Einstmals in Jemen

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Nina K

Mitglied
Violettes Licht vibriert in der Luft und die Zikadenschreie versterben mit der Glut des sinkenden Tages. Am Treffpunkt bin ich viel zu früh, wie jedes Mal bisher. So lasse ich mich auf die verdorrten Grassoden fallen. Blicklos suche ich Wolken, dann weiß ich es plötzlich: Heute warte ich erstmals umsonst.

Schatten sammeln sich zu Türmen und breiten sich aus. Die Dunkelheit flutet den Tag. Unter den fleischigen Büschen sammeln sich Glühwürmchen. Wenn das Warten auch sinnlos ist, will ich nicht fort. Ein magischer Ort: Fällt mir ein.

Die Mondsichel schwingt sich als altdeutsches Z am Horizont. Mich erinnert das an meinen Vater. Der Mond nimmt heut’ zu, so lehrte er mich. In der Schwärze des Himmels verstecken sich Sterne und hoffen auf einen Namen; frivoles Verhalten im lichtklaren Sein. Wollen Sterne denn Namen: Frage ich mich?

Die Stille schweigt niemals. Auch das lerne ich in dieser Nacht. Zerlumpt wirft ein letzter Windhauch die Blätter. Dann sammelt sich Kühle am Boden und sucht noch nach Tau. Dürstend strecken sich Halme; vertrocknet sind sie schon fast so, wie mein Mut. Erinnerungsflüsternd klingt gepresst mein: Ich wusste.

Verschwenderisch ist der Heimweg in Kummer getaucht. Die aufschwingende Sonne verpassend, kehre ich ihr den Rücken. Trotzig schwirrt eine Mücke durch kalten Dunst. Als sich das erste Licht am Horizont kelternd entdeckt, rinnt diese Träne. Glasklar erbricht sich die Wahrheit: Ich war heute wirklich zum letzten Mal dort.
 
B

bonanza

Gast
am anfang schwülstig überfrachtet - klingt dein text
ungekonnt nach anfängerehrgeiz.

aber dann entschädigen die nächsten absätze. die sind
hervorragend und klar geschrieben. nur am ende fällst
du wieder zurück in die verkrampfung, deine gefühle besonders dicht und metaphorisch herüberzubringen.

bon.
 



 
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