht die ganze männliche Verwandtschaft im Nacken so wie ich, dachte Jonas, als sie den Raum betraten, in dem sich in wenigen Augenblicken seine Zukunft auflösen würde.
Seine Hände waren klatschnass, als er an seinem ihm zugewiesenen Tisch, platz nahm.
Mit zitternden Händen breitete er seine Schreibutensilien vor sich aus.
Dann wurde es plötzlich totenstill. Die Prüfungsbögen wurden ausgeteilt.
Sein Herz pochte mit aller Gewalt in seiner Brust, dass er meinte, alle müssten es hören.
Erst auf Kommando des Professors, durften die Blätter umgedreht werden.
Jonas hätte alles darum gegeben, Latein und Mathematik abzuwählen, aber nun lagen sie vor ihm, die Prüfungen vor denen er sich am meisten fürchtete. Erst Mathe und dann Latein.
Er verfluchte seine Herkunft und die damit verbundene Verpflichtung, nicht zu versagen.
Aber genau das würde er nun tun.
Jonas starrte auf die Aufgaben, die Zahlen, Tabellen und Sätze, die für ihn keinen Sinn ergaben. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Die Angst zerfleischte ihn, fraß ihn bei lebendigem Leibe auf.
„Fang mit der dritten Aufgabe an,“ hörte Jonas eine Stimme direkt neben ihm. Er fuhr erschrocken rum, aber niemand sah zu ihm auf. Er sah sich im Saal um, nichts, alle waren über ihre Aufgaben gebeugt. Nur der Professor blickte zu ihm rüber. Schnell senkte Jonas seinen Kopf und versuchte die dritte Aufgabe zu finden.
„Jetzt mach was ich dir sage,“ sagte die Stimme.
Jonas durchfuhr ein kalter Schauer. Ich dreh jetzt völlig durch, dachte er und versuchte sich wieder auf seine Aufgaben zu konzentrieren.
„Du musst erst eine Tabelle anlegen und dann......,“
„Genug,“ schrie Jonas und fuhr vom Stuhl hoch, als hätte ihn eine Tarantel gestochen.
Alle schauten erschrocken zu ihm hoch, manche lachten.
„Haben sie ein Problem Herr Bayersdorff?“ fragte ihn der Professor mit ernster Miene.
Doch ehe Jonas antworten konnte, hörte er wieder diese Stimme:
„Jetzt setz dich schon hin, oder die denken wirklich du seist verrückt geworden. Ich bin hier um dir zu helfen Jonas.“
Jonas nickte, murmelte eine Entschuldigung und setzte sich mit hochrotem Kopf wieder auf seinen Stuhl.
Jetzt ist es soweit, dachte Jonas, ich dreh durch.
Erst als der Professor die Abiturienten zur Ruhe ermahnte, hörte das Gekicher wieder auf.
„Wenn du mir zuhörst, helfe ich dir das Abitur zu schaffen.
Deine Zukunft liegt dir zu Füssen. Du wirst ein begnadeter Künstler Jonas.“
Die Prüfung verlief ohne weitere Vorkommnisse.
„Ist das wirklich wahr,“ fragte der Achtjährige seinen Urgroßvater, als sie Hand in Hand durch das alte Internat schlenderten, und sich die Bilder ihrer Ahnen betrachteten.
„Du musst nur daran glauben Jonas,“ sagte der alte Mann.