Einweihungsparty Püttmann Folge 18

Einzug inne Ibiza-Wohnung

Kaum hatte mein Ehefraugemahlin die Schau vor dem Apartheidsblock beendet, da bereitete sie ihren nächsten Auftritt vor. Ja, dat war jetz wirklich son besonderen Moment im Leben, wo et sogar mir ganz feierlich wurde.

Berta nahm bedeutungsvoll den Wohnungsschlüssel inne Hand, hielt ihn wie en Zauberstab hoch und schloss die sauteure Ferienwohnung auf.
Et lief mir eiskalt den Rücken runter. Mann, wat hatte die Frau en Talent für Inzestinierungen! Dat war ja wirklich ganz wat anderet, als wenne ma ne fremde Hütte mieten und aufschließen tus.

Berta trällerte vom Balkon: „Williken, mein Williken, willkommen in unserem Heim auf Ibiza!“ Plötzlich en Knall!
Sofort ging ich in Deckung, von wegen son Anschlag vonne Autonomiden. Man weiß ja nie im Ausland, wat die Terror-Brüder da allet so im Schilde führten!
Berta hatte aber nur den Korken von en Pülleken Schampus knallen lassen.

Sieht die mich aufe Erde liegen. „Wat machsse denn hier auf’m Boden, Willi, machsse nen Kniefall vor Ergriffenheit und küsst die Fliesen?“
„Berta, der Papst ...“, stammelte ich, „der liegt doch auch immer aufe Erde, wenn er Neuland betritt.“

Den Knall hörten auch unsere Etagennachbarn. Die beiden deuteten ihn richtig und kamen mit ner Flasche Brandy rüber. Ganz lieb und herzlich gratulierten se zum Einzug. Wat für ne Fügung, die beiden kamen auch aussem Ruhrpott, nämlich aus Duisburg!
Von dem Gastgeschenk mit den dreiundvierzig Umdrehungen haben die beiden fast allet alleine geschnasselt. Entsprechend lustig ging et schon rund, als um 13.00 Uhr die Möbel angeliefert wurden.
Wat man auch immer vonne spanischen Pünktlichkeit allgemein so hört, heute klappte allet prima.
Jetz konnten wir den Nachbarn wenigstens schon ma Stühle anbieten. So nach und nach wurde auch dat Lachen gedämpfter, weil die Hohlräume sich langsam mit die Möbel füllten. Dann wurd et aber wieder viel lauter, als Nachbar Rolli die zweite Pulle mit Schmackes auf den neuen Tisch knallte. Dicke Macke aufe Tischplatte!
„No problemo“, sachte er, „zahlt meine Haftpflicht, salud!“
Dat wär en neuet Pröbchen, wat aufe Insel zu jeder Gelegenheit gerne getrunken würde. 'Hierbas', Salud!
Die beiden erzählten uns ihre vollständige Lebensgeschichte. Normalerweise braucht ein Mensch dafür fünf oder sechs Leben! Salud!
Fernsehapparat, Waschmaschine, Trockner und all die anderen Brocken wurden pünktlich geliefert und sofort angeschlossen. Jede Menge Handwerker malochten inne Bude rum. Uns machte dat allet nix aus.
Bertas Glückszustand steigerte sich durch die vielen Pröbchen in Euphorie. Sie hatte erstaunlicherweise noch allet prima unter Kontrolle.
Dann schellte et schon wieder. En Pärken von ganz oben gratulierte zum Einzug. Sie schenkten uns en Bild mit ner roten Ibiza-Pflanze, ne Bougainvillea. Selbst gemalt! Sie kämen aus Lucky Town, dat wär ne Stadt im Norden vonne Heimat, inne Nähe von Glückstadt. Sie wären die Uschi und der Peter.
Kommen die extra so weit aussem hohen Norden auf diese Insel gedüst. Dat heißt ja schon wat!
Sie schilderten Ibiza in den schönsten Farben. Wir hätten eine sehr gute Wahl getroffen, dat würden wir nie bereuen. Salud!
Plötzlich erklang vor der Tür Musik aus ner Quetsche.
„Berta“, sachte ich, „kuck ma, wer dat iss, hasse ne Band bestellt? Mich würd dat nich überraschen.“
Dat waren die Eigentümer von Parterre. Die kamen aus Südtirol und spielten zur Begrüßung dat nationale Südtirollied, wat se zu Hause nich spielen dürfen. Warum nich?
Dat Südtirol soll noch vonne Spaghettis voll besetzt sein!
Peter von ganz oben war angeblich Leiter von som Shanty-Chor und sang jedet Lied ohne Gesangbuch, natürlich mit alle Strophen.
Wir hatten ne tolle Partystimmung! Selbst die insulanischen Handwerker feierten kräftig mit. Berta war überglücklich und hatte ma wieder nahe am Wasser gebaut.

Et klingelte schon wieder! Wahrscheinlich lockte unsere gute Stimmung auch andere Nachbarn an. Ein Figaro aussem Neandertal bei Mettmann spazierte mit seiner Frau und einem flötenden „Hallöööchen“ herein. Sie schenkten uns zum Einzug ne riesige Erdbeertorte. Nee, wie lieb und aufmerksam!
Ihm verrutschte beim Lachen jedet Mal der Fiffi auf’m Dez. Dat juckte ihn überhaupt nich. Nur seine junge Frau bekam jedet Mal die Krise und rückte den Mopp wieder zurecht.
Alle Besucher saßen und standen zwanglos zwischen Kisten und Paketen. Wer hätte je an so einen herzlichen Empfang gedacht?

Einer der Gäste stellte sich als Blockwart von Block II vor, er wär der Günter aus Schwelm und müsse sich hier in unserem Bewährungsblock unbedingt mal die Neuen anschauen. Den Bewährungshelfer nahm ich mir dann ma persönlich vor und verbrüderte mich schrecklich oft mit ihm. Danach hatte der liebe Kamerad Blockwart derart die Lampe an, dat er sich selbst heimleuchten konnte.
Ach, wer füllte denn da plötzlich den Türrahmen aus? Nee, wat für ne Überraschung! Herbi mit seinem Üteken gratulierte auch ganz herzlich! Die beiden kannten wir noch von unseren ersten Tagen auf Ibiza und feierten damals Herbis Geburtstag sehr, sehr ausgiebig. Die beiden stellten ne Kiste Rotwein auffen Tisch und schenkten uns auch noch en riesigen Fresskorb mit herrlichen spanischen Spezialitäten. Alle Köstlichkeiten waren ruckzuck verputzt. Quälender Kohldampf haftete aber immer noch wie ne Klette in unseren Mägen. Die Damen eilten deshalb wacker in ihre Wohnungen und plünderten die Eisschränke.
Wir konnten ja noch nix einkaufen, nix war ausgepackt, et herrschte dat reine Chaos! Die lieben Gäste hat dat überhaupt nich gejuckt, im Gegenteil! Der letzte verließ uns morgens um fünf und wünschte lallend: „Gutte Naaacht!“

So nach und nach versetzte ich mich in Bertas Gedankenwelt vom süßen Inseltraum. Ma seh’n, vielleicht werd ich auch noch ma son Insel-Schwarmgeist. Möglicherweise sogar Hippie und schließ mich dann der Blumenkinder-Bewegung an - wenn die überhaupt noch hier hausen und nich schon längst inne ewigen Blumengründe eingegangen sind.
 



 
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