Eisbad

3,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Lio

Mitglied
„Verdammt, verdammt, verdammt!“, rief Bernhard und feuerte die Krücken auf den Boden. Dann stand er etwas unbeholfen in der Mitte seines Zimmers. Bernhard hatte nämlich einen Gipsfuß und konnte deshalb nur mit den Krücken laufen.
Eine Weile lang stand er einfach nur da und dachte darüber nach wie er jetzt in seine Playmobilspielecke gelangen könnte. Die Krücken lagen ja auf den Boden und bücken konnte er sich nicht so gut, weil er nur auf einem Bein stehen konnte.
Weil er so angestrengt nachdachte, vergas er sogar, was am Morgen passiert war. Als seine Mama aber den Kopf durch die Tür steckte, um zu sehen, was los sei, erinnerte er sich wieder an alles.
„Verdammt, verdammt, verdammt!“, fing er wieder an zu rufen und schaute mit vor Zorn gerunzelten Augenbrauen seine Mama an.
„Was ist denn los? Ist was passiert?“, fragte seine Mama.
Aber Bernhard hatte keine Lust ihr zu antworten. Er setzte sich auf den Boden und krabbelte zu seiner Playmobil-Burg.

„Verdammt und zugenäht!“, flüsterte er noch einmal, als er zu spielen anfing und dann erinnerte er sich wieder daran, wie seine Patentante immer sagte, dass sie dies oder jenes umbringen würde. Sie sagte z.B. „das schlechte Wetter bringt mich noch um!“, oder „die verstopften Autobahnen bringen mich noch um!“. Deshalb flüsterte Bernhard jetzt „dieser blöde Gipsfuß bringt mich noch um!“

Der Grund für Bernhards schlechte Laune hatte nämlich mit seinem Gipsfuß zu tun. Ihn störte es vor allem, dass die anderen Kinder nach dem Läuten immer von den Schulbänken aufsprangen und nach draußen rannten, während er mit den Krücken hinter ihnen her humpeln musste. Noch viel schlimmer war aber, dass die Lehrer und Lehrerinnen ihm dann immer die Türen aufhielten und ihm dabei halfen die Treppen hinunter zu steigen. Bis jetzt war alles immer glimpflich verlaufen, aber heute Morgen war genau das passiert, was Bernhard immer zu verhindern versucht hatte. Als die Englischlehrerin Frau Aarlt mit ihm die Treppe hinuntergegangen war und für ihn seinen Rucksack gehalten hatte, kam der dicke Norbert zufällig vorbei gerannt. Als er Bernhards Rucksack in den Händen von Frau Aarlt sah, blieb er mit aufgeblasenen Backen stehen und starrte sie an. Dann drehte er sich um und rannte wieder weg. Aber Bernhard hatte noch ganz genau gehört, was der dicke Norbert beim Umdrehen gemurmelt hatte: „totaler Streber!“. Und genau das hatte er in der großen Pause dann auch überall herum posaunt: dass der Bernhard ein „totaler Streber“ sei, weil er sich von der Frau Aarlt den Rucksack tragen ließe.

Als Bernhard jetzt daran dachte was am Morgen passiert war, runzelte er wieder die Stirn und vergas sogar mit dem Playmobilritter zur Burg zu reiten.
Bernhard war der Meinung, dass er jetzt in ernsten Problemen steckte. Ein Streber zu sein war nämlich nicht ohne. Wer einmal ein Streber war, der bekam diesen Ruf nur ziemlich schwer wieder los. Außerdem konnten Streber keine Bandenmitglieder der „Kaulquappen“ werden und bei denen wollte Bernhard mitmachen. Er hatte sich sogar schon nach der Mutprobe erkundigt, die darin bestand bis zur Mitte des vereisten Schulteichs zu gehen.
Auf einmal fiel es Bernhard wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war die Lösung. Er musste morgen nur auf den vereisten Schulteich stapfen und hätte damit sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. 1. wäre er dann kein Streber mehr, weil sich Streber so etwas nicht trauen und 2. wäre er dann ein vollwertiges Mitglied der Kaulquappen. Sofort war Bernhards schlechte Laune verflogen und er freute sich jetzt sogar auf den nächsten Morgen.

Als Bernhard am nächsten Morgen ins Klassenzimmer humpelte, wehte ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein kühles Lüftchen entgegen. Sein Platz in der vorletzten Reihe war besetzt. Da saß jetzt Ingo. Der einzige Platz der noch frei war, war der in der 1. Reihe, genau gegenüber vom Lehrerpult. Als Bernhard nach vorne ging, hörte er sogar irgendjemanden „Streber“ zischen, aber das juckte ihn jetzt überhaupt nicht mehr. Er wusste ja, dass spätestens nach der großen Pause einiges geklärt wäre. Noch bevor die Chemielehrerin Frau Baktus den Klassenraum betreten hatte und alle schon saßen, stand Bernhard auf, drehte sich zur Klasse um und sagte: „Übrigens werde ich nachher noch auf den Teich gehen!“ Da brach ein großes Durcheinander im Klassenzimmer aus und auch als Frau Baktus schon an der Tafel stand und „Hey, Hey, Hey!“, rief, wollte keine rechte Ruhe einkehren.
Es war nämlich erst Dezember und bis jetzt hatte sich noch niemand getraut auf den Teich zu gehen. Sogar die großen 7. Und 8. Klässler waren immer nur am Rand gestanden und hatten mit der Fußspitze die dicke des Eises getestet. „Kann man noch nicht drauf gehen!“ hatten sie jedes Mal einhellig geurteilt.

Als dieses Mal die Pausenglocke klingelte, rannten niemand hinaus, so dass Bernhard nicht mit Frau Baktus alleine zurückblieb. Man tat jetzt sogar alles erdenkliche, um Bernard behilflich zu sein. Raimund hielt ihm die Klassentür auf, Öktan trug seinen Schulranzen und Claudia kontrollierte den Boden auf Pfützen, damit er mit den Krücken nicht ausrutschte.
Als sie beim Teich angelangt waren, war Bernhard dann aber doch etwas mulmig zu Mute. Genau 10 Schritte brauchte man zur Mitte des Teiches. Das hatten sie ja schon x- Mal ausgemessen. Aber Bernhard hatte keine Ahnung, wie er mit den Krücken auf dem Eis laufen sollte. Außerdem sah das Eis wirklich ziemlich dünn aus und Bernhard war nicht so scharf darauf ein „Eisbad“ zu nehmen.
Aber er war sich natürlich auch im Klaren darüber, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Wenn er jetzt klein bei geben würde, wäre er für alle Ewigkeit ein „totaler Streber“ und die Mietgliedschaft bei den Kaulquappen könnte er außerdem vergessen.
Um die Dicke des Eises zu testen, klopfte Bernhard erst einmal mit der Krücke auf die Eisoberfläche und nickte dazu stirnrunzelnd mit dem Kopf. Genauso nickte sein Papa immer, wenn er etwas Wichtiges in der Zeitung las und dass die Dicke des Eises jetzt etwas ganz besonderes Wichtiges war, darüber gab es für Bernhard keinen Zweifel. Dann sagte Bernhard, „nun mal sehen!“. „Nun mal sehen!“, sagte Opa Ernst nämlich immer, wenn ihm Bernhard seine neuen Playmobilfiguren präsentierte oder ihm sein Zeugnis zeigte. Bernhard fand, dass man gut „nun mal sehen!“, sagen konnte, wenn man die Dicke einer Eisschicht testete. „Nun mal sehen!“ klang nämlich sehr erwachsen.
Nachdem er eine Weile auf der Eisoberfläche herum geklopft hatte, bemerkte er, dass seine Mitschüler ungeduldig wurden. Deshalb platzierte er vorsichtig beide Krücken auf die Eisoberfläche und schwang sich dann mit seinem gesunden Bein herüber. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass das Eis unter ihm hielt, als er mit seinem gesamten Gewicht drauf stand. Es knackte nicht einmal. Um ihn herum war es jetzt still geworden. Alle schauten ihm gespannt zu. Aus den Augenwinkeln sah Bernhard, dass sogar die großen 7. Und 8. Klässler, die ein paar Meter weiter weg standen, zu ihm herüber blickten.
Vorsichtig setzte er die Krücken ein weiteres Mal in Richtung Mitte des Teiches auf.

Es war schwierig einen guten Halt zu finden, weil das Eis spiegelglatt war. Aber auch nach dem zweiten nach vorne Schwingen stand er sicher auf dem Eis. Von einem Knacken oder einem Riss im Eis keine Spur. Bernhards Herz, das die ganze Zeit ziemlich wild geschlagen hatte, beruhigte sich ein wenig. Er murmelte noch einmal „nun, mal sehen!“ in sich hinein und setzte ein weiteres Mal die Krücken aufs Eis, schwang sich nach vorne und dann nochmal und nochmal. Er war fast bei der Mitte angekommen, als er vom Rand des Teichs die erboste Stimme des Aufsichtslehrers, Herrn Rüge hörte, der schrie, er soll sofort da ´runterkommen. Der Ruf von Herrn Rüge erschreckte Bernhard so sehr, dass er halb herumfuhr, dabei das Gleichgewicht verlor und der Länge nach auf den zugefrorenen Teich klatschte. Der Aufprall seines Körpers aber hatte zur Folge, dass das dünne Eis jetzt doch ganz bedenklich knarrte und gerade als Bernhard sich halb aufgerichtet hatte und nach seiner Krücke greifen wollte, machte es „Krattschhh“ und brach unter ihm weg. Zunächst erst einmal wusste Bernard gar nicht so richtig wie ihm geschah, als das Eis unter ihm brach und er in das kalte Teichwasser stürzte. Als Bernhard untertauchte stellte er sofort zwei Dinge fest: 1., dass das kalte Wasser pikste und 2., dass seine Klamotten ziemlich schnell ziemlich schwer wurden. Zum Glück war der Teich nicht so tief, so dass er bald Boden unter den Füßen bekam. Als er stand und mit dem Kopf wieder aus dem Wasser guckte, bemerkte er, dass sich da am Ufer ein ziemliches Spektakel abspielte. Herr Rüge ruderte wild mit den Armen und bedeutete ihm zurück ans Ufer zu kommen, die Mädchen kreischten, ein paar seiner Mitschüler grinsten, andere ahmten Herrn Rüge nach. Bernhard fand, dass das ziemlich witzig aussah, wie sie mit ihren Armen vor sich herum wedelten. Er fand, dass das so aussah als ob sie Mücken fangen wollten.
Plötzlich bekam er von der Seite ein Seil gegen den Kopf. Er schaute nach links, in die Richtung aus der das Seil geworfen worden war und sah die großen 7. Und 8. Klässler, die zu ihm herüber riefen er solle sich am Seilende festhalten. Das tat Bernhard dann auch. Bald hatten ihn die großen 7. Und 8. Klässler heraus gezogen und Bernhard lag mit klappernden Zähnen und am ganzen Körper zitternd vor Ihnen am Ufer.
„Wir ham doch gesagt: kann man noch nicht drauf gehen!“, sagte einer von ihnen zu dem zitternden Bernhard. Dann kam auch schon Herr Rüge angestürmt und wollte mit Bernhard sofort ins Lehrerzimmer, um ihm trockene Klammotten anzuziehen. Herr Rüge war sogar so aufgeregt, dass er vergaß, dass Bernhard mit seinem Gipsfuß ja gar nicht normal laufen konnte. Die Krücken lagen aber immer noch auf der Mitte der vereisten Teichfläche, genau neben dem Loch, in das Bernhard hinein gefallen war. Erst als Gil, der Anführer der Kaulquappen, auf den Gipsfuß von Bernhard zeigte und Herrn Rüge sagte, dass Bernhards Fuß gebrochen sei, schlug sich Herr Rüge auf die Stirn, nahm Bernhard kurzer Hand Huckepack und galoppierte mit ihm Richtung Lehrerzimmer. Fast die ganze Klasse rannte mit dem galoppierenden Herrn Rüge mit.
Als sie vor der Lehrerzimmertür standen und Herr Rüge seinen Schlüssel herauskramte, passierte dann schließlich doch genau das, was Bernhard davon überzeugte, alles vollkommen richtig gemacht zu haben. Gil, der Anführer der Kaulquappen, flüsterte ihm nämlich zu, dass er überhaupt kein „totaler Streber“ sei, sondern die Mutprobe bestanden habe und jetzt Mitglied er Kaulquappenbande wäre. Das machte Bernhard mit einem Schlag richtig glücklich, denn trocken werden, das würde er schnell. Da musste er sich mit einem Handtuch nur ein bisschen abrubbeln und dann frische Sachen anziehen. Ein Mitglied bei der Kaulquappenbande zu sein, das konnte dagegen nicht jeder von sich behaupten. „Totale Streber“ schon gar nicht. Aber ein „totaler Streber“ war Bernhard ja jetzt sowieso nicht mehr.
 

Raul Reiser

Mitglied
Lieber Lio,
das erinnert mich ein bisschen an eine Szene aus Kästners "Das fliegende Klassenzimmer".
Das muss kein Nachteil sein.
Aber ich meine, das Risiko, da abzusaufen, ist ein bisschen minimiert in Deiner Darstellung.
Kästners Figur - ich erinnere grad nicht seinen Namen - war viel tiefer motiviert, sein Leben zu riskieren.
Bei Dir schwingt die Gewissheit des Überlebens mit - das passt für mich nicht ganz zur Schilderung.
Es ist viel mehr Verzweiflung, wo eine/r sein Leben riskiert.
Das eigene Leben ist Alles!!
Viele Grüße
Raul
 
D

Donkys Freund

Gast
Ganz routiniert runtergeschrieben, aber schon in der Überschrift steht die halbe Pointe. Das Ende ist für eine Kindergeschichte sicherlich ausreichend, mehr aber nicht. Ich empfinde die Geschichte etwas dahergerotzt. Schluderigkeiten wie "z.B." (abgekürzt) oder "7. Und 8. Klässler", "x- Mal", "1. und 2." (nicht ausgeschrieben), "denn trocken werden, das würde er schnell" unterstreichen den Eindruck.

Die vielen Zeichensetzungs- und Rechtschreibefehler (Beispiel "vergas" anstatt "vergaß" oder Groß-/Kleinschreibung) lass ich jetzt mal außen vor.

Warum eigentlich die uralten Namen. Soll da irgendeine Nostalgie mitschwingen?

Liebe Grüße
 
D

Donkys Freund

Gast
„Verdammt, verdammt, verdammt!“, rief Bernhard und feuerte die Krücken auf den Boden. Dann stand er etwas unbeholfen in der Mitte seines Zimmers. Bernhard hatte nämlich einen Gipsfuß und konnte deshalb nur mit den Krücken laufen.
Eine Weile lang stand er einfach nur da und dachte darüber nach [blue]Komma[/blue] wie er jetzt in seine Playmobilspielecke gelangen könnte. Die Krücken lagen ja auf den [blue]dem[/blue] Boden und bücken konnte er sich nicht so gut, weil er nur auf einem Bein stehen konnte.
Weil er so angestrengt nachdachte, vergas [blue]vergaß[/blue] er sogar, was am Morgen passiert war. Als seine Mama aber den Kopf durch die Tür steckte, um zu sehen, was los sei, erinnerte er sich wieder an alles.
„Verdammt, verdammt, verdammt!“, fing er wieder an zu rufen [blue](und hörte auch auf, besser: "rief er wieder")[/blue] und schaute mit vor Zorn gerunzelten Augenbrauen [blue](konstruiert)[/blue]seine Mama an.
„Was ist denn los? Ist was passiert?“, fragte seine Mama.
Aber Bernhard hatte keine Lust [blue]Komma[/blue] ihr zu antworten. Er setzte sich auf den Boden und krabbelte zu seiner Playmobil-Burg.

„Verdammt und zugenäht!“, flüsterte er noch einmal, als er zu spielen anfing und dann erinnerte er sich wieder daran, wie seine Patentante immer sagte, dass sie dies oder jenes umbringen würde. Sie sagte z.B. [blue]zum Beispiel[/blue] „das [blue]Das[/blue] schlechte Wetter bringt mich noch um!“, oder „die [blue]Die[/blue] verstopften Autobahnen bringen mich noch um!“. Deshalb flüsterte Bernhard jetzt [blue]Doppelpunkt[/blue] „dieser [blue]Dieser[/blue] blöde Gipsfuß bringt mich noch um!“

Der Grund für Bernhards schlechte Laune hatte nämlich mit seinem Gipsfuß zu tun. Ihn störte es vor allem, dass die anderen Kinder nach dem Läuten immer von den Schulbänken aufsprangen und nach draußen rannten, während er mit den Krücken hinter ihnen her humpeln musste. Noch viel schlimmer war aber, dass die Lehrer und Lehrerinnen ihm dann immer die Türen aufhielten und ihm dabei halfen die Treppen hinunter zu steigen. Bis jetzt war alles immer glimpflich verlaufen, aber heute Morgen war genau das passiert, was Bernhard immer zu verhindern versucht hatte. Als die Englischlehrerin Frau Aarlt mit ihm die Treppe hinuntergegangen war und für ihn seinen Rucksack gehalten hatte, kam der dicke Norbert zufällig vorbei gerannt [blue]Dann war doch schon alles vorbei: hielt[/blue]. Als er Bernhards Rucksack in den Händen von Frau Aarlt sah, blieb er mit aufgeblasenen Backen stehen und starrte sie an. Dann drehte er sich um und rannte wieder weg. Aber Bernhard hatte noch ganz genau gehört, was der dicke Norbert beim Umdrehen gemurmelt hatte: „totaler [blue]Totaler[/blue] Streber!“. Und genau das hatte er in der großen Pause dann auch überall herum posaunt: dass [blue](?)[/blue] der Bernhard ein „totaler Streber“ sei, weil er sich von der Frau Aarlt den Rucksack tragen ließe.

Als Bernhard jetzt daran dachte [blue]Komma [/blue]was am Morgen passiert war, runzelte er wieder die Stirn und vergas [blue]vergaß[/blue] sogar mit dem Playmobilritter zur Burg zu reiten.
Bernhard war der Meinung, dass er jetzt in ernsten Problemen steckte. Ein Streber zu sein [blue]Komma [/blue]war nämlich nicht ohne. Wer einmal ein Streber war, [blue](der)[/blue] bekam diesen Ruf nur ziemlich schwer wieder los. Außerdem konnten Streber keine Bandenmitglieder der „Kaulquappen“ werden und bei denen wollte Bernhard mitmachen [blue](bei denen Bernhard mitmachen wollte?)[/blue]. Er hatte sich sogar schon nach der Mutprobe erkundigt, die darin bestand bis zur Mitte des vereisten Schulteichs zu gehen.
Ich breche hier mal ab...
Das zieht sich durch, auch sprachlich.
 

Lio

Mitglied
Hallo Raul Reiser und Donkys Freund,

vielen Dank für eure Kommentare!

zu R.R.:

Kästners Figur - ich erinnere grad nicht seinen Namen - war viel tiefer motiviert, sein Leben zu riskieren.Da stellt sich die Frage, ob es gleich immer um Leben und Tod gehen muss. Dass der Prot. aber ausreichend motiviert ist, weil er kein "totaler Streber" sein will, wird aber, glaube ich zumindest, ziemlich deutlich.

zu D.F.:

aber schon in der Überschrift steht die halbe Pointe. Das Ende ist für eine Kindergeschichte sicherlich ausreichend, mehr aber nichtAber es soll doch gerade eine Kindergeschichte sein???

Ich empfinde die Geschichte etwas dahergerotzt. Das würde ich nicht sagen. Ich gebe mir bei allen meinen Texten ziemlich Mühe. Einen Text "dahergerotzt" zu schimpfen, finde ich ehrlich gesagt etwas daneben.

Schluderigkeiten wie "z.B." (abgekürzt) oder "7. Und 8. Klässler", "x- Mal", "1. und 2." (nicht ausgeschrieben), "denn trocken werden, das würde er schnell" unterstreichen den Eindruck. Da hast du tatsächlich Recht. Da werde ich mich noch einmal dransetzen.

Noch einen schönen Samstag!

Lio
 
D

Donkys Freund

Gast
Hallo Lio,

mit "Dahergerotzt" meine ich nicht Deine Mühe, sondern eben den teilweise schluderigen Stil, bzw. eben die ganzen Flüchtigkeitsfehler (Ich nehme an, dass es welche sind). So kam es aber nur bei mir rüber. Mein Eindruck. Sorry, war nicht persönlich gemeint, das Wort ist missverständlich.

Mit "ausreichend" meine ich den harmlosen 0-8-15 Plot. Eben nicht "gut". Kind ist Außenseiter, macht Mutprobe, ist dann plötzlich angesagt. Das gab es schon tausend mal und finde ich persönlich wenig ideenreich, auch für eine Kindergeschichte.

Schönes Wochenende noch! :)
Donkys Freund
 

Lio

Mitglied
„Verdammt, verdammt, verdammt!“, rief Benjamin und feuerte die Krücken auf den Boden. Dann stand er etwas unbeholfen in der Mitte seines Zimmers. Benjamin hatte nämlich einen Gipsfuß und konnte deshalb nur mit den Krücken laufen.
Eine Weile lang stand er einfach nur da und dachte darüber nach, wie er jetzt in seine Playmobilspielecke gelangen könnte. Die Krücken lagen ja auf dem Boden und bücken konnte er sich nicht so gut, weil er nur auf einem Bein stehen konnte.
Weil er so angestrengt nachdachte, vergaß er sogar, was am Morgen passiert war. Als seine Mama aber den Kopf durch die Tür steckte, um zu sehen, was los sei, erinnerte er sich wieder an alles.
„Verdammt, verdammt, verdammt!“, fing er wieder an zu rufen und schaute seine Mama böse an.
„Was ist denn los? Ist was passiert?“, fragte seine Mama.
Aber Benjamin hatte keine Lust, ihr zu antworten. Er setzte sich auf den Boden und kroch zu seiner Playmobil-Burg.

„Verdammt und zugenäht!“, flüsterte er noch einmal, als er zu spielen anfing, und dann erinnerte er sich wieder daran, wie seine Patentante immer sagte, dass sie dies oder jenes umbringen würde. Sie sagte zum Beispiel: „Das schlechte Wetter bringt mich noch um!“, oder „Die verstopften Autobahnen bringen mich noch um!“. Deshalb flüsterte Benjamin jetzt: „Dieser blöde Gipsfuß bringt mich noch um!“

Der Grund für Benjamins schlechte Laune hatte nämlich mit seinem Gipsfuß zu tun. Ihn störte es vor allem, dass die anderen Kinder nach dem Läuten immer von den Schulbänken aufsprangen und nach draußen rannten, während er mit den Krücken hinter ihnen her humpeln musste. Noch viel schlimmer war aber, dass die Lehrer und Lehrerinnen ihm dann immer die Türen aufhielten und ihm dabei halfen die Treppen hinunter zu steigen. Bis jetzt war alles immer glimpflich verlaufen, aber heute Morgen war genau das passiert, was Benjamin immer zu verhindern versucht hatte. Als die Englischlehrerin Frau Aarlt mit ihm die Treppe hinuntergegangen war und für ihn seinen Rucksack hielt, kam der dicke Norbert zufällig vorbei gerannt. Als er Benjamins Rucksack in den Händen von Frau Aarlt sah, blieb er mit aufgeblasenen Backen stehen und starrte sie an. Dann drehte er sich um und rannte wieder weg. Aber Benjamin hatte noch ganz genau gehört, was der dicke Norbert beim Umdrehen gemurmelt hatte: „Totaler Streber!“. Und genau das hatte er in der großen Pause dann auch überall herum posaunt: Dass Benjamin ein „totaler Streber“ sei, weil er sich von der Frau Aarlt den Rucksack tragen ließe.

Als Benjamin jetzt daran dachte, was am Morgen passiert war, runzelte er wieder die Stirn und vergaß sogar mit dem Playmobilritter zur Burg zu reiten.
Benjamin war der Meinung, dass er jetzt in ernsten Problemen steckte. Ein Streber zu sein, war nämlich nicht ohne. Wer einmal ein Streber war, bekam diesen Ruf nur ziemlich schwer wieder los. Außerdem konnten Streber keine Bandenmitglieder der „Bad Dogs“ werden und bei denen wollte Benjamin mitmachen. Er hatte sich sogar schon nach der Mutprobe erkundigt, die darin bestand bis zur Mitte des vereisten Schulteichs zu gehen.
Auf einmal fiel es Benjamin wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war die Lösung. Er musste am nächsten Tag nur auf den vereisten Schulteich stapfen und hätte damit sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens wäre er dann kein Streber mehr, weil sich Streber so etwas nicht trauen, und zweitens wäre er dann ein vollwertiges Mitglied der „Bad Dogs“. Sofort war Benjamins schlechte Laune verflogen und er freute sich jetzt sogar auf den morgigen Schultag.

Als Benjamin am nächsten Morgen ins Klassenzimmer humpelte, wehte ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein kühles Lüftchen entgegen. Sein Platz in der vorletzten Reihe war besetzt. Da saß jetzt Daniel. Der einzige freie Platz befand sich in der ersten Reihe, genau gegenüber vom Lehrerpult. Als Benjamin nach vorne ging, hörte er sogar irgendjemanden „Streber“ zischen, aber das juckte ihn jetzt überhaupt nicht mehr. Er wusste ja, dass spätestens nach der großen Pause einiges geklärt wäre. Noch bevor die Chemielehrerin Frau Baktus den Klassenraum betreten hatte und alle schon saßen, stand Benjamin auf, drehte sich zur Klasse um und sagte: „Übrigens werde ich nachher noch auf den Teich gehen!“ Da brach ein großes Durcheinander im Klassenzimmer aus und auch als Frau Baktus schon an der Tafel stand und „Hey, Hey, Hey!“ rief, wollte keine rechte Ruhe einkehren.
Es war nämlich erst Dezember und bis jetzt hatte sich noch niemand getraut auf den Teich zu gehen. Sogar die großen Siebt- und Achtklässler waren immer nur am Rand gestanden und hatten mit der Fußspitze die Dicke des Eises getestet. „Kann man noch nicht drauf gehen!“ hatten sie jedes Mal einhellig geurteilt.

Als dieses Mal die Pausenglocke läutete, rannte niemand hinaus, so dass Benjamin nicht mit Frau Baktus alleine zurückblieb. Man tat jetzt sogar alles erdenkliche, um Benjamin behilflich zu sein. Florian hielt ihm die Klassentür auf, Öktan trug seinen Schulranzen und Alina kontrollierte den Boden auf Pfützen, damit er mit den Krücken nicht ausrutschte.
Als sie beim Teich angelangt waren, war Benjamin dann aber doch etwas mulmig zu Mute. Genau zehn Schritte brauchte man zur Mitte des Teiches. Das hatten sie ja schon x- Mal ausgemessen. Aber Benjamin hatte keine Ahnung, wie er mit den Krücken auf dem Eis laufen sollte. Außerdem sah das Eis wirklich ziemlich dünn aus und Benjamin war nicht so scharf darauf ein „Eisbad“ zu nehmen.
Aber er war sich natürlich auch im Klaren darüber, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Wenn er jetzt klein bei geben würde, wäre er für alle Ewigkeit ein „totaler Streber“ und die Mitgliedschaft bei den Bad Dogs könnte er außerdem vergessen.
Um die Dicke des Eises zu testen, klopfte Benjamin erst einmal mit der Krücke auf die Eisoberfläche und nickte dazu stirnrunzelnd mit dem Kopf. Genauso nickte sein Papa immer, wenn er etwas Wichtiges in der Zeitung las und dass die Dicke des Eises jetzt etwas ganz besonderes Wichtiges war, darüber gab es für Benjamin keinen Zweifel. Dann sagte Benjamin, „nun mal sehen!“. „Nun mal sehen!“, sagte Opa Ernst nämlich immer, wenn ihm Benjamin seine neuen Playmobilfiguren präsentierte oder ihm sein Zeugnis zeigte. Benjamin fand, dass man gut „nun mal sehen!“ sagen konnte, wenn man die Dicke einer Eisschicht testete. „Nun mal sehen!“ klang nämlich sehr erwachsen.
Nachdem er eine Weile auf der Eisoberfläche herum geklopft hatte, bemerkte er, dass seine Mitschüler ungeduldig wurden. Deshalb platzierte er vorsichtig beide Krücken auf die Eisoberfläche und schwang sich dann mit seinem gesunden Bein herüber. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass das Eis unter ihm hielt, als er mit seinem gesamten Gewicht darauf stand. Es knackte nicht einmal. Um ihn herum war es jetzt still geworden. Alle schauten ihm gespannt zu. Aus den Augenwinkeln sah Benjamin, dass sogar die großen Siebt- und Achtklässler, die ein paar Meter weiter weg standen, zu ihm herüber blickten.
Vorsichtig setzte er die Krücken ein weiteres Mal in Richtung Mitte des Teiches auf.

Es war schwierig einen guten Halt zu finden, weil das Eis spiegelglatt war. Aber auch nach dem zweiten Nach-Vorne- Schwingen stand er sicher auf dem Eis. Von einem Knacken oder einem Riss im Eis keine Spur. Benjamins Herz, das die ganze Zeit ziemlich wild geschlagen hatte, beruhigte sich ein wenig. Er murmelte noch einmal „nun, mal sehen!“ in sich hinein und setzte ein weiteres Mal die Krücken aufs Eis, schwang sich nach vorne und dann nochmal und nochmal. Er war fast bei der Mitte angekommen, als er vom Rand des Teichs die erboste Stimme des Aufsichtslehrers Herrn Rüge hörte, der schrie, er solle sofort da ´runterkommen. Der Ruf von Herrn Rüge erschreckte Benjamin so sehr, dass er halb herumfuhr, dabei das Gleichgewicht verlor und der Länge nach auf den zugefrorenen Teich klatschte. Der Aufprall seines Körpers aber hatte zur Folge, dass das dünne Eis jetzt doch ganz bedenklich knarrte, und gerade als Benjamin sich halb aufgerichtet hatte und nach seiner Krücke greifen wollte, machte es „Krattschhh“ und brach unter ihm weg. Zunächst erst einmal wusste Benjamin gar nicht so richtig, wie ihm geschah, als das Eis unter ihm brach und er in das kalte Teichwasser stürzte. Als Benjamin untertauchte, stellte er sofort zwei Dinge fest: Erstens, dass das kalte Wasser pikste und zweitens, dass seine Klamotten ziemlich schnell ziemlich schwer wurden. Zum Glück war der Teich nicht so tief, so dass er bald Boden unter die Füße bekam. Als er stand und mit dem Kopf wieder aus dem Wasser guckte, bemerkte er, dass sich da am Ufer ein ziemliches Spektakel abspielte. Herr Rüge ruderte wild mit den Armen und bedeutete ihm zurück ans Ufer zu kommen, die Mädchen kreischten, ein paar seiner Mitschüler grinsten, andere ahmten Herrn Rüge nach. Benjamin fand, dass das ziemlich witzig aussah, wie sie mit ihren Armen vor sich herum wedelten. Er fand, dass das so aussah als ob sie Mücken fangen wollten.
Plötzlich bekam er von der Seite ein Seil gegen den Kopf. Er schaute nach links, in die Richtung, aus der das Seil geworfen worden war, und sah die großen Siebt- und Achtklässler, die zu ihm herüber riefen, er solle sich am Seilende festhalten. Das tat Benjamin dann auch. Bald hatten ihn die großen Siebt- und Achtklässler herausgezogen und Benjamin lag, mit klappernden Zähnen und am ganzen Körper zitternd, vor ihnen am Ufer.
„Wir ha´m doch gesagt: kann man noch nicht drauf gehen!“, sagte einer von ihnen zu dem zitternden Benjamin. Dann kam auch schon Herr Rüge angestürmt und wollte mit Benjamin sofort ins Lehrerzimmer, um ihm trockene Klammotten anzuziehen. Herr Rüge war sogar so aufgeregt, dass er vergaß, dass Benjamin mit seinem Gipsfuß ja gar nicht laufen konnte. Die Krücken lagen aber immer noch auf der vereisten Teichfläche, genau neben dem Loch, in das Benjamin hinein gefallen war. Erst als Gil, der Anführer der Bad Dogs, auf den Gipsfuß von Benjamin zeigte und Herrn Rüge sagte, dass Benjamins Fuß gebrochen sei, schlug sich Herr Rüge mit der flachen Hand auf die Stirn, nahm Benjamin kurzer Hand Huckepack und galoppierte mit ihm Richtung Lehrerzimmer. Fast die ganze Klasse rannte mit dem galoppierenden Herrn Rüge mit.
Als sie vor der Lehrerzimmertür standen und Herr Rüge seinen Schlüssel heraus kramte, passierte dann schließlich doch genau das, was Benjamin davon überzeugte, alles vollkommen richtig gemacht zu haben. Gil, der Anführer der Bad Dogs, flüsterte ihm nämlich zu, dass er überhaupt kein „totaler Streber“ sei, sondern die Mutprobe bestanden habe und jetzt Mitglied er Bad Dogs wäre. Das machte Benjamin mit einem Schlag richtig glücklich, denn trocken werden, das würde er schnell. Da musste er sich mit einem Handtuch nur ein bisschen abrubbeln und dann frische Sachen anziehen. Ein Mitglied bei den Bad Dogs zu sein, das konnte dagegen nicht jeder von sich behaupten. „Totale Streber“ schon gar nicht. Aber ein „totaler Streber“ war Benjamin ja jetzt sowieso nicht mehr.
 

Lio

Mitglied
Hallo Donkys Freund,

mit den Flüchtigkeitsfehlern hattest du ja tatsächlich recht. Ich habe versucht sie zu verbessern. Auch die Namen habe ich geändert, um die Geschichte zeitgemäßer erscheinen zu lassen. Der Plot allerdings ist gleich geblieben. Mir gefällt er nach wie vor ganz gut:)

Viele Grüße

Lio
 



 
Oben Unten