Die Saloni - Teil 1

annaps

Mitglied
Die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs tauchen die weite Ebene ist ein glutrotes Licht. Die wenigen Bäume werfen schwarze Schatten über die weite Ebene. Die Männer, müede von der schweren Feldarbeit, streben aus den Reisfeldern den aus Lehm gebauten Hütten zu. Im Zwielicht treiben Hütejungen die schweren Büffel heimwärts. Frauen sitzen neben ihren Spinnrädern oder bereiten auf kleinen mit Dung befeuerten Öfen das einfache Abendessen vor. Einige Kinder spielen am Dorfbrunnen. Und als der Himmel endlich von glitzernden Sternen übersät ist, verstummt das Dorf.
Am kleinen Weiher zwischen den Büschen, an dem die kräftigen Buffalos am Tage grasten, erwachen die kleinen Geister der Nacht. Am Tage sind sie unsichtbar. Jedoch in einer mondlosen Nacht wie dieser treiben sie ihren Unfug und Schabernack in den Behausungen der Menschen. Aber heute hat Naraini, das Oberhaupt der Saloni, alle zum Versammlungsplatz unter dem alten Pipalbaum gerufen. Mit seinem langen weißen Bart sieht er sehr würdevoll aus. „Saloni“, hebt er an, und seine Stimme klingt sehr ernst, „Saloni, ich habe ernste Botschaften erhalten!“ Er räuspert sich. „Saloni, dieses Stückchen Erde, das für unser Volk für viele Generationen Heimat war, soll vernichtet werden!“ Seine Stimme ist leise, kaum zu verstehen. Einen Moment herrscht Stille. Dann rufen sie alle durcheinander. „Ruhe“, donnert die Stimme von Kaniya, der Alten, „Ruhe, lasst ihn doch zu Ende reden!“ „Die Menschen wollen hier eine Straße bauen, auf der dann diese stinkenden Vierräder fahren werden“, berichtet Naraini weiter. „Wer hat Dir das erzählt, woher weißt Du das so genau? Vielleicht irrst du dich, vielleicht hat jemand einen Spaß mit Dir gemacht!“ Die Saloni sind aufgeregt. „Nein, es ist wahr! Sie haben es im Dorf erzählt. Ghoga hat es von den Frauen gehört.“ Alle drehen sich zu Ghoga um. Sie ist eine winzige Saloni-Frau mit großen, schwarzen Augen. Beschämt sieht sie nach unten. Sie ist es nicht gewöhnt, dass man ihr so viel Aufmerksamkeit schenkt. „Wo – vor allen Dingen – von wem hast Du das gehört“, wollen sie wissen. Ghoga zögert einen Augenblick. „Die Frauen im Dorf haben es erzählt. Ich habe mir ein bisschen von ihrer Wolle geholt“, und dann fährt sie fort, „auch das Dorf soll zerstört werden. Sie bekommen andere Hütten. Sie packen schon ihre Sachen. In ein paar Tagen werden die Menschen und Tiere das Dorf verlassen.” Ihre Stimme klingt nun traurig. Sie wird nie wieder Wolle holen können. Noch lange reden die Saloni, bis die ersten Strahlen der Sonne über der weiten Ebene den neuen Tag verkünden.
 
H

HFleiss

Gast
Sehr, sehr schön und traurig, Anna. Was aber, um Himmels willen, sind Saloni und Ghopa? Indische Stämme? Vielleicht braucht der deutsche Leser doch eine Erklärung.

Gruß
Hanna
 

annaps

Mitglied
Hallo Hanna,
so etwas ähnliches. In den letzten 2 Wochen musste ich an 2 Beerdigungen teilnehmen. Bin nicht so ganz bei mir.
LG, Anna
 
H

HFleiss

Gast
Das halte ich für einen der wenigen Fälle, in denen man sich mal nicht entschuldigen muss. Aber ich würde mich freuen, wenn du trotzdem daran weiterarbeiten würdest. Jedenfalls fängt die Geschichte gut an.

Mal was anderes: Ich habe mittlerweile den Eindruck, wir beide sind so ziemlich die einzigen, die jeden Tag in die Leselupe reinsehen und auch mal was schreiben. Die meisten lesen nur und klicken weg.

Gruß
Hanna
 

annaps

Mitglied
Hallo Hanna,
den Eindruck kann ich nur bestätigen. Old Icke lässt mal ab und an etwas von sich hören. Ansonsten: Wir sind so ziemlich allein auf dem Planeten Leselupe! Hallo, hallo ... ist das Jemand? Hört mich denn Keiner? Hallo, hall ... Das blieb mir dann im Halse stecken! Wir sind tatsächlich allein! Schluchz, schluchz ..
Lg, Anna
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

ich möchte auch wissen, wie es weitergeht und wer oder was die saloni sind.
zur diskutierfreude - die lupe ist groooooß! es kann nicht jeder auf jeden beitrag antworten. ich lese auch nicht alles und kommentiere auch nicht alles.
lg
 

annaps

Mitglied
Es geht weiter! Nur stecke ich im Moment in einem Romanprojekt und habe gerade eine richtig gute Phase!
In Kürze sind die Salonis wieder dran.
Ich habe 24 Seiten von dem Roman fertig und suche einen netten Menschen, der mich kritisiert, korrigiert und Tipps gibt! Oder was auch immer!
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Anna,

was ich bis jetzt gelesen habe, müsste meiner Meinung nach höchstens stilistisch überarbeitet werden, vom Aufbau ist alles paletti. Du erzählst logisch und du hast auch einen schönen Erzählton, der sehr wichtig ist. Wenn es dir nichts ausmacht, geh ich den Text durch und schicke ihn dir dann per E-Mail. Gib aber den Startschuss, irgendwo nehm ich die Zeit schon her.

Gruß
Hanna
 

annaps

Mitglied
Hallo Hanna,
kannst du mir eine Mail schicken, damit ich Dir antworten kann? Ich habe keine Berechtigung, Dir über die Leselupe eine Mail zu schicken! Übrigens, lustig, wir haben einige Gemeinsamkeiten: Den Beruf und die Anzahl der Kinder!
LG, Anna

anna_palsingh@yahoo.de
 

nocomment

Mitglied
Hallo!

Was mich besonders interessiert: Gibt es einen besonderen Grund, warum Du die Geschichte im Präsens schreibst? Hat das einen bestimmten Anlass, der sich aus dem weiteren Verlauf der Geschichte heraus ergibt, oder tust du das "nur so"? Ich finde es immer spannend, wenn Autoren von dem Standard-Schreibschema abweichen, man sollte sich aber der Tatsache bewusst sein, dass die Lektüre für viele Leser dann etwas "schwerer verdaulich" wird. Daher vertrete ich immer die Meinung, vom Standard nur dann abzuweichen, wenn es für die Geschichte von Bedeutung ist.

Viele Grüße, Olli
 



 
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