Die Schlacht um die Aqua Vestalis

Wizzard

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Die Schlacht um die Aqua Vestalis



Astelos stand, seinen Wurfspeer, den Pilum, in der einen Hand und schützte mit der anderen seine Augen vor der aufgehenden Sonne. Er genoss die Wärme der ersten Sonnenstrahlen. Freiwillig hatte er sich für die letzte der acht Wachen, die Diluculum, gemeldet um das zu erleben. Um ihn herum wachten langsam seine Kameraden auf. Astelos ging in sein Zelt, legte seine schwere Rüstung und die Waffen ab und ging die Wasserleitung, das Aquädukt, entlang bis zu einem freien Platz. Dort standen keine Zelte, sondern ein großer Holztrog, den einige Sklaven gerade mit Wasser füllten. Er brauchte nicht lange zu warten bis er sich notdürftig Arme, Hände, Gesicht und Haare waschen konnte, denn außer ihm befand sich nur der zweite wachhabende Legionär auf dem Waschplatz. Er verschwand kurz nachdem Astelos eintraf. Dies war ein guter Tag, das spürte er und zum zweiten Mal genoss er die Vorzüge der letzten Wache. Das Wasser, jetzt noch kalt und nach den Blättern der wilden Blumen duftend, die die Sklaven hinein geworfen hatten, würde bald nach dem Schweiß von zweihundert Legionären riechen und erwärmt sein von ihren Gliedern. Obwohl es noch früh am Morgen und die Neumondnacht sehr kalt gewesen war, schwitzte Astelos als er zurück zu seinem Zelt ging um seine Rüstung anzulegen. Diese Rüstung war sein wertvollster Besitz und er trug sie nun schon zwölf Jahre. Nie, nicht in den schlimmsten Kämpfen hatte der Ringpanzer eine feindliche Klinge an seinen Körper gelassen und in seinem Schwert hatte noch jeder Angreifer seinen Meister gefunden. Er zog ein rotes Unterhemd aus Leinen an und streifte sich dann die Rüstung wie ein Hemd über den Kopf. Mit der Hilfe seines spanischen Kampfgefährten Soltelaunus verschloss er die Schnallen auf Brust und Rücken und zog seine mit Eisen beschlagenen Marschsandalen an. Dann nahmen sie Waffen und Schilder und folgten dem Strom der anderen Legionäre der sich in den Appellplatz am nördlichen Ende des römischen Lagers befand. Dort sammelten sich bereits die ersten 50 Soldaten der Zenturie der die Beiden angehörten. Sie sollten unter der Führung des Aquarius und Optio Ansemnius dem Aqädukt folgen und ihm und seinen Gehilfen Schutz gewähren, während Zenturio Desotranus mit den restlichen Soldaten das Lager abbrechen und ihnen dann folgen wollte. Um sich im Notfall benachrichtigen zu können, wurde die Gruppe der Kavallerie auf die beiden Abteilungen aufgeteilt. Nur die 20 Artilleristen sollten sich ganz bei der Vorhut befinden, was Desotranus zwar missbilligte, Asemnius aber durchsetzen konnte mit dem Argument, dass weniger als 20 Bogenschützen im Falle eines Angriffs wohl nichts würden ausrichten können.

Als dieser Aquädukt erbaut worden war, befand er sich in sicherem römischem Hoheitsgebiet. Seit aber die Germanen von Norden her immer weiter vordrangen, mußte hier ständig mit Übergriffen gerechnet werden. Einst hatte sich das Römische Reich bis an die Nordsee und durch ganz Germanien erstreckt. Doch nun wurde von Tag zu Tag gewisser dass das Römische Reich dem Untergang geweiht war. Seit fast einem Jahrzehnt brachen die Wälle an den Grenzposten immer öfter und vor einem Jahr war sogar der große Grenzwall Limes gefallen, der doch eigentlich als uneinnehmbar galt. Nun waren die tapferen Legionäre bereits bis an den Rand der Alpen getrieben worden und das Gebirge saß wie ein Deckel auf der Landzunge die Italien war.

Vorgestern nun war die Aqua Vestalis urplötzlich versiegt und es stand zu befürchten, dasAA ein Sabotageakt der Germanen dies verschuldet hatte. In Fünferreihen marschierten die Soldaten eine natürliche Schneise im Wald entlang. Vorne der Optio Asemnius mit seinen Gehilfen und Leibeigenen, dahinter zehn Reihen Legionäre, gefolgt von vier Reihen Schützen und als Schlusslicht die fünf Fünferreihen der Kavallerie und zum Krieg einberufene Bürger die sich ein Pferd zum Kampf leisten konnten.
Sie waren schon viele Kilometer in voller Rüstung marschiert und machten gerade an einem Flusslauf Rast, als der Bogenschütze Alites ein Gespräch zwischen Astelos und seinem Freund Soltelaunus mithörte.
„Beschissene Rüstung, ich kann das Ding nicht ausstehen“ sagte der Spanier, „und warum dürfen wir sie beim marschieren nicht ablegen?“
„Weil wir jede Sekunde mit einem Angriff dieser germanischen Barbaren rechnen müssen, bis unser junger Wasserbaumeister und Optio Asemnius das Leck in unserer „Wasserleitung“ gefunden und repariert hat. Und sei außerdem froh, das wir zur Vorhut gehören und daher schnell voran kommen müssen. Unser Zenturio meint es gut mit uns, er könnte uns unsere Sachen auch selbst tragen lassen und uns dann zur Eile treiben, statt dessen bringt er unsere Habe, die Verpflegung und die Baustoffe des Aquarius auf seinen Ochsenkarren nach.“ Damit war das Gespräch beendet und bald marschierte man wieder in der alten Formation die Waldschneise am Aquädukt entlang. Sie passierten gerade eine Lichtung, als kurz nach Eintritt der Dämmerung einer der von Asemnius ausgesandten Späher ihnen auf einem schwarzen Pferd entgegen gesprengt kam und schlitternd vor dessen stolzem, weißem Pferd zum stehen kam.
„Das ist eine Falle, sie haben meine Begleiter Melotonis und Sapotis ... es müssen mindestens 200 wilde Germanen sein ... konnte gerade noch entkommen und ...“ Er führte den Satz nie zu Ende, denn ein halbes Dutzend grober Pfeile bohrte sich durch sein dünnes Kettenhemd und warf ihn vom Pferd, das wiehernd durch die Reihen der Legionäre brach und im Wald hinter ihnen verschwand. Sofort befahl Asemnius die Verteidigungs-, die Schildkrötenformation.
Astelos, Soltelaunus und ihre Gefährten bildeten ein solides Rechteck, dass zu den Seiten und nach oben hin mit den Schildern der Insassen geschützt war. Die Speere der vordersten Reihe ragten gerade auf den Feind zu und an den Flanken ragten sie schräg nach vorne. Die restlichen Speere stachen steil in den dunkler werdenden Himmel. Die Formierung hatte nicht mehr als eine Minute gedauert. An beiden Seiten der „Schildkröte“ standen die in zwei Gruppen geteilten Kavalleristen und hinter der Wand aus Schilden wahren die Schützen verborgen. Auch die Germanen entwickelten eine Art Kampfordnung, wenn sie auch nicht so diszipliniert verlief wie die der Römer. Sie ballten sich zu einem Haufen und schwangen brüllend ihre Streitäxte. Jedem einzelnen der römischen Legionäre war die Taktik des Optio sofort klar und sie wurde auch sofort ausgeführt: Die Schützen spannten sofort ihre Bögen und schossen einen tödlichen Pfeilhagel auf die anstürmenden Germanen ab, die Reiterei tat ihre Arbeit. Die Pferde galoppierten los, die Reiter Erschlugen die Barbaren an den Flanken und kreisten den Feind von hinten ein. Gleichzeitig rückten die beiden letzten Reihen Fussoldaten ebenfalls an die Front und die Flanken wichen etwas zurück um in dem verbliebenen Halbkreis die Schützen besser sichern zu können.
Pfeile zischten über Astelos Kopf und rissen viele der anstürmenden Feinde von den Füßen und schon traf die wogende Menge wild stürmender Germanen auf die „Schildkröte“. Ein gewaltiger Ruck ging durch die Soldaten und Astelos, der in der ersten Reihe stand, ließ seinen Speer fallen, an dem gleich zwei Wilde ihr Ende gefunden hatten und zog sein Schwert. Ein Axthieb traf sein Schild und warf ihn zurück doch er raffte sich wieder auf und mit den anderen langsam und vorsichtig auf den Feind zu. Von hinten drängten die Reiter auf die Feinde ein, vorne prallten sie gegen einen festen Wall aus Schilden und gezogenen Schwertern und von oben rissen Schauer aus Pfeilen alle paar Sekunden tiefe Löcher in die Mitte der Masse.
Soltelaunus und Alstelos kämpften bald Rücken an Rücken, dann mal wieder weit auseinander. Beide hatte jegliches Zeitgefühl verloren mussten alles an Kräften aufbringen was sie aufbringen konnten.
So wogte der Kampf lange hin und her, bis es den Angreifern um ein Haar gelang, die Schlacht für sich zu entscheiden: Einer der Germanen schaffte es, einen der vordersten Leute zu töten und in das Rechteck einzudringen. Dort schwang er seine Axt so gewaltig, das er zwei weitere Legionäre glatt in der Mitte zerteilte und einem weiteren eine tiefe Wunde beibrachte. Doch der Gewalt der Schwerter die von allen Seiten auf ihn eindrangen konnte er nicht widerstehen und fand bald sein Ende, nicht unähnlich dem des Kaisers Julius, wie Astelos fast belustigt feststellte, der ebenfalls von allen Seiten zugleich erstochen worden war, doch nicht in einer Schlacht sonder von den Mitgliedern seines eigenen Senats.
Nach diesem Ereignis schaffte es kein Germane mehr durch die Wand aus Schilden zu stürmen und die Masse aus Wilden wurde zusehends kleiner. Doch kein Germane ließ sich gefangen nehmen und jeder Kämpfte bis zu seinem unweigerlich blutigen Tod.
Die Schlacht dauerte bis zum nächsten Morgen, doch als das Tuch der Nacht sich lichtete und die Sonne langsam zum Vorschein kam, war das Gebrüll der Germanen mit einem letzten Aufschrei verstummt und nicht einer von ihnen hatte die Nacht überlebt.


Copywride by Dennis Küppers, Frankfurt 2005Dieser Text darf zum privaten Gebrauch ausgedruckt werden, jegliche kommerzielle Verwendung ohne die Einwilligung des Autors ist untersagt.
 

flammarion

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das

ist wohl ein ausschnitt aus einem längeren werk? sollte am anfang stärker gegliedert sein. ein guter autor macht vor jedem neuen gedanken einen absatz.
lg
 

Wizzard

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erstmal, richtig... das ist zwar kein ausschnitt sondern der Beginn einer längeren Geschichte über den Astelos-Feltzug.

Außerem danke für den Tipp...wenn ich die zeit finde werde ich meinen Text korrigieren.
 



 
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