Einmal, wenn der Mond blau ist

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rain

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Einmal, wenn der Mond blau ist

Der Wecker klingelte. Acht Uhr, Sonntag, bald begann der Gottesdienst. Rafael erhob sich. Er musste vor der Kirche noch auf den Friedhof gehen und die Blumen auf den Gräbern gießen. Wie automatisch drückte er den Knopf am Wecker, ging zu dem kleinen Fenster und zog die Vorhänge zurück. Draußen schien die Sonne, bald kam der Sommer. Vögel zwitscherten und saßen ungestört auf den maskenhaft aussehenden Vogelscheuchen, die auf den weiten Getreidefeldern standen. Werktags arbeiteten dort die Farmer und ihre Helfer schon vor Sonnenaufgang, aber heute war ihr freier Tag.
Noch verschlafen zog Rafael seinen Pyjama aus und Jeans und Hemd an. Dann ging er frühstücken. Wie immer hatte seine Mutter den Tisch schon gedeckt. Wie immer gab es Brot, Käse, süße Marmelade und Kakao aus frischer Kuhmilch. Wie immer hörte sich Rafael die provisorischen Fragen an. „Hast du gut geschlafen?“ – „Ja.“ – „Musst du noch Hausaufgaben machen?“ – „Nicht mehr viel.“ – „Triffst du dich heute mit deinen Freunden?“ – „Vielleicht.“ – „Triffst du dich mit Marie?“ – „Ganz bestimmt.“
Nein, seit einem Jahr fehlte die letzte Frage. Marie war fort, er konnte sich nicht mit ihr treffen. Sie existierte nur noch in seiner Erinnerung: klein, blaue Augen, blondes Haar, Sommersprossen.
„Beeile dich.“, ermahnte ihn seine Mutter. „Sonst kommst du zu spät zum Gottesdienst.“
Rafael nickte.
Marie war immer zu spät gekommen, sei es Kirche, Ausflug oder Schule. „Tut mir leid, mein Wecker ist kaputt.“, war ihre übliche Ausrede gewesen. Deswegen hatte sie schon einige Strafarbeiten machen müssen, aber es hatte sie nicht kümmerte. Sie ignorierte die Lästereien ihrer Mitschüler, aber auch die Ermahnungen der Lehrer.
Marie und Rafael kannten sich schon seit ihrer Kindheit. Sie waren im Dorf geboren, dort aufgewachsen und gingen auf dieselbe Schule. Jeden Tag fuhren sie fast eine Stunde gemeinsam im Schulbus. Es gab keine bessere Freundin. Niemals würden sie sich trennen, das hatte Rafael gedacht.
Dann kam Amy. Ganz plötzlich stand sie im Klassenraum als neue Schülerin, mitten im Halbjahr. Sie fiel sofort auf mit ihren roten Haaren. Die anderen waren neugierig über diese neue Gefährtin, weil nur selten neue Schüler kamen. Sofort versuchten die Mädchen die Neue in ein Gespräch zu verwickeln. Die Jungs hingegen saßen desinteressiert auf ihren Plätzen. Wozu brauchten sie noch ein Mädchen in der Klasse? Nur Rafael schaute unaufällig ein paar Mal in die Richtung, da auch Marie bei Amy stand.
„Ich habe schon von dir gehört.“, sagte die Klassensprecherin laut. „Du kommst aus England.“
„Aus Schottland.“, verbesserte Amy sie höflich. „Edinburgh.“
Einige Mädchen machten ein erstauntes Geräusch, andere kicherten.
„Meine Eltern hatten sich vor einigen Jahren mal überlegt nach London auszuwandern.“, hörte Rafael Marie erzählen. „In eine Großstadt, stellt euch das vor. Mein ganzes Leben habe ich auf unserem kleinen Dorf verbracht und jetzt soll ich in die Großstadt? Dort wäre ich verloren. Alles ist hektisch, man kann sich für nichts Zeit lassen.“
„Womit du ein Problem hast.“, warf ein Mädchen namens Lily dazwischen und alle anderen lachten. Die Neue war ganz vergessen, da alle auf Marie achteten, die ebenfalls lachte.
Rafael hatte keine Vorurteile gegen Amy, das hatte er oft versichert. Sie kam aus der Großstadt, war das schlimm? Sie war anders, aber wer ist schon gleich? Rafael konnte sie nicht leiden, aber nicht weil das ganze Dorf sie und ihre Familie nicht leiden konnte. Es war lange unklar, warum sie überhaupt in das Dorf gezogen waren. Gerüchte besagten, dass die Familie wegen eines Verbrechens Großbritannien verlassen mussten. Amy sei ja schon so gefühlskalt. Aber inwieweit die Gerüchte stimmten war ungewiss.
Rafael erfuhr den wahren Grund erst von Marie.
„Ich hatte auf die gewartet.“, entgegnete Rafael enttäuscht. Sonst hatte Marie ihn nie warten lassen.
„Es tut mir leid.“, sagte sie schnell. „Ich habe mich mit Amy unterhalten. Sie ist nett.“
„Ich mag sie nicht. Warum unterhältst du dich mit ihr?“
Marie zuckte mit den Schultern und erzählte aufgeregt weiter: „Ihre Mutter ist hier in der Nähe geboren, daher spricht Amy auch so akzentfreies Deutsch. Sie wollte unbedingt zurück, da sie Heimweh hatte. Ist das nicht süß?“
Rafael nickte, um wenigstens eine Reaktion zu zeigen. In Wirklichkeit fand er Amy kein bisschen süß. Sie war viel zu männlich und schminkte sich noch nicht mal.
„Worüber habt ihr gesprochen?“, fragte er.
Maries Lächeln wurde breiter, sie war sehr aufgeregt. „Wir haben uns über Bücher unterhalten.“
„Bücher?“ Rafael konnte sich kein langweiligeres Gesprächsthema vorstellen. „Über Bücher reden wir doch in der Schule genug.“
„Ach, der Deutschunterricht in der Schule ist doch oberflächlich. Kannst du dir vorstellen, dass es noch einen Menschen außer mir auf dieser Welt gibt, der Faust gelesen hat?“
„Du meinst, der sich freiwillig dieser Folter unterzieht?“
„Amy hat Faust gelesen, ist das nicht toll? Wir treffen uns morgen, dann will sie mir von Shakespeare einige Werke zeigen. Sie mag sogar Brecht. Ist das nicht toll?“
Nein, das war ganz und gar nicht toll.
„Morgen ist Freitag, ich dachte wir gehen zusammen aus.“, erinnerte Rafael sie.
Marie sah ihn fragend an und überlegte. „Ach ja. Hm... Das können wir doch verschieben. Wir sehen uns sowieso fast jeden Tag.“ Sie blickte hastig auf die Uhr. „Ich muss los, meine Eltern warten auf mich.“ Dann rannte sie fort.
Rafael starrte ihr sprachlos nach. Sie hatte ihn das erste Mal in ihrem Leben sitzen gelassen und das wegen dieser sonderbaren Amy. Das machte ihn wütend. Was sollte er tun? Im Moment war Marie begeistert, irgendwann würde sie aufwachen und erkennen, wie unsympathisch Amy war. Das hoffte er zumindest.
Den Freitag verbrachte Rafael alleine. Drei Mal nahm er das Telefon und wählte Maries Nummer. Niemand nahm ab, Marie war tatsächlich bei Amy. Wie konnte sie nur. Drei Mal legte Rafael auf. Er hätte mit seinen Kumpels weggehen können, aber die waren ihm heute zu langweilig. Er schaltete das Radio an, die Musik ging ihm auf die Nerven. Dann machte er den Fernseher an. Nachrichten, Fußball, eine Dokumentation über Schafzucht in Großbritannien, Werbung.
Marie war bis jetzt immer für ihn da gewesen. Ihre Abwesenheit tat ihm weh. Dann fasste er einen Entschluss: Er würde Marie sagen, wie sehr er sie mochte und dass er traurig war, wenn sie sich mit dieser Amy traf. Die Gelegenheit bot sich bereits am nächsten Tag.
Marie war fröhlich und glücklich als sie in sein Zimmer stürmte. Rafael konnte sich nicht erinnern sie irgendwann zuvor so lächeln gesehen zu haben.
„Ich habe gestern auf dich gewartet.“, sagte er kühl.
Marie setzte sich neben Rafael auf dessen Bett. „Ich habe doch gesagt, dass ich mich mit Amy treffe.“
„Warum triffst du dich mit diesem hässlichen, merkwürdigen Mädchen?“
Maries Lächeln verschwand. „Sie ist nicht hässlich und merkwürdig. Wie kannst du so etwas sagen?“, empörte sie sich.
„Niemand im Dorf kann sie ausstehen und gerade du freundest dich mit ihr an.“
„Hast du irgendein Problem damit?“ Marie schien wütend zu werden. „Ich muss doch nicht die Meinung der anderen vertreten, ich bin ein mündiger Mensch. Ich mag sie und wenn es dir nicht gefällt, dann hast du Pech gehabt.“ Mit diesen Worten stand sie auf und wollte das Zimmer verlassen.
„Bleib hier, ich will dir etwas sagen.“
Marie blieb stehen und drehte sich energisch zu ihm um. „Was willst du mir sagen?“
„Ich weiß nicht wie ich es sagen soll ... oder ob du mich verstehen wirst.“ Rafael erhob sich und machte ein paar Schritte auf seine Freundin zu. Marie war mehr als einen Kopf kleiner als er, aber sie stand übertrieben gerade, um groß zu wirken.
„Sag es einfach.“, forderte sie.
„Mir gefällt es nicht, wenn du dich mit Amy triffst.“
„Warum nicht?“
„Weil ich in dich verliebt bin. Willst du mit mir zusammen sein?“ Diese Worte kamen so schnell aus seinem Mund, dass selbst er sie kaum verstand. Er errötete, das war peinlich gewesen.
Es dauerte ein paar Minuten bis Marie antwortete. War sie sprachlos? Woran dachte sie gerade?
„Rafael...“, begann sie schließlich. „Das ist eine große Überraschung für mich.“ Dann wurde sie ernst. „Lass mir Bedenkzeit.“
Rafael gab ihr Bedenkzeit. Marie versprach ihm am nächsten Tag, Sonntag, eine Antwort zu geben. Damit war er zufrieden. Zwischen Samstag und Sonntag lagen jedoch viele Stunden, die nur langsam vergingen. Die Nacht war schrecklich für ihn. Immer wieder musste er an Marie denken und was wohl ihre Antwort sein würde. Konnte sie überhaupt „Nein“ sagen?
Endlich kam der nächste Morgen. Das ganze Dorf ging in die Kirche, nur Amy und ihre Eltern nicht. Wie konnten sie den Gottesdienst verpassen, wollten sie in die Hölle kommen? Marie und ihre Familie kamen im letzten Augenblick. Der Gottesdienst war wie immer: Gebete, Lieder, Vater Unser und so weiter.
Irgendwann bemerkte Rafael, dass Marie verschwunden war. Sie hatte in der letzten Reihe gesessen und war unbemerkt hinaus geschlichen. Es war Neugier, die Rafael antrieb ihr zu folgen. Er verließ leise die Kirche und begann seine Freundin zu suchen. Nach einiger Zeit fand er sie auf dem Friedhof hinter dem Gebäude. Amy war bei ihr.
Beide saßen auf der Wiese zwischen den Grabsteinen. Unbemerkt blieb Rafael hinter einem zwei Meter großen Kreuz stehen, sodass die beiden Mädchen ihn nicht entdeckten, aber er ihr Gespräch verstehen konnte.
„Warum bist du nicht in die Kirche?“, hörte Rafael Amy fragen.
„Mir war langweilig. Außerdem bist du auch nicht dort.“, kam Maries Antwort. „Ich habe Romeo und Julia zu Ende gelesen.“
„Wie hat es dir gefallen?“
„Gut, die beste Liebesgeschichte, die ich je gelesen habe. Aber würdest du dich für die Liebe deines Lebens umbringen?“
„Ja.“
Marie schwieg und sah in den Himmel.
„Aber heutzutage ist das nicht mehr nötig.“, fügte Amy hinzu. „Die Gesellschaft hat sich geändert.“
„Ich hoffe es.“, erwiderte Marie leise. „Dann könnten sogar wir uns lieben. Ich liebe dich, Amy.“
Dann küssten sie sich.
Sie küssten sich, Rafael wollte nicht glauben was er sah. Marie wählte nicht ihn, das war in Ordnung, sie wählte jedoch eine Frau und das war unmöglich. Er war traurig, wütend und weinte beinahe. Er hatte noch nie zuvor geweint. Jetzt brauchte er jemanden zum Reden, der ihm zuhören und ihn verstehen würde. Sofort viel ihm Lily ein.
Lily und Rafael waren Nachbarn. Sie merkte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte und fragte ob er wegen Marie so deprimiert war. Er erzählte von seiner Beobachtung und fügte hinzu wie sehr er Marie mochte und wie sehr es ihm wehtat, dass sie in diese Amy verliebt war.
Lily wollte zuerst Rafaels Worten nicht glauben. Marie und Amy, zwei Mädchen, waren ineinander verliebt? Das musste ein Scherz sein. „Worüber bist du so wütend, Rafael?“, fragte sie, „Dass Marie jemand anderen gewählt hat oder dass dieser andere weiblich ist?“
„Das erste macht mich traurig, das zweite macht mich wütend. So etwas hätte ich Marie nicht zugetraut.“, antwortete er.
Das verstand Lily und sie versprach ihm zu helfen. Wie? Ihr würde schon etwas einfallen. Damit war Rafael zufrieden.
Am nächsten Tag sprach Lily mit Marie. Die Nachricht über deren Liebe zu Amy hatte sich bereits herumgesprochen, obwohl Rafael nur Lily davon erzählt hatte. Die Bewohner waren empört oder wollten dieses Gerücht nicht glauben. Eine Liebe zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen lag außerhalb ihres Weltbildes. Wo waren die Moral und die gute, christliche Tugend geblieben? Und gerade Marie, dieses nette, anständige Mädchen.
Marie war beleidigt. Sie sprach mit niemandem und sah Rafael nicht einmal an. Anscheinend gefiel ihr nicht, dass er sich an Lily gewandt hatte. Ihr Ansehen verringerte sich jedoch kaum. Amy andererseits wurde noch unbeliebter. Man gab ihr die Schuld Marie zu dieser Liebe verführt zu haben, wie eine Hexe. Die Schüler nahmen dies als Anlass ihr das Leben zur Hölle zu machen. Sie beleidigten und verachteten Amy mehr als je zuvor.
Am Anfang empfand Rafael kein Mitleid. Es geschah der Fremden recht. Er wollte Marie wiederhaben und Amy stand ihm als Konkurrentin im Weg. Nach und nach verschlimmerte sich die Situation immer mehr und selbst Rafael erkannte, dass es so nicht weitergehen konnte. Ihm fiel jedoch keine Lösung ein, daher wandte er sich erneut an Lily. Dieses Mal sprachen sie gemeinsam mit Marie und Amy.
Rafael hatte seine Freundin noch nie so wütend gesehen. Es sei schäbig jemanden heimlich zu beobachten, gemein das weiterzusagen und feige Lily vorzuschicken. Rafael wurde rot, ihm war die Situation peinlich. Glücklicherweise blieb Lily ruhig.
„Lasst uns bitte vernünftig miteinander reden.“, sagte diese. „Marie, wir wollen dir einen Vorschlag machen.“
„Der wäre.“, fragte Marie gereizt.
„Ich weiß, wir behandeln Amy nicht gut.“
„Spare dir den Euphemismus.“, warf Amy dazwischen.
Lily ließ sich nicht irritieren. „Du wirst dich von Amy trennen, wirst nie mehr mit ihr sprechen und dich nie mehr mit ihr treffen. Dann werden wir den Vorfall vergessen.“
„Und wenn ich es nicht tue?“, erwiderte Marie.
„Dann wirst du sehen, wie grausam das Leben sein kann. Wir können dir das Leben schwer machen, das hast du in den letzten Tagen an Amy gesehen.“
Marie schwieg eine Weile, dann begann sie zu lachen. Rafael zitterte bei diesem Lachen, es war nicht lustig, eher Furcht einflößend und kalt. „Das meinst du nicht ernst.“, sagte sie.
„Vergiss nicht Marie.“, warnte Lily, „Anders als Amy bist du nicht gewohnt gemieden und verachtet zu werden. Du standest bis jetzt überall im Mittelpunkt, jeder achtet dich und deine Schulnoten sind perfekt. Willst du das alles aufgeben?“
„Das würde ich.“
„Hältst du dich für so stark? Ich glaube nicht. Nach einigen Wochen wirst du verrückt werden und selbst Amys Gesellschaft wird dir nicht mehr helfen können.“
. Rafael war Lily dankbar, da sie versuchte Marie in die Realität zurückzuholen Sie hatte Recht und auch Marie wusste es. Eine Liebe zwischen zwei Frauen gab es nur im Traum, in die Wirklichkeit passte sie nicht. Leider war Marie zu dickköpfig, um auf Lily zu hören. Amy hingegen schien die kritische Lage zu erkennen.
„Ich finde es ungerecht, aber ich traue euch zu, dass ihr deine Drohung wahr macht. Trotzdem ist es eine schwere Entscheidung, also gebt Marie Bedenkzeit.“, bat sie.
Lily und Rafael stimmten zu. Sie hofften, dass Marie die richtige Entscheidung traf, sich von Amy trennte und somit das Problem aus der Welt schaffte. So stark konnte die Liebe zwischen zwei Frauen nicht sein, dachte Rafael. Wie falsch diese Annahme war, musste er am folgenden Tag feststellen.
Er liebte Marie und war eifersüchtig auf Amy, aber er hätte deren Liebe akzeptiert. Er wäre enttäuscht gewesen, aber er hätte sich Maries Entscheidung gefügt. Die anderen Dorfbewohner hätten das auch, Lilys Worte waren nur eine Drohung gewesen. Amy hatte keinen Grund sich umzubringen.
Man fand sie auf der Wiese kurz vor der Grenze des Dorfes. Sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Neben ihr lag Marie, die sich mit einem Stich ins Herz umgebracht hatte. Noch am selben Tag begrub man sie nebeneinander. Das ganze Dorf war entsetzt und erst jetzt wurde allen Bewohnern bewusst, wie sehr die beiden Mädchen sich geliebt hatten. Die Familien der beiden lagen sich in den Armen und trösteten sich gegenseitig.
Noch nach Jahren würde dieser Vorfall in Rafaels Gedächtnis herumspucken. Marie zu verlieren war ein schreckliches Schicksal. Er pflanzte zwei Rosensträucher auf ihre Gräber, einer mit roten und einer mit weißen Blüten. Fast jeden Tag pflegte er sie, damit sie wachsen konnten. Hoffentlich waren Marie und Amy nun glücklich.
 
M

Melusine

Gast
Hallo rain,
nicht schlecht erzählt, aber für meinen Geschmack viel, viel viel zu klischeehaft. Echte Menschen agieren nicht so. Das klingt für mich, als hättest du dir an Kitschromanen (Rosamunde Pilcher?) ein Vorbild genommen. Auch der Titel deutet in diese Richtung. "Once in a blue moon" ist übrigens meines Erachtens eine ziemlich unübersetzbare englische Phrase, auf deutsch etwa "einmal in der heiligen Zeit". (Oder war das etwa Absicht? Falls ja, finde ich es nicht sehr gelungen.)

Falls es dein Ziel ist, Trivialliteratur zu schreiben, ist das natürlich vollkommen okay. In dem Fall spielt es wahrscheinlich auch keine Rolle, wenn du dir (schlechte) Übersetzungen aus dem Englischen zum Vorbild nimmst. Andernfalls würde ich aber an deiner Stelle doch eher versuchen, von solchen Klischees wegzukommen. Nicht böse sein, bitte.

LG Mel
 

rain

Mitglied
Hi Melusine

Danke für deinen Kommentar.

Ich weiß leider nicht wie Rosamunde Pilcher schreibt, daher kann ich es nicht beurteilen. Die Klichees waren Absicht, vielleicht habe ich sie aber falsch benutzt.

Warum sollte ich "Once in a blue moon" nicht so übersetzten? Ich hätte den englischen Titel auch lassen können. Ganz ehrlich, die Übersetzung "einmal in der heiligen Zeit" ist vielleicht kreativer aber auch nicht ganz passend. Ich halte das für eine künstlerische Freiheit.
 
M

Melusine

Gast
Hi rain,
hmm, ich hatte mir schon überlegt, ob die Klischees vielleicht Absicht sind. Dann würde ich es aber übertriebener, überspitzter darstellen - mehr Richtung Satire.
Dann würde auch der Titel passen - wenn's nämlich eine Satire auf original englischsprachige Liebesromanzen ist.

Okay, "einmal in der heiligen Zeit" war bisschen falsch formuliert, ich glaube es heißt eher "alle heiligen Zeiten" oder "alle Jubeljahre einmal"; das ist nicht "kreativer" sondern entspricht bedeutungsmäßig ca. der englischen Wendung, die ja "ganz, ganz selten" bedeutet. Dass die Konnotationen ganz andere sind als beim "blauen Mond" ist mir schon klar.

Wörtlich übersetzte Redewendungen sind ja außerdem eine Spezialität von in deutscher Sprache erscheinender Trivialliteratur. Hat durchaus seinen eigenen Reiz ;-).

Wie R.P. schreibt weiß ich auch nicht *gg* - mir wird von so viel Herz-Schmerz nämlich schlecht. (Ich kenne nur Ausschnitte aus Verfilmungen und länger als 5 Minuten kann ich mir sowas nicht ansehen.) Allerdings muss ich gestehen, dass ich ab und zu ganz gern Schundromane aus der Bahnhofsbuchhandlung mit Titeln wie "Lodernde Leidenschaft" oder "Herzen im Aufruhr" lese :eek:.
Aber deine Geschichte geht ja eben mehr Richtung tragische Romanze als Richtung wild-abenteuerlich, deshalb dachte ich eben an Rosamunde Pilcher.

Mel
 
Hallo Rain,

was für eine Stilrichtung auch immer, der Text ist noch stark Bearbeitungsbedürftig, denn an vielen Stellen bin ich auf Grund von viel zu viel Erzählung rausgefallen ... Show, don't tell heißt die Devise
Also solltest du auch zeigen, wie Amy gemoppt wird. Wenn dein Argument ist, dass die geschichte dadurch unglaublich länger würde, so zwei Dinge, erstens wird sie es unmerklich, zweitens ist viel zu viel Ballast in deiner Geschichte ... also ich bin an mindestens drei Stellen raus gewesen.

Das Ende ist zu aufgesetzt, die Kirche samething tu mach, auch für Dorf. Und dann ist mir der Typ nicht aggressiv genug, soll heissen, er ist doch Antagonist oder was ... entweder erzählt er aus Reue (Ich-Erzähler wäre besser) oder aus Hass, dann lass ihn seine Gefühle berichten ...
Und die Kindergartenzeit ist in solchen Geschichten auch vorüber ... da gibt man doch keine Bedenkzeit mehr... entweder will er oder er will nciht... dann soll er gehen ... In einer Geschichte sind die Helden mutiger, größer, schöner, hässlciher, intelligenter u u u ... als real ... wenn schon Klischee, dann wirklich ganz und nicht so abgedroschen...

Etwas gutes zum Schluss... deine Dialoge haben mich ermutigt, weiter zu lesen ... Die Dialoge sind wirklich gut u zeigen, das du Talent zum schreiben hast... Du musst nur noch lernen, deine Schriftstücke vom Wortgetöse zu befreien... oder zu verdichten ... :)

Grüsse
Scarlett
 



 
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