Die Rosenbaummoritat

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Walther

Mitglied
Die Rosenbaummoritat


An Deinem schönen Rosenbäumchen
Zerstach ich mir mein rechtes Däumchen.
Das tat ich nur für einen Kuss
Von der, die mich verpflastern muss,

Denn mit dem schwer verletzten Finger
Bekommt man diese Klebedinger
Nicht von der Rolle abgeschnitten.
Da muss man schon um Hilfe bitten.

Es träufelt rasch mein rotes Leben,
Und bald wird’s einen Sturzbach geben,
Wenn Du, mein Schatz, Dich nicht beeilst
Und mich schnell auf der Stelle heilst.

Ich streck ihr zu des Daumens Kuppe,
Und sie entfernt die rote Suppe,
Bevor sie zart das Loch verklebt.
Der Dornenstich ist überlebt,

Doch offen bleibt zu dieser Stunde,
Mein Schatz, die arme Herzenswunde,
Die Du wirst auch verarzten müssen:
Reich mir den Mund, ich muss Dich küssen!
 
Rosenbaummoritat

Hallo Walther,
hier die erste Strophe eines Heine-Gedichtes:

Mädchen mit dem roten Mündchen,
Mit den Äuglein süß und klar,
Du mein liebes, kleines Mädchen,
Deiner denk ich immerdar.

Daran erinnert mich deine Moritat.

Doch die [red]rote Suppe [/red]gefällt mir gar nicht. Sie passt nicht in den Rahmen.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Liebe Marie-Louise,

mein Werk ist weit von Heine'schen Qualitäten entfernt, aber, wie Du richtig vermerkt hast, durchaus ohne ihn (und Wilhelm Busch) so kaum vorstellbar. Und da ist auch der Unterschied erkenntlich: Es verschließt sich bewußt der Neigung, zuckersüße Liebeslyrik zu schreiben.

Der Autor ist einer, der beim Schreiben immer wieder zwischen Zärtlichkeit und prustendem Rauslachen über die eigene, leicht hinterhältige, Neckerei schwankt, also bis ins Mark unernst ist. Daher ist "die rote Suppe" völlig konsequent und hat bei der Angesprochenen das entsprechende Lachen auch ausgelöst.

Wie Du weißt, sind wir Männer furchtbare Hypochonder und sehr schmerzempflindlich. Daher rennt das LyrIch ja auch zur Angebetenen wie weiland zur Mamma, um sich verarzten zu lassen. Da er aber ein Schlingel ist, usw.usf.

Also muß ich die Suppe erst stehen lassen und anschließend in dem Sinne auslöffeln, daß ich nicht ganz Deinen Geschmack treffen konnte. Verzeih mir und bleibe mir gewogen.

Lieber Gruß W.
 

MarenS

Mitglied
Was ein Umstand und ein Gejammer, nur um geküsst zu werden...*grinst. Wäre das nicht auch einfacher gegangen?

Ein hübsches Gedicht mit diversen Hinweisen auf männliche Hinterlisten.

Grüße von Maren
 

Balu

Mitglied
das ruft irgendwie gewaltig nach hörtext

geht sowas überhaupt in der LL ?
ich merke, ich muss öfters hier sein

wenn du es mir erlaubst, würde ich es gerne lesen
und dir als MP3 senden

grüße mit lob
Knut
 

Leise Wege

Mitglied
Humorvoll, charmant und ein bissel frech, - ich mags.
In der zweitletzten Zeile stört mich das Verdrehte etwas, würde lieber: Die wirst Du auch verarzten müssen - lesen.
lg Moni
 

Walther

Mitglied
@ Balu

Meine Machwerke werden immer nach Deklamation fabriziert. Ich lese selbst und gerne. Und zwar laut vor und das vor Publikum. Ich bin gespannt, wie es von Dir klingt. :)

@ Leise Wege / Moni

Das kann man in der Tat ändern, dann klingt es aber nicht mehr so spitzbübisch. Danke für den Tip und Dein Lob. ;)

Arme Dichter lechzen nach solchen wohltuenden Worten und in der Lupe auch nach guten Bewertungen. :D

Liebe Abendgrüße an Euch beide!

W.
 

Walther

Mitglied
Die Rosenbaummoritat


An Deinem schönen Rosenbäumchen
Zerstach ich mir mein rechtes Däumchen.
Das tat ich nur für einen Kuss
Von Dir, die mich verpflastern muss,

Denn mit dem schwer verletzten Finger
Bekommt man diese Klebedinger
Nicht von der Rolle abgeschnitten.
Da muss man schon um Hilfe bitten.

Es träufelt rasch mein rotes Leben,
Und bald wird’s einen Sturzbach geben,
Wenn Du, mein Schatz, Dich nicht beeilst,
Mich schnellstens auf der Stelle heilst.

Ich streck ihr zu des Daumens Kuppe,
Und sie entfernt die rote Suppe,
Bevor sie zart das Loch verklebt.
Der Dornenstich ist überlebt,

Doch offen bleibt zu dieser Stunde,
Mein Schatz, die arme Herzenswunde,
Die Du wirst auch verarzten müssen:
Reich mir den Mund, ich muss Dich küssen!
 



 
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