Die Spieluhr
In einem reichen Land lebte einst ein Kaufmann. Er besaβ ein groβes Geschäft, angefüllt mit den schönsten Kostbarkeiten aus Porzellan, Seide und Gold.
Eines Tages kam ein Mann zu ihm und schaute sich in seinem Laden um.
„Welch schöne Sachen du hier hast“, sagte der Mann, „doch ich suche etwas ganz Besonderes für meinen Sohn Sebastian. Ich will ihm zur Hochzeit etwas schenken, woran er sein Leben lang Freude haben soll.“
„Da habe ich hier diese goldene Vase, von Meisterhand gefertigt und edel verziert.“
„Nein, die gefällt mir nicht. Sie ist zu groß und auβerdem viel zu schwer.“
„Wie gefällt dir dieses Gemälde? Ein wertvolles Stück eines berühmten Meisters.“
„Ach nein, auch das gefällt mir nicht“, entgegnete der Vater.
„Dann schau dir diese Spieluhr an. Sie ist von feinster Art und ihre Melodie verzaubert die Sinne.“
„So lass darauf spielen! Ich möchte sie hören.“
Und der Kaufmann drehte an der kleinen Kurbel und es erklang eine wunderschöne Melodie.
„Ach, so etwas Schönes habe ich mein Lebtag noch nicht zu Gehör bekommen. Die will ich nehmen. Koste es, was es wolle.“
Der Kaufmann erkannte die Gunst der Stunde und machte einen tüchtigen Preis.
Der Vater bedankte sich, packte seine Spieluhr ein und ging glücklich von dannen.
Auch der Kaufmann war glücklich über das gute Geschäft und schloss zufrieden seinen Laden.
Gleichzeitig war jedoch der Vater sehr bekümmert, denn Sebastian hatte bisher alle Jungfrauen abgelehnt, die sein Vater für ihn ausgewählt hatte. Die eine war ihm zu dünn, die andere zu alt und die dritte zu dumm.
Der Vater aber war schon ein alter Mann und musste noch vor seinem Tod Sebastian verheiratet haben. Das hatte er einst seinem Vater geschworen.
„Wir müssen noch einmal auf Reisen", sagte der Vater zu Sebastian.
„Meine Tage sind gezählt und wenn wir diesmal wieder keine Braut für dich finden, dann findet auch mein Vater keinen Frieden."
„Schon gut!", willigte Sebastian ein, „aber ich nehme nur eine Braut, die mir wirklich gefällt."
Und so begaben sich die Beiden erneut auf die Reise.
Aber alle jungen Frauen, die Sebastian vorgestellt wurden, lehnte er wie bisher ab. Der Vater war ganz verzweifelt, aber zwingen konnte er Sebastian nicht.
Sie reisten wieder heimwärts und hielten auf einem alten Bauernhof an. Die Wirtsleute schliefen schon aber ihre Stieftochter hörte die Pferdekutsche mit dem Vater und Sebastian im Hof und öffnete die Tür.
„Wir suchen eine Herberge für diese Nacht", sagte der Vater.
„So kommt herein. Ihr sollt unsere Gäste sein", sagte die Stieftochter, „ich heiße Silvana."
Als Sebastian Silvana sah, wollte er seinen Augen nicht trauen. Sie war so schön, schöner als alle anderen Mädchen im ganzen Land.
Silvana hatte liebe, große, braune Augen und war von wunderschöner Gestalt. Ihre dunklen Haare reichten bis zu den Hüften.
Silvana machte den beiden Gästen ein herzhaftes Abendmahl und ging dann zu Bett.
Sebastian aber konnte diese Nacht nicht schlafen, musste er doch die ganze Zeit an Silvana denken. Auch Silvana machte in dieser Nacht kein Auge zu, musste sie doch immerzu an Sebastian denken.
Als am nächsten Tag der Vater weiterreisen wollte, drängte ihn Sebastian zu warten.
„Vater, wir können hier bleiben und Silvana bei der Arbeit helfen."
Der Vater erkannte wohl, dass Sebastian Gefallen an Silvana gefunden hatte. So blieben der Vater und Sebastian auf dem Bauernhof und halfen Silvana bei ihrer täglichen Arbeit. Sie fütterten zusammen die Pferde, holten das Wasser aus dem Brunnen, machten zusammen Heu und bepflanzten die Felder.
„Ich möchte Silvana zur Frau haben", sagte eines Tages endlich Sebastian.
Dem Vater fiel ein Stein vom Herzen und Silvana war glücklich. Auch ihre Stiefeltern waren voller Freude.
Hinter Silvanas Schönheit verbarg sich aber ein Geheimnis. Als sie zur Welt kam, schlich eine böse Hexe in Silvanas Elternhaus und wollte Silvana entführen. Doch Silvanas Mutter entdeckte die Hexe und verschloss sofort die Haustür. Die Hexe konnte nur durch den engen Schornstein entkommen.
„Silvana soll die Schönste im ganzen Lande werden, doch am Tag ihre Hochzeit soll sich ihr Mann in einen Vogel verwandeln", fauchte die Hexe wütend und verschwand.
Silvanas Eltern aber hatten Silvana nie etwas von dem Fluch erzählt. Sie verstarben, als Silvana noch ein kleines Mädchen war. So kam Silvana zu den Stiefeltern, bei denen sie seitdem lebte.
Silvana verabschiedete sich von ihren Stiefeltern und zog mit dem Vater und Sebastian. Endlich konnte die Hochzeit im Hause des Vaters gefeiert werden. Die Gäste waren zahlreich und trugen die schönsten Kleider. Der Vater führte Silvana zum Traualtar.
„Willst du meine Frau sein?", fragte Sebastian Silvana.
„Ja, ich will."
„Und willst du mein Ehemann sein?", fragte Silvana Sebastian.
„Ja, und ich werde dir treu sein bis an mein Lebensende", antwortete Sebastian.
Sie küssten sich und alle im Hause waren sehr glücklich. Nun gaben die Gäste die Geschenke an das Brautpaar. Auch der Vater holte die Spieluhr und überreichte sie seinem Sohn. Die Gäste, die dabeistanden, bewunderten das schöne Stück. Da zog der Vater die Spieluhr auf und es erklang die wunderschöne Melodie, von der alle begeistert waren. Doch das Lied war kaum fertig gespielt, da verwandelte sich Sebastian in eine weiβe Taube. Der Vater und alle Gäste waren zutiefst erschrocken und Silvana begann bitterlich zu weinen. Die Gäste waren längst gegangen, aber der Vater drehte noch die ganze Nacht an der Spieluhr. Die weiße Taube blieb eine weiße Taube.
Der Vater war so verzweifelt, dass er eine Zeit lang nicht sprechen konnte. Silvana versuchte ihn zu trösten und streichelte seine zitternden Hände. Auch der Vater versuchte Silvana zu trösten.
„Ich werde zu dem Kaufmann reisen, der mir die Spieluhr verkauft hat. Nur er kann uns weiterhelfen. Noch heute mache ich mich auf den Weg."
„Ich komme mit dir", sagte Silvana und packte ein paar Brote und Wein in einen Korb. Also machten sich Silvana und der Vater auf den Weg, um den Kaufmann zu finden.
Nach vielen Tagen kamen sie in die Stadt, in der einst der Kaufmann seinen Laden hatte. Doch der Kaufmann war nicht mehr zugegen. Ein alter Bauer erinnerte sich, dass der Kaufmann in den Norden gezogen war. Der Vater und Silvana suchten weiter und nach vielen Tagen fanden sie ihn endlich in einem kleinen Ort ganz im Norden.
„Du Schuft, du hast mich betrogen", beschuldigte der Vater den Kaufmann.
„Oh nein", sagte der Kaufmann, „ich habe dich nicht betrogen. Ich habe dir nur verkauft, was du unbedingt haben wolltest."
„Aber die Spieluhr hat meinen Sohn verzaubert", schrie der Vater verzweifelt.
„Ich weiß, wie wir deinen Sohn zurückverwandeln können", sagte plötzlich der Kaufmann, „oben im Gebirge wohnt in einem alten Haus eine gefährliche Hexe. Alle Männer, die versucht haben die Hexe zu töten, wurden von ihr vergiftet. Wenn du es nun schaffst, die Hexe zu töten, so wird dein Sohn befreit sein", sagte der Kaufmann zum Vater.
„Oh ja, ich werde die Hexe töten und meinen Sohn befreien", rief der Vater und machte sich gleich auf den Weg.
„Ich komme mit dir", folgte ihm Silvana.
Nach vielen Tagen hatten sie endlich das alte Haus der Hexe gefunden. Sie war gerade im Garten und begoss ihre giftigen Pflanzen.
„Wir warten, bis sie wieder in ihrem Haus ist, verschließen die Tür und werfen dann eine brennende Fackel auf das trockene Strohdach", plante der Vater.
Kaum hatte er es ausgesprochen, entdeckte die Hexe den Vater und Silvana.
„Vielen Dank für euren Besuch", kicherte die Hexe spöttisch und verzauberte die Beiden mit einem Streich in zwei Hasen. Die Hasen sperrte sie in einen Käfig.
„Und schon morgen werdet ihr in meiner Pfanne schmoren", freute sich die Hexe.
„Jetzt ist alles verloren", dachte der Vater.
„Die Hexe ist sehr eitel und bekannt für ihre schönen Hexenlieder", erinnerte sich Silvana.
„Wir werden sie mit der schönen Melodie der Spieluhr verzaubern."
Als die Hexe am nächsten Morgen Feuer im Ofen machte, sprach Silvana zu ihr:
„Du, Hexe, du singst die schönsten Lieder im ganzen Land. Aber diese Spieluhr hier spielt eine Melodie, die tausendmal schöner klingt als alle deine Lieder."
„Das ist unmöglich!", fauchte die Hexe, „ich habe noch nie eine Melodie gehört, die schöner als meine eigenen Lieder war."
Da drehte der Vater an der Spieluhr und die wunderbare Melodie erklang. Sie klang in dem Haus der Hexe so klar und schön wie nie zuvor.
Als die Hexe das hörte, krümmte sie sich vor Schmerzen. Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden und unter großem Gedonner verwandelte sie sich in einen Schwarm weißer Tauben. Die flogen sogleich aus dem Hexenhaus und hinauf in den Himmel.
Zur gleichen Zeit kam Sebastian zur Tür herein. Er befreite die beiden Hasen aus ihrem Käfig und da verwandelten auch sie sich zurück in seinen Vater und Silvana.
Die Freude über das Wiedersehen war groß. Gemeinsam verließen sie das Hexenhaus und reisten endlich heim. Sie lebten glücklich und zufrieden. Silvana gebar drei Kinder. Manchmal, wenn die Kinder im Garten spielten, sangen sie die wunderbare Melodie der Spieluhr. Und jedes Mal, wenn sie sangen, flog ein Schwarm weißer Tauben am Himmel. Die Kinder achteten nicht auf die Vögel. Nur Sebastian nahm Silvana bei der Hand und lächelte ihr glücklich zu. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
In einem reichen Land lebte einst ein Kaufmann. Er besaβ ein groβes Geschäft, angefüllt mit den schönsten Kostbarkeiten aus Porzellan, Seide und Gold.
Eines Tages kam ein Mann zu ihm und schaute sich in seinem Laden um.
„Welch schöne Sachen du hier hast“, sagte der Mann, „doch ich suche etwas ganz Besonderes für meinen Sohn Sebastian. Ich will ihm zur Hochzeit etwas schenken, woran er sein Leben lang Freude haben soll.“
„Da habe ich hier diese goldene Vase, von Meisterhand gefertigt und edel verziert.“
„Nein, die gefällt mir nicht. Sie ist zu groß und auβerdem viel zu schwer.“
„Wie gefällt dir dieses Gemälde? Ein wertvolles Stück eines berühmten Meisters.“
„Ach nein, auch das gefällt mir nicht“, entgegnete der Vater.
„Dann schau dir diese Spieluhr an. Sie ist von feinster Art und ihre Melodie verzaubert die Sinne.“
„So lass darauf spielen! Ich möchte sie hören.“
Und der Kaufmann drehte an der kleinen Kurbel und es erklang eine wunderschöne Melodie.
„Ach, so etwas Schönes habe ich mein Lebtag noch nicht zu Gehör bekommen. Die will ich nehmen. Koste es, was es wolle.“
Der Kaufmann erkannte die Gunst der Stunde und machte einen tüchtigen Preis.
Der Vater bedankte sich, packte seine Spieluhr ein und ging glücklich von dannen.
Auch der Kaufmann war glücklich über das gute Geschäft und schloss zufrieden seinen Laden.
Gleichzeitig war jedoch der Vater sehr bekümmert, denn Sebastian hatte bisher alle Jungfrauen abgelehnt, die sein Vater für ihn ausgewählt hatte. Die eine war ihm zu dünn, die andere zu alt und die dritte zu dumm.
Der Vater aber war schon ein alter Mann und musste noch vor seinem Tod Sebastian verheiratet haben. Das hatte er einst seinem Vater geschworen.
„Wir müssen noch einmal auf Reisen", sagte der Vater zu Sebastian.
„Meine Tage sind gezählt und wenn wir diesmal wieder keine Braut für dich finden, dann findet auch mein Vater keinen Frieden."
„Schon gut!", willigte Sebastian ein, „aber ich nehme nur eine Braut, die mir wirklich gefällt."
Und so begaben sich die Beiden erneut auf die Reise.
Aber alle jungen Frauen, die Sebastian vorgestellt wurden, lehnte er wie bisher ab. Der Vater war ganz verzweifelt, aber zwingen konnte er Sebastian nicht.
Sie reisten wieder heimwärts und hielten auf einem alten Bauernhof an. Die Wirtsleute schliefen schon aber ihre Stieftochter hörte die Pferdekutsche mit dem Vater und Sebastian im Hof und öffnete die Tür.
„Wir suchen eine Herberge für diese Nacht", sagte der Vater.
„So kommt herein. Ihr sollt unsere Gäste sein", sagte die Stieftochter, „ich heiße Silvana."
Als Sebastian Silvana sah, wollte er seinen Augen nicht trauen. Sie war so schön, schöner als alle anderen Mädchen im ganzen Land.
Silvana hatte liebe, große, braune Augen und war von wunderschöner Gestalt. Ihre dunklen Haare reichten bis zu den Hüften.
Silvana machte den beiden Gästen ein herzhaftes Abendmahl und ging dann zu Bett.
Sebastian aber konnte diese Nacht nicht schlafen, musste er doch die ganze Zeit an Silvana denken. Auch Silvana machte in dieser Nacht kein Auge zu, musste sie doch immerzu an Sebastian denken.
Als am nächsten Tag der Vater weiterreisen wollte, drängte ihn Sebastian zu warten.
„Vater, wir können hier bleiben und Silvana bei der Arbeit helfen."
Der Vater erkannte wohl, dass Sebastian Gefallen an Silvana gefunden hatte. So blieben der Vater und Sebastian auf dem Bauernhof und halfen Silvana bei ihrer täglichen Arbeit. Sie fütterten zusammen die Pferde, holten das Wasser aus dem Brunnen, machten zusammen Heu und bepflanzten die Felder.
„Ich möchte Silvana zur Frau haben", sagte eines Tages endlich Sebastian.
Dem Vater fiel ein Stein vom Herzen und Silvana war glücklich. Auch ihre Stiefeltern waren voller Freude.
Hinter Silvanas Schönheit verbarg sich aber ein Geheimnis. Als sie zur Welt kam, schlich eine böse Hexe in Silvanas Elternhaus und wollte Silvana entführen. Doch Silvanas Mutter entdeckte die Hexe und verschloss sofort die Haustür. Die Hexe konnte nur durch den engen Schornstein entkommen.
„Silvana soll die Schönste im ganzen Lande werden, doch am Tag ihre Hochzeit soll sich ihr Mann in einen Vogel verwandeln", fauchte die Hexe wütend und verschwand.
Silvanas Eltern aber hatten Silvana nie etwas von dem Fluch erzählt. Sie verstarben, als Silvana noch ein kleines Mädchen war. So kam Silvana zu den Stiefeltern, bei denen sie seitdem lebte.
Silvana verabschiedete sich von ihren Stiefeltern und zog mit dem Vater und Sebastian. Endlich konnte die Hochzeit im Hause des Vaters gefeiert werden. Die Gäste waren zahlreich und trugen die schönsten Kleider. Der Vater führte Silvana zum Traualtar.
„Willst du meine Frau sein?", fragte Sebastian Silvana.
„Ja, ich will."
„Und willst du mein Ehemann sein?", fragte Silvana Sebastian.
„Ja, und ich werde dir treu sein bis an mein Lebensende", antwortete Sebastian.
Sie küssten sich und alle im Hause waren sehr glücklich. Nun gaben die Gäste die Geschenke an das Brautpaar. Auch der Vater holte die Spieluhr und überreichte sie seinem Sohn. Die Gäste, die dabeistanden, bewunderten das schöne Stück. Da zog der Vater die Spieluhr auf und es erklang die wunderschöne Melodie, von der alle begeistert waren. Doch das Lied war kaum fertig gespielt, da verwandelte sich Sebastian in eine weiβe Taube. Der Vater und alle Gäste waren zutiefst erschrocken und Silvana begann bitterlich zu weinen. Die Gäste waren längst gegangen, aber der Vater drehte noch die ganze Nacht an der Spieluhr. Die weiße Taube blieb eine weiße Taube.
Der Vater war so verzweifelt, dass er eine Zeit lang nicht sprechen konnte. Silvana versuchte ihn zu trösten und streichelte seine zitternden Hände. Auch der Vater versuchte Silvana zu trösten.
„Ich werde zu dem Kaufmann reisen, der mir die Spieluhr verkauft hat. Nur er kann uns weiterhelfen. Noch heute mache ich mich auf den Weg."
„Ich komme mit dir", sagte Silvana und packte ein paar Brote und Wein in einen Korb. Also machten sich Silvana und der Vater auf den Weg, um den Kaufmann zu finden.
Nach vielen Tagen kamen sie in die Stadt, in der einst der Kaufmann seinen Laden hatte. Doch der Kaufmann war nicht mehr zugegen. Ein alter Bauer erinnerte sich, dass der Kaufmann in den Norden gezogen war. Der Vater und Silvana suchten weiter und nach vielen Tagen fanden sie ihn endlich in einem kleinen Ort ganz im Norden.
„Du Schuft, du hast mich betrogen", beschuldigte der Vater den Kaufmann.
„Oh nein", sagte der Kaufmann, „ich habe dich nicht betrogen. Ich habe dir nur verkauft, was du unbedingt haben wolltest."
„Aber die Spieluhr hat meinen Sohn verzaubert", schrie der Vater verzweifelt.
„Ich weiß, wie wir deinen Sohn zurückverwandeln können", sagte plötzlich der Kaufmann, „oben im Gebirge wohnt in einem alten Haus eine gefährliche Hexe. Alle Männer, die versucht haben die Hexe zu töten, wurden von ihr vergiftet. Wenn du es nun schaffst, die Hexe zu töten, so wird dein Sohn befreit sein", sagte der Kaufmann zum Vater.
„Oh ja, ich werde die Hexe töten und meinen Sohn befreien", rief der Vater und machte sich gleich auf den Weg.
„Ich komme mit dir", folgte ihm Silvana.
Nach vielen Tagen hatten sie endlich das alte Haus der Hexe gefunden. Sie war gerade im Garten und begoss ihre giftigen Pflanzen.
„Wir warten, bis sie wieder in ihrem Haus ist, verschließen die Tür und werfen dann eine brennende Fackel auf das trockene Strohdach", plante der Vater.
Kaum hatte er es ausgesprochen, entdeckte die Hexe den Vater und Silvana.
„Vielen Dank für euren Besuch", kicherte die Hexe spöttisch und verzauberte die Beiden mit einem Streich in zwei Hasen. Die Hasen sperrte sie in einen Käfig.
„Und schon morgen werdet ihr in meiner Pfanne schmoren", freute sich die Hexe.
„Jetzt ist alles verloren", dachte der Vater.
„Die Hexe ist sehr eitel und bekannt für ihre schönen Hexenlieder", erinnerte sich Silvana.
„Wir werden sie mit der schönen Melodie der Spieluhr verzaubern."
Als die Hexe am nächsten Morgen Feuer im Ofen machte, sprach Silvana zu ihr:
„Du, Hexe, du singst die schönsten Lieder im ganzen Land. Aber diese Spieluhr hier spielt eine Melodie, die tausendmal schöner klingt als alle deine Lieder."
„Das ist unmöglich!", fauchte die Hexe, „ich habe noch nie eine Melodie gehört, die schöner als meine eigenen Lieder war."
Da drehte der Vater an der Spieluhr und die wunderbare Melodie erklang. Sie klang in dem Haus der Hexe so klar und schön wie nie zuvor.
Als die Hexe das hörte, krümmte sie sich vor Schmerzen. Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden und unter großem Gedonner verwandelte sie sich in einen Schwarm weißer Tauben. Die flogen sogleich aus dem Hexenhaus und hinauf in den Himmel.
Zur gleichen Zeit kam Sebastian zur Tür herein. Er befreite die beiden Hasen aus ihrem Käfig und da verwandelten auch sie sich zurück in seinen Vater und Silvana.
Die Freude über das Wiedersehen war groß. Gemeinsam verließen sie das Hexenhaus und reisten endlich heim. Sie lebten glücklich und zufrieden. Silvana gebar drei Kinder. Manchmal, wenn die Kinder im Garten spielten, sangen sie die wunderbare Melodie der Spieluhr. Und jedes Mal, wenn sie sangen, flog ein Schwarm weißer Tauben am Himmel. Die Kinder achteten nicht auf die Vögel. Nur Sebastian nahm Silvana bei der Hand und lächelte ihr glücklich zu. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.