Die neue Welt

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FloFeder

Mitglied
Ein kurzer Ruck geht durch seinen Magen, während der Fahrstuhl ihn zügig nach oben zieht. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis er in der 70. und obersten Etage zum stehen kommt. Mit dem übrigen Pulk an neugierigen Touristen eilt er zielstrebig den Schildern folgend zur Tür. Das „General Electric Building“ ist das höchste Gebäude im New Yorker „Rockefeller Center“. Seine Aussichtsplattform „Top of the Rock“ verspricht bei einem Wetter wie heute eine Sicht die weit über die Grenzen von Manhattan hinausgeht. Er öffnet die Tür. Dort bläst ihm sofort ein eisiger Dezemberwind entgegen. Er knöpft seinen Mantel bis oben zu und zieht sich den Schal ins Gesicht, bevor er den Schritt in den Winter wagt. Aufgeregt läuft er zur nächsten freien Stelle an der Balustrade, an der sich die Besucher tummeln, die in die Ferne und nach unten schauen, fotografieren und in alle Richtungen zeigen. Er lehnt sich an und betrachtet knappe knapp 260m unter sich die 51.Straße. Das Hupen ist von hier oben ganz leise und die Masse an Autos und Menschen wirkt so winzig. Gerne denkt er an die letzten Tage, an denen er sich im Herzen der Stadt bewegt hat und sich schon nach Stunden in die einzigartige Atmosphäre verliebt hatte. Es war eine tolle Idee, den lang ersehnten Trip zum Big Apple jetzt endlich zu wagen. Von einer solchen Reise hat er schon so lange geträumt. Nun sind allerdings schon die letzten Stunden angebrochen, denn diese Nacht wird sein Flug in Richtung Heimat gehen. Es wird Zeit noch einmal einen tiefen Zug Ostküste einzuatmen, die Szenerie auf sich wirken zu lassen und alle Highlights der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Minuten, bevor die Sonne am anderen Ufer des Hudson River hinter den Dächern untergeht, saugt er den Anblick auf den riesigen Central-Park auf. Der Parkspaziergang von Harlem im Norden bis zur 59. am Südende hatte einen knappen Tag gedauert. Doch jeder Schritt vorbei an den vereisten Seen, Wiesen und Bäumen die die Jahreszeit in ein strahlendes weiß verwandelt haben , lässt die Zeit still stehen.Immer wieder fielen in den letzten Tagen die Flocken vom Himmel und machten die Adventsstimmung aus liebevoll dekorierten Schaufenstern, wie denen bei Macys, geschmückten Weihnachtsbäumen und festlicher Weihnachtsmusik endgültig komplett. Doch hier, auf dem „Top oft he Rock“ schützt auch der Windfang aus Glas nur mäßig gegen die Kälte, weswegen er sich ein bisschen auf der Plattform bewegt, während die Dämmerung in Richtung Nacht voranschreitet. Allein die Abende hier waren ein Erlebnis für ihn. Manchmal ist er in einer der zahlreichen Rooftop Bars eingekehrt und war umzingelt von beleuchteten Hochhäusern. An anderen Tagen ist er einfach am Times Square ausgestiegen, um sich dort auf die Tribüne zu setzen und hat sich dort von den Menschen und den vielen bunten, bewegten Bilder um sich herum inspirieren lassen. Sein Schlendern hat ihn jetzt zur anderen Seite der Plattform geführt, wo er auf den südlichen Teil der Stadt schaut. Seine Augen wandern noch einmal von Brooklyn zum Financial District über die legendäre „Brooklyn Bridge“, bevor sie in die Dunkelheit abtaucht. Für den Spaziergang über dieses Meisterwerk aus Stein und Stahl hätte sich die weite Reise schon gelohnt. Keines der Bilder, die er bisher von ihr sah, und keine Erzählung, die er bisher hörte, konnten auch nur annähernd die Magie schildern, die er spürte , als er über den East River lief und Manhattan näher kommen sah. Nach Brooklyn Bridge und Financial District war es ein Muss, sich im Anschluss mit unzähligen anderen Menschen auf die Fähre nach Staaten Island zu drängeln. Sich einen Platz am Schiffsheck erobert, bestaunte er die Wolkenkratzer am Ufer, welche sich mit jedem Stück, das er sich entfernte, vermehrten und ein beeindruckendes Bild ergaben. Da war sie! Das Symbol für die Neue Welt, das zeitlose Symbol für den amerikanischen Traum, streckte neben ihm ihre Fackel in die Höhe. Von der Spitze des Rockefellers aus ist die Freiheitsstatue ein entfernter heller Punkt in der Dunkelheit, und dennoch beeindruckend. Die Kälte wird immer unerträglicher, weswegen die Plattform jetzt nahezu menschenleer ist und das Hupen der Autos jetzt nicht mehr ganz so fern zu sein scheint. Die Dunkelheit ist endgültig über der Stadt hereingebrochen. Er reibt sich die Hände gegen die Kälte und schaut geradeaus über die Balustrade. Wie zum greifen nah, ragt direkt vor ihm das „Empire State Building“ in die Höhe. Wie in Trance schaut er minutenlang über die sämtlichen Hauser mit den beleuchteten Fenstern hinweg und bestaunt die Spitze des Empire. Zu der dortigen Beleuchtung, die mit jeder Minute eine neue Farbe in den nächtlichen „Big Apple“ zaubert, schießt ihm von der dortigen Plattform ein Blitzlichtgewitter entgegen. Seine fest gefrorenen Füße und sein vor Kälte zitternder Körper lassen ihn wieder zu sich kommen. Er zieht seinen linken Handschuh aus, schiebt den Ärmel vom Mantel ein Stück nach oben und schaut auf die Uhr. Die Zeit steht doch nicht still im „State of Mind“ und das Flugzeug wartet nicht. Noch ein letzter Blick in alle Richtungen, noch ein letztes Mal das gesamte Panorama bewundern, noch einen tiefen Zug Ostküste einatmen. Dann zieht er seinen Handschuh wieder an, dreht sich um und geht in Richtung Fahrstuhl für seine letzte Taxifahrt durch New Yorks Abendverkehr.
 
U

USch

Gast
Hallo FloFeder,
sehr locker geschriebene New-York-Impressionen. Ich war im Sommer vor vielen Jahren da und habe ähnliche Empfindungen gehabt - z.B. vom Empire und den Twin-Towers, die es damals noch gab. New York ist schon in jeder Hinsicht eine irre Stadt und man sollte da auf jeden Fall mal gewesen sein. Vielleicht motiviert dein Beitrag ja den Leser, mal hinzufliegen. In meiner Erzählung [blue]Geld... Sex... Macht... liebe[/blue] ist New York auch ein wichtiger Schauplatz wegen der Finanzkrise an der Wallstreet.

Nun noch ein paar Kleinigkeiten, die du ändern solltest bzw. magst:

Seine Aussichtsplattform „Top of the Rock“ verspricht bei einem Wetter wie heute eine Sicht[blue],Komma![/blue] die weit über die Grenzen von Manhattan hinausgeht.

Er lehnt sich an und betrachtet knappe [strike][red]knapp [/red][/strike]260m unter sich die 51. [blue]Leerzeichen [/blue]Straße.

Gerne denkt er an die letzten Tage, an denen er sich im Herzen der Stadt bewegt [blue]hat [/blue]und sich schon nach Stunden in die einzigartige Atmosphäre [blue]verliebte[/blue] [strike]hatte[/strike]. [blue]Doppelung klingt nicht so gut![/blue]

Doch jeder Schritt vorbei an den vereisten Seen, Wiesen und Bäumen die die Jahreszeit in ein strahlendes [strike]w[/strike][blue]Weiß [/blue]verwandelt haben,...

Wie zum [strike]g[/strike][blue]G[/blue]reifen nah, ragt direkt vor ihm das „Empire State Building“ in die Höhe.

Und hinter jedem Satzzeichen ein Leerzeichen setzen!
Schau doch noch mal durch, ob noch mehr solche Flüchtigkeitsfehler drin sind.

LG USch
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Flo, versuche mal, ein paar Absätze einzubauen, das würde den Lesegenuss wesentlich erhöhen. Sonst gern gelesen und nachempfunden.
Allerdings fehlt mir der Hinweis auf das Erlebnis der vielen verschiedenen Menschen aller Nationen, die es in NYC gibt. Ihr Zusammenleben, die vielen kleinen Geschichten. Aber das ist sicher ein neues Textthema.
LG Doc
 

John Wein

Mitglied
NY

Ein kleiner und reizender Gedankenstreifzug in "the city that neversleeps". Whow, thrilling NY! Natürlich gibt es viel mehr zu erzählen, aber wer kann das schon in einer Geschichte unterbringen. Diese Stadt bedient alle Klischees, alle Vorurteile, alle Sensationen und Spektakel, die man sich denken kann, hier kann man sich trotz aller Hektik wunderbar treiben lassen
Du beschreibst Episoden und Eindrücke, die ich erlebt und erleben werde. Schön mal wieder in Erinnerungen und Ahnungen zu schwelgen.
Dank dafür!
JW
 



 
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