Ein toller Urlaubstag - Püttmann auf Ibiza... Folge 4

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Ein toller Urlaubstag

Ein morgendlicher Sonnenstrahl küsst mich wach, und schon bin ich um sechs Uhr voll da und sing laut im Bett: „Famos a la Platja ...“
„Willi, bisse nich gescheit, kuck ma aufe Uhr, ich hab Urlaub!“
„Bertalein, raus ausse Federn, dat iss heute wieder nen wunderbaren Tag, lass uns den voll genießen!“

Ab in dat Bad, Dusche an, aber wat iss dat denn? Et kommt nur kalte Brühe aussem Duschkopp!
„Berta!“, ruf ich „hasse den Boiler gestern nich angeschmissen oder iss wieder kein Strom da?“
„Kuck doch selbst, du biss doch der große Experte für sowat!“
Ja, dat bin ich wirklich, hab sonne kleine Klempnerklitsche in Herne und maloch mit einem Gesellen und dem Lehrling Niklas, den Sie ja schon kennen tun.
So nass ich bin, latsch ich durch dat Wohnzimmer, rutsch auf die sauglatten Fliesen aus und knall so richtig schön auffe Knie drauf.
Der Tag begann doch so herrlich mit nem Sonnenstrahlkuss!
Gott sei Dank, dat rechte Knie wird nur son bissken dick.
„Salbe, Berta, Salbe, dat ganze Bein schwillt an, Unterschenkelhalsbruch, komm ganz schnell, ich kann mich nich mehr bewegen!“
Berta springt mit einem Satz aus dem Bett und verarztet mir mit Salbe und Mullbinden picobello dat Knie, bittet mich danach aber sehr bestimmt zum Boiler!
Gern hätt ich ja noch son paar Stunden gejammert und ihre Aufopferung an meinem Bein genossen, aber da kennze Berta schlecht. Die merkt dat sofort, wenne schauspielern tus. Da bisse bei ihr sofort son alten Jammerlappen oder nen eingebildeten Hypotronder.

Werkzeug besaß mein Skatbruder mehr als genug. Ja, dat hatte er sogar schön ordentlich im Abstellraum gestapelt, verdächtig auffällig, wirklich nich zu übersehen.
Ich nehm die Boilerhaube ganz vorsichtig ab, kuck in dat Innenleben, da wurd et mir bald schlecht!
So eine Verkalkung hatte ich in dreißig Jahren Praxis noch nich im Auge! Ich kloppte nen Zehnlitereimer voll Kalk ab. Den Heizstab konnze nur noch erahnen, der war ruiniert.

Ab nach San Carlos in sonne Ferumtoria, oder wie dat heißt. In som Laden verkaufen die Insulaner wirklich allet. Von Persil über Klosettbürsten und Farben bis zum kleinsten Nagel, eben son Kram, den du so im Haushalt brauchen tus.

Den Heizstab erklärte ich der sehr geduldigen Verkäuferin mit Händen, Füßen und eindrucksvollen Gesten in nur dreißig Minuten. Die Frau verstand leider kein Deutsch. Null problemo, bin prima in dem Laden parat gekommen,

Es bildete sich während meiner filmreifen Demonstration für diesen Heizstab eine lange Schlange am Verkaufstresen. Die Leute schienen et hier gar nich eilig zu haben! Sie beobachteten meine Verrenkungen wie im Theater. Sogar vor dem Schaufenster stand eine interessierte Zuschauertraube aus Insulanern und Touristen.
Als ich dann endlich dat Dingen triumphierend inne Hände hielt und der Verkäuferin mit viel "muchas gracias" vor Freude die Hände küsste, klatschten alle Zuschauer Beifall. Sowat Nettet hab ich in Alemania noch nie beim Einkaufen erlebt. Die Menschen haben hier eben Stil!

Über meinen Einkaufserfolg bin ich noch heute stolz. Warum? Erklären Sie doch ma nur mit Gesten son blöden Heizstab!

Komm ich mittags in Erwartung meines lang ersehnten Frühstücks zurück iinne Wohnung, sacht meine Berta: „Hömma, Wilhelm, wenn dat hier mit die Klöpse so weiter geht, hau ich ab und zieh in ein Hotel. Die verdammte Kaffeemaschine löppt auch nich, ich bin dat langsam leid.“
Ich sach: „Bertaken, reg dich nich auf, lass Papa ma machen.“
Claro, die Kaffeemaschine war auch verkalkt. Essig aussem Schrank, rein inne Kaffeemaschine, zwei Durchläufe und, oh Wunder, wir konnten wieder Kaffee kochen.
Der Kaffee schmeckte allerdings etwas merkwürdig, son bissken säuerlich.

Angesäuert waren auch wir, denn es war bereits Abend, als der Boiler endlich wieder heißet Wasser spuckte. Et verdichtete sich der Gedanke, dat Vermieter Kalle uns die Wohnung nur deshalb überließ, um für lau zwingende Reparaturen gemacht zu kriegen. Son fiesen, alten Sausack war dat schon immer!

Berta hatte derweil die völlig verdrögten Balkonpflanzen liebevoll inne Hände genommen und die toten Pflanzen einfach gedankenlos über die Brüstung geworfen. Sie hatte vorher leider nicht die Windrichtung geprüft. Der Kompost landete, wie soll dat auch anders sein, direkt auf den zwei Terrassen unter uns.

Ja, damit hatte mein Bertaken nicht gerechnet. Die Nachbarn tranken dort genüsslich ihr Käffchen und verputzten kleine Erdbeertörtchen. Ein heftiget Wortgefecht drang an meine Lauscher.
Nee, war dat meiner Berta peinlich! Sie war schwer um Wiedergutmachung bemüht. Sie rannte wie eine aufgescheuchte Henne mit Besen und Schaufel die Treppen zu den Nachbarn runter, säuberte alles, entschuldigte sich hundertfünfzig Mal und lud die Geschädigten für den nächsten Nachmittag zum Kaffeetrinken und Grillen ein. Ich nahm dat Malheur auch ma inne Augen:
Die Sahne aufe Erdbeeren war vom Erdstaub rötlich eingefärbt, und aufe Törtkes lagen Wurzelreste, die leider auch inne Kaffeetassen rumschwammen!
Die Leute verziehen meinem Bertaken und nahmen die Einladung gerne an. Dat nenn ich ne prima Nachbarschaft!

Nee, wat war dat für’n beschissener Tag: Unfall, Kalk, Maloche und Ärger.
Na ja,dat hatte ja vielleicht auch wat Gutet: Kommze nich ausse Übung raus!
 



 
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