Die Qual des Aufstehens, jeden Tag neu

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dicke Olga

Mitglied
Wohl zum vierten Mal drücke ich blindlings eine Taste meines Handyweckers. Inzwischen ist meine Ruhe ernstlich gestört und ich gebe mich geschlagen, recke mich wie eine Katze, spanne die Muskeln und dehne meine müden Bänder.
Ein weiteres Piepen ertönt.
Ich habe dieser Penetranz nicht genug Faulheit entgegen zu setzen, darum balle ich meine Füße zu Fäusten und winke damit unter der Decke auf und ab, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, während mein Zentner schwerer Arm den Weg nach oben findet und einen Schalter betätigt.
- Irgend ein findiger Mensch hat genau über dem Bett einen elektrischen Rolladenöffner angebracht. Nun beißt das grelle Licht der schneeweißen Außenwelt in meine Augen und setzt fort, was der Wecker begonnen hat. Ich weiß aus Erfahrung, dass ich mir nun auch die letzte Chance genommen habe, wieder einzuschlafen, denn jedes ach so kleine Blinzeln trifft mich wie ein Schlag.
Ich fühle die kalte Zimmerluft in meinem Gesicht und meine, die vorm Fenster tanzenden Schneeflocken darauf zu spüren.
Dann, nach einer gedankenschweren Anlaufzeit, schwinge ich abrupt meinen Körper in die Senkrechte, wobei ich jedes Mal erneut verblüfft bin über diese eklatante Leistung.
Der dadurch entstandene Rückenwind ist auch dringend notwendig, denn nun beginnt der kritische Kampf gegen mein natürliches Bedürfnis: Ich schlage Decke und Kissen zurück, öffne die Balkontür - es drängt in meiner Blase - eile ins Nebenzimmer um das zweite Fenster für einen kurzen Durchzug zu öffnen. Nun zwickt es schon an meinem äußeren Ausgang - warum auch muss ich jeden Abend noch eine große Kanne Tee trinken? So schnell wie mit verkniffenen Schritten möglich, wanke ich ins Bad und plumse siegreich auf die Schüssel. Die wohlige Entspannung, die sich nun einstellt, lullt mich wieder in den Halbschlaf.
Aber diesmal erscheint das Aufstehen nicht ganz so unmenschlich schwer wie beim ersten Mal.
Schlaftrunken schlurfe ich zum Spiegel. Täglich dieselbe Feststellung: Ich kenn´ dich nicht, aber ich wasch´ dich trotzdem! - Wo wäre ich, ohne meine aufopfernd soziale Ader!
Erneut erringe ich einen Sieg über meinen inneren Schweinehund und schaufle mir kaltes Wasser ins Gesicht. Wieder und Wieder. Massiere mit dem Waschlappen meine Haut bis ich tatsächlich frisch und wach bin. Gelobt sei meine innere Stärke und jetzt auch der neue Tag!
Beim Zähneputzen gebe ich mir den Rest an Wohlgefühl indem ich Gesichtsgymnastik in Form von Grimassen mache und mir einrede, dass ich dadurch viele Jahre später erst altern werde.
 

Sigurt Funk

Mitglied
...über die Schwerarbeit des Aufstehens

Bin sehr gerne "mit Dir aufgestanden"! Und das nicht unbedingt deswegen, weil ich ohnehin zum konträren Typ des hier so lustvoll beschriebenen "Schwer-Aufstehers" gehöre. Der Text kommt leichtfüßig und angenehm; er hat mich jedenfalls sofort eingefangen. Es war ein Vergnügen, die Mühen der "Dicken Olga" mitzuerleben.

Mit besten Grüßen
S.F.

PS.: Bei [red]"plumsen"[/red]dürfte sich ein Tippfehler eingeschlichen haben.

[red]"Wieder und Wieder."[/red] Das zweite "Wieder" schreibt man klein denke ich.

"Massiere mit dem Waschlappen meine Haut bis ich tatsächlich frisch und wach bin."
Gehört nach Haut nicht vielleicht doch ein Komma?
 

dicke Olga

Mitglied
Wohl zum vierten Mal drücke ich blindlings eine Taste meines Handyweckers. Inzwischen ist meine Ruhe ernstlich gestört und ich gebe mich geschlagen, recke mich wie eine Katze, spanne die Muskeln und dehne meine müden Bänder.
Ein weiteres Piepen ertönt.
Ich habe dieser Penetranz nicht genug Faulheit entgegen zu setzen, darum balle ich meine Füße zu Fäusten und winke damit unter der Decke auf und ab, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, während mein Zentner schwerer Arm den Weg nach oben findet und einen Schalter betätigt.
- Irgend ein findiger Mensch hat genau über dem Bett einen elektrischen Rolladenöffner angebracht. Nun beißt das grelle Licht der schneeweißen Außenwelt in meine Augen und setzt fort, was der Wecker begonnen hat. Ich weiß aus Erfahrung, dass ich mir nun auch die letzte Chance genommen habe, wieder einzuschlafen, denn jedes ach so kleine Blinzeln trifft mich wie ein Schlag.
Ich fühle die kalte Zimmerluft in meinem Gesicht und meine, die vorm Fenster tanzenden Schneeflocken darauf zu spüren.
Dann, nach einer gedankenschweren Anlaufzeit, schwinge ich abrupt meinen Körper in die Senkrechte, wobei ich jedes Mal erneut verblüfft bin über diese eklatante Leistung.
Der dadurch entstandene Rückenwind ist auch dringend notwendig, denn nun beginnt der kritische Kampf gegen mein natürliches Bedürfnis: Ich schlage Decke und Kissen zurück, öffne die Balkontür - es drängt in meiner Blase - eile ins Nebenzimmer um das zweite Fenster für einen kurzen Durchzug zu öffnen. Nun zwickt es schon an meinem äußeren Ausgang - warum auch muss ich jeden Abend noch eine große Kanne Tee trinken? So schnell wie mit verkniffenen Schritten möglich, wanke ich ins Bad und plumpse siegreich auf die Schüssel. Die wohlige Entspannung, die sich nun einstellt, lullt mich wieder in den Halbschlaf.
Aber diesmal erscheint das Aufstehen nicht ganz so unmenschlich schwer wie beim ersten Mal.
Schlaftrunken schlurfe ich zum Spiegel. Täglich dieselbe Feststellung: Ich kenn´ dich nicht, aber ich wasch´ dich trotzdem! - Wo wäre ich, ohne meine aufopfernd soziale Ader!
Erneut erringe ich einen Sieg über meinen inneren Schweinehund und schaufle mir kaltes Wasser ins Gesicht. Wieder und wieder. Massiere mit dem Waschlappen meine Haut bis ich tatsächlich frisch und wach bin. Gelobt sei meine innere Stärke und jetzt auch der neue Tag!
Beim Zähneputzen gebe ich mir den Rest an Wohlgefühl indem ich Gesichtsgymnastik in Form von Grimassen mache und mir einrede, dass ich dadurch viele Jahre später erst altern werde.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Olga,
dein Text entlockte mir an einigen Stellen ein Schmunzeln (da kam mir manches durchaus bekannt vor!) - unterm Strich hatte ich eher das Gefühl: irgendein besonderes Element fehlt in diesem Text, er erschöpft sich in humoriger Beschreibung. Die Ich-kenn-dich-nicht...-Stelle empfinde ich als zu billigen Kalauer; meiner Meinung nach wird dadurch ein ernsthafter Aspekt, der ja auch zwischen den Zeilen durchschimmert, untergraben.
Ein paar Kleinigkeiten fielen mir noch auf:

Wohl zum vierten Mal drücke ich blindlings eine Taste meines Handyweckers. Inzwischen ist meine Ruhe ernstlich gestört und ich gebe mich geschlagen, recke mich wie eine Katze, spanne die Muskeln und dehne meine müden Bänder.
Ein weiteres Piepen ertönt.
Ich habe dieser Penetranz nicht genug Faulheit entgegen zu setzen, darum balle ich meine Füße zu Fäusten und winke damit unter der Decke auf und ab, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, während mein [red]zentnerschwerer[/red] Arm den Weg nach oben findet und einen Schalter betätigt.
- Irgend ein findiger Mensch hat genau über dem Bett einen elektrischen [red]Rollladen[/red]öffner angebracht. Nun beißt das grelle Licht der schneeweißen Außenwelt in meine Augen und setzt fort, was der Wecker begonnen hat. Ich weiß aus Erfahrung, dass ich mir nun auch die letzte Chance genommen habe, wieder einzuschlafen, denn jedes ach so kleine Blinzeln trifft mich wie ein Schlag.
Ich fühle die kalte Zimmerluft in meinem Gesicht und meine, die vorm Fenster tanzenden Schneeflocken darauf zu spüren.
Dann, nach einer gedankenschweren Anlaufzeit, schwinge ich abrupt meinen Körper in die Senkrechte, wobei ich jedes Mal erneut verblüfft bin über diese eklatante Leistung.
Der dadurch entstandene Rückenwind ist auch dringend notwendig, denn nun beginnt der kritische Kampf gegen mein natürliches Bedürfnis: Ich schlage Decke und Kissen zurück, öffne die Balkontür - es drängt in meiner Blase - eile ins Nebenzimmer um das zweite Fenster für einen kurzen Durchzug zu öffnen. Nun zwickt es schon an meinem äußeren Ausgang - warum auch muss ich jeden Abend noch eine große Kanne Tee trinken? So schnell wie mit verkniffenen Schritten möglich, wanke ich ins Bad und plumpse siegreich auf die Schüssel. Die wohlige Entspannung, die sich nun einstellt, lullt mich wieder in den Halbschlaf.
Aber diesmal erscheint das Aufstehen nicht ganz so unmenschlich schwer wie beim ersten Mal.
Schlaftrunken schlurfe ich zum Spiegel. Täglich dieselbe Feststellung: Ich kenn´ dich nicht, aber ich wasch´ dich trotzdem! - Wo wäre ich, ohne meine aufopfernd soziale Ader!
Erneut erringe ich einen Sieg über meinen inneren Schweinehund und schaufle mir kaltes Wasser ins Gesicht. Wieder und wieder. Massiere mit dem Waschlappen meine [red]Haut,[/red] bis ich tatsächlich frisch und wach bin. Gelobt sei meine innere Stärke und jetzt auch der neue Tag!
Beim Zähneputzen gebe ich mir den Rest an [red]Wohlgefühl,[/red] indem ich Gesichtsgymnastik in Form von Grimassen mache und mir einrede, dass ich dadurch viele Jahre später erst altern werde.
PS: Dr. Duden genehmigt auch: Roll-Laden

lg wüstenrose
 

dicke Olga

Mitglied
Wohl zum vierten Mal drücke ich blindlings eine Taste meines Handyweckers. Inzwischen ist meine Ruhe ernstlich gestört und ich gebe mich geschlagen, recke mich wie eine Katze, spanne die Muskeln und dehne meine müden Bänder.
Ein weiteres Piepen ertönt.
Ich habe dieser Penetranz nicht genug Faulheit entgegen zu setzen, darum balle ich meine Füße zu Fäusten und winke damit unter der Decke auf und ab, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, während mein zentnerschwerer Arm den Weg nach oben findet und einen Schalter betätigt.
- Irgend ein findiger Mensch hat genau über dem Bett einen elektrischen Rollladenöffner angebracht. Nun beißt das grelle Licht der schneeweißen Außenwelt in meine Augen und setzt fort, was der Wecker begonnen hat. Ich weiß aus Erfahrung, dass ich mir nun auch die letzte Chance genommen habe, wieder einzuschlafen, denn jedes ach so kleine Blinzeln trifft mich wie ein Schlag.
Ich fühle die kalte Zimmerluft in meinem Gesicht und meine, die vorm Fenster tanzenden Schneeflocken darauf zu spüren.
Dann, nach einer gedankenschweren Anlaufzeit, schwinge ich abrupt meinen Körper in die Senkrechte, wobei ich jedes Mal erneut verblüfft bin über diese eklatante Leistung.
Der dadurch entstandene Rückenwind ist auch dringend notwendig, denn nun beginnt der kritische Kampf gegen mein natürliches Bedürfnis: Ich schlage Decke und Kissen zurück, öffne die Balkontür - es drängt in meiner Blase - eile ins Nebenzimmer um das zweite Fenster für einen kurzen Durchzug zu öffnen. Nun zwickt es schon an meinem äußeren Ausgang - warum auch muss ich jeden Abend noch eine große Kanne Tee trinken? So schnell wie mit verkniffenen Schritten möglich, wanke ich ins Bad und plumpse siegreich auf die Schüssel. Die wohlige Entspannung, die sich nun einstellt, lullt mich wieder in den Halbschlaf.
Aber diesmal erscheint das Aufstehen nicht ganz so unmenschlich schwer wie beim ersten Mal.
Schlaftrunken schlurfe ich zum Spiegel. Täglich dieselbe Feststellung: Ich kenn´ dich nicht, aber ich wasch´ dich trotzdem! - Wo wäre ich, ohne meine aufopfernd soziale Ader!
Erneut erringe ich einen Sieg über meinen inneren Schweinehund und schaufle mir kaltes Wasser ins Gesicht. Wieder und wieder. Massiere mit dem Waschlappen meine Haut, bis ich tatsächlich frisch und wach bin. Gelobt sei meine innere Stärke und jetzt auch der neue Tag!
Beim Zähneputzen gebe ich mir den Rest an Wohlgefühl, indem ich Gesichtsgymnastik in Form von Grimassen mache und mir einrede, dass ich dadurch viele Jahre später erst altern werde.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
;-) Das Aufstehen ist notwendig, um den Tag und das Leben überhaupt in den Griff zu bekommen....blabla...ja ich weiß, liegenbleiben wäre schöner.
Hast Du gut erzählt. Nur das Plumpsen geht sicher IN die Schüssel, nicht auf sie.
Weiterhin frohes Aufstehen wünscht
Doc
 

dicke Olga

Mitglied
Hallo DocSchneider, ich plumpse auf die Schüssel, um dann etwas in sie plumpsen oder plätschern zu lassen....
aber danke für´s genaue Lesen!
 



 
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