Die Stadtmusikanten

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L vis

Mitglied
... nachdem es kein lyrisches Märchenforum gibt und es sich hierbei eindeutig um ein Märchen handelt, passt es hierher glaube ich am besten

Ein Esel war an Jahren reich.
Es winkt ihm schon die Hüftprothese.
Dermatologisch Origami gleich ,
war er schon reif für Leberkäse.

Schwerstarbeit hat ihn geprägt.
Im nächsten Leben wär’ er schlauer.
Nun steht er hier ans Seil gelegt,
gelehnt schon an die Freidhofsmauer.

Es gab auch einen alten Hund.
Sein Zenith war längst vorüber.
Zum Aufsteh’n sah er selten Grund.
Er fällt auch meistens schon hintüber.

Selten nur noch gab er Laut.
Er könnte seinen Zahn verlieren.
Der Haftcreme hat er nicht vertraut.
Das wollte er nicht mehr riskieren

Dann der Kater, sehr betagt,
könnte uns gar viel erzählen.
Auch dass er spielend Mäuse jagt,
würden ihn nicht Winde quälen.

In Wahrheit ist er stets am Sand.
Ist gar nie von Schmerzen frei.
9 Leben hat er, wie bekannt,
nur sind 8 ½ vorbei.

Der Ärmste dort, kurz vor dem Grab,
ist der Hahn, schon sehr ermattet.
Er hatte einen Hühnerstab,
weshalb er permanent begattet.

Hinderlich für’s Unterfangen
war das geschwächte Augenlicht.
Er ist der Arbeit nachgegangen,
nur sah er seine Hühner nicht.

Bürsten, Besen und auch Pfosten
beglückte er anstatt Geflügel.
Das lachte sehr auf seine Kosten
und verlor dabei so manch Kothügel

Sieht man sich die Vier so an,
erkennt man schnell das große Drama.
Weil keiner mehr so richtig kann,
steckten sie fast im Holzpyjama.

Obwohl die Hoffnung nicht sehr groß,
woll’n sie es wissen ganz genau.
So zieh’n sie eines nächtens los,
denn sie möchten nicht zur TKV.

Beim Wandern wird dann froh gesungen.
So ein Gesang , meist kakophonisch,
hat bei ihnen gut geklungen
und war nun wirklich sehr harmonisch.

In Wien dann in der Herrengasse,
sieht man sie im Stadtgewühle.
Wie sie singen und das klasse.
Der Hahn mit schwarzer Sonnenbrille.

So lang bis ein Agent dann kam.
Er liebte überreife Chöre.
Der Hahn färbt dann noch blond den Kamm,
seit dem gibt’s Hahno und die drei Tenöre.

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und hier die "übersetzung" ins steirische


Es woa a Ejsl, old und grau,
runzlat schoa wia Origami.
Er lahnt, wal er net aundascht kau;
schoa ziemli reif 4 die Salami.

Er hot si sei Lejbm laung gschundn,
olles wossa ghobb hot gebm.
Hiaz stehta do - am Bam aubundn -
und schaut schoa iwan Zaun van Lejbm.

Do woa aa nou der olte Hund,
der hot aa schoa bold ausglittn.
Er woa net mehr goarasou gsund,
kummp fölli neamma aus da Hittn.

Sei Hintagstöll kau kaum nou gehjn.
Er hot si net mehr kolbm traut,
wal er hot nua mehr a poar Zehjn
dej hätts daunn sicha außaghaut.

Aa da Kotznbouck, a olta Greis,
kunnat uns schoa vül dazöhln.
Er mant, er faungat heit nou Mäus,
tatn eam die Wind net quöln.

In Woaheit issa lejtz banaund,
is den gaunzn Tog nua gschlaucht.
Dossa 9 Lejbm hot, des is bekaunnt
nur hotta 8 ½ vabraucht!

Da Ärmste duat, aa kurz vuan Grob,
is da Hauh, komplett zalejmpat.
Er nimmpm goa sou ernst sein Job,
dossan gaunzn Tog nua pejmpat.

Des Schlimme is, er siacht nix mehr.
Er hot aa neamma krahn miegn.
A blinda Hauh, der hots holt schwer,
sou issa immas Folsche augstiegn.

Biaschtn, Bejsn und sou Sochn,
steigga aun aunstott die Heandl.
Dej lossn daunn vua lauta Lochn,
aa olli Rand wou folln a Bearndl.

Schaustas olle 4re aun,
is des hiaz holt jo a Jaumma.
Wal koana mehr sou richti kaunn,
steckns fost im Hulzpyjama.

Wals van Lejbm nix mehr dawoatn,
hom sej si aufd Nocht wegpiascht.
Sej schleichn hoamli duachn Goatn,
wal sie wulln nou net ind Wiascht.

Ban Waundan hejbms daunn zan sing,
normal is souwos imma gfahlt.
Ba dej tuats oba net schlecht kling,
deswegn homs daunn in Graz vawalt.

Sou siacht mas in da Herrngossn,
den Hauh mit schwoaza Sunnanbrülln,
wias vullgas mit da Stimm aublosn
und wüld den Feinstaub duat aufwühln.

Sou klaubbs a Produzent daunn zsaumm,
der steht auf iwareife Chöre.
Da Hauh färbb daunn nou blound sein Kaumm,
seitdem sans „Hahno und die drei Tenöre“.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

haste die entzückende steirische version bei fremdsprachiges und mundart schon eingestellt? kann mir vorstellen, dass es liebhaber findet.
im hochdeutschen scheinen mir einige zeilen nicht den richtigen rhythmus zu haben. so würde ich schreiben "schon winkt die Hüftprothese", "fällt meist schon hintenüber", "er könnt seinen Zahn verlieren (üprinx super der hinweis darauf, dass er nur noch einen zahn hat), "er wollt s nicht mehr riskieren", "erkennt man schnell das Drama".
jedenfalls eine bereicherung für meine märchensammlung.
lg
 

L vis

Mitglied
hallo flammarion,

danke für deine freundliche kritik.
ich hatte das märchen zwar zuerst im mundart forum, aber habe dann von deiner märchensammlung gehört und es deshalb hierher verschoben.

Bei deinen verbesserungsvorschlägen bin ich mir noch nicht ganz so sicher, ob ich sie übernehme. Rein technisch hast du wahrscheinlich recht, aber wenn ich die verse dann laut zu lesen versuche "rumpelt" es bei mir ;-).

lg
jannes
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

das gibt s. da haben wir eben ein unterschiedliches harmonieempfinden. wenn ich deine fassung laut lese, rumpelt s bei mir. ob so oder so, das werk ist gut.
lg
 



 
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